Home -- Inhalt: Serie 4 (Muhammad) -- Übersetzung: Deutsch -- Heft: 7 (Krieg um Medina) -- Text
Vorheriges Heft -- Nächstes Heft
Das Leben Muhammads Nach Ibn Hischam -- Heft 7
Muhammads Krieg um Medina -- (625 bis 627 n.Chr.)
Die Niederlage bei Uhud und ihre Folgen -- Der Grabenkrieg um Medina und seine Folgen
Muhammads Krieg um Medina -- (625 bis 627 n.Chr.)
16. Die Niederlage bei Uhud und ihre Folgen (März 625 bis 626 n.Chr.)
16.1 Wie es zur Schlacht von Uhud kam
16.2 Der Auszug der Quraisch
16.3 Muhammads Vision
16.4 Der Rückzug der Heuchler
16.5 Muhammad rüstet sich zum Kampf
16.6 Über Abu Dudjana
16.7 Die Geschichte des ruchlosen Abu 'Amir
16.8 Der Tod Hamzas, des Herrn der Märtyrer
16.9 Der Tod des Mus'ab ibn 'Umayr
16.10 Die Geschichte des 'Asim ibn Thabit
16.11 Von Handhala, den die Engel gewaschen hätten
16.12 Das Mißgeschick nach dem Sieg
16.13 Was Muhammad am Tage von Uhud widerfahren ist
16.14 Von denen, welche für Muhammad gekämpft haben
16.15 Wie Muhammad in die Schlucht gelangte
16.16 Die Gnade, als Märtyrer zu sterben
16.17 Der Tod Mukhairiqs
16.18 Die Geschichte des al-Harith ibn Suwayd
16.19 Der Tod des 'Amr ibn al-Djamuh
16.20 Die Geschichte Hinds und der Verstümmelung Hamzas
16.21 Die Beerdigung der Märtyrer
16.22 Vom Waschen der Schwerter
16.23 Wie Muhammad den Feind verfolgte
16.24 Die Tötung des Abu 'Azza und des Mu'awiya ibn al-Mughira
16.25 Die Falle des 'Adal und al-Qara an der Quelle Radji' (Juli 625 n.Chr.)
16.26 Der Überfall am Brunnen Ma'una (Juli 625 n.Chr.)
16.27 Die Verbannung des jüdischen Stammes der Banu Nadir aus Medina (August 625 n.Chr.)
16.28 Die Feldzüge gegen die Banu Ghatafan (Oktober 625n.Chr.) und nach Dumat al-Djandal (August und September 626 n.Chr.)
17. Der Grabenkrieg um Medina und seine Folgen (März bis Mai 627 n.Chr.)
17.1 Wie man einen Graben aushob (März 627 n.Chr.)
17.2 Die Quraisch vor Medina
17.3 Wie der jüdische Stamm der Banu Quraiza das Bündnis brach
17.4 Muhammad sendet Kundschafter aus
17.5 Die Moslems in Bedrängnis
17.6 Einige Ungläubige setzen über den Graben
17.7 Die mutige Tat Safiyyas, der Tochter Abd al-Muttalibs
17.8 Wie die Ungläubigen durch List entzweit wurden
17.9 Hudhaifa im Lager der Feinde
17.10 Die Kriegserklärung des Engels Gabriel gegen den jüdischen Stamm der Banu Quraiza
17.11 Die Belagerung der jüdischen Banu Quraiza in Medina (Mai 627 n.Chr.)
17.12 Abu Lubaba und seine Buße
17.13 Die jüdischen Banu Quraiza ergeben sich (Mai 627 n.Chr.)
17.14 Die Hinrichtung des jüdischen Stammes der Banu Quraiza in Medina (Mai 627 n.Chr.)
17.15 Zubair ibn Bata verschmäht seine Begnadigung
17.16 Die Geschichte der jüdischen Knaben 'Atiyya und Rifa'a
17.17 Die Teilung der Beute von den jüdischen Banu Quraiza
17.18 Die Jüdin Rayhana wird Muhammads Frau
17.19 Der Tod des Sa'd ibn Mu'adh
17.20 Die Aufzählung der Märtyrer aus dem Grabenkrieg
17.21 Die Tötung des jüdischen Richters Sallam Abu Raafi' in Khaybar (Juni 627 n.Chr.)
17.22 Die Bekehrung des 'Amr ibn al-'As
Muhammads Krieg um Medina -- (625 bis 627 n.Chr.)
nach Muhammad Ibn Ishaq (gest. 767 n.Chr.) bearbeitet von Abd al-Malik Ibn Hischam (gest. 834 n.Chr.)
Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil
Eine Auswahl mit Anmerkungen von Abd al-Masih und Salam Falaki
16. Die Niederlage bei Uhud und ihre Folgen (März 625 n.Chr. bis 626 n.Chr.)
16.1 Wie es zur Schlacht von Uhud* kam
Nach den Berichten von Muhammad ibn Moslem al-Zuhri und anderer Gelehrter, deren Überlieferungen ich in ein Ganzes verschmolzen habe, kam es auf folgende Weise zu dem Treffen von Uhud: Nach der Niederlage der Quraisch bei Badr, als sowohl die Geflüchteten wie auch Abu Sufyan mit seiner Karawane nach Mekka zurückgekehrt waren, begaben sich Abd Allah ibn Abi Rabi'a, 'Ikrima ibn Abi Djahl und Safwan ibn Umaiyya mit anderen Quraisch, die bei Badr Väter, Söhne oder Brüder verloren hatten, zu Abu Sufyan und denen, welche Güter bei dieser Karawane hatten, und sagten zu ihnen: “Muhammad hat euch mißhandelt und die Besten unter euch erschlagen. Opfert euer Gut dem Krieg gegen ihn. Vielleicht können wir unsere Niederlage rächen.” Die Quraisch erklärten sich dazu bereit. Gegen sie offenbarte Allah, wie mir ein Gelehrter berichtet hat: “Die Ungläubigen geben ihr Gut hin, um uns vom Pfade Allahs abzuhalten. Das aber wird ihr Verderben sein. Sie werden besiegt und zusammen in die Hölle fahren” (Sure al-Anfal 8,36).
Als Abu Sufyan und die an der Karawane Beteiligten das nötige Geld hergaben, beschlossen die Quraisch mit ihren Verbündeten und den ihnen gehorsamen Stämmen von Kinana und den Bewohnern Tihamas, Muhammad zu bekriegen. Abu 'Azza Amr ibn Abd Allah al-Djumahi, ein armer Mann mit großer Familie, welcher bei Badr gefangengenommen wurde und dem Muhammad die Freiheit geschenkt hatte, wurde von Safwan ibn Umaiyya ersucht, mit den Quraisch auszuziehen und ihnen als Dichter mit seiner Zunge beizustehen. Er erwiderte: “Muhammad hat mich begnadigt. Ich will nichts gegen ihn tun.” Safwan sagte: “Du mußt uns beistehen. Kehrst du vom Krieg heim, so mache ich dich reich. Fällst du, so werde ich deine Töchter wie meine Töchter halten und mit ihnen Gutes und Schlimmes teilen.” Abu 'Azza ging hierauf nach Tihama und forderte die Banu Kinana zum Krieg auf.
Djubair ibn Mut'im rief seinen abessinischen Sklaven Wahschi zu sich, der nach Art der Abessinier gewandt im Speerwerfen war, so daß er selten das Ziel verfehlte und sagte zu ihm: “Ziehe mit den Leuten aus, und wenn du Hamza, den Onkel Muhammads tötest und damit meinen Onkel Tuaima ibn Adi rächst, so sollst du frei sein.”
16.2 Der Auszug der Quraisch
Die Quraisch zogen mit ihrer ganzen Macht und Stärke, mit den Verbündeten und denen, welche ihnen von den Banu Kinana und den Bewohnern von Tihama folgten, aus. Auch ihre Frauen begleiteten sie, damit die Männer um so mutiger kämpfen und nicht entfliehen würden. Abu Sufyan, der Oberfeldherr, nahm Hind, die Tochter 'Utbas mit. Sooft Hind an Wahschi vorüberging, sagte sie zu ihm: “O Abu Dasma” (so wurde er genannt), “stille unseren Durst nach Rache und schaffe dir selbst Genesung!” Die Quraischiten rückten vor bis an zwei Quellen im Gebirge, in der Vertiefung von Sabkha, bei Qanat, am Rande des Tales, Medina gegenüber.
16.3 Muhammads Vision
Als Muhammad und seine Gefährten hörten, wo die Quraisch sich niedergelassen hatten, sagte er: “Bei Allah, ich habe ein wahres Gesicht gehabt. Ich habe Stiere gesehen und eine Scharte an der Klinge meines Schwertes. Auch habe ich meine Hand in einen starken Panzer gesteckt, welcher, nach meiner Deutung, Medina darstellt. Ich habe gesehen, wie mir angehörende Stiere geschlachtet worden sind. Das bedeutet, daß manche meiner Gefährten erschlagen werden. Die Scharte an der Schneide meines Schwertes bedeutet den Tod eines meiner Verwandten.” Muhammad fuhr dann fort: “Wollt ihr in Medina bleiben und den Feind in seinem Lager lassen, so wird er einen schlechten Standpunkt haben, wenn er dort bleibt. Wenn er aber bei uns eindringt, so müssen wir ihn mitten in der Stadt bekämpfen.” Abd Allah ibn Ubayy stimmte dieser Ansicht bei, und Muhammad zog zwar ungern, aber doch selbst dem Feind entgegen.
Manche Moslems, die bei Badr nicht mitgefochten hatten, die jedoch Allah bei Uhud den Märtyrertod sterben ließ, sagten zusammen mit anderen: “O Gesandter Allahs, führe uns dem Feind entgegen! Er soll uns nicht für schwach und feige halten!” Abd Allah bat Muhammad, in Medina bleiben zu dürfen. “Wir sind nie,” sagte er, “gegen einen Feind ausgezogen, ohne von ihm geschlagen worden zu sein, während noch keiner uns in der Stadt angegriffen hat, den wir nicht zurückgeschlagen hätten. Darum laß sie. Bleiben sie, so haben sie einen schwierigen Stand. Dringen sie in unsere Stadt ein, so treten ihnen unsere Männer entgegen, während unsere Frauen und Kinder Steine auf sie herabschleudern. Kehren sie um, so bleiben sie mit Schande bedeckt, wie sie gekommen sind.”
Aber die Kampflustigen bestürmten Muhammad so lange, bis er in seine Wohnung ging und seinen Panzer anzog. – Es war an einem Freitag, nach dem Gebet. – Muhammad betete noch für den an diesem Tage verstorbenen Hilfsgenossen Malik ibn Amr von den Banu al-Nadjdjar und begab sich dann zu der Truppe. Sie bereuten jetzt, was sie getan hatten und sagten: “Wir hätten Muhammad nicht nötigen sollen!” Dann sagten sie zu ihm: “Wir haben dich genötigt, das war nicht recht! Wenn du willst, so bleibe, Allah sei dir gnädig!” Muhammad antwortete: “Es ziemt einem Propheten nicht, wenn er einmal den Panzer angezogen hat, ihn wieder abzulegen, ehe er gekämpft hat.” So zog er dann mit tausend seiner Gefährten aus.
16.4 Der Rückzug der Heuchler
Als sie in Schaut, zwischen Medina und Uhud, angekommen waren, trennte sich Abd Allah mit einem Drittel der Leute von Muhammad und sagte: “Er schenkte anderen Gehör und folgte meinem Rat nicht. Wir wissen nicht, ihr Leute, wozu wir uns umbringen lassen sollen.” Abd Allah kehrte mit den Heuchlern und Zweiflern aus seinem Volke um. Abd Allah ibn Amr ibn Haram, ein Bruder der Banu Salama, eilte ihnen nach und sagte: “Ich ermahne euch bei Allah, verlaßt euer Volk und euren Propheten angesichts des Feindes nicht!” Sie erwiderten: “Wüßten wir, daß es zum Kampf käme, so würden wir euch nicht preisgeben, aber das glauben wir nicht.” Als sie in ihrer Widerspenstigkeit verharrten und durchaus umkehren wollten, sagte er: “Allah verdamme euch, Feinde Allahs! Er wird euch seinem Propheten entbehrlich machen!”
Ein anderer als Zijad hat berichtet, die Moslems hätten am Tage von Uhud zu Muhammad gesagt: “Sollen wir nicht die mit uns verbündeten Juden zu Hilfe rufen?” Er aber habe geantwortet: “Wir brauchen sie nicht!”
Zijad erzählt: “Muhammad rückte vor bis auf das Steinfeld der Banu Harith. Da wedelte eine Stute mit dem Schwanz und traf den Haken, an welchem das Schwert hing, so daß es aus der Scheide fiel. Muhammad, der manches als Vorbedeutung* ansah, ohne jedoch den Flug der Vögel oder dergleichen zu befragen, sagte zu dem Träger des Schwertes: ,Zeichne dein Schwert, denn ich sehe, daß heute unsere Schwerter gezogen werden.'
Der Verfasser versucht, jede Spur eines Einflusses heidnischer Sitten und Gebräuche auf Muhammad zu leugnen, zumal einige Überlieferungen den Eindruck erwecken, Muhammad habe bisweilen als Wahrsager geredet und gehandelt.
Dann sagte er zu seinen Gefährten: ,Wer will mit uns gegen den Feind auf einem nahen Weg ziehen, auf dem er uns nicht begegnet?' Abu Haithama, ein Bruder der Banu Haritha, sagte: ,Ich, Gesandter Allahs!' Er ging mit ihm über das Feld der Banu Haritha und zwischen ihren Gütern hindurch, bis sie an das Feld des blinden Mirba ibn al-Qaizi kamen, der ein Heuchler war. Als er die Stimme Muhammads und seiner Gefährten hörte, warf er ihnen Erde ins Gesicht und rief: ,Wenn du auch ein Gesandter Allahs bist, so gestatte ich dir doch nicht, meinen Garten zu betreten.' Die Leute sprangen herbei, um ihn zu erschlagen, aber Muhammad sagte: ,Tötet ihn nicht! Er ist blind im Herzen und an den Augen.' Ehe jedoch Muhammad dies gesagt, war Sa'd ibn Zaid, ein Bruder der Banu Abd al-Aschhal, schon auf ihn zugesprungen und hatte ihn mit seinem Bogen am Kopf verwundet.”
16.5 Muhammad rüstet sich zum Kampf
Muhammad ging dann weiter bis zur Schlucht von Uhud, wo das Tal nach dem Berge hinausläuft. Hier schlug er sein Lager auf. Den Berg Uhud hatte er schützend im Rücken. Er verbot seinen Leuten, eher zu kämpfen, als er den Befehl dazu erteilen werde. Die Quraisch hatten ihre Tiere, die in der Reserve und an den Flügeln standen, in den Saatfeldern von Samgha, die Moslems gehörten, weiden lassen. Als Muhammad vom Kampf zurückhielt, sagte ein Hilfsgenosse: “Sollen die Saaten der Söhne Qailas abgeweidet werden, ohne daß wir kämpfen?” Muhammad stellte hierauf seine Leute, die 700 Mann zählten, in Schlachtordnung auf. Er stellte Abd Allah ibn Djubair, von den Banu Amr ibn Auf, der durch ein weißes Gewand ausgezeichnet war, an die Spitze der 50 Bogenschützen und sagte: “Halte mit deinen Pfeilen die feindlichen Reiter von uns ab, damit sie uns nicht in den Rücken fallen. Das Treffen mag eine günstige oder schlimme Wendung für uns nehmen, bleibe du auf deinem Posten, daß wir von deiner Seite her nicht überfallen werden.”
Muhammad schützte sich selbst durch einen doppelten Panzer.* Das Banner übergab er Mus'ab ibn 'Umayr. Muhammad nahm an jenem Tage auch Samura ibn Djundub und Raafi' ibn Khadidj, einen Bruder der Banu Haritha, auf. Beide waren erst fünfzehn Jahre alt. Er hatte sie zurückgewiesen. Man sagte ihm aber: “Raafi' ist ein guter Schütze!” Als er diesen aufgenommen hatte, sagte man ihm noch: “Samura kann Raafi' niederstrecken.” So ließ er auch ihn zu. Er wies aber Usama ibn Zaid, Abd Allah ibn Umar, Zaid ibn Thabit, von den Banu Malik, Bara ibn Azib, von den Banu Haritha, Amr ibn Hazm, von den Banu Malik und Usayd ibn Zuhair, von den Banu Haritha, ab, die auch erst 15 Jahre alt waren, ließ sie jedoch am Tag des Grabenkrieges zu.
Die Quraisch, die 3000 Mann, darunter 200 Reiter an den Flügeln, zählten, welche Khalid ibn Walid und 'Ikrima anführten, stellten sich ebenfalls in Schlachtordnung auf.
16.6 Über Abu Dudjana
Muhammad sagte: “Wer will dieses Schwert um seinen Preis?” Es erhoben sich mehrere Leute. Aber Muhammad gab es keinem, bis Abu Dudjana Simak ibn Kharascha, ein Bruder der Banu Sa'ida, hervortrat und fragte: “Um welchen Preis?” Muhammad sagte: “Du mußt damit auf den Feind einhauen, bis es sich biegt.”* – “So gib es mir,” sagte Abu Dudjana, und Muhammad gab es ihm. Abu Dudjana war ein tapferer Mann, der sich im Krieg hervorzutun pflegte. Sobald er sich einen roten Turban umgebunden hatte, wußte man, daß er kämpfen wollte. Als er das Schwert genommen hatte, zog er das rote Tuch hervor, band es um den Kopf und ging stolz zwischen den beiden Reihen einher. Als Muhammad ihn so stolz einhergehen sah, sagte er: “Ein solcher Gang ist Allah nur an dieser Stelle angenehm.”
16.7 Die Geschichte des ruchlosen Abu 'Amir
Abu 'Amir Abd Amr ibn Saifi von den Banu Dhubaia hatte, aus Haß gegen Muhammad, sich mit fünfzig Ausiten nach Mekka begeben und den Quraischiten versichert, daß, wenn er seinen Leuten entgegentreten werde, nicht zwei Mann sich ihm widersetzen würden. Als nun der Zusammenstoß begann, befand sich Abu 'Amir an der Spitze der Verbündeten und ihrer Sklaven. Er rief: “O ihr Ausiten! Ich bin Abu 'Amir.” Sie antworteten: “Allah verdamme dich, du Ruchloser!” Muhammad hatte ihm diesen Beinamen gegeben, während er bei den Heiden “Mönch” genannt wurde.
Als er diese Antwort vernahm, sagte er: “Mein Volk ist nach meiner Trennung vom Bösen heimgesucht worden.” Er kämpfte dann heftig gegen sie und bewarf sie auch mit Steinen. Abu Sufyan sagte zu den Fahnenträgern von den Banu Abd al-Dar, um sie anzuspornen: “O ihr Söhne Abd al-Dars! Ihr wart die Herren unserer Fahne am Tage von Badr, und ihr habt gesehen, was uns zugestoßen ist. Das Schicksal des Heeres hängt vom Banner ab, weicht dieses, so geht auch das Heer zugrunde. Schützt unser Banner oder überlaßt es uns, und wir wollen es schützen.” Die Banu Abd al-Dar gerieten in Eifer und versprachen, ihre Pflicht zu erfüllen und sagten: “Wir sollen dir unsere Fahne übergeben? Du sollst morgen, beim Treffen, unsere Taten sehen.” Abu Sufyan hatte damit seinen Zweck erreicht. Als der Zusammenstoß begann, erhob sich Hind mit den anderen Frauen, die bei ihr waren, sie folgten den Männern mit Tamburinen und spornten sie zum Kampfe an. Hind rief ihnen u. a. zu:
Mutig, ihr Söhne Abd al-Dars! Mutig, ihr Beschützer derer, die euch folgen. Haut zu mit scharfen Klingen! Schreitet ihr vorwärts, so umarmen wir euch und breiten Polster vor euch aus. Flieht ihr aber, so scheiden wir voneinander, nicht wie Liebende.
Das Losungswort der gläubigen Moslems am Tage von Uhud war, wie Hischam berichtet: “Töte! Töte!”*
Der Kampf entspann sich und wurde immer heftiger. Abu Dudjana kämpfte und drang mitten in die Reihen des Feindes. Sooft er einen Gegner angriff, berichtet Zubair weiter, erschlug er ihn. Es befand sich unter den Ungläubigen ein Mann, der jeden Verwundeten totschlug. Als er in die Nähe Abu Dudjanas kam, betete ich zu Allah, er möge sie gegeneinander führen. Dies geschah auch, und sie wechselten zwei Hiebe miteinander. Der Ungläubige traf Abu Dudjanas Schild und beschädigte sein Schwert daran. Dann wurde er von ihm erschlagen. Weiter sah ich, wie er sein Schwert auch über das Haupt Hinds schwang, es aber wieder zurückzog. Da sagte ich: “Allah und sein Gesandter wissen doch mehr!”
16.8 Der Tod Hamzas, des Herrn der Märtyrer
Hamza stürzte sich in das Schlachtgetümmel, bis er Artat ibn Abd Schurahbil, einen der Bannerträger erschlug. Als hierauf Siba ibn Abd al-'Uzza an ihm vorüberkam, welcher den Beinamen Abu Niyar führte, forderte er ihn zum Zweikampf auf, indem er ihm zurief: “Herbei, du Sohn der Beschneiderin!” Seine Mutter, Umm Ammar, eine Freigelassene des Thaqifiten Schariq ibn Amr, beschnitt nämlich Jungfrauen Mekkas. Hamza erschlug ihn auch.
Wahschi erzählt: “Ich sah Hamza, der wie ein dunkelbraunes Kamel die Menschen mit seinem Schwert ohne Gnade niedermähte, als Siba vor mir sich näherte. Er rief ihm zu: ‘Herbei, du Sohn einer Beschneiderin!' Er versetzte ihm einen Hieb, verfehlte aber sein Haupt. Ich schwang alsbald meinen Speer und warf ihn in Hamzas Unterleib mit solcher Kraft, daß er zwischen den Füßen wieder hervorkam. Er taumelte mir entgegen, war aber überwunden und fiel um. Ich wartete, bis er tot war. Dann zog ich den Speer heraus, begab mich stolz zum Heer zurück und sagte: ,Nun brauche ich nichts weiter!' Ich hatte ihn nur erschlagen, um frei zu werden.
Als ich nach Mekka kam, erhielt ich meine Freiheit. Ich blieb in Mekka, bis die Stadt von Muhammad erobert wurde. Da floh ich nach Ta'if. Als aber Abgeordnete von Ta'if sich zu Muhammad begaben, um den Islam anzunehmen, wußte ich nicht, welchen Fluchtweg ich nehmen solle. Ich dachte daran, nach Jemen, Syrien oder einem andern Land auszuwandern. Während ich so in Sorgen war, sagte jemand zu mir: ,Wehe dir! Bei Allah, Muhammad tötet keinen Menschen, der seine Religion annimmt und sein Glaubensbekenntnis ablegt.' Als er dies gesagt hatte, reiste ich nach Medina, und ehe Muhammad etwas ahnte, stand ich vor ihm und legte das wahre Glaubensbekenntnis ab. Als er mich erblickte, fragte er: ‘Bist du Wahschi?'
Als ich seine Frage bejahte, hieß er mich sitzen und forderte mich auf, ihm zu erzählen, wie ich Hamza getötet hätte. Ich erzählte es ihm, so wie ich es eben euch erzählt habe. Als meine Erzählung zu Ende war, sagte er: ,Wehe dir! Entziehe mir deinen Anblick! Ich will dich nie mehr sehen!'
Ich wich ihm von da an immer aus, damit er mich nie mehr sähe, bis ihn Allah zu sich nahm.”
16.9 Der Tod des Mus'ab ibn 'Umayr
Mus'ab ibn 'Umayr verteidigte Muhammad, bis ihn Ibn Qamia al-Laithi erschlug. Er verwechselte ihn mit dem Gesandten Allahs, ging zu den Quraisch zurück und sagte: “Ich habe Muhammad erschlagen.”
Als Mus'ab erschlagen war, übergab Muhammad die Fahne Ali, der mit anderen Moslems den Kampf fortsetzte.
Maslama ibn 'Alqama hat mir erzählt: “Als der Kampf am Tage von Uhud heftig wurde, saß Muhammad unter dem Banner der Hilfsgenossen und befahl Ali, mit dem Banner vorzurücken. Ali gehorchte und sagte: ,Ich bin der Allesniederschmetternde.'* Abu Sa'd ibn Abi Talha, der Bannerträger der Ungläubigen, fragte ihn, ob er Lust habe, seine Herausforderung anzunehmen. Ali sagte: ,Ja,’ und sie kämpften miteinander zwischen den beiden Reihen. Ali versetzte ihm einen Hieb, der ihn niederstreckte, worauf er ihn verließ, ohne ihn zu töten. Als seine Gefährten ihn fragten, warum er ihn nicht getötet habe, sagte er: ‘Er ist mir mit entblößten Schamteilen entgegengekommen, darum hat mich die Verwandtenliebe von ihm zurückgehalten. Ich wußte, daß Allah ihn schon getötet hat.'”
16.10 Die Geschichte des 'Asim ibn Thabit
'Asim ibn Thabit ibn Abi al-Aqlah kämpfte, bis er Musafi und Djulas, die Söhne Talhas, mit einem Pfeilschuß tötete. Djulas lief noch zu seiner Mutter Sulafa und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sie fragte, wer ihn verwundet habe, und er antwortete: “Ich habe gehört, wie ein Mann, der den Pfeil gegen mich abschoß, gesagt hat: ,Nimm ihn hin! Ich bin der Sohn des Abi al-Aqlah.'” Da gelobte sie, daß, wenn Allah das Haupt Abi al-Aqlahs in ihre Gewalt gäbe, sie Wein daraus trinken werde.
16.11 Von Handhala, den die Engel gewaschen hätten
Handhala ibn Abi Amir kämpfte gegen Abu Sufyan und erlangte die Oberhand. Als Schaddad ibn al-Aswad dies sah, versetzte er Handhala einen Hieb, der ihn tötete. Muhammad sagte: “Die Engel werden euren Gefährten Handhala waschen.” Man befragte dann seine Familie über seinen Zustand, und seine Gattin sagte: “Er war unrein, zog aber aus, sobald er das Kriegsgeschrei hörte.” Dann sandte Allah den Gläubigen seinen Beistand und erfüllte seine Verheißung. Sie drangen auf die Ungläubigen mit dem Schwert ein, bis sie vom Lager wichen und ihre Flucht offensichtlich war.
16.12 Das Mißgeschick nach dem Sieg
Yahya ibn Abbad hat mir von seinem Vater berichtet, der ihm von seinem Großvater erzählt hat: “Bei Allah, ich weiß noch, wie ich zu den Dienern und Freundinnen Hinds, der Tochter 'Utbas, hinblickte, welche in aller Eile flohen, und es hätte wenig gefehlt, daß sie gefangengenommen worden wären. Da gingen die Schützen auf das feindliche Lager zu, von welchem wir den Feind vertrieben hatten und gaben unsern Rücken den feindlichen Reitern frei, welche uns alsbald von hinten überfielen.*
Man hörte dann eine Stimme, die rief: ,Muhammad ist erschlagen,’ worauf wir die Flucht ergriffen, nachdem wir die feindlichen Bannerträger geschlagen hatten, daß keiner dem Banner mehr nahe zu kommen wagte. Der Rufende war der Geist der Anhöhe (d.h. der Satan!).
Das Banner der Quraisch blieb liegen, bis es Amra, die Tochter Alqamas von den Banu Harith, aufhob und die Quraisch sich wieder darum sammelten. Der letzte Bannerträger war Suab, ein abessinischer Sklave der Banu Abi Talha. Er hatte gekämpft, bis ihm beide Hände abgehauen wurden. Dann verteidigte er das Banner noch kniend und drückte es an seinen Hals und seine Brust, bis er getötet wurde und sterbend ausrief: ,Allah, bist du mir beigestanden? Ich bin entschuldigt.'"
Hassan ibn Thabit hat hierüber gedichtet:
Ihr rühmt euch mit eurer Fahne. Aber welch ein schlechter Ruhm, wenn die Fahne einem Betrunkenen gegeben wird, wenn ihr euren Ruhm einem Sklaven anvertraut, dem niedrigsten aller Menschen, welche den Staub der Erde betreten. Ihr wähntet am Schlachttage - der Tor lebt immer im Wahn und trifft das Rechte nie - ihr werdet in Mekka unsre milchreichen Kamelinnen verkaufen, mit rötlicher Brust, deren gerötete Vorderfüße das Auge erfreuen, die aber nicht von Farbe gerötet sind.
16.13 Was Muhammad am Tage von Uhud widerfahren ist
Die Moslems waren nun bloßgestellt, und der Feind brachte ihnen eine Niederlage bei. Es war ein Tag der Versuchung und Erprobung, an welchem Allah manche durch den Märtyrertod verherrlichte. Zuletzt drang der Feind bis in die Nähe Muhammads vor. Er wurde von einem Stein getroffen, den 'Utba ibn Abi Waqqas gegen ihn schleuderte, so daß er umfiel. Muhammad wurde ein Vorderzahn ausgeschlagen, und er erhielt eine Wunde an der Wange und an den Lippen.
Humaid al-Tawil hat von Anas ibn Malik berichtet: “Am Tage von Uhud wurde ein Vorderzahn des Propheten ausgeschlagen, und er wurde im Gesicht verwundet, so daß das Blut an seinem Gesicht herabfloß. Er sagte, indem er es abwischte: ,Wie kann ein Volk gedeihen, das seinen Propheten, der sie zu Allah aufruft, mit Blut färbt.' Hierauf offenbarte Allah: ‘Du hast keine Gewalt. Allah wendet ihnen entweder seine Gnade zu oder bestraft sie als Übeltäter’“ (Sure Al 'Imran 3,128).
Rubaih ibn Abd al-Rahman erzählt: “'Utba ibn Abi Waqqas habe an jenem Tage einen Stein gegen Muhammad geschleudert, der ihm den rechten unteren Vorderzahn einschlug und die Unterlippe verwundete. Abd Allah ibn Schihab al-Zuhri habe ihn an der Stirn, und Ibn Qamia an der Wange verletzt. Auch wurden zwei Ringe vom Helm in die Wange gedrückt, und er fiel in eine der Gruben, welche Abu 'Amir heimlich gemacht hatte, damit die Gläubigen hineinstürzen sollten. Ali ergriff dann Muhammads Hand, und Talha ibn 'Ubaid Allah hob ihn in die Höhe, bis er wieder aufrechtstand. Malik ibn Sinan sog das Blut aus seinem Gesicht und verschlang es. Muhammad sagte: ,Wer mein Blut mit dem seinigen vermischt, bleibt von der Hölle unberührt.’”*
Abd al-Aziz ibn Muhammad berichtet, Abu Ubaida ibn al-Djarrah habe einen der beiden Panzerringe aus Muhammads Gesicht gezogen. Dabei fiel ihm ein Vorderzahn aus. Dann entfernte er den zweiten Panzerring aus Muhammads Gesicht, und da fiel auch der zweite Vorderzahn aus.
Hassan ibn Thabit hat folgende Verse gegen 'Utba gedichtet:
Wenn Allah ein Geschlecht für seine Taten bestraft und für seine Widerspenstigkeit gegen den Barmherzigen, den Herrn des Ostens, so möge er dich beschämen, du Utaib* ibn Malik, und vom Tod einen seiner Donner gegen dich schleudern! Du hast böswillig deine Rechte gegen den Propheten ausgestreckt und seinen Mund bluten gemacht. Möge sie von einem Blitz abgeschlagen werden! Hast du nicht an Allah gedacht und an den Ort, der deiner harrt, wenn das Ungemach herannaht?
Als der Feind auf Muhammad eindrang, fragte er: “Wer will sich für uns opfern?”* Da erhob sich Zijad ibn al-Sakan mit fünf anderen Hilfsgenossen, und einer nach dem andern beschützte Muhammad kämpfend, bis er erschlagen wurde. Der letzte war Zijad oder sein Sohn Umara, der sich schlug, bis er schwer verwundet war. Dann kam eine Schar Gläubiger herbei, die den Feind von ihm wegtrieb. Muhammad sagte: “Bringt ihn zu mir her!” Als man ihn herbeibrachte, stützte Muhammad dessen Haupt auf seinen Fuß, und er starb in dieser Lage.**
** Muhammad umfing den Sterbenden, der sich für ihn geopfert hatte, nicht mit seinen Armen, nein, er erlaubte ihm lediglich sein Haupt auf seinen Fuß zu stützen!
16.14 Von denen, welche für Muhammad gekämpft haben
Abu Dudjana gab seinen Leib als Schild für Muhammad hin. Er neigte sich über ihn und bot seinen Rücken den feindlichen Pfeilen, bis er dicht von ihnen gespickt war. Sa'd ibn Abi Waqqas beschützte Muhammad mit seinem Bogen. Dieser reichte ihm die Pfeile und sagte: “Schieße! Du bist mir teurer als mein Vater und meine Mutter!” Zuletzt reichte er ihm sogar Pfeile ohne Spitze und sagte: “Schieße damit!” Asim ibn Umar hat mir berichtet, Muhammad habe selbst Pfeile geschossen bis sein Bogen unbrauchbar wurde, den dann Qatada ibn al-Nu'man nahm. Dieser wurde an jenem Tage am Auge getroffen, so daß es ihm auf die Wange fiel.
Dem Bericht des Ibn Schihab al-Zuhri zufolge erkannte nach der Flucht, nachdem es geheißen hatte, Muhammad sei erschlagen worden, Ka'b ibn Malik ihn zuerst wieder. “Ich sah,” so erzählt er, “wie seine Augen unter dem Visier hervorstrahlten.” Da rief ich laut: “Freut euch, ihr Gläubigen, hier ist der Gesandte Allahs!” Dieser gab mir aber ein Zeichen, daß ich schweigen möge. Als die Gläubigen Muhammad erkannten, gingen sie mit ihm zur Schlucht. Es waren u. a. bei ihm: Abu Bakr, Umar, Ali, Talha, Zubair und al-Harith ibn al-Simma.
Als Muhammad in der Schlucht ausruhte, kam Ubayy ibn Khalaf und rief: “Wo ist Muhammad? Ich will zugrunde gehen, wenn er entkommt!” Da fragten die Leute Muhammad, ob einer von ihnen Ubayy entgegentreten solle. Er antwortete: “Laßt ihn!” Als er nahe kam, ergriff Muhammad die Lanze des Harith ibn al-Simma und schwang sie in einer Weise, daß wir davonflogen wie eine giftige Fliege vom Rücken eines Kamels, wenn es sich schüttelt. Er ging dann auf ihn zu und versetzte ihm einen Schlag in den Nacken, daß er beinahe vom Pferd herabtaumelte. Er schwankte und neigte sich von einer Seite auf die andere.
Ubayy war einst Muhammad in Mekka begegnet und hatte nach dem Bericht des Salih ibn Ibrahim zu ihm gesagt: “Ich habe eine Stute, die al-'Audh heißt. Ich füttere sie jeden Tag mit einer Ration Korn, damit ich auf ihr reitend dich töte.” Muhammad hatte ihm geantwortet: “Nicht so, sondern wenn Allah will, werde ich dich erschlagen!” Als er mit einer kleinen Wunde am Nacken zu den Quraischiten zurückkehrte, aus der nur wenig Blut floß, sagte er: “Bei Allah, Muhammad hat mich getötet.” Die Quraisch sagten zu ihm: “Bei Allah, du bist ein Schwächling und hast dein Herz verloren.” Er erwiderte: “Er hat mir in Mekka gesagt, er werde mich erschlagen. Und wenn er mir nur ins Gesicht gespien hätte, so müßte ich auch daran sterben.” Der Feind Allahs starb während der Rückkehr nach Mekka in Sarif.*
16.15 Wie Muhammad in die Schlucht gelangte
Als Muhammad an den Eingang der Schlucht gelangte, ging Ali heraus und füllte seinen Schlauch an einer Zisterne und brachte ihn Muhammad. Dieser fand aber einen unangenehmen Geruch an dem Wasser und trank vor Ekel nichts davon. Er wusch das Blut vom Gesicht und goß Wasser auf sein Haupt und sagte: “Allahs Zorn wird heftig sein gegen den, der das Gesicht seines Propheten blutig geschlagen hat.”
Während Muhammad mit den Gefährten in der Schlucht war, bestiegen mehrere Quraischiten den Berg. Khalid ibn Walid befehligte diese Reiter. Da sagte Muhammad: “Allah, laß sie nicht über uns kommen!” Umar und einige Hilfsgenossen kämpften gegen sie, bis sie sie vom Berg vertrieben hatten. Muhammad wollte dann auf einen Felsen steigen, der auf dem Berg hervorragte. Da er aber in einem doppelten Panzer steckte, war er für dieses Vorhaben zu schwach. Talha stützte ihn daher von unten, bis er den Felsen bestiegen hatte und aufrechtstand. Umar, ein Freigelassener Ghufras, berichtet, Muhammad habe am Tage von Uhud das Mittagsgebet wegen der Wunden, die er erhalten hatte, sitzend verrichtet. Die Gläubigen beteten ihm, ebenfalls sitzend, nach. Viele Gläubige hatten die Flucht ergriffen. Einige waren bis al-Munaqqa über al-A'was gekommen.
16.16 Die Gnade, als Märtyrer zu sterben
Als Muhammad nach Uhud ausrückte, ließ man Abu Hudhaifa ibn al-Yaman und Thabit ibn Waqsch in den festen Häusern bei den Frauen und Kindern zurück, denn beide waren sehr bejahrt. Einer sagte aber zum andern: “Mögst du keinen Vater haben! Auf was wartest du? Bei Allah, es bleibt keinem von uns eine längere Lebensfrist, als ein Esel den Durst aushalten kann. Wir sind heute oder morgen des Todes. Wollen wir nicht lieber zu unserem Schwert greifen und uns dem Gesandten Allahs anschließen? Vielleicht schenkt uns Allah die Gnade, mit ihm als Märtyrer zu sterben.” Sie gingen dann zu den übrigen Gläubigen mit dem Schwert in der Hand, und niemand erkannte sie. Thabit wurde von den Ungläubigen erschlagen, Abu Hudhaifa aber von den Gläubigen. Hudhaifa schrie: “Mein Vater!” Sie sagten: “Bei Allah, wir haben ihn nicht erkannt.” Und es war auch so. Worauf jener versetzte: “Allah, der Allbarmherzige, vergebe euch!” Muhammad wollte ihm das Sühnegeld geben, aber er schenkte es dem armen Gläubigen, was ihm bei Muhammad noch höheres Ansehen einbrachte.
Jazid, ein Sohn des Hatib ibn Umaiyya, wurde bei Uhud verwundet, und man brachte ihn sterbend in die Wohnung seiner Familie. Die Hausbewohner sammelten sich um ihn, und die gläubigen Männer und Frauen sagten: “Freue dich, Sohn Hatibs, auf das Paradies!” Hatib, ein Greis, der noch vom Heidentum umschleiert war, verriet an diesem Tage seine Heuchelei, indem er sagte: “Was verkündet ihr meinem Sohn? Etwa einen Garten bei Harmal?* Bei Allah, ihr habt diesen Jungen durch falsche Vorspiegelungen um sein Leben gebracht!”
16.17 Der Tod Mukhairiqs
Mukhairiq, einer der Banu Tha'laba ibn al-Fityun, war auch unter denen, welche bei Uhud erschlagen wurden. Er sagte an diesem Tag zu den Juden: “Ihr wißt, bei Allah, daß ihr Muhammad Beistand schuldig seid.” Sie erwiderten: “Heute ist Sabbat.” Er aber entgegnete: “Es gibt keinen Ruhetag,” nahm seine Rüstung und sein Schwert und sagte: “Wenn ich falle, so sei Muhammad der Erbe meines Gutes und schalte damit nach Belieben.” Er begab sich dann zu Muhammad und kämpfte an seiner Seite, bis er getötet wurde. Wie mir berichtet wurde, soll Muhammad gesagt haben: “Mukhairiq war der beste aller Juden!”
16.18 Die Geschichte des al-Harith ibn Suwayd
Al-Harith ibn Suwayd, der ein Heuchler war, zog mit den Gläubigen nach Uhud. Während des Kampfes überfiel er Mudjadhdhar ibn Dhiyad und Qays ibn Zaid, tötete sie und schloß sich in Mekka den Quraischiten an. Wie man berichtet, erteilte Muhammad Umar den Befehl, ihn zu töten, wenn er seiner habhaft werde. Aber er entkam und blieb in Mekka. Dann ließ er seinem Bruder Djulas sagen, er wolle sich bekehren, um zu seinem Volk zurückkehren zu können. Da offenbarte Allah: “Wie soll Allah Menschen leiten, die wieder ungläubig geworden sind, nachdem sie geglaubt und bekannt haben, daß der Gesandte ein wahrer Gesandter ist, der ihnen klare Zeichen gebracht hat ...” (Sure Al 'Imran 3,86). Eines Tages, als Muhammad bei einigen seiner Gefährten saß, trat al-Harith aus einem Garten heraus, in zwei rotgefärbte Gewänder gehüllt. Muhammad befahl alsbald Uthman ibn 'Affan, ihm den Kopf abzuschlagen.*
16.19 Der Tod des 'Amr ibn al-Djamuh
Amr ibn Djamuh war ein Mann, der stark hinkte. Er hatte vier Söhne, welche wie Löwen an der Seite Muhammads fochten. Am Tage von Uhud wollten sie ihren Vater zurückhalten. Sie sagten zu ihm, Allah werde ihn entschuldigen. Er ging zu Muhammad und sagte zu ihm: “Meine Söhne wollen mich zurückhalten und mir nicht gestatten, in diesem Feldzug mit dir zu ziehen. Aber, bei Allah, ich hoffe in dieser Lahmheit das Paradies zu betreten.” Muhammad erwiderte: “Gewiß wird dir Allah verzeihen. Du bist nicht verpflichtet, in den Krieg zu ziehen.” Seinen Söhnen sagte er aber: “Warum wollt ihr ihn zurückhalten? Vielleicht schenkt ihm Allah die Gnade, als Märtyrer zu sterben.”* Amr zog dann mit und wurde am Tage von Uhud erschlagen.
16.20 Die Geschichte Hinds und der Verstümmelung Hamzas
Salih ibn Kaisan hat erzählt: “Hind, die Tochter 'Utbas und die Frauen, die bei ihr waren, verstümmelten die gefallenen Gefährten Muhammads und schnitten ihnen Ohren und Nasen ab. Hind machte aus Ohren und Nasen der Männer Fuß- und Halsbänder und schenkte ihre Fuß- und Halsbänder und Ohrringe Wahschi, dem Sklaven des Djubair ibn Mut'im. Sie schnitt auch die Leber Hamzas heraus, biß ein Stück davon ab, konnte es jedoch nicht verschlingen und spie es wieder aus. Dann bestieg sie einen hohen Felsen und rief mit lauter Stimme:
Wir haben euch den Tag von Badr heimgezahlt und auf jenen Kampf folgt ein anderer, sehr heißer. Ich hielt es nicht mehr aus vor Schmerz über 'Utba, meinen Bruder, seinen Onkel und meinen Erstgeborenen. Nun habe ich meinem Herzen Linderung verschafft und mein Gelübde erfüllt. Wahschi hat den Brand in meiner Brust geheilt, ich werde ihm stets dankbar sein, bis meine Gebeine im Grabe vermodern.
Muhammad selbst ging, wie ich vernommen habe, um Hamza aufzusuchen, und er fand ihn im Inneren des Tales. Die Leber war aus dem Leibe geschnitten. Er war ganz verstümmelt, mit abgeschnittenen Ohren und abgeschnittener Nase.
Als Muhammad dies sah, sagte er: “Wenn ich nicht fürchtete, Safiyya würde sich betrüben, und man könnte es nach mir als Beispiel nehmen, so würde ich ihn liegen lassen, bis ihn wilde Tiere und Raubvögel aufzehren. Verleiht mir Allah irgendwo Sieg über die Quraisch, so werde ich dreißig von ihnen verstümmeln.” Als die Gläubigen Muhammads Schmerz und Grimm sahen über die Mißhandlung seines Onkels, sagten sie: “Bei Allah, wenn uns Allah dereinst Sieg verleiht, wollen wir sie in einer Weise verstümmeln, wie es noch nie unter Arabern vorgekommen ist.” Als Muhammad so vor Hamza stand, sagte er: “Bei Allah, es ist mir nie ein ähnliches Unglück widerfahren. Ich war nie in einer schmerzlicheren Lage als heute.” Dann fuhr er fort: “Gabriel ist zu mir gekommen und hat mir mitgeteilt, Hamza sei unter den Bewohnern der sieben Himmel, dort stehe geschrieben: ‘Hamza, Sohn des Abd al-Muttalib, der Löwe Allahs und seines Gesandten.’” Muhammad, Hamza und Abu Salama ibn Abd al-Asad waren Milchbrüder. Sie wurden miteinander von einer Freigelassenen Abu Lahabs gestillt.
Muhammad ibn Ka'b al-Qurazi und ein anderer zuverlässiger Mann von Ibn 'Abbas berichtet, Allah habe infolge dieser Worte Muhammads und seiner Gefährten, geoffenbart: “126 Wenn ihr straft, so straft in dem Maße, wie euch Unrecht angetan worden ist. Wenn ihr aber (das an euch verübte Unrecht) mit Geduld ertragt, ist das besser für euch. 127 Seid geduldig und vertraut auf Allah. Betrübe dich nicht über sie und fühle dich nicht beengt wegen ihrer Bosheit” (Sure al-Nahl 16,126-127).
Muhammad verzieh hierauf, ertrug alles mit Geduld und verbot die Verstümmelung. Humaid al-Tawil hat mir von Hasan berichtet, der es von Samura ibn Djundub gehört hat: “Muhammad verließ nie einen Ort, an welchem er sich aufgehalten hatte, ohne uns zu ermahnen, Almosen zu geben und das Verstümmeln zu unterlassen.” Ein zuverlässiger Mann hat mir von Miqsam, einem Freigelassenen des Abd Allah ibn al-Harith, berichtet, der es von Ibn 'Abbas gehört hat: Muhammad habe Hamza in einen Mantel hüllen lassen, dann über ihm gebetet und siebenmal das “Allahu Akbar” ausgesprochen. Dann ließ er die übrigen Erschlagenen neben Hamza legen und betete für sie und für ihn gemeinsam, so daß zweiundsiebzigmal für ihn gebetet wurde.
Wie ich vernommen habe, kam Safiyya, die Tochter Abd al-Muttalibs, um Hamza, ihren Bruder väterlicher- und mütterlicherseits, nochmals zu sehen. Muhammad sagte zu ihrem Sohn Zubair ibn al-Awwam: “Geh ihr entgegen und führe sie zurück, damit sie nicht sehe, was ihrem Bruder widerfahren ist.” Als Zubair es ihr meldete, sagte sie: “Warum? Ich habe gehört, mein Bruder sei verstümmelt worden. Das ist für Allah geschehen! Wir sind dadurch unangenehm berührt, aber ich werde Allahs Vergeltung dafür erflehen und es standhaft ertragen, so Allah will.” Als Zubair diese Worte Muhammad hinterbrachte, sagte er: “Laß sie!” Sie kam, sah Hamza an, betete für ihn, nahm ihre Zuflucht zu Allah und erflehte dessen Barmherzigkeit für ihn. Dann ließ Muhammad ihn beerdigen.
16.21 Die Beerdigung der Märtyrer
Manche Gläubige brachten ihre Toten nach Medina, um sie dort zu beerdigen. Später verbot es Muhammad und sagte: “Beerdigt sie, wo sie gefallen sind.” Als Muhammad die Erschlagenen bei Uhud sah, sagte er: “Ich erkläre vor diesen, daß, wer auf dem Pfade Allahs verwundet worden ist, am Tage der Auferstehung mit blutenden Wunden auferweckt wird. Die Wunden werden die Farbe des Bluts haben, aber sie werden wie Moschus duften. Sucht den, welcher am meisten vom Qur’an auswendig gelernt hat, heraus. Legt ihn vorn hin und seine Gefährten hinter ihn.” Sie legten nämlich je zwei und drei in ein Grab.*
16.22 Vom Waschen der Schwerter
Als Muhammad zu seiner Familie zurückkehrte, gab er sein Schwert seiner Tochter Fatima und sagte: “Wasche das Blut ab, meine Tochter, bei Allah, es hat sich mir heute bewährt.” Ali gab ihr ebenfalls sein Schwert und sagte dasselbe. Muhammad sagte zu ihm: “Hast du auch tapfer gekämpft, so haben doch Sahl ibn Hunaif und Abu Dudjana nicht weniger tapfer gekämpft!”
16.23 Wie Muhammad den Feind verfolgte
Sonntag in der Frühe, am 16. Schawwal (10. Monat), machte der Ausrufer Muhammads bekannt, daß der Feind verfolgt werden sollte, aber nur die Kämpfer vom vorhergehenden Tag mitziehen sollten. Muhammad zog bis nach Hamra al-Asad, sechs Meilen weit von Medina entfernt, und setzte Ibn Umm Maktum über Medina. Hier blieb er Montag, Dienstag und Mittwoch. Dann kehrte er wieder nach Medina zurück.
16.24 Die Tötung des Abu 'Azza und des Mu'awiya ibn al-Mughira
Vor der Rückkehr nach Medina nahm Muhammad Mu'awiya ibn al-Mughira, den Großvater des Abd al-Malik ibn Marwan, durch dessen Mutter Aischa und Abu 'Azza al-Djumahi gefangen. Dieser wurde schon bei Badr gefangengenommen und von Muhammad begnadigt. Als er jetzt erneut um Gnade flehte, sagte Muhammad: “Nein, bei Allah, du sollst nicht in Mekka deine Wangen streicheln und sagen: ,Ich habe Muhammad zweimal überlistet.' Schlage ihm den Kopf ab, Zubair!” Zubair vollzog den Befehl. Mu'awiya ibn al-Mughira wurde von Zaid ibn Haritha und 'Ammar ibn Yasir erschlagen. Er hatte sich zu Uthman ibn 'Affan geflüchtet, welcher Muhammads Gnade für ihn erflehte. Muhammad begnadigte ihn unter der Bedingung, daß, wenn er nach drei Tagen noch in der Nähe gefunden werde, er sein Leben verwirkt habe. Er verbarg sich und blieb mehr als drei Tage. Da sandte Muhammad die beiden Genannten nach dem Ort, wo er sich versteckt hatte, und sie erschlugen ihn.
Der Tag von Uhud war ein Tag der Versuchung, des Unglücks und der Läuterung. Allah erprobte dabei die Gläubigen und machte die Heuchler bekannt, welche den Glauben auf ihrer Zunge trugen und im Herzen Unglauben verbargen. Es war ein Tag, an dem Allah manche, die seine Nähe genießen sollten, mit dem Märtyrertod ehrte.*
Abd al-Malik ibn Hischam berichtet nach al-Bakkai, der es von Muhammad ibn Ishaq al-Muttalabi gehört hat: “Zu den auf Uhud bezüglichen Offenbarungen gehören sechzig Verse von der Sure Al 'Imran (3. Sure), in welchen die Ereignisse des Tages geschildert und manche zurechtgewiesen werden.”
Insgesamt waren 70 von den Hilfsgenossen und Ausgewanderten als Märtyrer gefallen. Die Gesamtzahl der bei Uhud erschlagenen Götzendiener betrug 22 Mann.
16.25 Die Falle des 'Adal und al-Qara an der Quelle Radji'* (Juli 625 n.Chr.)
Asim ibn Amr ibn Qatada hat mir berichtet: “Nach dem Treffen von Uhud kam eine Karawane von 'Adal und al-Qara (sie gehören zum Stamm Haun oder Hun ibn Khuzaima ibn Mudrika) zu Muhammad. Sie sagten ihm, der Islam habe bei ihnen Eingang gefunden. Er möchte eine Anzahl Gefährten mit ihnen schicken, um sie im Qur’an, in den Gesetzen und in den Lehren des Islam zu unterrichten. Muhammad sandte sechs Gefährten mit. Abd Allah ibn Tariq, ein Schutzgenosse der Banu Zafar, wurde zu ihrem Führer ernannt. Sie reisten mit der Karawane ab, bis sie nach der Quelle Radji' kamen, die den Hudhailiten im Hidjaz gehörte. Als sie hier im ersten Teil der Nacht eintrafen, rief die Karawane verräterischerweise die Hudhailiten herbei, und während sich die Gläubigen sorglos in ihrem Lager befanden, wurden sie von Männern mit gezückten Schwertern überfallen. Als jene jedoch nach ihren Waffen griffen, um sich zu verteidigen, schworen die Hudhailiten bei Allah, sie wollten sie nicht töten, sondern nur durch sie einen Vorteil bei den Mekkanern erlangen. Marthad, Khalid und Asim entgegneten aber: ,Wir machen mit Ungläubigen keinen Vertrag und nehmen kein Versprechen an.'
Er und seine beiden Gefährten kämpften, bis sie erschlagen wurden. Die Hudhailiten wollten dann Asims Haupt nehmen und es an Sulafa, Tochter des Sa'd ibn Schuhaid, verkaufen. Diese hatte nämlich gelobt, daß, wenn sie Asims Haupt in ihre Gewalt bekämen, so würde sie aus seinem Schädel Wein trinken, weil er bei Uhud ihre beiden Söhne getötet hatte. Da ihn aber ein Bienenschwarm umgab, sagten sie: ,Wir warten bis zum Abend, wenn die Bienen weggeflogen sind und nehmen ihn dann ab.' Allah aber nahm ihn zu sich, weil er, Asim, gelobt hatte, sich von keinem Gottlosen berühren zu lassen.
Zaid, Khubaib und Abd Allah jedoch, die schwach waren und am Leben hingen, ergaben sich und wurden als Gefangene nach Mekka geführt, um dort verkauft zu werden. Als sie aber nach Zahran kamen, befreite Abd Allah seine Hand aus den Banden und griff nach seinem Schwert. Die Leute wichen zurück und warfen mit Steinen nach ihm, bis er tot war. Man begrub ihn in Zahran. Zaid und Khubaib wurden nach Mekka gebracht. Hudjair ibn Abi Ihab, der Tamimite, kaufte Khubaib, um an ihm Rache für seinen Vater zu nehmen. Zaid wurde von Safwan ibn Umaiyya gekauft, der durch ihn seinen Vater Umaiyya ibn Khalaf rächen wollte. Safwan sandte ihn mit seinem Freigelassenen Nistas nach Tamim, außerhalb des heiligen Gebietes, um ihn dort töten zu lassen. Dort versammelten sich mehrere Quraischiten, unter ihnen befand sich auch Abu Sufyan ibn Harb. Dieser sagte zu Zaid: ,Ich beschwöre dich bei Allah, wäre es dir lieb, wenn du bei deiner Familie wärest und Muhammad hier an deiner Stelle getötet würde?' Zaid antwortete: ‘Bei Allah, es wäre mir nicht einmal lieb, wenn Muhammad, da wo er weilt, von einem Dorn gestochen würde, und sollte ich dafür wieder bei meiner Familie weilen dürfen.'
Nistas tötete Zaid alsdann. Khubaib wurde nach Tan'im (eine Ortschaft bei Mekka) geführt, wo man ihn kreuzigte. Zuvor bat er, daß man ihm gestatte, ein Gebet mit zwei Knieverbeugungen zu verrichten. Als man es ihm erlaubte, betete er nach vollständiger Weise. Dann sagte er: ‘Fürchtete ich nicht, ihr glaubtet, ich verlängere mein Gebet aus Furcht vor dem Tode, so hätte ich noch mehr gebetet.' Man hob ihn dann auf einen Galgen und band ihn fest. Dann rief er: ,Allah! Die Botschaft deines Gesandten ist zu uns gelangt. Laß die Kunde von dem, was uns widerfahren ist, zu ihm gelangen! Allah! Zähle sie, laß sie vereinzelt sterben! Keiner von ihnen entgehe seiner Strafe!' Hierauf wurde er getötet.”*
16.26 Der Überfall am Brunnen Ma'una* (Juli 625 n.Chr.)
Muhammad blieb die übrigen Tage von Schawwal (10. Monat) und die Monate Dhu al-Qa'da (11. Monat) und Dhu al-Hidjdja (12. Monat) in Medina. Er überließ die Pilgerfahrt den Ungläubigen. Das Pilgerfahrtzeremoniell in Mekka wurde damals von den Ungläubigen verrichtet. Im Safar (2. Monat) – es war am Anfang des vierten Monats nach dem Treffen von Uhud – fand der Überfall am Brunnen Ma'una statt. Er trug sich folgendermaßen zu: Abu Bara Aamir ibn Malik ibn Dja'far mit dem Beinamen Mulaib al-Asinna besuchte Muhammad in Medina. Muhammad trug ihm die Lehre des Islam vor und forderte ihn zur Bekehrung auf. Abu Bara nahm zwar den Islam nicht an, zeigte sich jedoch auch nicht abgeneigt. Er bat Muhammad, einen seiner Gefährten nach Nadjd zu schicken. Dieser sollte die Bewohner der Provinz zum Islam aufrufen. Abu Bara hoffte, daß sie dem Aufrufe folgen würden. Als Muhammad erwiderte, er traue den Bewohnern von Nadjd nicht, antwortete Abu Bara, er werde die Abgesandten schützen. Muhammad möge sie nur ausschicken, um den Islam zu predigen. Muhammad sandte al-Mundhsir ibn Amr, einen Bruder der Banu Sa'ida, der auf diese Weise mit vierzig vorzüglichen Gläubigen dem Tode entgegenging. Die Abordnung kam bis zum Brunnen Ma'una, der fast genau in der Mitte zwischen dem Land der Banu Amir und der Ebene der Banu Sulaim liegt. Als die Gläubigen sich dort niedergelassen hatten, sandten sie Haram ibn Milhan mit dem Schreiben Muhammads zu Amir ibn Tufail, dem Feind Allahs. Dieser las nicht einmal das Schreiben, sondern fiel alsbald über Haram her und tötete ihn. Dann rief er die Banu Amir zusammen. Sie folgten jedoch seiner Aufforderung zum Überfall auf die Moslems nicht. Sie wollten Abu Bara nicht verraten, der ihnen Schutz versprochen hatte. Hierauf rief Amir die Stämme von Sulaim vom Zweige Usaija, Ri'l und Dhakwan zusammen. Sie schenkten ihm Gehör und folgten ihm. Sie rückten gegen die Moslems aus und umzingelten ihr Lager. Die Gläubigen griffen nach ihren Schwertern und kämpften, bis sie alle getötet worden waren. Nur Ka'b ibn Zaid, ein Bruder der Banu Nadjdjar, entkam. Man hatte versäumt, ihm den Todesstoß zu versetzen, da er anscheinend in den letzten Zügen lag. Er schleppte sich aber von den Toten weg und überlebte. Er fiel später als Märtyrer in der Grabenschlacht.
Amr ibn Umaiyya al-Damri und ein Hilfsgenosse von den Banu Amr ibn Auf befanden sich bei ihrer Herde. Sie merkten erst an den Geiern, die das Lager umschwärmten, daß etwas passiert sein mußte. Sie riefen: “Bei Allah, diese Vögel bedeuten etwas!” Als sie sich dem Ort näherten, sahen sie ihre Leute in ihrem Blut liegen. Die Reiter, die sie überfallen hatten, befanden sich noch in der Nähe. Da sagte der Hilfsgenosse zu Amr: “Was meinst du?” Amr antwortete: “Wir wollen zu Muhammad zurückkehren und ihm Nachricht bringen.” Der Hilfsgenosse erwiderte: “Ich will mein Leben nicht von einem Ort retten, an dem al-Mundhsir ibn Amr getötet worden ist. Ich will auch nicht, daß andere mir Kunde von seinem Tod bringen.” Er kämpfte dann, bis er getötet wurde. Amr ibn Umaiyya wurde gefangengenommen. Als Amir ibn Tufail hörte, daß er dem Stamm Mudhar angehörte, ließ er ihm das Haupthaar abscheren und schenkte ihm die Freiheit für den Preis eines Sklaven, der, wie man glaubt, seiner Mutter gehört hatte.
Amr begab sich nun nach Karkara. Auf dem Wege – vor Qanat (eine Ortschaft in der Nähe von Medina) – begegnete er zwei Männern von den Banu Amir, die sich neben ihm im Schatten niederließen. Amr fragte sie, zu welchem Stamm sie gehörten. Als er hörte, daß sie Amiriten seien, wartete er, bis sie schliefen. Da er nicht wußte, daß zwischen den Amiriten und Muhammad ein Schutz- und Bundesverhältnis bestand, tötete er sie im Schlaf und glaubte, damit für die gefallenen Gefährten Muhammads Rache genommen zu haben. Als Amr zu Muhammad kam und ihm das Vorgefallene berichtete, sagte Muhammad: “Du hast zwei Menschen erschlagen, deren Sühnegeld ich bezahlen werde.” Dann fügte er hinzu: “Dies ist das Werk Abu Baras. Ich habe diese Abordnung ungern ziehen lassen, denn ich war besorgt um sie.” Als Abu Bara von dem Überfall und dem Tod der Gläubigen hörte, war er sehr betrübt darüber, daß Amir ihn derart zuschanden gemacht und daß den Gefährten Muhammads ein so großes Unglück widerfahren war.
16.27 Die Verbannung des jüdischen Stammes der Banu Nadir aus Medina (August 625 n.Chr.)
Wie mir Jazid ibn Ruman berichtet hat, begab sich Muhammad daraufhin zu den Banu Nadir, um sie zu ersuchen, ebenfalls einen Teil des Sühnegeldes zu zahlen, das er den unter seinem Schutz stehenden Banu Amir für die beiden von Amr getöteten Männer zu entrichten hatte. Auch zwischen den Banu Nadir und den Banu Amir bestand damals ein Bundesverhältnis. Als Muhammad ihnen sein Anliegen mitgeteilt hatte, zeigten sie die größte Bereitwilligkeit, seinem Wunsche nachzukommen. Nachdem sie sich zur Beratung zurückgezogen hatten, sagten sie: “Wir werden nie mehr eine so gute Gelegenheit finden, um Muhammad zu töten” – er lehnte nämlich mit dem Rücken an der Mauer eines ihrer Häuser. “Wer geht auf das Dach des betreffenden Hauses und wirft einen schweren Stein auf ihn hinab, damit wir in Zukunft Ruhe vor ihm haben?” Da erhob sich der Jude Amr ibn Djihasch und sagte: “Ich bin dazu bereit!” Er stieg auf das Dach, um einen großen Steinbrocken auf Muhammad zu werfen.
Muhammad wurde jedoch vom Himmel über dieses Vorhaben in Kenntnis gesetzt und entfernte sich. Er kehrte alsbald nach Medina zurück. Als seine Begleiter – unter ihnen Abu Bakr, Umar und Ali – lange auf ihn gewartet hatten, suchten sie ihn. Sie fragten einen aus Medina Kommenden nach ihm. Dieser sagte, er habe Muhammad gesehen, wie er in die Stadt gegangen sei. Sie kehrten nun ebenfalls nach Medina zurück. Muhammad erzählte den Gefährten, daß die Juden ihn hatten erschlagen wollen* und gab den Befehl, sich zu einem Kriegszug gegen sie zu rüsten. Er brach dann auf und schlug sein Lager in ihrer Nähe auf.**
** Paulus befiehlt der Gemeinde: “Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: ‘Die Rache ist mein, ich will vergelten,’ spricht der Herr” (Römer 12,19).
Damals setzte er Ibn Umm Maktum über Medina. Dies war auch die Zeit, als den Moslems das Weintrinken verboten wurde.*
Sechs Tage lang belagerte er die Banu Nadir. Dann zogen sie sich in ihre festen Burgen zurück. Muhammad ließ alle Dattelpalmen abhauen und verbrennen. Da riefen die Juden: “O Muhammad! Hast du nicht selbst verboten, Verderben anzurichten und den getadelt, der es tut? Wie kannst du diese Dattelpalmen abhauen und verbrennen lassen?” Unterdessen hatte eine Anzahl der Banu Auf eine Botschaft zu den Banu Nadir geschickt, die ihnen empfahlen: “Harrt aus und verteidigt euch! Wir werden euch nicht verlassen. Werdet ihr bekämpft, so kämpfen wir mit euch. Werdet ihr vertrieben, so wandern wir mit euch aus!”
Die Banu Auf zögerten jedoch, ihnen beizustehen, denn Allah hatte ihr Herz mit Schrecken erfüllt. Sie baten den Propheten, das Leben der Banu Nadir zu schonen und ihnen so viel von ihrer Habe – die Schutzpanzer ausgenommen – zu lassen, wie ein Kamel tragen konnte. Muhammad war damit einverstanden. Manche rissen ihr Haus ein, um die Türschwellen auf ihr Kamel zu laden.
Die einen zogen nach Khaybar, die anderen nach Syrien. Die Bewohner von Khaybar unterwarfen sich den Banu Nadir. Sie nahmen ihre Frauen, ihre Kinder und ihre Habe mit sich und wurden von Tympalen (Trommlern auf kleinen Pauken), Flötenspielern und Sängern begleitet, die musizierten.*
Unter den Ausziehenden befand sich auch Umm Amr, die Freundin des 'Urwa ibn al-Ward, die sie (die Banu Nadir) von ihm gekauft hatten. Sie war eine Frau von den Banu Ghifar und besaß eine Schönheit und Grazie, die zu jener Zeit bei keinem anderen Stamm zu finden war.
Die übrigen Güter überließen die Banu Nadir Muhammad selbst, der nach Belieben mit ihnen verfuhr. Er verteilte sie unter die ersten Auswanderer. Von den Hilfsgenossen wurden nur Sahl ibn Hunaif und Abu Dudjana Simak ibn Kharascha beschenkt, weil sie arm waren.*
Von den Banu Nadir bekehrten sich nur zwei Männer zum Islam: Yamin ibn 'Umayr ibn Ka'b und Abu Sa'd ibn Wahb, die dadurch ihre Habe retteten. Muhammad sagte zu Yamin: “Hast du gesehen, was mir dein Vetter angetan und was er mit mir vorhatte?” Yamin setzte dann eine Belohnung für seinen Tod aus. Wie man annimmt, ist Amr dann auch getötet worden.
Über diesen Feldzug erschien die Sure 59 al-Haschr, in der erwähnt wird, wie Allah die Banu Nadir bestrafte, Muhammad die Herrschaft über sie verlieh und wie gegen sie verfahren worden ist. Es heißt dort: “2 Er hat die Ungläubigen unter den Schriftbesitzern aus ihrer Heimat vertrieben, als erste Verbannung. Ihr glaubtet nicht, daß sie auswandern müßten. Sie glaubten, ihre Burgen würden sie gegen Allah schützen, aber Allah suchte sie von einer Seite heim, von der sie keine Ahnung hatten und warf Schrecken in ihre Herzen. Sie verwüsteten ihre Häuser mit ihren eigenen Händen. Nehmt eine Belehrung daraus, ihr Verständigen! 3 Hätte Allah nicht Verbannung über sie verhängt, so hätte er sie in dieser Welt (durch das Schwert) schwer gezüchtigt. In jener Welt wartet die Höllenpein auf sie. ... 5 Was ihr an Dattelpalmen abgehauen oder verschont habt, geschah nach Allahs Befehl zum Verderben der Ruchlosen. ... 7 Was Allah seinem Gesandten von den Bewohnern der Ortschaften als Beute gibt (d.h. was nicht durch einen Angriff der Gläubigen mit Pferden und Kamelen im Krieg erobert wird), gehört Allah und dem Gesandten, sowie seinen Verwandten, den Witwen, Waisen und Reisenden, damit es nicht nur den Reichen zufalle. Nehmt, was der Prophet euch gibt. Enthaltet euch von allem, was er euch verbietet! ...” (Sure al-Haschr 59,2-7)
16.28 Die Feldzüge gegen die Banu Ghatafan (Oktober 625 n.Chr.) und nach Dumat al-Djandal (August und September 626 n.Chr.)
Nach dem Feldzug gegen die Banu Nadir blieb Muhammad im Monat Rabi'a al-Akhir (4. Monat) und einen Teil des Monats Djumada al-Ula (5. Monat) in Medina. Dann zog er nach Nadjd gegen die Banu Muharib und Tha'laba vom Stamme Ghatafan. Er setzte Abu Dharr al-Ghifari bzw. Uthman ibn 'Affan über Medina und schlug sein Lager in Nakhl auf. Dort stieß Muhammad auf eine Schar der Ghatafan, doch kam es zu keinen Kampfhandlungen, weil man sich gegenseitig fürchtete. Muhammad verrichtete das Furchtgebet* und zog wieder fort. Muhammad betete mit einer Abteilung ein Gebet mit zwei Kniebeugungen und sprach den Segensgruß, während die andere dem Feinde gegenüberstand. Dann kam letztere herbei, und er betete mit ihr mit zwei Kniebeugungen und grüßte wieder. Ghaurath, einer von den Banu Muharib, soll seine Leute, die Banu Muharib und Ghatafan, gefragt haben: “Soll ich Muhammad töten?” Sie antworteten: “Jawohl, doch wie willst du es anfangen?” Er entgegnete: “Ich werde ihn mit List überfallen.” Er ging hierauf zu Muhammad. Dieser saß da und hatte sein Schwert auf dem Schoß liegen, dessen Griff mit Silber verziert war. Ghaurath bat darum, das Schwert betrachten zu dürfen. Er zog es aus der Scheide, schwang es und wollte Muhammad töten. Aber Allah hielt ihn zurück. Ghaurath sagte dann zu Muhammad: “Fürchtest du dich nicht vor mir?” – “Nein, weshalb sollte ich dich fürchten?” – “Fürchtest du mich nicht, obwohl ich ein Schwert in der Hand habe?” – “Nein, Allah wird mich gegen dich schützen.” Alsbald gab er Muhammad das Schwert zurück.
Danach kehrte Muhammad nach Medina zurück, blieb in der Stadt bis der Pilgermonat (12. Monat) vorüber war und überließ den Ungläubigen die Pilgerfahrt. Es war das vierte Jahr seit seiner Ankunft in Medina. Im Monat Rabi'a al-Awwal (3. Monat des darauffolgenden Jahres, d.h. des Jahres 5 nach der Hidjra) zog er gegen Dumat al-Djandal*. Er setzte Siba ibn Ghurfuta al-Ghifari über Medina, kehrte aber wieder um, ehe er nach Dumat al-Djandal gelangt war. Einem Feind war er nicht begegnet. Muhammad blieb das ganze übrige Jahr in Medina.
17. Der Grabenkrieg um Medina und seine Folgen (März bis Mai 627 n.Chr.)
Es folgte der sogenannte Grabenfeldzug im Schawwal (10. Monat) des Jahres 5 n. d. H. Yazid ibn Ruman hat mir darüber von 'Urwa ibn al-Zubair berichtet. Verschiedene Gelehrte haben dies und das ergänzt. Faßt man alle Berichte zusammen, so hat sich der Feldzug folgendermaßen abgespielt: Eine Anzahl Juden ging mit anderen Feinden aus den Stämmen Nadir und Wa'il zu den Quraischiten nach Mekka und forderte sie auf, Muhammad zu bekämpfen.* Die Mekkaner versprachen ihnen Beistand, bis Muhammad ganz vernichtet wäre. Die Quraisch sagten dabei zu den Juden: “Ihr seid die Männer mit dem ältesten Buch der Welt und wißt, worüber wir mit Muhammad im Streit liegen. Sagt uns: Welche Religion ist besser, die unsrige oder die seinige?” Sie antworteten: “Eure Religion ist besser! Ihr seid der Wahrheit näher.” Auf sie bezieht sich der Qur’anvers: “51 Hast du nicht gesehen wie jene, denen ein Teil der Schrift geoffenbart worden ist, an Götzen und Wahrsager glauben, indem sie von den Ungläubigen sagen, sie seien auf besserem Wege als die Gläubigen? 52 Sie sind von Allah verflucht, und wen Allah verflucht, der findet keinen Helfer” (Sure al-Nisa' 4,51-52).
“54 Oder beneideten sie die Moslems wegen der Gunst, die ihnen Allah geschenkt hatte? Wir haben früher dem Geschlecht Abrahams die Schrift, die Weisheit und ein großes Reich gegeben. 55 Manche glaubten an ihn, andere widerstrebten ihm. Die Hölle wird die letzteren verzehren!” (Sure al-Nisa 4,54-55) Die Quraischiten waren sehr erfreut über diese Worte und über die Aufforderung, sich am Krieg gegen Muhammad zu beteiligen. Sie kamen überein und sagten zu. Die Juden gingen dann zu den Ghatafan von Qays Ailan, forderten sie gleichfalls auf, Muhammad zu bekämpfen, versprachen ihre Mitwirkung und sagten, daß sich auch die Quraisch mit ihnen verbündet hätten. Auch diese stimmten zu. Die Quraisch rückten dann unter der Führung Abu Sufyans aus und die Ghatafan unter 'Uyayna ibn Hisn mit den Banu Fazaara. Ihnen folgten die Banu Murra unter der Führung von Harith ibn Auf und die Banu Aschdja unter Mis'ar ibn Rukhailah.
17.1 Wie man einen Graben aushob (März 627 n.Chr.)
Als Muhammad vom Nahen der Feinde und von ihrem Vorhaben Kunde erhielt, ließ er um Medina einen Graben ziehen.* Muhammad arbeitete selbst mit, um den Gläubigen das Verlangen nach Allahs Lohn einzuflößen. Die Gläubigen arbeiteten fleißig, weniger die Heuchler, die angeblich zu schwach zur Arbeit waren und ohne Wissen und Willen des Propheten nach Hause gingen. Wenn die Gläubigen hingegen etwas Dringendes zu erledigen hatten, trugen sie es Muhammad vor und baten ihn um die Erlaubnis, ihre Besorgung erledigen zu dürfen. Muhammad erlaubte es. Sobald sie ihr Geschäft abgewickelt hatten, kehrten sie aus Verlangen nach dem Segen Allahs an die Arbeit zurück. Allah offenbarte in bezug auf die gehorsamen Gläubigen: “Die Gläubigen sind nur diejenigen, welche an Allah und seinen Gesandten glauben, und alle diejenigen – sobald sie eine gemeinnützige Arbeit mit ihm verrichten – die sich ohne seine Erlaubnis nicht entfernen. Wer deine Erlaubnis einholt, glaubt an Allah und seinen Gesandten. Gewähre sie, wem du willst und flehe Allahs Vergebung für sie an. Allah vergibt und ist gnädig und barmherzig” (Sure al-Nur 24,62). Über die Heuchler, die ohne Erlaubnis zu ihrer Familie gingen, heißt es dagegen: “Betrachtet nicht die Aufforderung des Propheten wie eine von euresgleichen. Allah kennt alle, die sich zurückziehen und verbergen. Mögen die, die sich seiner Anordnung widersetzen, sich in acht nehmen, daß sie nicht verführt werden oder sie schwere Pein treffe” (Sure al-Nur 24,63).
17.2 Die Quraisch vor Medina
Der Graben war fertiggestellt, als die Quraisch herankamen und sich am Zusammenfluß der Bäche von Ruma zwischen Djuruf und Zaghaba lagerten. Mit den Verbündeten und Anhängern von den Banu Kinana und den Bewohnern von Tihama zählte das Heer 10.000 Mann. Auch die Ghatafan mit ihren Anhängern von Nadjd zogen heran. Ihr Lager befand sich an der Spitze von Naqma, an der Seite, die nach Uhud führte. Muhammad verließ mit 3000 Mann die Stadt und schlug sein Lager vor ihren Toren auf, jedoch so, daß sein Rücken sich an Sal (ein Berg bei Medina) lehnte und der Graben ihn vom Feind trennte. Er setzte Ibn Umm Maktum über Medina. Die Frauen und Kinder ließ er in die Burgen bringen.
17.3 Wie der jüdische Stamm der Banu Quraiza das Bündnis brach
Huyay ibn Akhtab, der Feind Allahs, begab sich zu Ka'b ibn Asad, dem Häuptling der Quraiziten, der im Namen der Quraiziten mit Muhammad ein Bündnis geschlossen hatte. Als Ka'b von Huyais Ankunft hörte, ließ er das Tor seiner Burg schließen und verweigerte ihm den Zutritt. Huyay rief: “Öffne Ka'b! Wehe dir!” Ka'b erwiderte: “Wehe dir! Du bringst Unglück! Ich habe mit Muhammad ein Bündnis geschlossen und will es nicht brechen, denn ich sah bei ihm nur Treue und Aufrichtigkeit.” Huyay bat erneut um Einlaß, und als Ka'b bei seiner Weigerung blieb, rief er: “Bei Allah, du hast nur deshalb dein Tor geschlossen, weil du fürchtest, ich könnte deinen Hirsebrei mit dir teilen wollen!” Dadurch beleidigte er Ka'b dermaßen, daß dieser ihm öffnete. Huyay fuhr dann fort: “Wehe dir, Ka'b! Ich bringe dir den Ruhm aller Zeiten und ein gewaltiges Heer. Ich komme mit den Quraischiten samt ihren Herren und Führern. Sie lagern am Zusammenfluß der Bäche von Ruma. Die Ghatafan samt ihren Herren und Führern lagern an der Spitze von Naqma, an der Seite von Uhud. Sie haben sich verpflichtet, nicht aufzubrechen, ehe Muhammad und seine Anhänger vernichtet worden sind.” Ka'b erwiderte: “Bei Allah, du bringst mir Erniedrigung, Sturmwolken die blitzen und donnern, die aber ihr Wasser schon ausgeleert haben und ganz leer sind. Wehe dir, Huyai, laß mich bei meinem Vorsatz. Ich sehe bei Muhammad nur Treue und Aufrichtigkeit.” Huyay hörte aber nicht auf, ihn zu überreden und schwor zuletzt bei Allah, daß, falls die Quraisch und die Ghatafan abziehen sollten, ohne Muhammad getötet zu haben, er sich zu ihm in seine Burg begeben und sein Schicksal teilen wolle. Da endlich brach Ka'b das Schutz- und Treuebündnis, das er mit Muhammad geschlossen hatte.
17.4 Muhammad sendet Kundschafter aus
Als Muhammad und die Gläubigen von dem Bündnisbruch Kunde erhielten, sandte er Sa'd ibn Mu'adh, den Herrn der Ausiten, und Sa'd ibn Ubada, den Herrn der Khazradjiten, sowie Abd Allah ibn Rawaha und Khawwat ibn Djubair, einen Angehörigen der Banu Amr ibn Auf, um zu sehen, ob die ihm zugetragene Nachricht wahr sei. “Ist sie wahr,” sagte er, “so gebt es mir durch ein Zeichen zu verstehen, schwächt aber die Zuversicht der Leute nicht. Ist sie nicht wahr, so verkündet es laut!” Die Genannten gingen zu den Juden und fanden alles so, wie man es ihnen zugetragen hatte. Die Juden sagten: “Wer ist der Gesandte Allahs? Es besteht keinerlei Bündnis oder Vertrag zwischen uns und Muhammad.” Sa'd ibn Mu'adh, ein erregbarer Mann, beschimpfte sie. Doch sie beschimpften ihn ihrerseits. Da sagte Sa'd ibn Ubada: “Laß das Schimpfen! Was zwischen uns und ihnen vorgefallen ist, muß durch mehr als durch Schmähungen ausgeglichen werden.” Sie kehrten hierauf zu Muhammad zurück und sagten: “Es ist eine große Treulosigkeit, die diese Stämme gegen Khubaib und seine Gefährten geübt haben.” Muhammad bemerkte: “Allah ist groß! Freut euch auf gute Botschaft, ihr Gläubigen!”
17.5 Die Moslems in Bedrängnis
Die Gefahr wuchs, und Furcht breitete sich unter den Anhängern Muhammads aus, denn der Feind kam von oben und unten, so daß die Gläubigen das Schlimmste dachten und manche Heuchler ihren Reden freien Lauf ließen. Mu'attib ibn Quschair, ein Bruder der Banu Amr ibn Auf, sagte: “Muhammad hat uns die Schätze des Kyros (Kisra) und des Kaisers* verheißen. Nun können wir nicht mehr ohne Lebensgefahr in unsere Gärten gehen!”
Aus ibn Qaizi, einer von den Banu Haritha, sagte: “Unsere Häuser sind dem Feind schutzlos ausgeliefert, obgleich sie mit Männern seines Geschlechts angefüllt waren. Sie liegen außerhalb der Stadt. Darum erlaube uns, heimzugehen!”
Muhammad und die Ungläubigen lagerten einander mehr als zwanzig Tage, fast einen Monat lang, gegenüber, ohne daß es zum Krieg gekommen wäre. Die Stadt wurde nur belagert, und man schoß einige Pfeile aufeinander ab.
Als die Gefahr noch größer wurde, sandte Muhammad, wie mir Asim ibn Umar und andere Zuverlässige von Muhammad ibn Moslem al-Zuhri berichtet hat, zu Uyayna ibn Hissn und zu Harith ibn Auf, den Anführern der Ghatafan, und versprach ihnen den dritten Teil der Datteln Medinas, wenn sie mit ihren Leuten abziehen würden. Das Angebot zog, und der Friede kam zustande. Der Vertrag war bereits aufgesetzt, doch fehlten der feste Entschluß und die Zeugen. Muhammad sandte, ehe er den Vertrag unterschreiben wollte, zu Sa'd ibn Mu'adh und Sa'd ibn Ubada, um ihren Rat einzuholen. Sie fragten: “Möchtest du, daß wir dem Vertrag um deinetwillen zustimmen, oder ist es ein Befehl Allahs, dem wir folgen müssen, oder willst du es um unsretwillen tun?” Muhammad antwortete: “Ich will es nur um euretwillen tun, denn, bei Allah, ich sehe, daß die Araber wie aus einem Bogen auf euch schießen und euch von allen Seiten bedrängen. Darum wollte ich ihre vereinte Kraft brechen.” Sa'd ibn Mu'adh versetzte: “Wir waren früher ebenfalls Polytheisten und Götzendiener wie unsere Gegner. Wir beteten Allah nicht an und kannten ihn nicht, und doch wagten sie es nicht, auch nur eine unserer Datteln zu essen. Wenn sie sie nicht als unsere Gäste genießen oder für Geld erwerben, sollten wir ihnen jetzt unser Gut einfach ausliefern, obwohl uns Allah durch die Leitung zum Islam geehrt und durch ihn und durch dich verherrlicht hat? Das wollen wir nicht, bei Allah. Wir lassen sie unser Schwert schmecken, bis Allah zwischen uns und ihnen entscheidet.” Muhammad sagte: “Du hast recht!” Sa'd ibn Mu'adh nahm dann den Vertrag, löschte die Schrift und sagte: “Sie mögen uns nur bekriegen!”
17.6 Einige Ungläubige setzen über den Graben
Die Gläubigen mit Muhammad wurden vom Feind belagert, ohne daß gekämpft wurde.* Doch einige quraischitische Reiter hüllten sich in ihr Kriegsgewand. Sie ritten aus, und als sie am Lager der Banu Kinana vorüberkamen, riefen sie: “Bereitet euch zum Kampf vor! Ihr sollt heute die wahren Ritter kennenlernen.” Dann sprengten sie bis an den Graben heran. Als sie diesen sahen, riefen sie: “Bei Allah, das ist eine List, die kein Araber je gebraucht hat!”
Es wird behauptet, Salman habe Muhammad den Rat dazu gegeben. Ein Gelehrter erzählte mir, die Ausgewanderten hätten an jenem Tage gesagt: “Salman ist einer von den Unsrigen!” Das gleiche behaupteten die Hilfsgenossen. Muhammad sagte: “Salman gehört zu uns, den Männern des Heiligtums.”
Die feindlichen Reiter suchten dann eine Stelle, an der der Graben enger war, und schlugen auf ihre Pferde ein, bis sie hinübersetzten und sich in der sumpfigen Gegend zwischen dem Graben und Sal herumtummelten. Ali rückte mit einigen Moslems vor und besetzte den Platz, wo die Feinde über den schmalen Graben gesprungen waren. Die Reiter sprengten auf sie zu. Amr ibn Abd Wudd, der bei Badr gekämpft hatte, bis ihn seine Wunden kampfunfähig gemacht hatten, und der bei Uhud nicht anwesend war und beim Grabenkrieg sich gekennzeichnet hatte, damit man sehe, welche Stelle er einnehme, blieb nun stehen und forderte die Gläubigen zum Zweikampf heraus. Ali trat hervor und sagte: “Du hast Allah zum Zeugen angerufen, daß ein Quraischite dir nicht zwei Dinge vorschlagen wird, ohne daß du das eine annimmst.” Er antwortete: “So ist es.” – “Nun, ich fordere dich auf, an Allah und seinen Gesandten zu glauben und Moslem zu werden.” – “Ich habe nichts damit zu tun.” – “Dann fordere ich dich auf, zum Zweikampf abzusteigen.” – “Wozu denn, mein Vetter, ich habe keine Lust, dich zu töten!” – “Aber, bei Allah, ich habe Lust, dich zu töten.” Amr wurde dadurch gereizt, sprang vom Pferd, hieb ihm den Fuß ab und schlug ihm auf den Kopf. Dann ging er auf Ali zu und kämpfte mit ihm, bis er getötet wurde. Die anderen Reiter aber flohen und setzten wieder über den Graben hinweg.
17.7 Die mutige Tat Safiyyas, der Tochter Abd al-Muttalibs
Yahya ibn Abbad hat mir (Aischa) von seinem Vater berichtet: Safiyya, die Tochter Abd al-Muttalibs, befand sich in Fari, der Burg Hassan ibn Thabits, der bei den Frauen und Kindern geblieben war. Da kam ein Jude vorüber, der um die Burg herumging. Die Banu Quraiza hatten damals verborgen am Krieg teilgenommen und das Bündnis mit Muhammad gebrochen. Zwischen ihnen und uns – so erzählte Aischa – war niemand, der uns beschützte. Muhammad und die Gläubigen standen dem Feinde gegenüber. Sie konnten ihre Posten nicht verlassen, wenn uns jemand überfallen hätte. Da sagte ich zu Hassan: “Sieh, wie dieser Jude um unsere Burg herumschleicht. Bei Allah, ich fürchte, er könnte den Juden, die hinter uns sind, einen schwachen Punkt unserer Burg zeigen. Muhammad und seine Gefährten können sich nicht mit uns beschäftigen. Geh hinunter und erschlage ihn!” Hassan erwiderte: “Allah verzeihe dir, Tochter Abd al-Muttalibs! Du weißt wohl, daß ich dazu nicht der Mann bin!” Als er mir dies sagte und ich nun wußte, daß ich von ihm keine Hilfe erwarten konnte, umgürtete ich mich, ergriff eine Stange, ging zu ihm hinunter und schlug ihn tot. Dann ging ich wieder in die Burg und sagte zu Hassan: “Geh hinunter und ziehe ihn aus! Mich hat nur die Scham – er ist ja ein Mann – davon abgehalten.” Hassan erwiderte: “Ich mag ihn seiner Kleider nicht berauben!”
17.8 Wie die Ungläubigen durch List entzweit wurden
Nu'aym ibn Mas'ud, vom Stamm Ghatafan, kam zu Muhammad und sagte: “Ich bin, ohne daß es jemand von meinem Volk weiß, Moslem geworden. Befiehl mir, was du willst!” Muhammad erwiderte: “Du bist nur einer gegen viele. Suche, wenn du kannst, uns durch List und Betrug beizustehen, denn der Heilige Krieg ist (nichts anderes als) Betrug!”*
Nu'aym ging zu dem jüdischen Stamm der Banu Quraiza, bei denen er gelebt hatte, und sagte: “Ihr kennt meine Liebe und Anhänglichkeit euch gegenüber.” Sie erwiderten: “Du hast recht, wir hegen keinen Verdacht gegen dich!” Er fuhr fort: “Die Quraischiten und die Ghatafan sind nicht in der gleichen Lage wie ihr. Ihr wohnt in diesem Lande mit euren Frauen, Kindern und Gütern. Ihr könnt euch nicht in ein anderes Land begeben. Die Quraisch und Ghatafan aber, die gekommen sind, um Muhammad und seine Gefährten zu bekämpfen und denen ihr Hilfe leistet, haben eine andere Heimat, in der sich ihre Frauen und Güter befinden. Ist ihnen das Glück günstig, so beuten sie es aus, wenn nicht, so kehren sie in ihre Heimat zurück und überlassen euch Muhammad in eurem Lande, gegen den ihr euch allein nicht verteidigen könnt. Deshalb kämpft nicht mit ihnen, bis sie euch von ihren edelsten Leuten Geiseln dafür gestellt haben, daß ihr auf ihrer Seite gegen Muhammad kämpft, bis er vernichtet ist.” Die Juden antworteten: “Du hast uns einen guten Rat erteilt.”
Hierauf ging Nua'im zu den Quraisch und sagte zu Abu Sufyan und seiner Umgebung: “Ihr wißt, daß ich euch liebe und Muhammad fernstehe. Ich habe etwas gehört und fühle mich verpflichtet, es euch zu eurem Wohl mitzuteilen. Doch haltet es geheim!” Sie antworteten: “Das werden wir!” Er fuhr fort: “Wißt, daß die Juden bereuen, was sie gegen Muhammad beschlossen haben. Sie haben Männer zu ihm geschickt und ihm sagen lassen: ,Wir bereuen unsere Tat. Wirst du zufrieden sein, wenn wir von den Edelsten der Quraisch und Ghatafan Geiseln nehmen und sie dir ausliefern. Du läßt sie hinrichten, und wir kämpfen dann mit dir gegen die übrigen, bis wir sie vernichtet haben?' Muhammad hat sich damit zufrieden erklärt. Wenn also die Juden zu euch schicken und Geiseln verlangen, so gebt ihnen keinen einzigen Mann!”
Hierauf verließ er die Quraisch und ging zu den Ghatafan und sagte zu ihnen: “Ihr seid mein Stamm und mein Geschlecht. Ich liebe niemanden mehr als euch. Ihr werdet wohl an meiner Treue nicht zweifeln.” Sie sagten: “Du hast wahr gesprochen, du bist uns nicht verdächtig.” Er bat sie dann, seine Mitteilung geheim zu halten. Als sie es versprochen hatten, richtete er an sie die gleichen Worte und die gleiche Warnung wie an die Quraisch.
An einem Freitagabend im Schawwal (10. Monat) des fünften Jahres nach der Auswanderung fügte Allah, als ein Geschenk für Muhammad, daß Abu Sufyan und die Häupter der Ghatafan 'Ikrima mit andern zu den Banu Quraiza schickte und ihnen sagen ließ: “Wir bleiben nicht länger hier. Pferde und Kamele gehen zugrunde. Kommt deshalb morgen zum Kampf gegen Muhammad, damit wir der Sache ein Ende machen.”*
Die Quraiza erwiderten hierauf: “Heute ist Sabbat, ein Tag, an dem wir nicht arbeiten. Einige unter uns haben sich dagegen versündigt und sind, wie euch wohl bekannt ist, hart bestraft worden. Außerdem kämpfen wir nicht mit euch gegen Muhammad, ehe ihr uns Geiseln stellt, die uns als Sicherheit bleiben, bis wir zusammen Muhammad vernichtet haben. Wir fürchten, daß, wenn der Krieg heftig wird und euch Wunden schlägt, ihr euch nach eurer Heimat aufmacht und uns allein mit diesem Mann in unserem Lande zurücklaßt, gegen den wir nichts vermögen.”
Als die Boten mit dieser Antwort zurückkamen, sagten die Quraisch und Ghatafan: “Bei Allah, was Nua'im gesagt hat, ist wahr!” Sie ließen daher den Quraiza sagen: “Wir stellen keine einzige Geisel. Wenn ihr mit uns kämpfen wollt, so rückt aus.” Als diese Botschaft zu den Banu Quraiza kam, sagten sie: “Nuaim hat die Wahrheit gesagt. Diese Leute wollen nur eine Schlacht wagen; finden sie eine gute Gelegenheit, so benützen sie sie, wenn nicht, ziehen sie heim und überlassen uns allein den Kampf mit Muhammad.” Sie ließen dann den Quraisch und Ghatafan erneut ausrichten, daß sie ohne Geiseln nicht mit ihnen kämpfen würden. Jene bestanden aber auf ihrer Weigerung. Auf diese Weise schürte Allah das Mißtrauen unter ihnen. Er sandte in jenen Winternächten auch einen kalten, heftigen Wind, der ihre Töpfe umwarf und ihre Zelte zerriß.*
Jesus hat den Wind nicht herbeigerufen, um seine Feinde zu vernichten, sondern hat den Sturm gestillt, um seine Jünger vor dem Untergang zu retten und zu bewahren.
17.9 Hudhaifa im Lager der Feinde
Als Muhammad vernahm, wie Allah das Band der Einigkeit unter den Feinden zerrissen hatte, rief er Hudhaifa und sandte ihn in das feindliche Lager. Er wollte herausbekommen, was sich in der kommenden Nacht zutragen würde. Hudhaifa berichtet darüber folgendes: “Ich sehe es noch vor mir, wie wir bei Muhammad am Graben waren. Er betete einen Teil der Nacht, dann wandte er sich uns zu und rief: ,Wer will nachsehen, was der Feind in dieser Nacht vorhat?'
Als Lohn versprach er, daß er zu Allah beten werde, den Betreffenden zu seinem Gefährten im Paradies zu machen. Doch meldete sich niemand, sowohl aus Furcht als auch wegen der Kälte und wegen des Hungers. Als sich niemand erhob, rief Muhammad mich. Mir blieb keine andere Wahl als aufzustehen. Er beauftragte mich nachzusehen, was der Feind tat, verbot mir aber, etwas gegen ihn zu unternehmen. Ich begab mich in das feindliche Lager, wo gerade der Sturm und Allahs Scharen gegen die Feinde wüteten, so daß kein Topf stehenblieb, kein Feuer brannte und kein Zelt aufrecht blieb. Abu Sufyan erhob sich und sagte: ,Jeder von euch sehe zu, wer neben ihm sitzt!' Ich ergriff sogleich die Hand meines Nachbarn und fragte: ,Wer bist du?' Er nannte seinen vollen Namen. Abu Sufyan fuhr dann fort: ,Wir bleiben nicht länger hier. Rinder und Kamele sind dahin. Die Banu Quraiza haben uns im Stich gelassen, und wir haben Schlimmes über sie gehört. Der Wind bläst gegen uns. Kein Topf und kein Zelt bleibt stehen, und kein Feuer brennt. Wir brechen auf! Ich bleibe nicht länger hier.' Er begab sich dann zu seinem Kamel, setzte sich darauf und schlug es, noch ehe man es ganz losgebunden hatte. Hätte mir Muhammad nicht strikt verboten, vor meiner Rückkehr etwas zu unternehmen, so hätte ich Abu Sufyan mit einem Pfeil getötet. Ich kehrte dann zu Muhammad zurück. Er verrichtete eben sein Gebet und trug ein Kleid aus jemenitischem Stoff, das einer seiner Frauen gehörte. Sobald er mich sah, zog er mich zu sich heran, warf einen Teil seines Kleides über mich, verbeugte sich und fiel nieder, während ich ganz nahe bei ihm war. Als er sein Gebet vollendet hatte, erstattete ich ihm Bericht.”
Die Ghatafan machten sich gleichfalls zur Rückkehr fertig, sobald sie hörten, daß die Quraisch abgezogen waren! Am folgenden Morgen verließ Muhammad mit den Gläubigen den Graben, kehrte in die Stadt zurück und legte die Waffen ab.
17.10 Die Kriegserklärung des Engels Gabriel gegen den jüdischen Stamm der Banu Quraiza
Gegen Mittag kam Gabriel (nach dem Bericht al-Zuhris) zu Muhammad. Gabriel hatte das Haupt mit einem seidenen Turban umwunden und saß auf einem Maultier, dessen Sattel mit einer seidenen Decke bedeckt war. Er fragte: “Hast du schon die Waffen niedergelegt?” Muhammad antwortete: “Ja!” Da sprach Gabriel: “Aber die Engel haben die Waffen noch nicht niedergelegt, und ich bin gekommen, um die Leute zum Krieg aufzufordern. Allah befiehlt dir, gegen die Banu Quraiza auszurücken, und ich gehe zu ihnen, um ihre Burgen zu erschüttern.”* Muhammad befahl dem Ausrufer bekanntzumachen, daß niemand das Nachmittagsgebet anderswo als bei den Banu Quraiza verrichte. Er setzte den Ibn Umm Maktum über Medina und schickte Ali mit seiner Fahne voraus. Die Leute kamen eilig herbei.
Als Ali in die Nähe der Burgen der Banu Quraiza kam, hörte er, wie sie häßliche Reden gegen Muhammad führten. Er kehrte um und sagte zu Muhammad, dem er auf dem Wege begegnete: “Nähere dich diesen bösartigen Menschen nicht!” Er fragte: “Warum, hast du bei ihnen Schlimmes über mich gehört? Wenn sie mich sehen, sagen sie so etwas nicht.”*
Als er dann in die Nähe der Burgen kam, rief er: “Ihr Brüder der Affen!* Hat euch Allah beschämt und seine Strafe über euch herabgesandt?” Sie antworteten: “O Abu Qasim! Das weißt du besser!”
Noch bevor Muhammad zu den Banu Quraiza gelangt war, begegneten ihm bei Sauran einige seiner Gefährten. Er fragte sie, ob jemand an ihnen vorübergeritten sei. Sie antworteten: “Ja, Dihya ibn Khalifa, der Kalbite, ist auf einem weißen Maultier, dessen Sattel eine seidene Decke zierte, an uns vorbeigeritten.” Da erwiderte Muhammad: “Es war Gabriel*, der zu den Banu Quraiza gesandt worden ist, um ihre Burgen zu erschüttern und ihr Herz mit Schrecken zu erfüllen.”
Muhammad ließ sich an einem Brunnen der Banu Quraiza nieder, der “Anna” hieß. Die Moslems sammelten sich um ihn. Manche kamen erst nach dem Nachtgebet. Sie hatten das Nachmittaggebet noch nicht verrichtet, weil Muhammad hatte ausrufen lassen, man solle nur bei den Banu Quraiza beten. Sie waren durch dringende Geschäfte abgehalten worden, die sie während des Krieges nicht erledigen konnten. Sie sprachen daher das Nachmittaggebet erst nach dem Nachtgebet, und Allah tadelt sie deswegen nicht in seiner Schrift. Auch Muhammad wies sie nicht zurecht.
17.11 Die Belagerung der jüdischen Banu Quraiza in Medina (Mai 627 n.Chr.)
Muhammad belagerte die Banu Quraiza 25 Tage lang, bis sie in die Enge getrieben waren und Allah Schrecken in ihr Herz warf. Huyay ibn Akhtab hatte sich seinem Versprechen gemäß nach dem Abzug der Quraisch und Ghatafan in eine der Burgen der Banu Quraiza begeben. Als sie die Überzeugung gewannen, Muhammad werde nicht abziehen, ehe er sie unterworfen hatte, sagte Ka'b: “Ihr seht, was über euch gekommen ist! Ich schlage euch drei Auswege vor. Wählt einen davon! Erstens, wir folgen diesem Mann und erklären ihn für wahrhaftig; denn, bei Allah, es ist euch doch schon lange klar, daß er der gesandte Prophet ist, von dem in unserer Schrift geschrieben steht. Euer Leben, euer Gut und eure Kinder sind dann in Sicherheit.” Sie entgegneten ihm aber: “Wir sagen uns von den Satzungen der Thora nicht los und vertauschen sie nicht mit etwas anderem.” – “Nun,” sagte Ka'b, “so laßt uns den anderen Weg gehen, indem wir unsere Frauen und Kinder töten und dann mit gezogenem Schwert gegen Muhammad und seine Gefährten ausrücken, ohne eine Last hinter uns zu haben. Möge Gott zwischen uns und ihm entscheiden. Gehen wir zugrunde, so lassen wir keine Familie zurück, um die wir besorgt sein müßten. Siegen wir, so nehmen wir ihre Frauen und Kinder.” Da antworteten die Juden: “Wenn wir diese Armen töten, hat uns das Leben nichts Gutes mehr zu bieten!” – “Nun,” fuhr Ka'b fort, “wenn ihr auch diesen Weg nicht wählen wollt, dann gibt es noch einen dritten: Heute ist Freitagabend. Vielleicht wähnt Muhammad sich in Sicherheit. Macht einen Ausfall! Vielleicht können wir Muhammad und seine Gefährten überraschen.” Sie erwiderten aber: “Sollen wir den Sabbat entweihen und Dinge tun, die niemand von uns getan hat außer denen, die, wie du weißt, in Affen verwandelt worden sind?”* Ka'b rief hierauf: “Kein einziger von euch hat je, seit seine Mutter ihn geboren hat, auch nur einmal einen ernsten Entschluß gefaßt!”
17.12 Abu Lubaba und seine Buße
Die Banu Quraiza, die auch Schutzgenossen der Aus waren, sandten schließlich zu Muhammad und baten ihn, ihnen Abu Lubaba ibn Abd al-Mundhsir zu schicken, damit sie sich mit ihm beraten könnten. Muhammad schickte ihn. Als er zu ihnen kam, standen die Männer vor ihm auf. Die Frauen und Kinder drängten sich zitternd und weinend um ihn herum, so daß er gerührt war. Sie fragten ihn, ob er ihnen rate, sich Muhammad zu ergeben. Er nickte, deutete aber zugleich auf seinen Hals. Er wollte damit sagen, Muhammad würde sie hinschlachten. “Aber, bei Allah,” so erzählte später Abu Lubaba, “noch ehe ich meine Füße von der Stelle bewegte, erkannte ich, daß ich Allah und seinen Gesandten verraten hatte.”
Abu Lubaba entfernte sich dann, ging aber nicht zu Muhammad, sondern band sich an einem Pfeiler der Moschee fest und schwor, nicht von der Stelle zu weichen, bis ihm Allah seine Worte verziehen habe. Auch nahm er Allah als Zeugen, daß er das Gebiet der Banu Quraiza nie mehr betreten und sich nie mehr in dem Ort zeigen werde, wo er Allah und seinen Propheten hintergangen hatte. Als Muhammad, der über sein Ausbleiben erstaunt war, hörte, was vorgefallen war, sagte er: “Wenn er zu mir gekommen wäre, so hätte ich Allahs Gnade für ihn erfleht. So aber werde ich ihn nicht von dem Pfeiler losbinden, bis ihn Allah selbst begnadigt.” Muhammad befand sich gerade in der Wohnung der Umm Salama, als ihm Abu Lubabas Begnadigung offenbart wurde. Umm Salama erzählt: “Ich hörte in der Frühe, wie Muhammad lachte. Ich fragte ihn, worüber er lache. Er sagte: ,Allah hat Abu Lubaba vergeben.' Ich fragte, ob ich es ihm melden dürfte (es war, noch ehe Muhammads Frauen hinter einen Vorhang verwiesen wurden), und er bejahte es.” Sie stellte sich vor die Tür ihres Gemachs und rief: “Freue dich, Abu Lubaba, Allah hat dir vergeben!” Die Leute liefen dann auf ihn zu, um ihn loszubinden. Er aber schwor, er werde nicht von der Stelle weichen, bis ihn Muhammad selbst losgebunden habe. Muhammad tat dies, als er, auf dem Weg zum Morgengebet, an ihm vorüberkam. Abu Lubaba war sechs Tage angebunden gewesen. Zur Gebetszeit band ihn seine Frau jedes Mal los, wie mir ein Gelehrter berichtet hat, bis er gebetet hatte. Dann wurde er wieder angebunden. Die auf seine Buße sich beziehende Offenbarung lautet: “Und andere haben ihr Vergehen bekannt und Böses mit Gutem vermengt ...” (Sure al-Tawba 9,102).
In der Nacht, in welcher sich die Banu Quraiza ergaben, bekehrten sich Thalaba ibn Sa'ya, Usayd ibn Sa'ya und Asad ibn Ubaid. Sie waren Vettern der Quraiza und Nadir, gehörten aber zum Stamme Hadl, dessen Ursprung weiter zurückreicht.
17.13 Die jüdischen Banu Quraiza ergeben sich (Mai 627 n.Chr.)
Am folgenden Morgen ergaben sich die Banu Quraiza. Die Ausiten kamen herbei und sagten: “Diese Juden sind unsere Verbündeten und nicht die Khazradj. Nun weißt du ja, wie du ehedem gegen die Verbündeten der Khazradj vorgegangen bist.” Die Banu Qaynuqa', die Muhammad schon früher belagert hatte, waren nämlich Verbündete der Khazradj. Als sie sich ergaben, beriefen sie sich auf Abd Allah ibn Ubai, und Muhammad schenkte sie ihm.
Als die Ausiten so sprachen, fragte sie Muhammad, ob sie zufrieden wären, wenn er einen von ihnen zum Schiedsrichter ernennen würde. Als sie seine Frage bejahten, sagte er: “Nun, Sa'd ibn Mu'adh, sei es!” Ihn hatte Muhammad, als er von einem Pfeil getroffen wurde, in das Zelt einer Frau vom Stamme Aslam bringen lassen. Sie hieß Rufaida, pflegte die Verwundeten in der Moschee und diente ihnen, um ihr Seelenheil zu erlangen.
Als ihn jetzt Muhammad zum Schiedsrichter über die Banu Quraiza ernannt hatte, luden ihn seine Leute auf einen Esel, auf den sie ein ledernes Polster gelegt hatten – er war ein starker, schöner Mann – und während sie ihn zu Muhammad führten, sagten sie: “Sei gütig, Abu Amr, gegen deine Schutzgenossen. Muhammad hat ihr Schicksal in deine Hand gelegt, damit du sie mit Milde behandelst.”
Als sie derart auf ihn einredeten, erwiderte er: “Jetzt ist es Zeit, daß ich nichts Tadelnswertes in den Augen Allahs begehe.” Hierauf kehrten einige seiner Stammesgenossen in die Wohnung der Banu Abd al-Aschhal zurück und beklagten den Tod der Männer der Banu Quraiza, noch ehe Sa'd bei ihnen erschienen war.
Als Sa'd zu Muhammad und den Gläubigen kam, rief Muhammad: “Steht vor eurem Herrn auf!” Die Ausgewanderten sagten zu einander: “Muhammad meint damit bestimmt die Hilfsgenossen.” Jene aber sagten: “Muhammad hat den Befehl allen Gläubigen gegeben!” Sie erhoben sich und sagten zu Sa'd: “Muhammad hat dich zum Schiedsrichter über deine Schutzgenossen gemacht.” Da fragte sie Sa'd: “Schwört ihr bei Allah, daß mein Urteil vollzogen wird?” Sie antworteten: “Ja.” Sa'd fragte weiter: “Schwören es auch alle, die auf der Seite des Gesandten Allahs stehen” (Muhammad selbst nannte er aus Ehrfurcht nicht.)? Da antwortete Muhammad mit einem “Ja.” “Nun,” sagte Sa'd, “mein Urteil geht dahin, daß alle Männer hingerichtet, ihre Güter verteilt und ihre Kinder und Frauen zu Gefangenen gemacht werden.” Muhammad sprach zu Sa'd: “Dein Urteil ist identisch mit dem Urteil Allahs, der über den sieben Himmeln ist.*”
17.14 Die Hinrichtung des jüdischen Stammes der Banu Quraiza in Medina (Mai 627 n.Chr.)
Als das Glaubensheer und ihre Helfer abzogen, ließ Muhammad die Juden in dem Hause der Tochter al-Hariths, einer Frau von den Banu al-Nadjdjar in Medina, einsperren. Dann begab er sich auf einen Platz, der noch heute der Marktplatz von Medina ist, und ließ dort Gruben graben. Dann ließ er die Männer der Banu Quraiza truppweise vorführen und vor den Gruben hinrichten. Es waren 600 bis 700 Mann, nach anderen Angaben 800 bis 900.* Unter ihnen waren auch Huyay ibn Akhtab und Ka'b ibn Asad. Die Quraiza fragten Ka'b, als man die Männer in Abteilungen abführte, was nach seiner Meinung mit ihnen geschehe. Er antwortete: “Werdet ihr niemals klug? Seht ihr nicht, daß die Abgeführten nicht wiederkehren? Bei Allah, sie werden hingerichtet!”
Man fuhr nun in dieser Weise fort, bis Muhammad mit allen fertig war. Der letzte, der hingerichtet wurde, war Huyay ibn Akhtab, der Feind Allahs. Er trug ein gestreiftes Oberkleid, das an allen Enden fingerbreite Risse hatte, damit es ihm niemand ausziehe. Seine Hände waren auf den Rücken gebunden. Als er Muhammad erblickte, sagte er: “Bei Allah, ich mache mir keine Vorwürfe deswegen, daß ich dich angefeindet habe, aber wer Allah untreu wird, geht zugrunde.” Er wandte sich dann den Leuten zu und sagte: “Es ist kein Unglück, wenn der Befehl Allahs entsprechend der über die Söhne Israels verhängten und verzeichneten blutigen Bestimmung vollzogen wird.” Er setzte sich dann, und man schlug ihm den Kopf ab.
Aischa erzählt: “Von den Frauen der Banu Quraiza wurde nur eine getötet. Sie war bei mir, unterhielt sich mit mir und lachte so sehr, daß ihr ganzer Körper erschüttert wurde, während Muhammad die Männer auf dem Markt hinrichten ließ. Plötzlich rief eine Stimme: ,Wo ist N.N.?' und nannte ihren Namen. Sie antwortete: ‘Hier bin ich!' Ich fragte sie: ,Was ist los?' – ,Ich werde umgebracht.' – ,Weshalb?' – ,Wegen eines Vergehens.' Sie wurde dann abgeführt und enthauptet. Bei Allah,” sagte Aischa, “ich werde nie vergessen, wie ich mich gewundert habe, daß sie so munter war und so viel lachte, obwohl sie doch wußte, daß sie hingerichtet werden sollte.” Diese Frau hatte Khallad ibn Suwaid getötet, indem sie einen Mühlstein auf ihn herabwarf.
17.15 Zubair ibn Bata verschmäht seine Begnadigung
Nach dem Bericht al-Zuhris ging Thabit ibn Qays zu Zubair ibn Bata, dem Quraiziten, Vater des Abd al-Rahman, welcher ihm zur Zeit des Heidentums viel Gutes getan hatte – wie mir einer der Söhne Zabirs erzählt hat, schenkte er ihm am Tage von Bu'ath das Leben, nachdem er ihm das Haupthaar abgeschoren hatte und ließ ihn frei ziehen – und fragte ihn: “Kennst du mich noch?” (Er war nämlich damals ein Greis.) Jener antwortete: “Wie sollte ich dich nicht kennen?” – “Nun,” sagte Thabit, “ich will dir vergelten, was ich dir schuldig bin.” Zabir erwiderte: “Es ziemt den Edlen, einander zu vergelten.”
Thabit ging zu Muhammad und sagte: “Ich verdanke Zabir eine Wohltat, die ich ihm vergelten möchte. Schenke mir sein Blut!” Muhammad schenkte es ihm, und er kehrte zu Zabir zurück und meldete es ihm. Da sagte Zabir: “Was soll ein Greis ohne Frau und ohne Kinder mit dem Leben tun?” Thabit ging wieder zu Muhammad und beschwor ihn, ihm auch seine Frau und sein Kind zu schenken, und Muhammad gewährte sie ihm. Als er dies Zabir verkündete, sagte dieser: “Wie kann eine Familie im Hidjaz ohne Vermögen Bestand haben?” Thabit begab sich wieder zu Muhammad und erbat sich auch Zabirs Vermögen. Auch dieses erhielt er. Als ihm Thabit dies mitteilte, sagte er: “Was macht der Mann, dessen Gesicht wie ein chinesischer Spiegel leuchtete, so daß sich die Jungfrauen seines Stammes darin ansahen, nämlich Ka'b ibn Asad?” – “Er ist hingerichtet worden.” – “Und was macht Huyay ibn Akhtab, der Herr der Wüsten- und Städtebewohner?” – “Er ist auch getötet worden.” – “Und was macht Azzal ibn Simau'al, der Erste beim Angriff und der Beschützer, wenn wir flohen?” – “Er ist tot.” – “Und die beiden Gesellschaften?” (Er meinte die Banu Ka'b und die Banu Amr ibn Quraiza.) – “Sie sind ausgelöscht worden. Alle sind getötet.” – “Nun, so bitte ich dich, Thabit, bei dem, was du mir zu verdanken hast, lasse mich meinen Stammesgenossen nachfolgen, denn, bei Allah, nach dem Tod dieser Männer hat das Leben keinen Wert mehr, und ich habe nicht einmal so lange Geduld, wie der Eimer vom zu tränkenden Kamel fern bleibt, bis ich den Freunden begegne.”
Thabit führte ihn dann vor, und er wurde enthauptet. Als Abu Bakr hörte, was er gesagt hatte, fügte er hinzu: “Bei Allah, er wird seine Freunde in der Hölle treffen, wo sie in alle Ewigkeit brennen.”
17.16 Die Geschichte der jüdischen Knaben 'Atiyya und Rifa'a
Muhammad hatte den Befehl erteilt, jeden Mann von den Banu Quraiza, der bereits einen Bart hatte, zu töten. Der Quraizite 'Atiyya erzählt: “Als Muhammad den Befehl erteilt hatte, jeden Erwachsenen zu töten, war ich noch ein Knabe ohne Bart. Daher ließ man mich am Leben. Salma, die Tochter der Kais, Schwester des Salit, eine der Tanten Muhammads, die mit ihm in beide Richtungen gebetet und ihm nach der Art der Frauen* gehuldigt hatte, wurde von Rifa'a ibn Samau'al, dem Quraiziten, der schon das Jünglingsalter erreicht hatte, um Schutz angefleht, denn er kannte sie von früher. Sie bat Muhammad, ihn ihr zu schenken, denn er versprach zu beten und Kamelfleisch zu essen. Muhammad schenkte ihn ihr, und so bewahrte sie sein Leben.
17.17 Die Teilung der Beute von den jüdischen Banu Quraiza
Muhammad teilte dann unter den Gläubigen die Frauen, Kinder und Habseligkeiten der Banu Quraiza auf und bestimmte an diesem Tag den Anteil der Reiter und des Fußvolkes und nahm ein Fünftel davon weg. Die Reiter erhielten drei Teile, eins für den Mann und zwei für das Pferd. Die Fußgänger erhielten einen Teil. Bei diesem Krieg waren 36 Pferde im Einsatz. Hier wurde zum ersten Mal die Beute in verschiedene Teile geteilt und der fünfte Teil weggenommen. Nach diesem Brauch wurde auch bei den späteren Feldzügen verfahren. Muhammad sandte dann Sa'd ibn Zaid al-Ansari mit Gefangenen der Banu Quraiza nach Nadjd und ließ dafür Pferde und Waffen einkaufen.*
17.18 Die Jüdin Rayhana wird Muhammads Frau
Muhammad hatte von den Frauen der Banu Quraiza Rayhana erwählt, die Tochter des Amr ibn Khunafa, eine der Banu Amr ibn Quraiza. Sie blieb als Sklavin bis zu seinem Tod bei ihm. Muhammad schlug ihr vor, sie zu heiraten und sich wie die anderen Frauen abzusondern. Aber sie bat ihn, sie als Sklavin zu behalten. Es sei leichter für ihn und für sie, und so ließ er sie. In der Anfangszeit widersetzte sie sich dem Islam und wollte Jüdin bleiben, so daß sich Muhammad von ihr fernhielt, was ihn betrübte. Eines Tages jedoch, als er bei seinen Gefährten saß, hörte er zwei Sandalen hinter sich und sagte: “Es sind die Sandalen des Tha'laba ibn Sa'ya, der mir die Nachricht von der Bekehrung Rayhanas bringt.” Er trat herein und verkündete dies. Muhammad war sehr erfreut darüber.
Der Grabenfeldzug und der Kampf gegen die Banu Quraiza wird in der “Sure der Scharen” (al-Ahzab 33) erwähnt. Allah erinnert sie an die Gefahren, an seine Wohltat, wie er ihnen als Hilfe genügte und an die verschiedenen Äußerungen der Heuchler. Es heißt dort: “9 O ihr, die ihr glaubt, gedenkt der Gnade Allahs gegen euch, als die Heere gegen euch auszogen und wir den Sturm und die unsichtbaren Scharen gegen sie sandten.* Allah sah, wie ihr euch verhalten habt. 10 Als die Feinde von oben und von unten herankamen, euer Blick unsicher wurde, euer Herz bis zum Halse schlug und ihr Gedanken gegen Allah hegtet (von oben kamen die Quraiza und von unten die Quraisch und Ghatafan), 11 da wurden die Gläubigen erprobt, und es ergriff sie ein heftiges Zittern. 12 Gedenkt, wie die Heuchler und die mit krankem Herzen sagten: ,Was uns Allah und sein Gesandter verheißen haben, war nichts als eine Täuschung!' 13 Und einige sagten: ,O ihr Bewohner Yathribs, das ist kein Platz für euch, kehrt heim!' Und etliche von ihnen baten den Propheten um Erlaubnis, weggehen zu dürfen, und behaupteten: ,Unsre Häuser sind schutzlos.' Sie waren aber nicht schutzlos. Sie wollten nur fliehen” (Sure al-Ahzab 33,9-13), falls der Feind von allen Seiten eindringen sollte.
”14 ... So wurden sie zum Abfall verleitet, und sie fielen ab, blieben aber nur kurze Zeit in diesem Zustand, 15 denn sie hatten sich schon früher vor Allah verpflichtet, (in der Gefahr) nicht den Rücken zu kehren. Ein Versprechen Allah gegenüber ist verpflichtend! 16 Sprich! 'Die Flucht vor dem Tode oder dem Getötet-Werden nützt auch nichts, denn ihr habt doch nur einen kurzen Genuß davon.' 17 Sprich! 'Wer kann euch gegen Allah schützen, wenn er Schlimmes gegen euch vorhat, oder wer kann euch schaden, wenn er barmherzig gegen euch ist? Sie finden außer Allah keinen Beschützer und keinen Helfer.' 18 Allah kennt die Heuchler unter euch und diejenigen, die zu ihren Brüdern sagten: ,Kommt her zu uns!' Sie setzten sich aber nur wenig der Gefahr aus und halfen euch nur knauserig. 19 ... Wenn die Furcht naht, sehen sie dich mit unstetem Blick an, wie ein Ohnmächtiger in Todesfurcht. Wenn die Gefahr vorüber ist, verletzen sie euch mit ihren scharfen Zungen ...” (Sure al-Ahzab 33,14-19).
17.19 Der Tod des Sa'd ibn Mu'adh
Als das Schicksal der Banu Quraiza entschieden war, öffnete sich die Wunde bei Sa'd ibn Mu'adh, und er starb als Märtyrer. Mu'adh ibn Rifa'a al-Zuraqi hat mir berichtet: In meinem Volk erzählt man sich folgendes: Als Sa'd starb, kam Gabriel mitten in der Nacht zu Muhammad – er trug einen Turban von golddurchwirktem Seidenstoff (Brokat) – und sagte zu ihm: “Wer ist der Tote, dem sich die Himmelspforten geöffnet haben und dem der Thron* entgegenjubelt?” Muhammad stand rasch auf und lief zu Sa'd, fand ihn aber schon tot.
Aischa kam einst in Gesellschaft des Usayd ibn Hudhair von Mekka zurück. Ihm war eine Frau gestorben, die er betrauerte. Da sagte Aischa zu ihm: “Allah verzeihe dir, Abu Yahya. Wie magst du noch eine Frau betrauern, nachdem du einen Vetter verloren hast, bei dessen Tod der Thron in Entzücken geriet?”
17.20 Die Aufzählung der Märtyrer aus dem Grabenkrieg
Am Graben fielen nur sechs Männer von den Gläubigen und drei von den Ungläubigen. Einer von ihnen war Nawfal ibn Abd Allah ibn al-Mughira, der über den Graben setzen wollte, dabei aber hineinstürzte und getötet wurde. Die Ungläubigen wollten seine Leiche kaufen, deren sich die Moslems bemächtigt hatten. Muhammad überließ sie ihnen, wobei er sagte: “Wir haben weder mit der Leiche noch mit ihrem Preis etwas zu tun.” Wie von Zuhri berichtet worden ist, erhielt Muhammad 10.000 Dirham für die Leiche.*
Im Krieg gegen die Banu Quraiza fiel Khallad ibn Suwaid von den Banu al-Harith ibn al-Khazradj. Ein Mühlstein war auf ihn geworfen worden, der ihn zerschmetterte. Muhammad soll gesagt haben: “Er erhält den doppelten Lohn eines Märtyrers.” Abu Sinan ibn Mihsan, einer der Banu Asad ibn Khuzaima, starb während der Belagerung und wurde auf dem Friedhof der Banu Quraiza beerdigt, der noch jetzt als Begräbnisplatz dient. Als die Moslems vom Graben heimzogen, sagte Muhammad: “Von nun an werden die Quraisch nicht mehr gegen euch ausrücken, ihr aber werdet sie bekriegen.” So geschah es auch. Die Quraisch rückten nie mehr gegen Muhammad aus, er aber bekämpfte sie, bis Allah Mekka in seine Hand gab.
17.21 Die Tötung des jüdischen Richters Sallam Abu Raafi' in Khaybar* (Juni 627 n.Chr.)
Als der Grabenfeldzug und der Kampf gegen die Quraiza vorüber war, baten die Khazradj Muhammad um die Erlaubnis, Abu Raafi' Sallam, der in Khaybar wohnte, töten zu dürfen. Er hatte zu denen gehört, die die verschiedenen Gruppen gegen Muhammad aufbrachten. Vormals hatten die Ausiten Ka'b ibn al-Aschraf wegen seiner Feindschaft gegen Muhammad getötet. Muhammad erlaubte es ihnen. Abd Allah ibn Ka'b berichtet: “Zu dem, was Allah für Muhammad getan hatte, gehörte, daß die beiden Stämme Aus und Khazradj wie zwei männliche Kamele um Muhammads Gunst wetteiferten. Hatten die Ausiten Muhammad einen Dienst geleistet, sprachen die Khazradj: ‘Bei Allah, sie sollen dies uns nicht voraushaben,’ und ruhten nicht, bis sie eine ähnliche Tat vollbracht hatten. Das gleiche sagten die Ausiten, wenn die Khazradjiten für Muhammad etwas Nützliches vollbracht hatten. Nachdem die Ausiten (den Juden) Ka'b ibn al-Aschraf wegen seiner Gehässigkeiten gegen Muhammad getötet hatten, überlegten die Khazradj, wer Ka'b an Gehässigkeit gegen Muhammad gleichkomme. Dabei fiel ihnen Sallam ein, der in Khaybar wohnte. Sie baten also um die Erlaubnis, ihn töten zu dürfen, was ihnen Muhammad auch gestattete.”
Hierauf begaben sich fünf Männer von den Banu Salama nach Khaybar. Muhammad machte Abd Allah ibn Atik zu ihrem Anführer und verbot ihnen, Kinder und Frauen zu töten. Die Männer kamen bei Nacht am Haus Sallams an und verriegelten zunächst alle Türen. Sallam befand sich im Obergemach. Sie stiegen hinauf und baten vor der Tür um Einlaß. Sallams Frau trat heraus und fragte: “Wer seid ihr?” Sie antworteten: “Wir sind Beduinen, die Getreide kaufen wollen.” Sie erwiderte: “Hier ist euer Herr, tretet ein!” Nachdem sie eingetreten waren, verriegelten sie sofort die Tür aus Furcht, es möchten Leute vorübergehen, die dazwischentreten könnten. Da schrie die Frau laut auf, doch sie drangen in der Dunkelheit mit ihren Schwertern bis zu Sallam vor – er lag auf seinem Bett wie eine ausgebreitete ägyptische Leinwand. Als die Frau schrie, wollten sie sie mit dem Schwert töten. Da erinnerten sie sich an das Verbot Muhammads und ließen von ihr ab. Ohne sein ausdrückliches Verbot hätten sie ihrem Leben in dieser Nacht ein Ende bereitet. Während sie dabei waren, über ihn herzufallen, hatte ihm Abd Allah ibn Unais bereits den Leib durchbohrt und schrie: “Genug! Genug!” Sie verließen eilig das Gemach. Abd Allah ibn Atik, der schlecht sehen konnte, fiel die Treppe hinab und verletzte sich schwer. Sie trugen ihn rasch in einen Kanal bei einer der Quellen. Die Juden zündeten Fackeln an und suchten eifrig nach ihnen, ohne sie zu finden. Schließlich kehrten sie zu Sallam zurück und scharten sich um ihn, denn er war ihr Richter. Sie fragten sich, ob der Feind Allahs wirklich tot war. Einer war bereit, sich unter die Leute zu mischen. Er erzählt selbst: “Sallams Frau stand mit einer Leuchte in der Hand da. Sie sah Sallam, der von vielen Leuten umgeben war, ins Gesicht und sagte an die Leute gewandt: ‘Bei Allah, ich habe die Stimme von Abd Allah ibn Atik unter den Eindringlingen vernommen.' Ich entgegnete: ,Wie soll Abd Allah ibn Atik hierherkommen sein?' Dann trat sie näher an Sallam heran, sah ihn erneut an und rief: ‘Bei dem Gott der Juden, er ist tot!' – Ich habe in meinem ganzen Leben kein süßeres Wort gehört als dieses.” Der Mann kam dann wieder zurück und erstattete ihnen Bericht. Sie nahmen hierauf ihren Gefährten auf die Schulter, kehrten zu Muhammad zurück und meldeten ihm den Tod des Feindes Allahs.
Als aber jeder in Anspruch nahm, ihn getötet zu haben, sagte Muhammad: “Gebt mir eure Schwerter!” Er betrachtete sie und sagte, wobei er auf das Schwert von Abd Allah ibn Unais deutete: “Dieses hat ihn getötet! Es finden sich noch Speisereste daran.”*
17.22 Die Bekehrung des 'Amr ibn al-'As
Amr ibn al-'As hat folgendes erzählt: “Als wir vom Grabenfeldzug heimkehrten, trat ich mit einigen Quraischiten zusammen, die meine Ansichten teilten und mir Gehör schenkten. Ich sagte zu ihnen: ‘Bei Allah, ich glaube, Muhammad beherrscht die Verhältnisse in unangenehmer Weise. Ich habe daher einen Entschluß gefaßt und will auch eure Ansicht vernehmen.' Sie fragten mich nach meinem Entschluß, und ich sagte: ,Ich halte es für gut, daß wir uns zum Nadjaschi (Negus, der äthiopische Herrscher) begeben und bei ihm verweilen. Siegt Muhammad über die Unsrigen, so bleiben wir bei ihm und leben lieber unter seiner Herrschaft als unter der Muhammads. Siegen die Unsrigen, so sind wir ihnen bekannt, und wir haben nur Gutes von ihnen zu erwarten.' Die Quraisch stimmten dieser Ansicht zu, und ich forderte sie auf, Geschenke für den Nadjaschi zu sammeln.
Da ihm aus unserem Lande nichts lieber war als Leder, trugen wir viel Leder zusammen und reisten zu ihm. Als wir angelangt waren, kam auch 'Amr ibn Umaiyya al-Damri an, den Muhammad wegen Dja'far und seiner Gefährten gesandt hatte und besuchte den Nadjaschi. Als er herauskam, sagte ich zu meinen Gefährten: ‘Dort ist 'Amr ibn Umaiyya. Wie wäre es, wenn ich zum Nadjaschi ginge, ihn von ihm verlangte und wenn er ihn mir schenkt, ich ihn tötete? Die Quraisch würden, wenn ich Muhammads Gesandten erschlage, sehen, daß ich höher als sie beim Nadjaschi stünde!'
Ich ging alsbald zu dem König und fiel wie gewöhnlich vor ihm nieder. Er sagte: ,Willkommen, Freund, hast du mir etwas aus deiner Heimat mitgebracht?' Ich sagte: ,Ja, o König, ich habe viel Leder mitgebracht.' Ich ließ es ihm dann herbeibringen. Er bewunderte es und hatte Wohlgefallen daran. Dann sagte ich: ,O König! Ich habe eben einen Mann von dir weggehen sehen, welcher der Gesandte unseres Feindes ist. Schenke ihn mir, daß ich ihn töte, denn er hat von uns die Besten und Edelsten erschlagen.' Der Nadjaschi* geriet in Zorn. Dann streckte er die Hand aus und schlug sich auf die Nase, daß ich glaubte, er würde sie einschlagen. Ich fürchtete mich dermaßen vor ihm, daß – hätte sich die Erde vor mir gespalten – ich gern versunken wäre. Ich antwortete ihm dann: ,O König, bei Allah, wenn ich gewußt hätte, daß dir diese Bitte unangenehm ist, so hätte ich dich nicht darum gebeten!' Er erwiderte: ,Verlangst du von mir, daß ich dir den Gesandten eines Mannes ausliefere, zu dem gleich Mose der große Namus (Gabriel) mit der Offenbarung gekommen ist?' Ich fragte erstaunt: ,Ist dem so?' Er antwortete: ,O Amr, höre auf mich und folge ihm! Bei Allah, er hat recht und wird über seine Gegner siegen wie Mose über Pharao und dessen Scharen gesiegt hat.' Ich fragte: ,Willst du meine Huldigung für ihn entgegennehmen?' Er bejahte dies und streckte die Hand aus. Ich bekannte mich vor ihm zum Islam und begab mich zu meinen Gefährten mit anderem Sinn, verbarg aber meine Bekehrung. Dann machte ich mich auf den Weg zu Muhammad, um Moslem zu werden. Dabei traf ich Khalid ibn al-Walid – es war kurz vor der Eroberung Mekkas – der von Mekka kam. Ich fragte ihn: ,Wohin des Wegs, Abu Sulaiman?' Er antwortete: ‘Bei Allah, das Zeichen ist vollkommen. Der Mann ist ein Prophet. Bei Allah, ich gehe, um ein Moslem zu werden. Wie lange soll ich noch warten?' Da sagte ich: ‘Bei Allah, ich komme auch, um mich zu bekehren.'
Wir gingen dann gemeinsam zu Muhammad nach Medina. Khalid huldigte ihm zuerst. Dann näherte ich mich ihm und sagte: ,O Gesandter Allahs! Ich will dir huldigen, wenn mir meine vergangenen Sünden vergeben werden.'(Von den zukünftigen sagte ich nichts.) Muhammad antwortete: ‘Huldige! Amr, der Islam tilgt, "was an Sünden vorangegangen ist" (Sure al-Fath 48,2) und die Auswanderung desgleichen'. Ich huldigte ihm und zog wieder ab.”
TEST
Lieber Leser, wenn Sie dieses Heft aufmerksam studiert haben, können Sie die folgenden Fragen leicht beantworten. Wer 90 Prozent der Fragen in den elf Heften dieser Reihe richtig beantwortet, kann von unserem Zentrum ein Zeugnis bekommen über:
Fortgeschrittene Studien
zum Leben Muhammads aus der Sicht des Evangeliums
als eine Ermutigung für seine zukünftigen Dienste für Christus.
1. Wie kam es zur Schlacht von Uhud?
2. Was hat Muhammad in seiner Vision vor der Schlacht von Uhud gesehen und welche Bedeutung hatte dies?
3. Welche Sure wurde nach der Verstümmelung Hamzas offenbart und wie reagierte Muhammad?
4. Was geschah mit Muhammad während der Schlacht von Uhud?
5. Warum hat Muhammad den jüdischen Stamm der Banu al-Nadir aus Medina verbannt?
6. Warum hat Muhammad befohlen, um Medina herum einen Graben auszuheben?
7. Durch welche Tat hat die Tante Muhammads, Safiyya die Tochter Abd al-Muttalibs, ihren Mut bewiesen?
8. Mit welcher List hat Muhammad die Ungläubigen entzweit?
9. Wie hat der Feldzug gegen die jüdischen Banu Quraiza in Medina begonnen?
10. Welche Befehle Muhammads wurden an den jüdischen Banu Quraiza ausgeführt, nachdem sie sich ergeben hatten?
Jeder Teilnehmer an diesem Test darf zur Beantwortung dieser Fragen jedes beliebige Buch, das ihm zur Verfügung steht, benutzen und jede ihm bekannte vertrauenswürdige Person fragen. Wir warten auf Ihre schriftlichen Antworten, inklusive Ihrer vollständigen Adresse auf Papier oder per e-mail. Wir beten für Sie zu Jesus, dem lebendigen Herrn, daß er Sie berufe, sende, leite, stärke, bewahre und mit Ihnen sei an jedem Tag Ihres Lebens!
Im Dienst Jesu verbunden
Abd al-Masih und Salam Falaki
Schicken Sie Ihre Antworten an:
GRACE AND TRUTH
Postfach 1806
70708 Fellbach
Deutschland
oder per e-mail an:
info@grace-and-truth.net
DIE BIOGRAPHIE MUHAMMADS NACH IBN HISCHAM GESAMTÜBERSICHT (Die Kapitel dieses Heftes sind unten eingerahmt)
HEFT 1 - MUHAMMAD VOR DEM ISLAM
0. Vorwort
1. Die Vorfahren Muhammads
2. Die Geburt Muhammads und seine Kindheit (ca. 570)
3. Muhammads Hochzeit mit Khadija (ca. 595)
HEFT 2 - DER BEGINN DES ISLAM BEI MUHAMMAD
4. Muhammads Prophetentum
5. Die Entstehung der islamischen Urgemeinde (ab ca. 610)
6. Der Widerstand der Mekkaner (ab ca. 613)
7. Die erste Auswanderung nach Abessinien (ca. 615)
HEFT 3 - WACHSENDER WIDERSTAND MEKKAS GEGEN MUHAMMAD
8. Der wachsende Boykott der Mekkaner (ab ca. 616)
9. Die Vision Muhammads von seiner Himmelfahrt (ca. 619)
HEFT 4 - ENTSTEHUNG DER NEUEN MACHTBASIS MUHAMMADS IN MEDINA
10. Die Loslösung Muhammads von Mekka (nach ca. 619)
11. Muhammads Auswanderung nach Medina (Sommer 622) <<<<<<<<<<>>>>>>>>>>>
12. Bildung eines Stadtstaates aus Moslems, Juden & Animisten (ab 622)
HEFT 5 - VERSPOTTUNG DURCH JUDEN & ERSTE FELDZÜGE MUHAMMADS
13. Vom Widerstand und Spott der Juden (ab 623)
14. Der Heilige Krieg tritt in ein neues Stadium (ab Frühjahr 623)
HEFT 6 - MUHAMMADS SCHLACHT VON BADR
15. Die Schlacht von Badr und ihre Folgen (15. März 624 und danach)
HEFT 7 - MUHAMMADS KRIEGE UM MEDINA
16. Die Niederlage bei Uhud und ihre Folgen (März 625 bis 626)
17. Der Grabenkrieg um Medina und seine Folgen (März bis Mai 627)
HEFT 8 - ANERKENNUNG MUHAMMADS DURCH DIE MEKKANER
18. Weitere Feldzüge (627)
19. Die Anerkennung Muhammads durch die Quraischiten (628)
20. Vor der Eroberung Mekkas (629)
HEFT 9 - MUHAMMADS EROBERUNG MEKKAS UND SEINER UMGEBUNG
21. Die endgültige Eroberung Mekkas (Januar 630)
22. Der Feldzug von Hunain und seine Folgen (Januar bis März 630)
HEFT 10 - DIE AUSDEHNUNG DES REICHES MUHAMMADS
23. Der 2. Feldzug gegen die Oströmer & seine Folgen (Okt. - Dez. 630)
24. Abordnungen der Beduinenstämme erweisen Muhammad Ehre (631)
HEFT 11 - DAS LETZTE JAHR MUHAMMADS
25. Muhammads Abschiedspilgerfahrt und weitere Feldzüge (632 & davor)
26. Muhammads letzte Tage, sein Tod und sein Begräbnis (Juni 632)
Ausklang