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Das Leben Muhammads Nach Ibn Hischam -- Heft 9
Muhammads Eroberung Mekkas und seiner Umgebung (630 n.Chr.)
Die endgültige Eroberung Mekkas -- Der Feldzug von Hunain und seine Folgen
Muhammads Eroberung Mekkas und seiner Umgebung (630 n.Chr.)
21. Die endgültige Eroberung Mekkas (Januar 630 n.Chr.)
21.1 Was den Kriegszug nach Mekka veranlaßt hat
21.2 'Amr ibn Saalims Reise zu Muhammad
21.3 Die Reise des Budail ibn Warqa' zu Muhammad
21.4 Abu Sufyans Ankunft in Medina
21.5 Muhammads Vorbereitungen zur Eroberung Mekkas
21.6 Hatibs Warnschreiben
21.7 Muhammads Lager im Marr al-Dhahran
21.8 Abu Sufyan bekennt sich zum Islam
21.9 'Abbas begegnet Abu Sufyan
21.10 Abu Sufyan sieht die Scharen Allahs
21.11 Muhammads Ankunft in Dhu Tawa
21.12 Wie Muhammad Mekka eroberte (Januar 630 n.Chr.)
21.13 Der Widerstand der Männer von Khandama
21.14 Die Personen, deren Hinrichtung Muhammad anordnete
21.15 Muhammad umkreist die Ka'ba
21.16 Bilal ruft bei der Ka'ba zum Gebet
21.17 Muhammads Kanzelrede am Tag nach der Eroberung
21.18 Die Reden der Hilfsgenossen
21.19 Als Fadaala Muhammad töten wollte
21.20 Safwan ibn Umaiyya
22. Der Feldzug von Hunain und seine Folgen(Januar bis März 630 n.Chr.)
22.1 Worte Duraids ibn al-Simma
22.2 Die Sendung des Abdallah ibn Abi Hadrad
22.3 Der Auszug Muhammads (Januar 630 n.Chr.)
22.4 Von der Flucht der Moslems
22.5 Muhammad hält stand
22.6 Der Sieg nach der Flucht
22.7 Umm Sulaym
22.8 Abu Qatada und seine Kriegsbeute
22.9 Der Beistand der Engel
22.10 Was nach dem Kampf geschah
22.11 Duraid ibn al-Simma läßt sich töten
22.12 Der Schluß der Geschichte Abu 'Amirs
22.13 Muhammad verbietet, Frauen zu töten
22.14 Von Bidjad und Schayma'
22.15 Der Feldzug nach Ta'if (Februar 630 n.Chr.)
22.16 Die Namen der am Tag von Ta'if gefallenen Moslems
22.17 Die Bekehrung des Malik ibn 'Auf al-Nasri
22.18 Die Teilung der Beute
22.19 Viele Quraischiten werden beschenkt
22.20 Der Widerspruch des Dhu al-Khuwaisira al-Tamimi
22.21 Was die Hilfsgenossen sagten
22.22 Die kleine Wallfahrt von Dji'rana aus (März 630 n.Chr.)
Muhammads Eroberung Mekkas und seiner Umgebung (630 n.Chr.)
nach Muhammad Ibn Ishaq (gest. 767 n.Chr.) bearbeitet von Abd al-Malik Ibn Hischam (gest. 834 n.Chr.)
Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil
Eine Auswahl mit Anmerkungen von Abd al-Masih und Salam Falaki
21. Die endgültige Eroberung Mekkas (Januar 630 n.Chr.)
21.1 Was den Kriegszug nach Mekka veranlaßt hat
Nach der Sendung von Mu'ta blieb Muhammad die Monate Djumada al-Akhira (6. Monat) und Radjab (7. Monat) in Medina. Dann begannen die Banu Bakr ibn Abd Manat Feindseligkeiten gegen die Khuzaiten, während jene sich an einem Wasser in der Niederung von Mekka, “al-Watir” genannt, aufhielten. Zu dem Zerwürfnis kam es folgendermaßen: Malik ibn Abbad von den Banu al-Hadrami – damals ein Schutzgenosse des Aswad ibn Razn – ging handeltreibend in das Gebiet der Khuza'a und wurde dort von den Khuzaiten beraubt und erschlagen.
Die Banu Bakr überfielen hierauf einen Khuzaiten und töteten ihn. Die Khuzaiten töteten dann in Arafa, bei den heiligen Denkmälern – kurz bevor sie den Islam annahmen – die drei Söhne des Aswad ibn Razn al-Dili: Salma, Khultum und Dhu'aib. Sie hatten die Zierde und den Adel der Banu Kinana gebildet. Während dieses Zerwürfnisses zwischen den Banu Bakr und Khuza'a erreichte sie der Islam, der ihnen Einhalt gebot und sie völlig beschäftigte. Zu den Friedensbedingungen von Hudaibiyya gehörte auch, daß es jedem frei stehe, mit Muhammad oder den Quraisch ein Bündnis zu schließen. Die Banu Bakr verbündeten sich mit den Quraisch, die Khuzaiten mit Muhammad. Die zu den Banu Bakr gehörenden Banu al-Dil wollten nach dem Friedensschluß für die erschlagenen Söhne al-Aswads an den Khuzaiten Rache nehmen. Nawfal ibn Mu'awiya, der Verantwortliche der Banu al-Dil, zog mit seinen Leuten aus und überfiel des Nachts die Khuzaiten bei der Quelle Watir und tötete einen Mann. Die Quraisch unterstützten die Banu Bakr mit Waffen. Einige kämpften sogar des Nachts heimlich in ihren Reihen, bis sie die Khuza'a auf heiliges Gebiet gedrängt hatten. Als sie dort angelangt waren, riefen die Banu Bakr: “Nawfal! Wir sind im heiligen Gebiet, fürchte Allah!” Er aber sprach das schwere Wort: “Es gibt heute keinen Allah, ihr Banu Bakr! Nehmt Rache, denn bei meinem Leben, ihr werdet noch manche Exzesse auf heiligem Gebiet begehen. Warum scheut ihr euch, hier Rache zu nehmen?”
Als die Banu Bakr die Khuza'a bei der Quelle Watir des Nachts überfallen hatten, hatten sie einen Mann erschlagen, welcher Munabbih hieß und ein Herzleiden hatte. Er war mit Tamim ibn Asad, einem anderen Khuzaiten, ausgegangen und hatte zu ihm gesagt: “Rette dich, Tamim, denn ich bin, bei Allah, doch des Todes. Mögen sie mich töten oder nicht, mein Herz ist zu schwach.” Tamim war weggelaufen und entkommen, Munabbih aber erschlagen worden.
21.2 'Amr ibn Saalims Reise zu Muhammad
Als die Quraisch und Banu Bakr vereint gegen die Khuza'a gekämpft, sie geschlagen und dadurch den mit Muhammad geschlossenen Vertrag verletzt hatten, da sie Bundesgenossen Muhammads waren, begab sich 'Amr ibn Saalim, der Khuzaite, von den Banu Ka'b, zu Muhammad nach Medina. Seine Reise sollte die Eroberung Mekkas herbeiführen. Amr stellte sich vor Muhammad auf, der in der Moschee inmitten seiner Leute saß und dichtete:
O Herr! Ich beschwöre Muhammad bei dem Bündnis zwischen unserem und seinem Stammvater.
Ihr wart wie seine Kinder und wir wie seine Väter.
Später schlossen wir Frieden und rührten keine Hand mehr.
Steh uns bei! Allah schenke dir den von ihm bereiteten Sieg!
Fordere die Diener Allahs auf, daß sie uns helfen.
In ihrer Mitte befindet sich der Gesandte Allahs,
der sein Schwert zieht
und dessen Gesicht die Farbe wechselt,
wenn ihm ein Schimpf angetan wird,*
mit einer Schar, die wie das schäumende Meer einherwogt.
Die Quraisch haben ihr Wort gegen dich gebrochen
und das feste Bündnis verletzt
und in ihrer Niedrigkeit mir aufgelauert.
Sie glaubten, ich werde niemanden zu Hilfe rufen.
Sie, die niedrigsten und geringsten an Zahl,
haben uns bei Watir des Nachts überfallen
und erschlagen, als wir uns zum Gebet lagerten
und verbeugten und niederfielen.
Muhammad sagte: “Dir soll geholfen werden, 'Amr ibn Saalim!” Hierauf neigte sich eine Wolke vom Himmel zu Muhammad, und er sagte: “Diese Wolke verkündet den Sieg der Banu Ka'b.”
21.3 Die Reise des Budail ibn Warqa' zu Muhammad
Nach Amr kam auch Budail ibn Warqa' mit einer Anzahl Khuzaiten und berichtete Muhammad, was ihnen zugestoßen war, und wie die Quraisch sich mit den Banu Bakr gegen sie vereinigt hatten. Dann kehrten sie wieder nach Mekka zurück. Muhammad sagte zu den Seinigen: “Mir ist, als sähe ich Abu Sufyan kommen, um das Bündnis wieder zu festigen und den Vertrag zu verlängern.”
Budail und seine Gefährten begegneten Abu Sufyan in Usfan. Die Quraisch hatten ihn tatsächlich gesandt, um das Bündnis zu festigen und den Vertrag zu verlängern, denn sie fürchteten die Folgen der Auseinandersetzung. Abu Sufyan fragte Budail, wo er herkomme – er vermutete, daß er Muhammad besucht habe. Budail antwortete: “Ich war mit einigen Khuzaiten an diesem Ufer und im Innern dieses Tales.” Abu Sufyan fragte: “Warst Du nicht bei Muhammad?” Budail antwortete: “Nein!” Als Budail sich entfernt hatte, sagte Abu Sufyan: “Wenn er in Medina war, dann hat er seine Kamele mit Dattelkernen gefüttert.” Er ging daher an den Lagerplatz Budails und untersuchte den Kamelmist, und als er Dattelkerne darin fand, sagte er: “Ich schwöre, bei Allah, Budail war schon bei Muhammad.”
21.4 Abu Sufyans Ankunft in Medina
Als Abu Sufyan nach Medina kam, begab er sich zu seiner Tochter Habiba. Als er sich auf dem Bett Muhammads niederlassen wollte, schob sie es beiseite. Da fragte er: “Bin ich dir lieber oder dieses Bett?” Sie antwortete: “Es ist das Bett des Gesandten Allahs und du bist ein unreiner Götzendiener, darum will ich nicht, daß du auf diesem Bett sitzt.” Er erwiderte: “Bei Allah, du bist schlimm geworden seit unserer Trennung.” Er begab sich dann zu Muhammad und sprach mit ihm. Muhammad gab ihm aber keine Antwort. Er ging dann zu Abu Bakr und ersuchte ihn, bei Muhammad Fürsprache für ihn einzulegen. Abu Bakr weigerte sich aber. Er begab sich hierauf mit derselben Bitte zu Umar. Dieser rief: “Ich soll euer Fürsprecher bei Muhammad sein? Bei Allah, wenn ich nur über eine Ameise zu gebieten hätte, würde ich euch damit bekriegen!” Er ging dann zu Ali, bei dem dessen Gattin Fatima war, und deren kleiner Sohn Hassan vor ihr herumkroch. Zu ihm sagte Abu Sufyan: “Du stehst ihm am nächsten. Ich bin in einer Angelegenheit hierhergekommen und möchte nicht heimkehren, ohne sie erledigt zu haben. Sei mein Fürsprecher bei Muhammad!” Ali sagte: “Wehe dir, Abu Sufyan, bei Allah, Muhammad hat einen Entschluß gefaßt, gegen den wir nichts zu unternehmen vermögen.” Abu Sufyan wandte sich dann zu Fatima und sagte: “O Tochter Muhammads! Willst du nicht deinem Söhnchen sagen, er soll gegenseitigen Schutz verkünden? Er würde bis ans Ende der Zeit Herr der Araber sein.” Sie antwortete: “Mein Söhnchen ist noch zu jung, um Schutz zu gewähren, auch kann niemand gegen Muhammad jemanden beschützen.” Da sagte Abu Sufyan: “O Abu Hassan, ich sehe, daß die Umstände mir sehr ungünstig sind. Erteile mir einen Rat!” Ali antwortete: “Bei Allah, ich weiß nichts, das dir nützen könnte, doch du bist der Herr der Banu Kinana. Mache dich auf, verkündige gegenseitigen Schutz, und reise wieder heim!” Abu Sufyan fragte: “Glaubst du, daß dies etwas nützen wird?” Ali antwortete: “Nein, bei Allah, ich glaube nicht, aber ich weiß nichts anderes.” Abu Sufyan ging hierauf zur Anbetungsstätte und sagte: “O ihr Leute, ich verkündige gegenseitigen Schutz.” Dann bestieg er sein Kamel und reiste ab.
Als er zu den Quraisch zurückkam und sie ihn fragten, was er bringe, sagte er: “Ich habe mit Muhammad gesprochen, er hat mir aber keine Antwort gegeben. Auch bei Abu Bakr fand ich nichts Gutes, und Umar zeigte sich als der größte Feind. Dann ging ich zu Ali. Ihn fand ich am weichsten. Er hat mir auch einen Rat gegeben, den ich befolgt habe, aber bei Allah, ich weiß nicht, ob es etwas nützen wird.” Sie fragten ihn dann, was dieser ihm geraten, und als er es ihnen mitteilte, fragten sie: “Hat Muhammad dir die Erlaubnis dazu gegeben?” – “Nein. Bei Allah, der Mann hat nur sein Spiel mit mir getrieben.” – “Was nützen deine Worte?” – “Nichts, aber bei Allah*, ich wußte nichts anderes.”
21.5 Muhammads Vorbereitungen zur Eroberung Mekkas
Muhammad erteilte den Befehl zur Ausrüstung und befahl seinen Leuten, das Nötige für einen Feldzug vorzubereiten. Als Abu Bakr seine Tochter Aischa besuchte und mit Vorbereitungen zu einem Feldzug beschäftigt fand, fragte er sie: “Hat euch Muhammad befohlen, seine Ausrüstung bereitzuhalten?” – “Ja, tu du dasselbe!” – “Und wohin glaubst du, daß er ziehen will?” – “Bei Allah, ich weiß es nicht.” – Muhammad sagte den Leuten später, daß er nach Mekka ziehen werde, und befahl ihnen, die Ausrüstung energisch zu betreiben. Auch betete er: “Allah, entziehe den Quraisch Kundschafter und jeden sonstigen Bericht, damit wir sie in ihrem Lande überraschen!”
21.6 Hatibs Warnschreiben
Als Muhammad den Beschluß gefaßt hatte, gegen Mekka zu ziehen, schrieb Hatib ibn Abi Balta einen Brief an die Quraisch, in welchem er ihnen Muhammads Entschluß mitteilte. Er übergab den Brief einer Frau von Muzaina mit der Weisung, ihn den Quraisch zu überbringen. Die Frau schob den Brief in ihr Haar, flocht ihre Zöpfe darum und reiste ab. Muhammad wurde jedoch vom Himmel über Hatibs Tat unterrichtet. Er sandte daher Ali und Zubair, um die Frau einzuholen, die Hatibs Schreiben an die Quraisch befördern sollte. Sie holten sie in Khaliqa ein, wo die Banu Abi Ahmad wohnten, ließen sie absteigen und untersuchten ihr Gepäck, fanden aber nichts. Da sagte Ali: “Ich schwöre bei Allah, daß dem Propheten nichts Unwahres geoffenbart und uns nichts Unwahres mitgeteilt worden ist. Gib uns den Brief heraus, oder wir entkleiden dich!” Als sie sah, daß es ihm ernst war, bat sie ihn, seitwärts zu gehen. Sie löste ihre Haarschopf, zog den Brief hervor und übergab ihn Ali, der ihn Muhammad brachte. Dieser ließ Hatib rufen und fragte ihn, was ihn zu dieser Tat bewogen hatte. Er antwortete: “Bei Allah, ich glaube an Allah und seinen Gesandten. Ich habe mich nicht verändert und keinen anderen Glauben angenommen. Auch habe ich bei den Mekkanern keinen Stamm und kein Geschlecht, und doch lebt dort ein Sohn von mir und meine Frau, denen ich Gunst zuwenden wollte.”
Umar rief: “Erlaube mir, Gesandter Allahs, daß ich ihm den Kopf abschlage, denn er ist ein Heuchler!” Muhammad erwiderte aber: “Hat nicht Allah am Tage von Badr die Kämpfer betrachtet und ihnen gesagt: ,Tut was ihr wollt, ich vergebe es euch!'“ In bezug auf die Tat Hatibs wurde ihm dann geoffenbart: “1 O ihr, die ihr glaubt, nehmt nicht meine und eure Feinde zu Freunden, daß ihr ihnen liebevoll begegnet,” bis es heißt: “4 Ihr habt ein schönes Beispiel an Abraham und den Seinigen, als sie zu ihren Stammesgenossen sagten: ,Wir sagen uns von euch los und von dem, was ihr außer Allah anbetet. Wir verleugnen euch, und zwischen uns und euch wird Haß und Feindschaft bestehen, bis ihr allein an Allah glaubt' ...” (Sure al-Mumtahina 60,1-4). Muhammad brach dann auf und setzte Abu Rahm Kulthum ibn Hussain über Medina. Er verließ Medina, als zehn Tage des Monats Ramadan (9. Monat) vorüber waren. Er fastete, und alle Leute fasteten mit ihm, bis er nach Kadid, zwischen Usfan und Amadj kam. Dort brach er das Fasten ab.
21.7 Muhammads Lager im Marr al-Dhahran*
Muhammad zog dann mit 10.000 Gläubigen bis Marr al-Dhahran. Die Banu Sulaim zählten 700 und die Muzaina 10.000 Mann. Nach den Angaben anderer zählten auch die Banu Sulaim 1000 Mann, und von allen Stämmen war eine Anzahl Gläubiger mit ihm. Von den Ausgewanderten und Hilfsgenossen waren alle mitgezogen. Kein einziger war zurückgeblieben. Muhammad lagerte bereits in Marr al-Dhahran, ohne daß irgendeine Kunde davon zu den Quraisch gelangt war. Sie wußten nicht, was er tun werde. In jenen Nächten zogen auch Abu Sufyan, Hakim ibn Hizam und Budail ibn Warqa' aus, um Kunde einzuholen und etwas über Muhammad zu erfahren. Auch al-'Abbas hatte Mekka verlassen. Er war Muhammad auf dem Wege in Djuhfa** mit seiner Familie als Auswanderer begegnet. Al-'Abbas war bis jetzt in Mekka geblieben und hatte das Amt, die Pilger zu tränken, mit Muhammads Genehmigung beibehalten.
** "Djuhfa" liegt am Roten Meer, ca. 180 km nördlich von Mekka, am Weg von Medina nach Mekka.
21.8 Abu Sufyan bekennt sich zum Islam
Auch Abu Sufyan und Abd Allah ibn Umaiyya begegneten Muhammad. In Niq al-'Uqaab, zwischen Mekka und Medina, suchten sie ihm nahe zu treten. Umm Salama trug es ihm vor und sagte: “O Gesandter Allahs, hier ist der Sohn deines Onkels und der Sohn deiner Tante und dein Schwager.” Muhammad erwiderte: “Ich will nichts von ihnen wissen. Der Sohn meines Onkels hat meine Ehre angegriffen, und der Sohn meiner Tante sowie mein Schwager haben in Mekka die bekannten Worte an mich gerichtet.” Als diese Antwort Muhammads zu ihnen gelangte, sagte Abu Sufyan, der seinen jungen Sohn bei sich hatte: “Bei Allah, er muß uns Zutritt gewähren, oder ich nehme diesen Sohn und ziehe mit ihm im Lande umher, bis wir vor Hunger oder Durst umkommen!” Als Muhammad diese Worte zu Ohren bekam, hatte er Mitleid mit ihnen, und er ließ sie eintreten. Sie traten ein und bekannten sich zum Islam.
Abu Sufyan trug dann folgenden Vers vor:
Bei deinem Leben, als ich einst ein Banner trug,
unter dem die Reiter al-Lats
die Reiter Muhammads besiegen sollten,
glich ich einem, der in dunkler Nacht umhertappte.
Jetzt aber ist meine Zeit gekommen,
da ich geleitet werde und der Leitung folge.
Ich bin von einem andern,
nicht von meinem eigenen Herzen, geleitet worden.
Derjenige, den ich auf jede Weise vertrieb,
hat mich mit Allah vereint.
Ich bemühte mich, die Leute von Muhammad fernzuhalten.
Ich zählte mich nicht zu ihm,
und doch wurde ich von ihm gerufen.
Sie sind, was sie sind.
Wer nicht nach ihrem Sinn spricht,
mag noch so verständig sein,
er wird getadelt und als Lügner verschrien.
Obgleich ich mit den Leuten nicht einig war,
suchte ich doch, ehe ich geleitet wurde,
bei jeder Zusammenkunft sie zufriedenzustellen.
Sage den Thaqifiten, ich will ihren Krieg nicht.
Sage ihnen, sie sollen andere bedrohen, nicht mich.
Ich war nicht bei dem Heer, das Amir verfolgte.
Sowohl meine Zunge als meine Hände sind unschuldig.
Andere Stämme waren aus fernem Lande gekommen,
Fremdlinge aus Saham und Surdud.
21.9 'Abbas begegnet Abu Sufyan
“Als Muhammad in Marr al-Dhahran lagerte, dachte ich,” erzählte al-'Abbas, “wehe den Quraisch! Bei Allah, wenn Muhammad mit Gewalt in Mekka einzieht, ehe sie kommen und ihn um Gnade bitten, so ist es aus mit ihnen bis zum Ende der Zeit. Ich bestieg daher al-Baida, das Maultier Muhammads, ritt bis al-Arak und dachte bei mir, vielleicht finde ich einen Holzsammler, einen Milchverkäufer oder einen anderen Geschäftsmann, der nach Mekka geht und den Quraisch sagt, wo Muhammad weilt, damit sie herauskommen und ihn um Schutz anflehen, ehe er mit Gewalt einzieht. Dann schwor ich bei Allah, selbst nach Mekka zu reisen, um irgend etwas zu erreichen.”
Da wurde ich Zeuge eines nächtlichen Gesprächs zwischen Abu Sufyan und Budail ibn Warqa'. Abu Sufyan sagte: “Ich habe noch nie so viele Feuer und so viele Truppen gesehen, wie in dieser Nacht!” Budail erwiderte: “Es sind, bei Allah, die Khuza'a, die auf dem Kriegszug sind.” Abu Sufyan entgegnete aber: “Die Khuza'a sind zu wenig, um so viele Feuer und Truppen zu haben!”
Ich rief: “Abu Handhala!” Er erkannte meine Stimme und rief: “Abu al-Fadl?” – “Ich bin es!” – “Was tust du? Du bist mir teurer als Vater und Mutter!” – “Wehe dir, Abu Sufyan, hier ist Muhammad mit seinen Leuten! Wehe den Quraisch!” “Was sollen wir tun? Gern gebe ich Vater und Mutter für dich hin.” “Bei Allah, wenn er deiner habhaft wird, schlägt er dir den Kopf ab. Steige hinter mir auf dieses Maultier. Ich führe dich zu ihm und flehe ihn um eine Schutzgarantie für dich an!” Er stieg auf, und sein Gefährte kehrte um. Immer wenn ich mit ihm an einem Wachfeuer der Moslems vorüberkam, fragten sie: “Wer da?” Sobald sie das Maultier Muhammads sahen, auf dem ich ritt, riefen sie: “Es ist der Onkel des Gesandten Allahs!” Als ich schließlich an dem Feuer Umars vorüberkam, rief er: “Wer da?” und kam auf mich zu. Als er Abu Sufyan auf dem Hinterteil des Maultiers sah, rief er: “Es ist Abu Sufyan, der Feind Allahs. Gepriesen sei Allah, der ihn ohne Vertrag und Bündnis in unsere Gewalt gegeben hat.” Er lief dann zu Muhammad. Ich spornte jedoch das Maultier an und kam ihm um soviel zuvor, wie ein saumseliges Maultier einem nicht eben flinken Mann zuvorkommt. Ich sprang ab und trat in Muhammads Zelt. Umar kam auch und rief: “O Gesandter Allahs! Hier ist Abu Sufyan, den Allah ohne Vertrag in unsere Gewalt gibt. Erlaube mir, daß ich ihm den Kopf abschlage!” Ich sagte: “Gesandter Allahs, ich habe ihn in meinen Schutz genommen.” Ich setzte mich dann zu Muhammad, faßte sein Haupt und sagte: “Bei Allah, es soll ihm außer mir in dieser Nacht niemand nahe treten.” Als Umar weitere Anschuldigungen vorbrachte, sagte ich: “Langsam, Umar, bei Allah, gehörte er zu den Banu 'Adi ibn Ka'b , dann würdest du nicht so sprechen. Du weißt aber, daß er zu den Söhnen Abd Manafs gehört!” Umar erwiderte: “Sachte! 'Abbas, bei Allah, ich habe mich am Tage deiner Bekehrung mehr gefreut, als wenn al-Khattab sich bekehrt hätte, weil ich wußte, daß es Muhammad große Freude machte! Geh mit ihm in dein Lager und führe ihn morgen früh wieder zu mir!” Ich führte ihn in mein Lager, und er brachte die Nacht bei mir zu.
Am folgenden Morgen ging ich wieder mit ihm zu Muhammad. Als dieser ihn sah, rief er: “Wehe dir, Abu Sufyan! Siehst du immer noch nicht ein, daß es keinen Gott gibt außer Allah?” Er antwortete: “Du bist mir so teuer wie mein Vater und meine Mutter. Wie mild, wie edel, wie zärtlich bist du gegen deine Verwandten! Bei Allah, ich glaube, daß wenn es noch andere Götter außer Allah gäbe, sie etwas nützen würden!” Muhammad erwiderte: “Wehe dir, Abu Sufyan, erkennst du immer noch nicht, daß ich ein Gesandter Allahs bin?” Er antwortete: “Du bist mir so teuer wie mein Vater und meine Mutter. Wie edel, wie mild, wie zärtlich bist du gegen deine Verwandten. Aber, bei Allah, was den Islam betrifft, so birgt mein Interesse noch einiges Widerstreben!” Da sagte 'Abbas: “Wehe dir! Werde Moslem und bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad ein Gesandter Allahs ist, ehe man dir das Haupt abschlägt!” Da legte er das Bekenntnis ab und wurde Moslem. Ich sagte dann zu Muhammad: “Abu Sufyan ist ein stolzer Mann! Befriedige ihn!” Muhammad sagte: “Gut, wer das Haus Abu Sufyans betritt, der soll in Sicherheit sein, ebenso wer sich in seiner Wohnung einschließt oder in den Bezirk der Ka'ba geht.”
21.10 Abu Sufyan sieht die Scharen Allahs
Als Abu Sufyan gehen wollte, sagte Muhammad zu 'Abbas: “Halte ihn am Engpaß des Tales, dort wo der Berg vorspringt, zurück, damit er die vorüberziehenden Scharen Allahs sieht.” “Ich befolgte diesen Befehl,” erzählt 'Abbas, “und die Stämme zogen mit ihren Bannern vorüber. Sooft eine Gruppe vorüberzog, fragte er: ,Wer sind diese?' Als ich Sulaim nannte, sagte er: ,Was gehen mich die Sulaim an?' Das gleiche sagte er bei den Muzaina und bei den übrigen Vorüberziehenden, nach deren Namen er mich fragte. Als endlich Muhammad mit der stahlgrauen Schar vorüberzog – sie hieß ,dunkelgrüne Schar'* wegen der vielen Waffen, die bei ihr hervorragten und wegen der eisernen Panzer – sagte er: ‘Gepriesen sei der Herr! O 'Abbas, wer sind diese?' Ich antwortete: ‘Es ist der Gesandte Allahs mit Auswanderern und Hilfsgenossen.' Da rief er: ‘Bei Allah, Vater Fadls, gegen diese vermag niemand etwas auszurichten. Das Reich deines Neffen ist mächtig geworden!' Ich erwiderte: ,Sein Prophetentum!' Er fragte: ,Und was dann?' Ich antwortete: ‘Eile zu den Deinigen!'” Als er zu ihnen kam, rief er mit lauter Stimme: “O ihr Quraischiten! Muhammad rückt heran in einer Weise, daß kein Widerstand möglich ist. Wer in das Haus Abu Sufyans geht, ist sicher!” Da erhob sich Hind, die Tochter 'Utbas, faßte ihn am Schnurrbart und rief: “Erschlagt den schmutzigen, unbrauchbaren Schlauch, den die Vorhut des Feindes schon zuschanden macht!” Abu Sufyan sagte: “Wehe euch! Laßt euch von ihr nicht täuschen! Es zieht etwas heran, gegen das ihr keine Macht habt. Wer in das Haus Abu Sufyans geht, ist sicher!” Da schreien sie: “Allah töte dich! Was kann dein Haus uns nützen?” Da setzte er hinzu: “Wer die Tür hinter sich schließt, ist auch sicher, ebenso wer in den Hof der Ka'ba geht.” Da zerstreuten sich die Leute. Die einen schlossen sich in ihren Häusern ein, die andern begaben sich in den Bereich der Ka'ba.
21.11 Muhammads Ankunft in Dhu Tawa
Abd Allah ibn Abi Bakr hat mir berichtet: “Als Muhammad nach Dhu Tawa kam und sah, welchen Sieg ihm Allahs Gnade verlieh, erhob er sich auf seinem Kamel, hüllte sich in einen Teil seines roten, gestreiften Mantels und neigte sein Haupt demütig vor Allah, so daß sein Bart nahezu die Mitte seines Sattels berührte.”
Als Muhammad in Dhu Tawa stand, sagte Abu Quhafa zu einer seiner Töchter, die zu seinen jüngeren Kindern gehörte: “O mein Töchterchen, hilf mir, (den) Abu Qabis (ein Berg bei Mekka) zu besteigen.” (Er war nämlich blind.) Als sie ihn auf den Berg geführt hatte, fragte er: “Was siehst du, mein Töchterchen?” Sie antwortete: “Ich sehe einen dunklen, gedrängten Haufen.” “Das sind die Reiter,” sagte er. “Ich sehe ferner,” fuhr sie fort, “einen Mann, der bei diesem dunkelgrünen Haufen hin und her läuft.” Er sagte: “Das ist der Befehlshaber und Anführer der Reiter.” Sie ergänzte: “Bei Allah, die dunkelgrüne Schar dehnt sich aus.” Da sagte er: “Dann sind die Reiter aufgebrochen, bringe mich schnell nach Hause!” Sie stieg mit ihm den Berg hinab, aber die Reiter begegneten ihm, ehe er in sein Haus gelangte. Einer der Reiter schnitt dem Mädchen die silberne Kette vom Hals.
Als Muhammad in der Ka'ba war, führte Abu Bakr ihm seinen Vater vor. Muhammad fragte: “Weshalb hast du den Greis nicht zu Hause gelassen, damit ich ihn dort besuche?” Abu Bakr antwortete: “Es ziemt sich eher, daß er dich besuche, als daß du zu ihm gehst.” Muhammad hieß ihn dann sitzen, faßte ihn an der Brust und sagte: “Werde Moslem!” Und er bekannte sich zum Islam. Als Abu Bakr mit ihm eingetreten war, sah sein Haupthaar aus wie eine Thaghamablume. Muhammad sagte: “Ordnet ihm die Haare anders!” Abu Bakr ergriff dann die Hand seiner Schwester und sagte: “Ich beschwöre euch bei Allah und dem Islam, gebt mir die Halskette meiner Schwester zurück.” Doch niemand antwortete. Da sagte er: “O meine Schwester, halte deine Kette versteckt oder bewahre sie gut auf! Bei Allah, die Ehrlichkeit ist heutigen Tages selten geworden!”
21.12 Wie Muhammad Mekka eroberte (Januar 630 n.Chr.)
Abd Allah ibn Nadjih hat berichtet: “Als Muhammad beim Aufbruch von Dhu Tawa seine Truppen ordnete, befahl er Zubair, mit einer Abteilung von Kuda her einzurücken. Er befehligte den linken Flügel. Sa'd ibn Ubada sollte mit einer Abteilung von Kadaa' her einziehen.” Einige Gelehrte behaupten, Sa'd habe beim Einzug gesagt: “Heute ist ein Tag des Krieges. Heute wird das Heiligtum entweiht!” Ein Auswanderer (es war Umar), der es hörte, sagte zu Muhammad: “Höre, was Sa'd sagt! Wir sind nicht sicher, ob er nicht gegen die Quraisch anstürmt.” Da sagte Muhammad zu Ali: “Hole ihn ein, nimm ihm die Fahne und ziehe du damit ein!” Abd Allah berichtet ferner: “Khalid ibn Walid, der den rechten Flügel befehligte, erhielt die Weisung, von al-Lit her durch die niedrig gelegenen Teile Mekkas einzuziehen. Bei ihm waren die Banu Aslam, Sulaim, Muzaina, Djuhaina und andere Beduinenstämme. Abu Ubaida ibn al-Djarrah zog mit Scharen von Gläubigen vor Muhammad her nach Mekka hinein. Muhammad selbst hielt seinen Einzug über Adsakhir. Als er die Höhe der Stadt erreichte, schlug man dort sein Zelt auf.”
21.13 Der Widerstand der Männer von Khandama
Safwan ibn Umaiyya, 'Ikrima ibn Abi Djahl und Suhail ibn Amr sammelten Leute in Khandama, um sie gegen Muhammad zu führen. Himas ibn Qays, ein Bruder der Banu Bakr, hatte vor dem Einzug Muhammads Waffen geschmiedet und ausgebessert. Seine Frau fragte ihn, wozu er die Rüstung brauche. Er antwortete: “Gegen Muhammad und seine Gefährten!” Da sagte sie: “Bei Allah, ich glaube nicht, daß jemand gegen Muhammad und seine Gefährten aufkommen kann.” Da entgegnete er: “Ich hoffe, dir einen von ihnen als Sklaven zu bringen.”
Er begab sich dann nach Khandama zu Suhail, Safwan und Ikrima. Als Gläubige von der Abteilung Khalids auf sie zukamen, fand ein kleines Gefecht zwischen ihnen statt. Kurz ibn Djabir und Khunais ibn Khalid, ein Schutzgenosse der Banu Munqids, die auf einem anderen Weg, von Khalid getrennt, herankamen, wurden erschlagen. Khunais fiel zuerst. Kurz nahm ihn zwischen die Beine und schützte ihn, bis auch er getötet wurde. Von den Reitern Khalids fiel auch Salama ibn al-Maila, vom Stamme Djuhaina. Von den Ungläubigen wurden 12 oder 13 Mann getötet, dann entflohen sie. Auch Himas flüchtete sich in sein Haus und befahl seiner Frau, es zu schließen.
Das Losungswort der Gefährten Muhammads am Tage der Eroberung Mekkas, sowie bei Hunain und Ta'if, war: “O Söhne Abd al-Rahmans!” für die Ausgewanderten: “Söhne Abd Allahs!” für die Khazradj und für die Aus: “Söhne 'Ubaid Allahs!”
21.14 Die Personen, deren Hinrichtung Muhammad anordnete
Muhammad hatte seinen Emiren den Befehl erteilt, beim Einzug in Mekka nur die zu bekämpfen, die ihnen feindselig gegenübertraten. Doch nannte er die Namen einiger Personen, die sie unbedingt töten sollten, selbst dann, wenn sie sich hinter Vorhängen der Ka'ba versteckten.* Zu ihnen gehörte Ibn Sa'd**, ein Bruder der Banu Amir ibn Lu'ayy. Er hatte sich zum Islam bekehrt, für Muhammad die Offenbarung aufgeschrieben, war wieder abtrünnig geworden und zu den Quraisch zurückgekehrt. Jetzt floh er zu seinem Milchbruder Uthman ibn 'Affan. Dieser ging mit ihm zu Muhammad, als alles ruhig war, und erflehte seine Begnadigung. Man behauptet, Muhammad habe lange geschwiegen, ehe er Uthmans Bitte gewährte. Als Uthman sich entfernt hatte, sagte Muhammad zu seinen Gefährten: “Ich habe geschwiegen, damit einer von euch sich erhebe und Ibn Sa'd den Kopf abschlage.” Da sagte einer der Hilfsgenossen: “Weshalb hast du mir keinen Wink gegeben?” Muhammad antwortete: “Ein Prophet läßt nicht durch Zeichen hinrichten.” Ibn Sa'd bekehrte sich wieder. Umar und später auch Uthman verliehen ihm eine Statthalterschaft.
** Ibn Sa'd war einer der bekannten Männer, die die Texte des Qur’ans schriftlich überlieferten.
Ferner sollte Abd Allah ibn Khatal von den Banu Taim ibn Ghalib hingerichtet werden. Auch er hatte sich zum Islam bekehrt. Muhammad hatte ihn mit einem Hilfsgenossen ausgesandt, die Armensteuer einzufordern. Er hatte einen moslemischen Freigelassenen bei sich, der ihn bediente. Als sie unterwegs Rast machten, befahl er seinem Diener, einen Bock zu schlachten und ihm ein Mahl zu bereiten. Sein Diener schlief aber ein. Als Abd Allah erwachte und kein Mahl zubereitet war, fiel er über seinen Diener her und tötete ihn. Dann fiel er wieder zum Götzendienst ab. Auch hatte er zwei Sängerinnen (die eine hieß Fartana), die Spottlieder über Muhammad sangen. Sie sollten ebenfalls mit ihrem Herrn zusammen getötet werden.
Hingerichtet werden sollte auch al-Huwairith ibn Nuqaidh, der Muhammad in Mekka mißhandelt hatte. Als al-'Abbas Fatima und Umm Kulthum aus Mekka herausführte, um sie nach Medina zu Muhammad zu bringen, schlug Huwairith sie und warf sie zu Boden. Miqyas ibn Hubaba sollte auch hingerichtet werden, weil er den Hilfsgenossen erschlagen hatte, der aus Versehen seinen Bruder getötet hatte und dann wieder als Götzendiener zu den Quraisch zurückgekehrt war.
Sara, die Freigelassene eines Mannes von den Banu Abd al-Muttalib, und 'Ikrima ibn Abi Djahl sollten ebenfalls hingerichtet werden. Sara hatte Muhammad in Mekka beleidigt. 'Ikrima entfloh nach dem Jemen. Seine Gattin Umm Hakim, die Tochter des Harith ibn Hischam, bekehrte sich und erflehte von Muhammad 'Ikrimas Begnadigung. Muhammad begnadigte ihn. Sie zog dann aus, um ihn zu suchen, brachte ihn zu Muhammad, und er wurde Moslem. Abd Allah ibn Khatal wurde von dem Makhzumiten Sa'id ibn Huraith und von dem Aslamiten Abu Barza gemeinsam erschlagen. Miqyas wurde von Numaila, einem Mann von seinem Stamm getötet.
Von den beiden Sängerinnen Ibn Khatals wurde die eine getötet, die andere entfloh und wurde später von Muhammad begnadigt. Auch Sara wurde begnadigt. Sie starb während des Kalifats Umars im Tal von Mekka an den Folgen eines Pferdetrittes. Huwairith wurde von Ali erschlagen. Umm Hani, die Tochter Abu Talibs, erzählte: “Als Muhammad sich auf der Höhe von Mekka niedergelassen hatte, flüchteten sich zwei Makhzumiten vom Geschlecht meiner Schwiegerväter zu mir. Mein Bruder Ali kam herbei und rief: ‘Bei Allah, ich erschlage sie!' Ich schloß mein Haus hinter ihnen zu und ging zu Muhammad, der sich gerade an einem hölzernen Gefäß wusch, an dem noch Spuren von Teig waren, während seine Tochter Fatima ihm sein Gewand vorhielt. Als er sich gewaschen hatte, zog er sein Gewand an und betete das Morgengebet mit acht Knieverbeugungen. Dann ging er auf mich zu, hieß mich willkommen und fragte mich, was mich zu ihm führe. Ich erzählte ihm von den beiden Männern und von Alis Absicht. Da sagte er: ,Wen du beschützt, den beschützen auch wir; wem du Sicherheit gewährst, dem gewähren auch wir Sicherheit. Er darf die beiden nicht töten!' Die beiden waren al-Harith ibn Hischam und Zubair ibn Abi Umaiyya.”
21.15 Muhammad umkreist die Ka'ba
Nachdem Muhammad sich in Mekka niedergelassen hatte und alles ruhig war, umkreiste er auf seinem Kamel siebenmal den heiligen Bezirk und berührte den Pfeiler mit einem oben gekrümmten Stab. Als er den Tempelhof umkreist hatte, rief er Uthman ibn Abi Talha, nahm ihm den Schlüssel der Ka'ba ab, ließ sie öffnen und trat ein. Er fand eine Taube aus Aloeholz darin, die er zerbrach und wegwarf. Dann blieb er an der Tür der Ka'ba stehen, während die Leute in der Moschee umherstanden und warteten. Ein Gelehrter hat mir berichtet: “Als Muhammad am Tor der Ka'ba stand, sagte er: ‘Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Einzigen. Er hat keinen Genossen. Allah hat seine Verheißung verwirklicht und ist seinem Diener beigestanden und hat allein die Feinde in die Flucht getrieben. Jedes Privileg, jede Blutschuld und jeden Geldraub, für die noch Ansprüche erhoben werden, trete ich hiermit unter meine Füße mit Ausnahme der Tempelhut und der Versorgung der Pilger mit Wasser. Für eine nicht vorsätzliche Tötung mit einer Peitsche oder einem Stock soll das schwere Sühnegeld bezahlt werden: Hundert Kamele, darunter vierzig Trächtige. O ihr Quraisch, Allah hat den Ahnenstolz und den Hochmut des Heidentums von euch weggenommen. Alle Menschen stammen von Adam ab, und Adam ist aus Erde geschaffen.' Dann rezitierte er vor ihnen folgenden Vers: ,O ihr Leute, wir haben euch von einem Mann und einem Weib geschaffen und in größere und kleinere Stämme geteilt, damit ihr erkennt, daß bei Allah der am angesehensten ist, der am frömmsten ist ... ' (Sure al-Hudjurat 49,13). Dann fuhr er fort: ,O ihr Quraisch, was erwartet ihr von mir?' Sie antworteten: ,Nur Gutes, du bist ein edler, großzügiger Bruder und Vetter!' Er erwiderte: ‘Geht! Ihr seid frei!'* Muhammad setzte sich dann, und Ali, den Schlüssel der Ka'ba in der Hand, trat vor ihn und sagte: ,Allah sei dir gnädig, Gesandter Allahs. Laß uns die Tempelhut mit den Pilgertränken vereinen!' Muhammad fragte: ,Wo ist Uthman ibn Talha?' Man rief ihn herbei und Muhammad sagte: ‘Hier ist dein Schlüssel, Uthman, dieser Tag ist ein Tag der Redlichkeit und Treue.'”
21.16 Bilal ruft bei der Ka'ba zum Gebet
Als Muhammad im Jahr der Eroberung mit Bilal in die Ka'ba getreten war, befahl er diesem, das Gebet auszurufen. Abu Sufyan ibn Harb, 'Attaab ibn Asid und Harith ibn Hischam saßen in einer Ecke der Ka'ba. Da sagte 'Attaab ibn Asid: “Allah war gnädig gegen Asid, daß er ihn dies nicht hören ließ, denn es würde ihn aufgebracht haben.” Harith meinte: “Bei Allah, wenn ich wüßte, daß er wahr spricht, so würde ich ihm folgen.” Abu Sufyan fügte hinzu: “Ich sage kein Wort, denn spräche ich, so würde dieser Kieselstein mich verraten.” Muhammad trat zu ihnen heraus und sagte: “Ich weiß, was ihr geredet habt,” und wiederholte ihnen ihre Worte. Da sagten al-Harith und 'Attaab ibn Asid: “Wir bekennen, daß du ein Gesandter Allahs bist, denn bei Allah, es war niemand bei uns, der dies wußte und es hätte sagen können.”
21.17 Muhammads Kanzelrede am Tag nach der Eroberung
Al-Khuza'i berichtet: “Als Amr ibn Zubair nach Mekka kam, um seinen Bruder Abd Allah zu bekriegen, ging ich zu ihm und sagte zu ihm: ,Wir waren dabei, als Muhammad Mekka eroberte.' Muhammad sagte in seiner Kanzelrede: ,O ihr Leute! Allah hat Mekka geheiligt am Tage, als er Himmel und Erde schuf. Sie wird heilig bleiben bis zum Tage der Auferstehung. Es ist keinem Gläubigen gestattet, in dieser Stadt Blut zu vergießen oder einen Baum zu fällen. Es war niemandem zuvor erlaubt und wird niemandem nach mir erlaubt sein. Es war mir nur in dieser Stunde erlaubt, weil Allah zornig war auf ihre Bewohner. Dann wurde die Stadt wieder wie zuvor geheiligt. Der Anwesende mag es dem Abwesenden verkünden. Sagt jemand zu euch: ,Muhammad habe Krieg darin geführt,’ so antwortet: ,Allah hat es seinem Gesandten erlaubt, aber nicht euch.' O ihr Khuzaiten! Enthaltet euch von Mord, selbst wenn darin euer Vorteil läge! Es ist genug gemordet worden! Ihr habt einen Mord begangen, für den ich das Sühnegeld bezahlen werde. Wird aber nachher noch jemand erschlagen, so haben die Verwandten des Getöteten die Wahl zwischen dem Blute des Mörders und dem Sühnegeld.'* Muhammad bezahlte dann auch das Sühnegeld für den von den Khuzaiten Erschlagenen.”
Das Kampfverbot in Mekka wurde bei der Besetzung und Befreiung der Zentralmoschee 1979 mehrfach gebrochen, als die moslemischen Aufrührer mit modernsten Waffen und Hilfstruppen aus moslemischen und nichtmoslemischen Ländern besiegt wurden. Die Angehörigen einer französischen Antiterror-Einheit mußten sich zuvor noch formell zum Islam bekehren!
21.18 Die Reden der Hilfsgenossen
Muhammad stellte sich nach der Eroberung von Mekka auf Safa und betete. Die Hilfsgenossen, die ihn umgaben, sprachen unter sich: “Glaubt ihr, daß Muhammad in seiner wiedereroberten Heimat bleiben wird?” Als Muhammad sein Gebet vollendet hatte, fragte er sie, was sie gesagt hätten und drang in sie, bis sie es ihm mitteilten. Er antwortete dann: “Ich nehme meine Zuflucht zu Allah, bei euch will ich leben und sterben.”
21.19 Als Fadaala Muhammad töten wollte
Fadaala ibn 'Umayr ibn al-Mulawwih al-Laithi wollte Muhammad im Jahre der Eroberung töten, während dieser die Ka'ba umkreiste. Als er sich näherte, fragte Muhammad: “Bist du Fadaala?” Er antwortete: “Ja, Gesandter Allahs.” “Was hast du dir vorgenommen?” fragte Muhammad. Er antwortete: “Nichts, ich dachte an Allah.” Muhammad lächelte, dann sagte er: “Flehe Allah um Vergebung an!” Er legte ihm dann die Hand auf die Brust, und alsbald beruhigte sich sein Herz. “Bei Allah,” erzählte Fadaala, “er hatte die Hand noch nicht von meiner Brust genommen, da war er mir schon das Teuerste von Allahs Geschöpfen. Ich kehrte dann zu meiner Familie zurück.”
21.20 Safwan ibn Umaiyya
Safwan ibn Umaiyya floh nach Djidda, um sich von dort nach dem Jemen einzuschiffen. Da sagte 'Umayr ibn Wahb: “O Prophet Allahs, Safwan, der Herr seines Volkes, ist vor dir geflohen, um sich ins Meer zu stürzen. Gewähre ihm Schutz! Allah sei auch dir gnädig!” Muhammad sagte: “Ihm soll Schutz gewährt sein!” Da sagte 'Umayr: “O Gesandter Allahs, gib mir ein Zeichen, an dem er seine Begnadigung erkennen kann.” Muhammad übergab ihm die Kopfbinde, die er beim Einzug in Mekka getragen hatte. 'Umayr ging damit zu Safwan, der bereits zur Abfahrt bereitstand und sagte zu ihm: “O Safwan, du bist mir teurer als Vater und Mutter. Allah! Allah! Du willst dich ins Verderben stürzen. Hier bringe ich dir Muhammads Schutzgarantie.” Safwan erwiderte: “Wehe dir! Geh weg und sprich nicht mit mir! – Du bist mir teurer als meine Eltern, aber dein Vetter ist der gütigste, reinste, mildeste und beste Mensch. Seine Stärke ist deine Stärke, seine Ehre ist deine Ehre und sein Reich dein Reich. Aber ich fürchte um mein Leben.” – “Er ist zu edel und zu mild, um dir dein Leben zu nehmen.” 'Umayr führte ihn hierauf zu Muhammad, zu dem Safwan sagte: “Dieser Mann behauptet, du habest mir eine Schutzgarantie gegeben.” – “Er hat wahr gesprochen!” – “So laß mir noch zwei Monate freie Wahl!” – “Du sollst vier Monate Bedenkzeit haben!”
22. Der Feldzug von Hunain und seine Folgen(Januar bis März 630 n.Chr.)
22.1 Worte Duraids ibn al-Simma
Als Malik beschlossen hatte, gegen Muhammad ins Feld zu ziehen, mußten seine Leute ihr Gut, ihre Frauen und ihre Kinder mitnehmen. Als er in Autas lagerte, versammelten sich die Leute um ihn, unter anderen auch Duraid, der in einer Sänfte mitgeführt wurde. Als Duraid abstieg, fragte er: “In welchem Tal sind wir abgestiegen?” Man antwortete ihm: “In Autas.” Da sagte er: “Es ist ein guter Kampfplatz für die Reiter, nicht zu rauh und steinig, und auch nicht zu zart und weich. Weshalb höre ich aber Kamele, Eselgeschrei, das Weinen von Kindern und Schafgeblöke?” Man antwortete ihm: “Malik wollte, daß die Leute ihr Gut, ihre Frauen und ihre Kinder mitnehmen.” Er fragte dann nach Malik, und als man ihn herbeirief, sagte er: “Malik, du bist das Oberhaupt deines Volkes, und dieser Tag wird über das Schicksal aller weiteren entscheiden. Warum höre ich Kamele und Esel schreien, Kinder weinen und Schafe blöken?” Malik antwortete: “Ich habe den Leuten ihr Gut, ihre Frauen und ihre Kinder mitzunehmen befohlen.” – “Und warum?” – “Ich wollte, daß jeder seine Familie und sein Gut hinter sich habe, damit er entschiedener für sie kämpfe.” Duraid schnalzte mit der Zunge und sagte: “Du bist ein Schafhirte! Bei Allah, kann einen Flüchtenden etwas zurückhalten? Willst du siegen, so nützt dir nur der Mann mit Schwert und Lanze. Wirst du besiegt, so wirst du auch an deiner Familie und an deinem Gut zuschanden.” Dann fragte er: “Was tun Ka'b und Kilab?” Man antwortete: “Keiner von beiden ist anwesend.” Da sagte er: “Dann fehlt auch die Schärfe und der Einsatz. Wäre es ein Tag des Ruhmes und der Ehre, so würden diese beiden nicht fehlen. Ich wollte, ihr hättet dasselbe getan wie Ka'b und Kilab. Wer von euch ist denn anwesend?” Man antwortete: “Amr ibn Amir und Auf ibn Amir.” Er sagte: “Das sind zwei Zweige von Amir, die weder nützen noch schaden. Du hast, o Malik, nichts getan, indem du das Kostbarste, was die Hawazin besitzen, bis zum Halse der Pferde vorbringen ließest. Bringe sie lieber auf einen hohen, festen Platz ihrer Heimat. Dann laß die Jünglinge auf die Pferde steigen. Siegst du, so werden die Zurückgelassenen dir nachkommen. Wirst du geschlagen, so trifft es nur dich. Du rettest aber dein Gut und deine Familie.” Malik schwor bei Allah, er werde dies nicht tun. “Du bist schon alt,” sagte er zu Duraid, “und dein Verstand ist auch altersschwach. Bei Allah, wenn mir die Hawazin nicht gehorchen, so stürze ich mich in mein Schwert hier, bis es mir zum Rücken herauskommt.” Er wollte nämlich nicht, daß Duraids Rat befolgt und seiner nur erwähnt werde. – Die Hawazin riefen: “Wir gehorchen dir!”
Da sagte Duraid: “Ich habe einen solchen Tag nie gesehen und nie ist mir ein solcher vorgekommen! O wäre ich doch in dieser Schlacht ein Jüngling, um hin und her zu traben und Häupter abzumähen und die Furchtsamen anzutreiben wie junge Schafe!”
Malik befahl dann: “Wenn ihr den Feind seht, so zerbrecht die Scheide eurer Schwerter und fallt ihn an wie ein Mann!” Umaiyya ibn Abd Allah hat mir berichtet, ihm sei erzählt worden, Malik ibn Auf habe Kundschafter ausgeschickt. Sie kamen mit ausgerenkten Gelenken zurück. Malik rief: “Wehe euch! Was habt ihr?” Sie antworteten: “Wir haben weiße Männer auf scheckigen Pferden gesehen und, bei Allah, ehe wir uns versahen, traf uns, was du siehst.” Aber, bei Allah, jenes Unglück hielt ihn nicht ab, sein Vorhaben weiter zu verfolgen.
22.2 Die Sendung des Ibn Abi Hadrad
Als Muhammad von den Hawazin hörte, sandte er Abd Allah ibn Abi Hadrad al-Aslami zu ihnen. Er befahl ihm, sich einzuschleichen und so lange zu bleiben, bis er ihr Vorhaben erfahre, um ihn dann davon in Kenntnis setzen zu können. Abd Allah begab sich in ihr Lager und blieb, bis er von ihrer Ausrüstung und ihrem Beschluß, gegen Muhammad Krieg zu führen, unterrichtet war. Dann kehrte er zu Muhammad zurück und teilte es ihm mit. Als Muhammad den Entschluß faßte, ihnen entgegenzuziehen, vernahm er, daß sich bei Safwan ibn Umaiyya, der damals noch Heide war, ein Vorrat an Ritterrüstungen und verschiedenen Waffen befand. Er sagte zu ihm: “Leihe uns deine Waffen, damit wir sie morgen gegen unseren Feind gebrauchen können.” Safwan erwiderte: “Willst du sie mit Gewalt nehmen?” Muhammad antwortete: “Wir wollen sie nur entleihen und wohl verwahren, um sie dir wieder zurückzubringen.” “Nun,” antwortete Safwan, “dagegen habe ich nichts!” Er übergab ihm hundert Panzer mit den dazu gehörigen Waffen. Man behauptet, Muhammad habe ihn ersucht den Transport zu besorgen, und er tat es.
22.3 Der Auszug Muhammads (Januar 630 n.Chr.)
Muhammad brach mit 2000 Mekkanern und 10.000 Gefährten auf. Im ganzen waren es 12.000. Er setzte 'Attaab ibn Asid ibn Abi al-Is ibn Umaiyya zum Emir über die in Mekka Zurückbleibenden ein. Dann rückte er gegen die Hawazin aus.
Zuhri hat mir von Sinan ibn Abi Sinan berichtet, der es von Harith ibn Malik gehört hat: “Wir zogen mit Muhammad nach Hunain*. Vor kurzem hatten wir noch dem Heidentum angehört. Die Ungläubigen unter den Quraisch und den Beduinen besuchten jedes Jahr einen großen, grünen Baum. Man nannte ihn Dhat al-Anwat. Sie hingen ihre Waffen an seine Äste, opferten und brachten einen ganzen Tag in seiner Nähe zu. Als wir nun auf unserem Marsch einen großen grünen Lotusbaum sahen, riefen wir: ,O Gesandter Allahs, gib uns auch einen Dhat al-Anwat, wie die andern einen haben!' Muhammad sprach: ,Allah ist größer! Bei dem, in dessen Hand Muhammads Seele ist, ihr sprecht, wie das Volk des Moses zu Mose gesprochen hat: 138 ... Gib uns Götzen, wie jene haben! und er sprach: Ihr seid ein unwissendes Volk und alten Bräuchen verhaftet, 139 die dem Untergang geweiht sind. Wertlos ist, was sie getan haben (Sure al-A'raf 7,138-139)'”.
22.4 Von der Flucht der Moslems
Asim hat mir von Abd al-Rahman ibn Djabir berichtet, sein Vater habe ihm erzählt: “Als wir in das Tal von Hunain kamen, stiegen wir einen der abschüssigen Hohlwege Tihamas hinab, noch ehe der Morgen angebrochen war. Der Feind hatte aber vor uns das Tal besetzt und uns in den Schluchten, Biegungen und Engpässen in voller Rüstung aufgelauert. Ehe wir etwas merkten, überfiel er uns wie ein Mann, so daß wir uns eilig zurückzogen und sich keiner nach dem andern umsah.
22.5 Muhammad hält stand
“Muhammad aber schwenkte rechts ein und rief: ‘Herbei, ihr Leute, zu mir! Ich bin der Gesandte Allahs. Ich bin Muhammad ibn Abd Allah,’ aber die Leute flohen weiter, und was die Kamele trugen war durcheinander. Einzelne Hilfsgenossen, Auswanderer und Familienglieder blieben jedoch bei Muhammad. Djabir erzählte ferner: “Einer der Hawazin ritt auf einem rötlichen Kamel. Er hatte eine schwarze Fahne in der Hand, die an eine lange Lanze befestigt war. Er stand an der Spitze der Hawazin. Wenn er einen Gegner erreichen konnte, stieß er mit der Lanze nach ihm. Wenn die Gläubigen fern waren, hob er die Lanze in die Höhe, dann folgten ihm die hinter ihm Stehenden. Als die Schlechtgesinnten unter den Mekkanern, die mit Muhammad ausgezogen waren, die Fliehenden sahen, machten einige von ihnen ihrem Groll Luft. Abu Sufyan ibn Harb spottete: ,Sie werden bis zum Meer fliehen. Er behält die Pfeile ohne Spitze im Köcher.' Djabala ibn al-Hanbal rief: ‘Heute wird der Zauber zu Nichts!' Safwan sagte zu ihm: ,Schweige! Allah zerreiße deinen Mund. Bei Allah, ich will lieber einen Quraischiten als einen Hawaziniten zum Herrn haben.' Schaiba ibn Uthman sagte: ,Ich denke, ich werde heute an Muhammad Rache nehmen!' – Sein Vater war nämlich bei Uhud getötet worden. – ‘Heute werde ich Muhammad erschlagen.' Ich ging dann um Muhammad herum in der Absicht, ihn zu töten. Da kam etwas über mich, das mir das Herz umhüllte, so daß ich es nicht vermochte, und ich erkannte, daß ich keine Gewalt über ihn hatte.”
22.6 Der Sieg nach der Flucht
Zuhri hat mir von Kathir ibn 'Abbas berichtet. Dessen Vater habe ihm erzählt: “Ich war bei Muhammad und führte sein weißes Maultier am Zaum, als Muhammad die Flüchtenden zurückrief, jedoch niemand auf ihn hörte. Da rief er: ,O 'Abbas, schreie laut: O ihr Scharen der Hilfsgenossen, o ihr Scharen der Huldigung!' Die Leute antworteten: ‘Hier sind wir! Hier sind wir!' Sie wollten nun mit ihren Kamelen umkehren, vermochten es aber nicht. Sie nahmen daher ihre Rüstungen und warfen sie ihren Kamelen um den Hals. Dann sprangen sie herunter, um sich mit Schild und Schwert einen Weg zu Muhammad zu bahnen. Als hundert beisammen waren, traten sie dem Feind entgegen und kämpften. Zu Anfang wurde noch gerufen: ,O ihr Hilfsgenossen!' zuletzt aber: ,O ihr Khazradjiten!,’ denn sie hielten sich im Gefecht tapfer. Muhammad stieg dann von seinem Kamel herab und ging auf die Kämpfenden zu und rief: ,Jetzt brennt der Krieg!' Während sich der Hawazinite, der das Banner trug, in der beschriebenen Weise nach vorn kämpfte, gingen er, Ali und ein Hilfsgenosse auf ihn zu. Ali näherte sich ihm von hinten und durchschlug die Sehnen an den Hinterfüßen seines Kamels, so daß es nach hinten fiel. Der Hilfsgenosse aber sprang auf den Mann zu und versetzte ihm einen Hieb, der ihm den halben Schenkel abtrennte, so daß er aus dem Sattel stürzte. Die Hilfsgenossen kämpften so tapfer, daß die übrigen – als sie von der Flucht zurückkehrten – die Gefangenen bereits gebunden bei Muhammad vorfanden. Muhammad wandte sich dann an Abu Sufyan ibn al-Harith – der an diesem Tage bei ihm ausharrte und dessen Bekehrung sich als aufrichtig erwies – und fragte: ,Wer bist du?' Er antwortete: ,Ich bin der Sohn deiner Mutter, Gesandter Allahs.'”
22.7 Umm Sulaym
Abd Allah ibn Abi Bakr hat mir berichtet: “Als Muhammad sich umwandte, sah er Umm Sulaym, die Tochter Milhans, auf sich zureiten. Sie war ihrem Gatten Abu Talha mit dessen Kamel gefolgt. Da sie schwanger war, steckte sie aus Furcht, sie könnte Abu Talhas Kamel nicht zügeln, ihre Hand in den Nasenring des Kamels. Muhammad rief: ‘Bist du Umm Sulaym?' Sie antwortete: ,Ja' und fügte hinzu: ,du bist mir teurer als Vater und Mutter. Erschlage alle, die vor dir geflohen sind und die, welche dich bekämpfen. Sie verdienen es.' Muhammad erwiderte: ,Allah ist selbst genug, um sie zu bestrafen, o Umm Sulaym!' Muhammad fragte sie dann, was der Dolch bedeute, den sie bei sich führe. Sie antwortete: ‘Damit töte ich den Ungläubigen, der mir zu nahe kommt.'“
22.8 Abu Qatada und seine Kriegsbeute
Abu Qatada sagte: “Am Tage von Hunain beobachtete ich, wie ein Moslem mit einem Götzendiener kämpfte. Plötzlich kam noch ein Ungläubiger hinzu, der dem Gefährten Beistand leisten wollte. Ich stürzte herbei und schlug ihm eine Hand ab. Er umfaßte mich aber mit der anderen Hand und wollte mich erwürgen. Er hätte mich auch getötet, wenn ihn nicht der Blutverlust erschöpft hätte. Er fiel daher zu Boden und ich versetzte ihm einen tödlichen Hieb. Der Kampf zog mich dann von dem Gefallenen ab. Da kam ein Mekkaner an ihm vorüber und eignete sich die Beute an. Als der Kampf aufhörte und wir den Feind besiegt hatten, sagte Muhammad: ,Wer einen Feind erschlagen hat, darf ihn ausbeuten!' Da sagte ich: ,O Gesandter Allahs, ich habe einen Mann erschlagen, von dem etwas zu erbeuten war, aber der Kampf hat mich von ihm abgezogen, und ich weiß nicht, wer ihn ausgebeutet hat.' Da sagte der Mekkaner: ‘Er hat wahr gesprochen, o Gesandter Allahs. Stelle ihn statt meiner zufrieden.' Abu Bakr erwiderte aber: ,Nein, bei Allah, er wird ihn nicht zufriedenstellen. Wie willst du dich gegen einen der Löwen Allahs, der für den Glauben Allahs kämpft, erheben und seine Beute mit ihm teilen? Gib ihm zurück, was du von dem Erschlagenen erbeutet hast!' Muhammad sagte: ‘Er hat recht, gib ihm die Beute zurück.' – ,Ich nahm sie,’ so fährt Abu Qatada fort, ,und verkaufte sie und erwarb für den Erlös ein Grundstück mit Datteln.' Abu Talha allein hat am Tage von Hunain zwanzig Erschlagene ausgebeutet.”
22.9 Der Beistand der Engel
Abu Ishaq ibn Yasar hat mir berichtet, Djubair ibn Mut'im habe ihm erzählt: “Ich habe vor der Flucht des Feindes, noch während des Kampfes, gesehen, wie eine schwarze Wand sich vom Himmel herab zwischen uns und dem Feind niederließ. Dann sah ich schwarze Ameisen im ganzen Tal umherkrabbeln und zweifelte nicht, daß es Engel waren.* Das hatte alsbald die Flucht des Feindes zur Folge.”
22.10 Was nach dem Kampf geschah
Als die Hawazin flüchteten, wurden viele von den Banu Malik erschlagen. Siebzig Mann blieben jedoch unter ihrem Banner, darunter Uthman ibn Abd Allah, der nach dem Tode Dhu al-Khimars (Beiname des Auf ibn Rabi') das Banner trug und es verteidigte, bis er getötet wurde. Als Muhammad Uthmans Tod vernahm, sagte er: “Allah verdamme ihn! Er war ein Feind der Quraisch!” Ya'qub ibn 'Utba ibn al-Mughira hat mir berichtet: “Mit Uthman zusammen wurde ein christlicher Sklave erschlagen, der nicht beschnitten war.”
Als ein Hilfsgenosse die erschlagenen Thaqifiten und den unbeschnittenen Sklaven fand, rief er so laut er konnte: “O ihr Beduinen, Allah weiß, daß die Thaqifiten unbeschnitten sind!” Mughira ibn Schu'ba, der befürchtete, diese Worte könnten sich unter den Beduinen verbreiten, faßte ihn an der Hand und sagte: “Sage dies nicht, du bist mir teurer als Vater und Mutter. Aber dieser Erschlagene ist einer unserer christlichen Sklaven.” Er entblößte dann andere Leichen und rief: “Siehst du nicht, daß sie alle beschnitten sind?”
Das Banner der Bundesgenossen war in der Hand Qaribs ibn al-Aswad. Als die Moslems flohen, lehnte er das Banner an einen Baum und ergriff mit seinen Vettern und Stammesgenossen die Flucht, so daß nur zwei Männer von den Schutzgenossen getötet wurden: Wahb von den Banu Ghiyara und al-Djulah von den Banu Kubba. Die Götzendiener aber flohen nach Ta'if* mit Malik ibn Auf. Andere lagerten in Autas, wieder andere, allerdings nur die Banu Ghiyara von Thaqif, gingen nach Nakhla. Muhammads Reiter verfolgten die Banu Ghiyara, aber nicht die, welche sich ins Gebirge zurückgezogen hatten.
22.11 Duraid ibn al-Simma läßt sich töten
Rabi'a ibn Rufai' ibn Uhban holte Duraid ibn al-Simma ein. Er hielt ihn für eine Frau, weil er in einer Sänfte saß. Als er aber das Kamel anhielt und niederknien ließ, siehe, da fand er einen alten Mann in der Sänfte. Es war Duraid, den aber der Junge nicht kannte. “Was willst du?” fragte Duraid. “Dich umbringen,” antwortete der Junge. – “Wer bist du?” – “Ich bin der Sulamite Rabi'a ibn Rufai'.” – Er hieb dann mit einem Schwert auf Duraid ein, konnte ihm aber nichts antun. Da sagte Duraid: “Deine Mutter hat dich mit schlechten Waffen versehen. Nimm mein Schwert vom Hinterteil des Sattels in der Sänfte und schlage damit oberhalb des Schlüsselbeins zu. So habe auch ich früher auf die Männer eingehauen. Wenn du dann zu deiner Mutter zurückkehrst, so sage ihr, du habest Duraid ibn al-Simma getötet. Bei Allah, ich habe schon an manchen Tagen eure Frauen beschützt.”
Die Banu Sulaim berichten, Rabi'a habe erzählt: “Als ich ihn getötet hatte, fiel er zu Boden. Wie er nun entblößt dalag, waren sein Hinterteil und die Innenseite seiner Schenkel haarlos wie Papier vom vielen Reiten.” Als Rabi'a zu seiner Mutter zurückkehrte und ihr von der Tötung Duraids berichtete, sagte sie: “Bei Allah, er hat drei deiner Mütter befreit!”
22.12 Der Schluß der Geschichte Abu 'Amirs
Abu 'Amir al-Asch'ari begegnete am Tage von Autas zehn Brüdern. Sie gehörten zu den Ungläubigen. Einer von ihnen griff ihn an. Abu 'Amir trat ihm entgegen, forderte ihn auf, sich zum Islam zu bekehren und sagte: “Mein Allah, zeuge gegen ihn!” Dann erschlug er ihn ebenfalls, nachdem er ihn zum Islam aufgefordert und Allah als Zeugen gegen ihn angerufen hatte. So tötete er einen nach dem andern, bis endlich der zehnte ihn angriff. Als aber Abu 'Amir auch bei ihm Allah zum Zeugen anrief, erwiderte dieser: “O mein Allah, zeuge nicht gegen mich!” Abu 'Amir stellte daraufhin den Kampf ein. Der Ungläubige entfernte sich und wurde später ein guter Moslem. Als ihn Muhammad sah, sagte er: “Dies ist der Flüchtling Abu 'Amirs.” Abu 'Amir wurde später von den Brüdern Ala und Aufa, den Söhnen Hariths von den Banu Djuscham, mit Pfeilen getötet. Der eine traf ihn in der Herzgegend, der andere am Knie. Abu Musa führte dann seine Leute gegen die beiden und tötete sie.
22.13 Muhammad verbietet, Frauen zu töten
Einer meiner Freunde hat mir berichtet: “Muhammad ging eines Tages an einer Frau vorüber, die von Khalid ibn Walid getötet worden war. Viele Leute hatten sich um sie versammelt. Muhammad fragte: ,Was gibt es hier?' Man antwortete ihm: ‘Es ist eine Frau, die Khalid erschlagen hat!' Da beauftragte Muhammad einen der Anwesenden: ‘Hole Khalid ein und sage ihm: Der Gesandte Allahs verbietet dir, Kinder, Frauen und Diener zu töten.'”
22.14 Von Bidjad und Schayma'
Muhammad sagte an jenem Tage: “Wenn ihr Bidjad, einen Mann von den Banu Sa'd, in eure Gewalt bekommt, so laßt ihn nicht entkommen. Er hat ein Verbrechen begangen.” Als die Moslems ihn überwältigt hatten, führten sie ihn mit seiner Familie zu Muhammad. Bei ihm war auch Schayma', die Tochter des Harith ibn Abd al-'Uzza, eine Milchschwester Muhammads. Als man sie bei dem Transport hart behandelte, sagte sie: “Wißt, bei Allah, ich bin die Milchschwester des Gesandten Allahs.” Man glaubte es ihr aber nicht, bis man sie vor Muhammad brachte. Als man sie vor ihn führte, sagte sie: “O Gesandter Allahs! Ich bin deine Schwester.” Er fragte: “Was für ein Merkmal hast du?” Sie antwortete: “Einen Riß am Rücken, den du mir einst beigebracht hast, als ich dich auf dem Schoße hatte.” Muhammad erkannte das Mal. Er breitete einen Mantel vor ihr aus und ließ sie darauf Platz nehmen. Er ließ ihr die Wahl, entweder geliebt und geehrt bei ihm zu bleiben, oder beschenkt zu den Ihrigen zurückzukehren. Sie zog letzteres vor. Muhammad beschenkte sie und schickte sie zu den Ihrigen zurück. Nach dem Bericht der Banu Sa'd schenkte er ihr einen seiner Sklaven, namens Makhul und eine Sklavin, die einander heirateten und deren Nachkommen noch fortbestehen. Allah offenbarte über den Tag von Hunain: “Allah ist euch an vielen Orten beigestanden, auch am Tage von Hunain, als es euch wohlgefiel ...” (al-Tawba 9,25).
22.15 Der Feldzug nach Ta'if* (Februar 630 n.Chr.)
Als die Flüchtlinge von Thaqif nach Ta'if kamen, schlossen sie die Tore der Stadt hinter sich und trafen Vorbereitungen zu ihrer Verteidigung.
'Urwa ibn Mas'ud und Ghailan ibn Salama waren nicht bei Hunain und auch nicht bei der Belagerung von Ta'if. Sie befanden sich in Djurasch, wo sie den Bau von Belagerungstürmen, Wurfmaschinen und Sturmdächern erlernten.
Muhammad begab sich ebenfalls nach Ta'if, nachdem er mit dem Gefecht von Hunain fertig war. Er zog über al-Nakhla al-Yamaaniyya (50 km östlich von Mekka), Qarn (115 km östlich von Mekka) und Mulaih nach Buhra al-Rugha' bei Liyya, wo er eine Moschee baute und betete. In Buhra al-Rugha' ließ Muhammad einen Mörder hinrichten.* Es war die erste Blutsühne im Islam. Der Mörder war von den Banu Laith. Er hatte einen Mann von den Hudhail erschlagen. Als Muhammad in Liyya war, ließ er die dort liegende Burg des Malik ibn Auf einreißen. Dann schlug er einen Weg ein, den man als “al-Daiqa” (eng, schwierig) bezeichnete. Er aber nannte ihn “al-Yusra” (weit, leicht). Auf diesem Wege kam er nach Nakhb. Er ließ sich unter einem Lotusbaum nieder, der “al-Sadirah” hieß und in der Nähe des Gutes eines Thaqifiten stand. Muhammad ließ dem Thaqifiten sagen: “Entweder du kommst zu uns heraus, oder wir verwüsten deinen Garten!” Und dies geschah, als jener nicht erschien.
Muhammad setzte dann seinen Marsch bis in die Nähe von Ta'if fort und schlug dort sein Lager auf. Mehrere seiner Leute wurden von Pfeilen getötet, weil sie sich zu nahe an der Stadtmauer niedergelassen hatten. Sie konnten nicht weiter vordringen, da die Tore verschlossen waren. Nachdem einige der Gefährten getötet worden waren, ließ Muhammad die Truppen an der Stelle lagern, wo nun eine Moschee steht. Die Belagerung dauerte zwanzig Tage. Muhammad hatte zwei von seinen Gattinnen bei sich. Die eine war Umm Salama, die Tochter Abu Umaiyyas. Er ließ Zelte für sie aufschlagen und betete zwischen den Zelten. Als die Thaqifiten Moslems wurden, baute Amr ibn Umaiyya auf dem Betplatz Muhammads eine Moschee. Während der Belagerung wurde heftig gekämpft und mit Pfeilen geschossen. Muhammad ließ Steine mittels Sturmböcken in die Stadt schleudern. Die Bewohner von Ta'if sollen die ersten gewesen sein, die mit Sturmböcken angegriffen wurden.*
Am Tage von Schadkha näherten sich einige der Gefährten Muhammads in einem Belagerungsturm der Mauer, um sie einzureißen. Die Thaqifiten warfen jedoch glühende Pflugmesser herab und als die Gefährten den Turm verließen, beschossen sie sie mit Pfeilen und töteten mehrere Männer. Da befahl Muhammad, die Weinstöcke der Thaqifiten abzuhauen. Sein Befehl wurde alsbald vollzogen. Muhammad sagte während der Belagerung von Ta'if zu Abu Bakr: “Ich habe in einem Gesicht gesehen, wie mir eine Schüssel mit Rahm gereicht wurde, die ein Hahn durchpickte, so daß alles herausfloß.” Abu Bakr antwortete: “Ich glaube nicht, daß du diesmal bei den Thaqifiten zum Ziel gelangen wirst.” Muhammad erwiderte: “Ich auch nicht!”
Später sagte Khuwaila, die Tochter des Hakim ibn Umaiyya zu Muhammad: “Wenn Allah dich Ta'if erobern läßt, so schenke mir den Schmuck Badias, der Tochter Ghailans ibn Salama, oder den Schmuck von Faria, der Tochter 'Aqils!” – Diese beiden Frauen gehörten nämlich zu den geschmücktesten unter den Frauen der Thaqif. Muhammad soll darauf geantwortet haben: “Wenn mir aber keine Gewalt über sie verliehen wird, o Khuwaila?” Khuwaila ging hierauf zu Umar und hinterbrachte ihm diese Worte. Umar sagte zu Muhammad: “Was hat mir Khuwaila für Worte von dir hinterbracht?” Muhammad antwortete: “Die, die ich gesprochen habe!” Umar fragte: “Ist dir denn keine Gewalt über die Stadt verliehen?” “Nein,” antwortete Muhammad. Umar entgegnete: “So laß mich den Befehl zum Aufbruch erteilen!” – “Tu dies,” erwiderte Muhammad.
Als Umar den Befehl zum Aufbruch gab und die Leute abzogen, rief Sa'id ibn Ubaid: “So wird also dieser Stamm fortbestehen!” 'Uyayna ibn Hisn sagte darauf: “Jawohl, bei Allah, in Ruhm und Ehre!” Da sagte einer der Gläubigen zu ihm: “Allah verdamme dich, 'Uyayna! Lobst du die Götzendiener wegen ihres Widerstandes gegen den Gesandten Allahs, nachdem du gekommen bist, um ihm beizustehen?” – “Bei Allah, ich bin nicht gekommen, um die Thaqifiten zu bekämpfen. Ich wünschte nur, daß Muhammad Ta'if erobere, um ein Mädchen von den Thaqifiten zu bekommen. Von ihr hoffte ich, daß mir ein Knabe geboren werde, denn die Thaqifiten sind gescheite Leute.”*
Während Muhammad vor Ta'if lagerte, liefen Sklaven der Belagerten zu ihm über, sie bekehrten sich zum Islam, und Muhammad schenkte ihnen die Freiheit.
Als sich Jahre später die Bewohner von Ta'if zum Islam bekehrten, sprach einer der Thaqifiten wegen dieser übergelaufenen Sklaven – es war al-Harith ibn Kalada – bei Muhammad vor. Muhammad sagte aber: “Sie sind von Allah befreit worden.” Die Thaqifiten hatten die Familie des Marwan ibn Qays al-Dausi festgenommen, der zum Islam übergetreten und mit Muhammad gegen die Thaqifiten ausgezogen war. Die Thaqifiten behaupten, sie stammen von Qays ab und stützen sich dabei auf Muhammad, der zu Marwan ibn Qays sagte: “Nimm für deine Familie den ersten Qaysiten als Geisel, dem du begegnest.” Marwan begegnete Ubayy ibn Malik al-Quschairi und nahm ihn fest. Dhahhak ibn Sufyan al-Kilabi nahm sich der Sache an und sprach mit den Thaqifiten, die alsbald Marwans Familie zurückschickten. Da gab Marwan auch Ubayy frei.
22.16 Die Namen der am Tag von Ta'if gefallenen Moslems
Folgende Moslems fielen am Tage von Ta'if als Märtyrer: Von den Banu Umaiyya ibn Abd Schams: Sa'id ibn Sa'id ibn al-'As und einer ihrer Schutzgenossen (Ghurfuta ibn Djannab [Hubbab] aus dem Stamme Asid ibn al-Ghauth). Von den Banu Taim ibn Murra: Abd Allah ibn Abi Bakr, der von einem Pfeil getroffen wurde und – nach dem Tode des Propheten – in Medina an seiner Wunde starb. Von den Banu Makhzum: Abd Allah ibn Abi Umaiyya ibn al-Mughira infolge eines Speerwurfs. Von den Banu 'Adi ibn Ka'b: Abd Allah ibn Amir Rabi'a, einer ihrer Schutzgenossen. Von den Banu Sahm ibn Amr: Al-Saib ibn al-Harith ibn Qays ibn Adi und sein Bruder Abd Allah. Von den Banu Sa'd ibn Laith: Djulaiha ibn Abd Allah.
Von den Hilfsgenossen blieben: Thabit ibn al-Djadha' von den Banu Salama und al-Harith ibn Sahl von den Banu Mazin. Die Gesamtzahl der gefallenen Gefährten Muhammads betrug zwölf. Es waren sieben Quraischiten, vier Hilfsgenossen und ein Mann von den Banu Laith.*
Von Ta'if aus begab sich Muhammad nach Dahna und ließ sich schließlich mit seinen Leuten in Dji'rana nieder (ca. 8 km nördlich von Mekka). Viele gefangene Hawazin befanden sich bei ihm. Am Tage, als er von Ta'if abzog, forderte ihn einer seiner Gefährten auf, die Thaqifiten zu verfluchen. Muhammad jedoch sprach: “Allah, leite die Thaqifiten und führe sie mir zu!” In Dji'rana trat eine Deputation der Hawazin vor Muhammad, von denen er 6000 Frauen und Kinder und unzählbare Kamele und Schafe mit sich führte. Die Abgeordneten der Hawazin kamen zu Muhammad, nachdem sie sich zum Islam bekehrt hatten und sagten: “O Gesandter Allahs! Wir sind ein Stamm und ein Geschlecht. Du weißt, was uns widerfahren ist. Sei barmherzig gegen uns! Allah wird es auch gegen dich sein!” Hierauf erhob sich einer der Hawazin, Abu Surad Zubair, von den Banu Sa'd ibn Bakr und sagte: “O Gesandter Allahs! Unter deinen Gefangenen sind Tanten mütterlicher- und väterlicherseits von dir und Ammen, die dich gepflegt haben. Hätten wir Harith ibn Abi Schimr oder Nu'man ibn al-Mundhir ernährt, und es wäre uns ähnliches widerfahren, so würden wir hoffen, daß er Mitleid mit uns haben und uns begnadigen würde. Du bist doch der Beste unter allen, denen man Gutes erweist.” Muhammad antwortete: “Sind euch eure Kinder und Frauen lieber oder eure Güter?” Er erwiderte: “O Gesandter Allahs! Du läßt uns die Wahl zwischen unseren Gütern und unserer Ehre? Gewiß sind uns unsere Frauen und Kinder teurer.” Da sagte Muhammad: “Was meinen Anteil und den der Söhne Abd al-Muttalibs angeht, so schenken wir sie euch, und wenn ich das Mittagsgebet verrichtet habe, so kommt und sagt: ,Wir flehen die Fürbitte des Gesandten Allahs bei den Gläubigen und die der Gläubigen bei dem Gesandten Allahs an, daß uns unsere Frauen und Kinder zurückgegeben werden!' Ich werde euch dann eure Bitte gewähren und mich für euch verwenden.” Als Muhammad gebetet hatte, sprachen sie, wie ihnen Muhammad aufgetragen hatte. Muhammad bestätigte hierauf: “Was mich und die Söhne Abd al-Muttalibs angeht, so schenken wir sie euch!” Die Auswanderer sagten: “Wir schenken unseren Anteil dem Gesandten Allahs.” Die Hilfsgenossen sagten dasselbe. Aber al-Aqra ibn Habis hielt dagegen: “Was mich und die Banu Ta'min betrifft, so verzichten wir nicht!” 'Uyayna ibn Hisn sagte: “Auch ich und die Banu Fazaara verzichten nicht!” 'Abbas ibn Mirdas forderte ebenfalls seinen Anteil und den der Banu Sulaim. Die Banu Sulaim riefen aber: “Doch! Wir überlassen unseren Anteil dem Gesandten Allahs.” Da sagte 'Abbas zu den Banu Sulaim: “Ihr beschämt mich.” Und Muhammad fügte hinzu: “Wer von euch auf die Gefangenen keinen Anspruch erhebt, soll für jeden zukünftigen Gefangenen, den wir machen, sechs Teile erhalten.” Abu Wadjza Jazid ibn 'Ubaid al-Sa'di hat mir berichtet: “Muhammad hatte Ali ein Mädchen geschenkt, das Raita hieß. Sie war die Tochter des Hilal ibn Hayyan. Dem Uthman ibn 'Affan hatte er Zainab geschenkt, die Tochter des Hayyan. Auch Umar hatte er ein Mädchen geschenkt, welches dieser seinem Sohn Abd Allah überließ.”*
Nach dem Bericht Nafis, eines Freigelassenen Abd Allahs, erzählte dieser: “Ich sandte das Mädchen meinen Onkeln von den Banu Djumah, damit sie sie herrichten und ausstatten, denn ich wollte vorher die Ka'ba umkreisen und dann zu ihnen kommen und ihr beiwohnen. Als ich aus dem Heiligtum trat, bemerkte ich ein Gedränge. Auf meine Frage, was es gäbe, antworteten sie: ,Muhammad hat uns unsere Frauen und Kinder zurückgegeben!' Da sagte ich: ‘Eure Gefährtin befindet sich bei den Banu Djumah. Geht hin und holt sie!' Sie gingen hin und führten sie heim.”
'Uyayna ibn Hisn hatte ein altes Weib von den Hawazin genommen und gedacht, sie werde Verwandte im Stamme haben, die ein großes Lösegeld für sie bezahlen würden. Als Muhammad die Freilassung der Gefangenen gegen sechs Anteile forderte, wollte er die Frau nicht zurückgeben. Da sagte Zubair Abu Surad: “Laß sie! Bei Allah, ihr Mund ist nicht frisch, ihr Busen nicht fest, ihr Leib kann nicht gebären, ihr Gatte findet keinen Gefallen an ihr, ihre Milch ist vertrocknet.” Als Zubair diese Worte gesagt hatte, entließ 'Uyayna ibn Hisn sie gegen sechs Anteile.*
22.17 Die Bekehrung des Malik ibn 'Auf al-Nasri
Muhammad erkundigte sich bei den Abgeordneten der Hawazin nach Malik ibn Auf. Sie antworteten: “Er befindet sich in Ta'if bei den Thaqifiten.” Muhammad beauftragte sie, ihm mitzuteilen, er werde, wenn er als Gläubiger zu ihm kommen wolle, ihm seine Familie und sein Gut zurückgeben und ihm noch hundert Kamele schenken. Als Malik dies hörte, verließ er Ta'if und begab sich zu Muhammad. Er hatte aus Furcht, von den Thaqifiten zurückgehalten zu werden, ein Kamel außerhalb von Ta'if bereithalten und sich ein Pferd vorführen lassen, auf dem er noch in der Nacht aus der Stadt ritt. Am vereinbarten Ort wartete sein Kamel auf ihn. Er bestieg es und traf Muhammad in Dji'rana. Andere sagen, es sei in Mekka gewesen. Muhammad gab ihm seine Familie und sein Gut zurück und schenkte ihm hundert Kamele. Malik wurde ein guter Moslem.*
Muhammad machte ihn zum Oberhaupt über die zu ihm gehörenden Stämme, der Thumala, Salima und Fahm, die auch den Islam angenommen hatten. Malik bekämpfte an ihrer Spitze die Thaqifiten und trieb sie in die Enge, denn er überfiel alle ihre Herden.
22.18 Die Teilung der Beute
Als Muhammad die Gefangenen von Hunain den Ihrigen zurückgegeben hatte, brach er auf. Doch die Leute folgten ihm und sagten: “O Gesandter Allahs, teile unter uns die erbeuteten Kamele und Schafe.” Schließlich drängten sie ihn an einen Baum und rissen ihm den Mantel vom Leib. Da rief er: “O ihr Leute, gebt mir meinen Mantel zurück! Bei Allah, selbst wenn ihr so viele Tiere erbeutet hättet, wie es Bäume in Tihama gibt, so würde ich sie unter euch verteilen. Ihr habt mich nie geizig, feige oder unwahr und heftig gefunden.” Er wandte sich dann einem Kamel zu, riß ein Haar aus seinem Höcker, nahm es zwischen die Finger und sagte: “O ihr Leute, ich habe mir außer dem Fünftel nicht soviel wie dieses Haar von eurer Beute angeeignet und selbst dieses soll euch zurückgegeben werden. Bringt aber auch ihr alles herbei bis auf Faden und Nadel, was ihr entwendet habt. Diebstahl bringt dem, der ihn begeht, Schande und Höllenfeuer und Schmach am Tage der Auferstehung.” Da brachte ein Hilfsgenosse ein Bündel Haarfäden und sagte: “O Gesandter Allahs, ich habe dies genommen, um einem wunden Kamel ein Kissen daraus zu machen.” Da sagte Muhammad: “Ich verzichte auf meinen Anteil daran.” Er aber meinte: “Wenn eine schlimme Strafe dadurch erlangt wird, so will ich nichts damit zu tun haben,” und er warf es weg.*
Jesus verhielt sich anders gegenüber Geld und Gut. Er sagte zu seinen Nachfolgern: “Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon” (Matthäus 6,24). Er zog die Armut und Genügsamkeit der Begierde und dem Reichtum vor. Beutemachen war für ihn und seine Apostel undenkbar. Jesus rief die Christen zum Opfer und zur Selbstverleugnung auf, aber nicht zum Beutemachen.
Zaid ibn Aslam hat von seinem Vater berichtet: “Aqil ibn Abu Talib kam am Tage von Hunain mit blutbespritztem Schwert zu seiner Gattin Fatima, der Tochter des Schaiba ibn Rabi'a. Da sagte sie: ,Ich sehe, daß du gekämpft hast. Welche Beute bringst du von den Ungläubigen mit?' Er antwortete: ‘Hier hast du eine Nadel, mit der du deine Kleider nähen kannst!' Und er gab sie ihr. Da hörte er, wie der Ausrufer Muhammads rief: ,Wer etwas genommen hat, der bringe es bis auf Faden und Nadel zurück!' Alsbald kehrte Aqil zurück und sagte: ,Ich glaube, deine Nadel ist dahin!' Er nahm sie und warf sie zur übrigen Beute.”
22.19 Viele Quraischiten werden beschenkt
Muhammad beschenkte angesehene Männer, um ihr Herz und das ihrer Stammesgenossen zu gewinnen.* Er schenkte Abu Sufyan hundert Kamele und seinem Sohn Mu'awiya ebenfalls hundert, desgleichen Hakim ibn Hizam und Harith ibn Harith ibn Kalada, einem Bruder der Banu Abd al-Dar. Ferner erhielten je hundert Kamele Harith ibn Hischam, Suhail ibn Amr, Huwaitib ibn Abd al-'Uzza ibn Abi Qays, Ala ibn Djariyya, ein Thaqifite, ein Schutzgenosse der Banu Zuhra, 'Uyayna ibn Hisn, Aqra ibn Habis, Malik ibn Auf und Safwan ibn Umaiyya. Andere Quraischiten erhielten weniger als hundert Kamele. Zu ihnen gehörten Makhrama ibn Nawfal al-Zuhri, 'Umayr ibn Wahb, al-Djumahi und Hischam ibn Amr, ein Bruder der Banu Amr ibn Lu'ayy. Ich weiß nicht mehr genau, wieviel ihnen geschenkt wurde, doch weniger als hundert Kamele. Sa'id ibn Yarbu ibn Ankatha erhielt fünfzig und al-Sahmi auch fünfzig Kamele. 'Abbas ibn Mirdas erhielt von Muhammad nur einige männliche Kamele. 'Abbas nahm es Muhammad übel und tadelte ihn in folgenden Versen:
Viele waren auf der Flucht, denen ich Einhalt gebot,
als ich auf meinem Rosse den Angriff erneuerte
und die Leute wachhielt, die schliefen.
Denn ich schlief nicht wie die anderen.
Aber meine Beute und die 'Ubaids
wurde zwischen 'Uyayna und al-Aqra verteilt.
Obgleich ich ein kräftiger Krieger war,
erhielt ich nur junge Kamele,
soviel wie ein Kamel Füße hat.
Hisn und Habis überragten doch meine beiden Ahnen
nicht in der Versammlung,
und ich stand keinem von beiden nach.
Wen du aber erniedrigst, der wird nie mehr erhoben.
Jesus dagegen sagt: “Ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein” (Lukas 14,33).
Jesus Christus lockte seine Anhänger nicht mit Gold und Silber, sondern stellte ihnen Opfer, Selbstverleugnung, Kreuztragen und Verfolgung in seiner Nachfolge vor Augen.
Da sagte Muhammad: “Führt ihn weg und schneidet ihm die Zunge ab!” Sie gaben ihm dann so viele Kamele, bis er zufrieden war. Das meinte Muhammad mit dem “Abschneiden der Zunge.”
Als etliche Quraischiten und andere Muhammad huldigten, beschenkte er sie am Tage von Dji'rana mit der Beute von Hunain. Diejenigen, die ihm huldigten, waren: Von den Banu Umaiyya: Abu Sufyan ibn Harb, Taliq ibn Sufyan ibn Umaiyya, Khalid ibn Asid. Von den Banu Abd al-Dar: Schaiba ibn Uthman, Abu al-Sanabil ibn Ba'kak, 'Ikrima ibn Amir. Von den Banu Makhzum: Zuhair ibn Abi Umaiyya, Harith ibn Hischam, Khalid ibn Hischam, Hischam ibn Walid, Sufyan ibn Abd al-Asad und al-Saib ibn Abd al-Saib. Von den Banu 'Adi ibn Ka'b: Muti ibn al-Aswad, Abu Djahm ibn Hudhaifa. Von den Banu Djumah: Safwan ibn Umaiyya, Uhaiha ibn Umaiyya, 'Umayr ibn Wahb. Von den Banu Sahm: Adi ibn Qays. Von den Banu Amir ibn Lu'ayy: Huwaitib ibn Abd al-'Uzza und Hischam ibn Amr. Von anderen Stämmen: Von den Banu Bakr ibn Abd Manat: Nawfal ibn Mu'awiya. Von den Banu Kilab, dem Zweig der Banu Qays: Alqama ibn Ulatha und Labid ibn Rabi'a. Von den Banu Amir ibn Rabi'a: Khalid ibn Haudha und Harmala ibn Haudha. Von den Banu Nasr: Malik ibn Auf. Von den Banu Sulaim: 'Abbas ibn Mirdas. Von den Banu Fazaara, dem Zweig von Ghatafan: 'Uyayna ibn Hisn. Von den Banu Handhala, Zweig der Banu Ta'mim: Al-Aqra ibn Habis, von dem Geschlecht der Banu Mudjaschi ibn Darim. Muhammad ibn Ibrahim ibn al-Harith hat mir berichtet: “Einer der Gefährten Muhammads sagte zu ihm: ,O Gesandter Allahs, du hast 'Uyayna und al-Aqra mit je hundert Kamelen beschenkt und Dju'ail ibn Suraqa al-Damri übergangen!' Muhammad antwortete: ‘Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist, Dju'ail ist besser als alles andere auf Erden. Alle anderen gleichen 'Uyayna und al-Aqra. Ich habe diese beiden nur beschenkt, damit sie gute Gläubige werden, während ich in Dju'ails Glauben volles Vertrauen habe.'”
22.20 Der Widerspruch des Dhu al-Khuwaisira al-Tamimi
Ein Mann namens Dhu al-Khuwaisira stellte sich vor Muhammad, als er die Leute beschenkte, und sagte: “O Muhammad, ich habe gesehen, was du heute getan hast.” Muhammad antwortete: “Nun, wie denkst du darüber?” Er erwiderte: “Ich sehe, daß du nicht gerecht vorgegangen bist.”* Muhammad geriet in Zorn und rief: “Wehe dir! Wenn ich nicht gerecht bin, bei wem findet sich dann Gerechtigkeit?” Umar fragte Muhammad, ob er ihn töten solle? Muhammad erwiderte: “Nein, laß ihn! Er wird Anhänger finden, die sich so in die Religion vertiefen, bis sie aus ihr herausgehen (bis sie die Religion verlassen) wie ein Pfeil aus dem Gegenstand, den er getroffen hat. Man sieht die Spitze und findet nichts daran, ebensowenig am Pfeilschaft und an der Nock. Er ist dem Blute und Unrat vorangeeilt.”**
** Dieser Hadith ist unter den Orientalisten umstritten, weil er auch in anderen Hadith-Sammlungen in bezug auf bestimmte sektiererische Bewegungen im Islam vorkommt und zur Legitimation ihrer Bekämpfung erdichtet worden ist.
Als Muhammad die Quraisch und die anderen Stämme beschenkt hatte, den Hilfsgenossen jedoch nichts gab, stellte ihn Hassan ibn Thabit in folgendem Gedicht zur Rede:
Der Kummer hat zugenommen
und Wasser fließt reichlich aus den Augen,
die ein Tränenstrom überschwemmt,
aus Liebesschmerz wegen Schammas,
der schönen, schlanken, ohne Schwäche und Makel.
Doch laß jetzt Schamma,
da doch ihre Liebe
sehr schwach war
und schwache Liebe das Unglück
des nach Vereinigung Schmachtenden ist.
Komme zum Gesandten und sprich:
“O du, dem die Gläubigen
unter allen Menschen am meisten vertrauen,
warum erhielten die fernstehenden Sulaim
den Vorzug vor denen,
die dich aufgenommen und dir Beistand geleistet haben,
vor denen, die Allah Hilfsgenossen genannt hat,
weil sie den Glauben der Leitung unterstützt haben,
als der Krieg zu wiederholten Malen heftig entbrannte?
Sie eilten herbei auf dem Pfade Allahs
und setzten sich geduldig Unglücksfällen aus
und waren nicht beklommen und nicht verzagt.
Die Leute scharten sich deinetwegen
gegen uns zusammen.
Wir hatten keine andere Hilfe als das Schwert und die Lanze.
Wir bekämpften sie und schonten niemand
und ließen nichts unbeachtet von dem,
was uns geoffenbart wurde.
Die Kriegführenden haßten unsere Versammlung.
Wenn der Krieg aufloderte,
waren wir wie eine brennende Flamme.
So haben wir in Badr die Heuchler zurückgeschlagen
und blieben Sieger.
Wir waren deine Schar bei der Anhöhe von Uhud,
als Mudhar in seinem Übermut die Scharen zusammenbrachte.
Wir waren nicht schwach und nicht verzagt.
Sie haben uns auf keinem Fehltritt ertappt,
während alle anderen Menschen strauchelten.
22.21 Was die Hilfsgenossen sagten
Als Muhammad die Quraisch und andere Stämme beschenkte und den Hilfsgenossen nichts abgab, waren sie sehr gekränkt. Sie stießen allerlei Worte aus, bis sogar einer sagte: “Bei Allah, Muhammad begibt sich wieder zu seinem Volk!” Sa'd ibn Ubada ging dann zu Muhammad und sagte zu ihm: “O Gesandter Allahs, die Hilfsgenossen sind sehr betrübt über dein Verfahren bei der Teilung der Beute. Du hast sie unter deine Stammesgenossen verteilt, auch anderen Stämmen große Geschenke gemacht und die Hilfsgenossen haben nichts erhalten.” Da sagte Muhammad: “Und was hältst du davon?” Sa'd antwortete: “O Gesandter Allahs, ich bin nichts anderes als einer meines Volkes.” – “So laß deine Leute hierher kommen,” entgegnete Muhammad, “in diesen umzäunten Raum.” Sa'd versammelte die Hilfsgenossen. Es kamen auch Ausgewanderte hinzu. Einige wurden eingelassen, andere zurückgewiesen.
Als die Hilfsgenossen beisammen waren, meldete es Sa'd dem Propheten. Er begab sich zu ihnen und sprach, nach dem üblichen Lob Allahs: “O ihr Hilfsgenossen, welche Reden habe ich von euch vernommen und welcher Schmerz ist in euer Herz gedrungen? Bin ich nicht zu euch gekommen, als ihr im Irrtum wart und Allah hat euch geleitet? Waret ihr nicht bedürftig und Allah hat euch reich gemacht? Wart ihr nicht zerstritten untereinander und Allah hat eure Herzen vereinigt?” Sie antworteten: “Jawohl, Allah und sein Gesandter waren gütig und gnädig gegen uns!” “Nun,” sagte Muhammad, “weshalb antwortet ihr mir nicht?” Sie sagten: “Was sollen wir antworten? Allah und sein Gesandter sind uns lieber.” Da sagte Muhammad: “Bei Allah, wenn ihr wollt, könntet ihr in aller Wahrheit und Glaubwürdigkeit sagen: ,Als du zu uns kamst, nannte man dich einen Lügner, wir aber glaubten dir. Du warst verlassen, wir beschützten dich. Du warst vertrieben, wir nahmen dich auf. Du warst hilfsbedürftig, wir standen dir bei.'* Wollt ihr euch betrüben wegen weltlichen Tands, den ich den Leuten geschenkt habe, um sie für den Islam zu gewinnen, während ich auf euren Glauben allein vertraue? Seid ihr zufrieden, wenn andere mit Schafen und Kamelen heimkehren, ihr aber mit dem Gesandten Allahs? Bei dem, in dessen Hand Muhammads Seele ist, wäre nicht die Auswanderung, so möchte ich einer der Hilfsgenossen sein und wenn alle Leute nach einer Seite gehen und die Hilfsgenossen nach der anderen, so würde ich den Hilfsgenossen folgen. Allah! Sei den Hilfsgenossen gnädig und ihren Söhnen und Enkeln!” Die Leute weinten dermaßen, daß sie ihren Bart benetzten und sagten: “O Gesandter Allahs, wir sind zufrieden mit unserem Anteil und unserem Los!” Muhammad entfernte sich hierauf, und die Leute zerstreuten sich.**
** Der Dialog, den Muhammad mit seinen Helfern aus Medina führte, kann als Meisterleistung in der Menschenführung bezeichnet werden. Der Islam stand kurz vor dem Auseinanderbrechen. Da appellierte Muhammad an die Treue seiner Helfer und an ihren Glauben. Er stellte sie vor die Wahl: Entweder erhaltet ihr auch Beute wie die Anfänger im Islam oder ich versichere euch meiner Gegenwart und der Offenbarungen Allahs, jedoch ohne einen Anteil an der Beute. Es sollte sich später zeigen, daß seine Helfer noch oft und viel Beute machten; sie kamen nicht zu kurz.
22.22 Die kleine Wallfahrt von Dji'rana aus (März 630 n.Chr.)
Von Dji'rana aus ging Muhammad auf Wallfahrt und ließ das übrige von der Beute in Madjanna bei Marr al-Dhahran. Nach Beendigung der Wallfahrt kehrte er nach Medina zurück und ernannte 'Attaab ibn Asid zum Statthalter von Mekka. Er ließ Mu'adh ibn Djabal bei ihm. Dieser sollte die Leute im Qur’an und in der Religion unterrichten. Die übrige Beute wurde Muhammad nachgeführt.
Als Muhammad 'Attaab zum Statthalter von Mekka* ernannte, gab er ihm je Tag einen Dirham für den Lebensunterhalt. Als 'Attaab die Kanzelrede hielt, sagte er: “Allah lasse den Leib dessen hungern, der bei einem Dirham noch hungrig ist! Der Gesandte Allahs hat mir einen Dirham täglich für meinen Unterhalt bewilligt. Ich brauche von niemand etwas.”
22.23 Ka'b ibn Zuhair findet Gnade
Als Muhammad von Ta'if heimkehrte, schrieb Budjair ibn Zuhair seinem Bruder Ka'b, Muhammad habe mehrere Leute in Mekka zum Tode verurteilt, die ihn verspottet und mißhandelt hatten. Nun seien von den Dichtern der Quraisch nur noch Ibn al-Ziba'ra und Hubara ibn Abi Wahb übrig, die das Weite gesucht hätten. Er möge also, wenn er Lust habe, zu Muhammad eilen, Muhammad lasse niemand töten, der reumütig zu ihm kommt. Oder aber, Ka'b möge sich in ein fernes Land zu retten suchen.
Als Ka'b dieses Schreiben erhielt, wurde ihm der Boden zu heiß. Er fürchtete um sein Leben, und seine anwesenden Feinde flößten ihm Angst ein, weil sie sagten: “Er wird getötet werden!” Als ihm kein anderer Ausweg blieb, dichtete er eine Qasida zum Lob Muhammads und erwähnte darin die Furcht und den Schrecken, die ihm seine Feinde bereitet hatten.
Dann ging er nach Medina und stieg bei einem Bekannten vom Stamme Djuhaina ab. Dieser führte ihn eines Morgens zu Muhammad, der eben das Morgengebet verrichtete. Er schloß sich dem Gebet an, dann wies er auf Muhammad und sagte zu dem Dichter: “Dies ist der Gesandte Allahs! Erhebe dich und flehe seine Gnade an!” Wie mir berichtet wurde, ging er auf Muhammad zu, setzte sich vor ihn hin, ergriff seine Hand (Muhammad kannte ihn nicht) und sagte: “Ka'b ibn Zuhair ist gekommen, um als reuiger Gläubiger deine Gnade zu erflehen. Wirst du ihn aufnehmen, wenn ich ihn dir bringe?” Muhammad antwortete: “Ja.” Da antwortete er: “Ich bin Ka'b, Gesandter Allahs!” Einer der Hilfsgenossen sprang auf und rief: “Erlaube mir, Gesandter Allahs, ihm das Haupt abzuschlagen!” Muhammad antwortete: “Laß ihn, er ist bekehrt und reumütig!” Ka'b grollte den Hilfsgenossen wegen dieser Worte eines der Ihrigen, denn die Ausgewanderten hatten nur gute Worte für ihn.
TEST
Lieber Leser,
wenn Sie dieses Heft aufmerksam studiert haben, können Sie die folgenden Fragen leicht beantworten. Wer 90 Prozent der Fragen in den elf Heften dieser Reihe richtig beantwortet, kann von unserem Zentrum ein Zeugnis bekommen über:
Fortgeschrittene Studien
zum Leben Muhammads aus der Sicht des Evangeliums
als eine Ermutigung für seine zukünftigen Dienste für Christus.
1. Was führte zur endgültigen Eroberung Mekkas?
2. Warum ist Abu Sufyan nach Medina gereist? Wie hat er sich zum Islam bekehrt?
3. Wie hat Muhammad Mekka erobert?
4. Welche Personen hat Muhammad in Mekka hinrichten lassen? Warum wurden diese Personen getötet?
5. Welche religiösen Handlungen hat Muhammad in Mekka vollzogen, nachdem er seine Vaterstadt erobert hatte?
6. Was hat Muhammad während seiner ersten Kanzelrede in Mekka gesagt?
7. Was geschah während der Schlacht von Hunain? Wie hat Muhammad den Sieg herbeigeführt?
8. Nach welchem Feldzug hat Muhammad verboten, Frauen zu töten? Warum tat er das?
9. Was geschah während Muhammads Feldzug nach Ta'if? Warum ist es ihm nicht gelungen, diese Stadt einzunehmen?
10. Warum fand Ka'b ibn Zuhair Gnade vor Muhammad?
11. Wie hat Muhammad einzelne Quraischiten belohnt, nachdem Mekka islamisch wurde?
Jeder Teilnehmer an diesem Test darf zur Beantwortung dieser Fragen jedes beliebige Buch, das ihm zur Verfügung steht, benutzen und jede ihm bekannte vertrauenswürdige Person fragen. Wir warten auf Ihre schriftlichen Antworten, inklusive Ihrer vollständigen Adresse auf Papier oder per e-mail. Wir beten für Sie zu Jesus, dem lebendigen Herrn, daß er Sie berufe, sende, leite, stärke, bewahre und mit Ihnen sei an jedem Tag Ihres Lebens!
Im Dienst Jesu verbunden
Abd al-Masih und Salam Falaki
Schicken Sie Ihre Antworten an:
GRACE AND TRUTH
Postfach 1806
70708 Fellbach
Deutschland
oder per e-mail an:
info@grace-and-truth.net
DIE BIOGRAPHIE MUHAMMADS NACH IBN HISCHAM GESAMTÜBERSICHT (Die Kapitel dieses Heftes sind unten eingerahmt)
HEFT 1 - MUHAMMAD VOR DEM ISLAM
0. Vorwort
1. Die Vorfahren Muhammads
2. Die Geburt Muhammads und seine Kindheit (ca. 570)
3. Muhammads Hochzeit mit Khadija (ca. 595)
HEFT 2 - DER BEGINN DES ISLAM BEI MUHAMMAD
4. Muhammads Prophetentum
5. Die Entstehung der islamischen Urgemeinde (ab ca. 610)
6. Der Widerstand der Mekkaner (ab ca. 613)
7. Die erste Auswanderung nach Abessinien (ca. 615)
HEFT 3 - WACHSENDER WIDERSTAND MEKKAS GEGEN MUHAMMAD
8. Der wachsende Boykott der Mekkaner (ab ca. 616)
9. Die Vision Muhammads von seiner Himmelfahrt (ca. 619)
HEFT 4 - ENTSTEHUNG DER NEUEN MACHTBASIS MUHAMMADS IN MEDINA
10. Die Loslösung Muhammads von Mekka (nach ca. 619)
11. Muhammads Auswanderung nach Medina (Sommer 622) <<<<<<<<<<>>>>>>>>>>>
12. Bildung eines Stadtstaates aus Moslems, Juden & Animisten (ab 622)
HEFT 5 - VERSPOTTUNG DURCH JUDEN & ERSTE FELDZÜGE MUHAMMADS
13. Vom Widerstand und Spott der Juden (ab 623)
14. Der Heilige Krieg tritt in ein neues Stadium (ab Frühjahr 623)
HEFT 6 - MUHAMMADS SCHLACHT VON BADR
15. Die Schlacht von Badr und ihre Folgen (15. März 624 und danach)
HEFT 7 - MUHAMMADS KRIEGE UM MEDINA
16. Die Niederlage bei Uhud und ihre Folgen (März 625 bis 626)
17. Der Grabenkrieg um Medina und seine Folgen (März bis Mai 627)
HEFT 8 - ANERKENNUNG MUHAMMADS DURCH DIE MEKKANER
18. Weitere Feldzüge (627)
19. Die Anerkennung Muhammads durch die Quraischiten (628)
20. Vor der Eroberung Mekkas (629)
HEFT 9 - MUHAMMADS EROBERUNG MEKKAS UND SEINER UMGEBUNG
21. Die endgültige Eroberung Mekkas (Januar 630)
22. Der Feldzug von Hunain und seine Folgen (Januar bis März 630)
HEFT 10 - DIE AUSDEHNUNG DES REICHES MUHAMMADS
23. Der 2. Feldzug gegen die Oströmer & seine Folgen (Okt. - Dez. 630)
24. Abordnungen der Beduinenstämme erweisen Muhammad Ehre (631)
HEFT 11 - DAS LETZTE JAHR MUHAMMADS
25. Muhammads Abschiedspilgerfahrt und weitere Feldzüge (632 & davor)
26. Muhammads letzte Tage, sein Tod und sein Begräbnis (Juni 632)
Ausklang