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Home -- German -- 04. Sira -- 1 Muhammad before the rise of Islam

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04. DAS LEBEN MUHAMMADS NACH IBN HISCHAM

1 - MUHAMMAD VOR DEM ISLAM (570 bis 610 n.Chr.)

Die Vorfahren Muhammads -- Die Geburt Muhammads und seine Kindheit -- Muhammads Hochzeit mit Khadija



1.01 -- MUHAMMAD VOR DEM ISLAM (570 bis 610 n.Chr.)

nach Muhammad Ibn Ishaq (gest. 767 n.Chr.) bearbeitet von Abd al-Malik Ibn Hischam (gest. 834 n.Chr.)

Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil

Eine Auswahl mit Anmerkungen von Abd al-Masih und Salam Falaki

1.02 -- Vorwort

Muhammad ist nach Jesus Christus die einflußreichste und bedeutendste Persönlichkeit der Weltgeschichte. Über 1 Milliarde Moslems, das sind 17-20 Prozent der Weltbevölkerung, vertraut ihm und der von ihm gestifteten Religion. Der Islam schuf und prägte eine 1350 Jahre alte Kultur. Von Indonesien bis Marokko, von den Steppen Rußlands bis Kapstadt wird Muhammads Name Tag für Tag 40mal über die Dächer der Städte und Dörfer ausgerufen. Kein Mann wird von Millionen so fanatisch geliebt wie er.

Nur wenige Christen kennen das Leben Muhammads genau. Deshalb bringen wir diese Biographie aufs neue in deutscher Sprache heraus.

Ibn Ishaq, ein islamischer Gelehrter, begann etwa 90 Jahre nach dem Tod Muhammads (gest. 632 n.Chr.) mit der Sammlung bekannter Geschichten und Legenden über den Propheten der Araber. Er kam jedoch schon bald mit den religionsgesetzlichen Autoritäten Medinas (Malik ibn Anas) in Konflikt, verließ die Heimat und wanderte über Kairo nach Bagdad aus. Dort führte er unter dem Kalifen al-Mansur seine Forschungen weiter. Er starb im Jahre 767 n.Chr.

Ibn Ishaq hinterließ zwei umfangreiche Werke über das Leben Muhammads, die von Ibn Hischam (gest. 834 n.Chr.) zusammengefaßt und erheblich gekürzt wurden. Sein Werk ist bis heute eine unverzichtbare Quelle für jeden, der die überlieferten Berichte der Augenzeugen und Gefährten Muhammads kennenlernen will.

Ibn Hischams grundlegendes Dokumentarwerk über das Leben Muhammads wurde 1864 von Prof. Dr. Gustav Weil aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt. Wir haben seine Übersetzung überarbeitet und die Schreibweise der arabischen Begriffe und Namen modernisiert (mit Ausnahme der Namen Muhammad, Moslem usw.). Die Überarbeitung wurde nochmals mit dem arabischen Urtext verglichen und die Namen der Suren samt den Versnummern zu den vielen zitierten Qur’antexten hinzugefügt. Die Zählung der Versnummern folgt der Einteilung der al-Azhar Universität in Kairo.

Da der umfangreiche Bericht über die Ereignisse im Leben Muhammads auch im Zeitalter der Flugzeuge, Atombomben und des Fernsehens lesbar sein soll, haben wir die Einleitung mit den ermüdenden Genealogien wegfallen lassen. Das Buch beginnt daher mit den Berichten über Abd al-Muttalib, den Großvater Muhammads. Mehrere arabische Gedichte und Trauergesänge, die in der deutschen Übersetzung Spannung und Klang verlieren würden, sowie Diskussionen über die grammatikalische Ableitung einzelner Begriffe, Legenden oder märchenhafte Geschichten wurden gestrichen, damit die Person Muhammads mehr hervortritt und die wirklichen Ereignisse in seinem Leben deutlicher werden.

Die eingefügten Fußnoten enthalten Erläuterungen oder situationsbezogene Vergleiche zum Leben Jesu Christi und aus den Grundlagen seines Evangeliums. Damit wird Muhammad an Jesus gemessen und der Prophet der Moslems vor dem Hintergrund des Neuen Testaments dargestellt.

Die zwei ersten Teile dokumentieren Muhammads Jugendzeit und die zwölf Jahre seiner Verkündigung unter der wachsenden Verfolgung in Mekka. Der dritte Teil umfaßt Muhammads Auswanderung nach Medina, den Aufbau des religiösen Stadtstaates, die Kämpfe gegen die Kaufleute von Mekka und die Eroberung seiner Heimatstadt. Er beschreibt außerdem die Unterwerfung und Islamisierung der Arabischen Halbinsel bis zum Tod Muhammads.

Der Begründer des Islam hinterließ hoch motivierte, kampferprobte Beduinentruppen unter zwei genialen Feldherren. In nur 100 Jahren eroberten ihre Heere die Länder vom Atlas bis zum Indus, ein Gebiet, das größere Flächen umfaßte, als Europa sie je besaß. In diesen Kernländern des Islam sind heute noch über 95 Prozent der Bevölkerung Moslems, unter denen Juden und Christen oft nur als Menschen zweiter Klasse geduldet werden.

Mit der Entdeckung des Erdöls in der Golfregion um 1930 und der Erhöhung der Ölpreise seit 1973 hat die Renaissance des Islam neuen Schwung bekommen. Die Moslems haben sich die Islamisierung der ganzen Welt zum Ziel gesetzt, sei es durch Mission, Wirtschaftsmacht oder Heiligen Krieg. Vor allem aber breitet sich der Islam durch den starken Geburtenüberschuß aus. Dadurch werden sich die islamischen Völker in 27 Jahren verdoppeln und schneller als alle anderen Religionen und Bevölkerungsgruppen unserer Erde wachsen.

Es ist deshalb für den verantwortungsbewußten Christen unerläßlich, das Leben Muhammads im Vergleich mit Jesus Christus zu studieren. Wir werden die Moslems und ihre Beweggründe nur dann verstehen, wenn wir Muhammad, seine Motive und Taten kennengelernt haben.

Abd al-Masih

TEIL I - Die Zeit der Unwissenheit

1.03 -- Die Vorfahren Muhammads

1.03.1 -- Abd al-Muttalib, der Großvater Muhammads

Als einst Abd al-Muttalib ibn* Haschim schlief, wurde ihm in einer Erscheinung befohlen, den Brunnen Zamzam wieder aufzugraben. Die Djurhumiten hatten ihn bei ihrer Auswanderung von Mekka verschüttet.

* “Ibn”, das heißt übersetzt: Sohn des.

Dies war derselbe Brunnen, aus dem Allah einst Isma'il hatte trinken lassen, als er noch klein war und Durst hatte. Seine Mutter hatte Wasser gesucht und keines gefunden. Sie stellte sich auf den Hügel Safa und betete um Wasser für Isma'il. Auf dem Hügel Marwa bat sie nochmals um Wasser. Da sandte Allah den Engel Gabriel. Er drückte eine der Fersen Isma'ils in die Erde – und schon zeigte sich Wasser! Seine Mutter hörte Stimmen wilder Tiere. Sie war besorgt um ihren Sohn, lief zu ihm und fand ihn, wie er auf dem Gesicht lag, mit der Hand Wasser schöpfte und trank. Da reinigte sie die Quelle vom Sand.*

* Vgl. 1. Mose 21,9-21 (Die Vertreibung Hagars und Ismaels).

1.03.2 -- Der Streit um den Brunnen Zamzam in Mekka

Als eines Tages Abd al-Muttalib im Heiligtum schlief, hatte er eine Erscheinung und erhielt dabei die Weisung, den Zamzam aufzugraben. Er hat dies folgendermaßen erzählt: “Als ich einst an der Mauer des Heiligtums schlief, trat jemand zu mir und sagte: ‚Grabe Tayba (die Gute) auf!’ Ich fragte: ‚Was ist Tayba?’ Hierauf verschwand die Erscheinung. Am folgenden Tage als ich wieder auf meiner Lagerstätte schlief, kam die Erscheinung von neuem und sagte: ‚Grabe Barra (die Reine) auf!’ Ich fragte: ‚Was ist Barra?’ Die Erscheinung verschwand wieder. Am dritten Tage begegnete sie mir nochmals mit den Worten: ,Grabe al-Madnuna (die Kostbare) auf!’ Ich fragte: ‚Was ist Madnuna?’ Die Erscheinung entfernte sich wieder. Am vierten Tage erschien mir abermals jemand, der mir sagte: ,Grabe Zamzam auf. Ich fragte: ,Was ist Zamzam?’ Mir wurde geantwortet: ‚Die, welche nie ausgeschöpft und nie wasserarm wird, welche den geehrten Pilger tränkt. Sie liegt zwischen Unrat und Blut bei dem Gekrächze des starken Raben, bei dem Ameisennest.’”

Als somit der Zustand der Quelle und ihr Ort näher bezeichnet waren und Abd al-Muttalib keinen Zweifel mehr an der Wahrheit des Hinweises hegte, nahm er am nächsten Tage sein Hackeisen und fing an zu graben. AI-Harith – damals sein einziger Sohn begleitete ihn.

Als der Brunnen allmählich zum Vorschein kam, pries er Allah. Nun eilten auch die Quraischiten herbei. Sie merkten, daß sein Unternehmen geglückt war und sagten: “Dieser Brunnen gehört unserem Stammvater Isma'il. Wir haben alte Rechte auf ihn. Du mußt uns einen Anteil daran geben.” Abd al-Muttalib weigerte sich jedoch und entgegnete: Er ist mir geschenkt worden! Er gehört mir allein!” Sie erwiderten: “Gib uns unser Recht, oder wir verklagen dich!”

“Gut, wählt einen Schiedsrichter!” Sie wählten eine Wahrsagerin aus dem Stamme Sa'd Hudham, die auf den Höhen Syriens wohnte. Abd al-Muttalib ritt zu ihr. Einige Söhne Abd Manafs begleiteten ihn. Auch die Quraischiten schickten aus jedem Stamm Abgesandte. Als sie sich in der Wüste zwischen Hidjaz und Syrien befanden, in der es damals keine Wasserstellen gab, ging Abd al-Muttalib das Wasser aus. Er und seine Leute waren dem Verdursten nahe. Sie baten die Abgesandten der Quraischiten um Wasser. Diese verweigerten es ihnen jedoch und sagten: “Wir sind hier in der Wüste. Es könnte uns genauso ergehen wie euch.” Abd al-Muttalib beriet mit seinen Leuten, was zu tun sei. Sie antworteten: “Du hast zu befehlen. Wir können dir nur gehorchen.” Da sagte er: “Meine Meinung ist, daß ein jeder von uns, so lange er noch bei Kräften ist, sein Grab selbst aushebe. Immer, wenn einer von uns stirbt, werden die noch Lebenden ihn in sein Grab legen und bedecken, bis der Tod den Letzten von uns heimsucht. Es ist in der Tat besser, wenn wir statt der ganzen Karawane umkommen.” Seine Gefährten stimmten ihm zu. Jeder grub sich sein Grab und wartete auf den Tod. Da sagte Abd al-Muttalib plötzlich: “Bei Allah, es ist doch eine Schwäche unsererseits, wenn wir uns tatenlos dem Tode ausliefern und nicht unser Leben zu retten suchen. Vielleicht zeigt uns Allah irgendwo Wasser. Brecht auf! Da brachen sie wieder auf, und die anderen Quraischiten sahen ihnen zu.

Abd al-Muttalib bestieg sein Kamel und ritt voran. Alsbald sprang unter den Hufen seines Kamels frisches Wasser hervor. Abd al-Muttalib und seine Gefährten priesen Allah, stiegen ab, tranken und füllten ihre Schläuche. Nun rief Abd al-Muttalib auch die übrigen Quraischiten zu der neuen Quelle und sagte: “Allah hat uns getränkt. Trinkt auch ihr und füllt eure Gefäße!” Als sie es getan hatten, sagten sie: “Bei Allah, das Urteil ist schon gegen uns gefällt. Wir machen dir Zamzam nicht mehr streitig; denn der, welcher dir in dieser Wüste Wasser gegeben hat, hat dir auch Zamzam geschenkt. Fahre fort, die Pilger zu tränken.” Abd al-Muttalib kehrte daraufhin nach Mekka zurück und die anderen mit ihm, ohne die Wahrsagerin aufgesucht zu haben.

1.03.3 -- Abd al-Muttalibs Gelübde

Es ist überliefert – doch Allah allein weiß, wie es sich wirklich verhielt –, daß Abd al-Muttalib beim Graben des Zamzambrunnens von den Quraischiten angefeindet wurde. Da tat er folgendes Gelübde: Falls ihm zehn Söhne geboren werden sollten und sie ein Alter erreichen würden, in dem sie ihm beistehen könnten, wollte er einen von ihnen an der Ka'ba Allah opfern.*

* Dieser Brauch des Kinderopferns ist urheidnisch (vgl. Richter 11, 30-40).

Als dann in der Tat zehn Söhne herangewachsen waren und ihm Schutz bieten konnten, machte er sie mit seinem Gelübde bekannt und forderte sie auf, sich der Erfüllung zu unterwerfen. Sie waren dazu bereit und fragten, in weicher Weise dies geschehen solle. Da sagte er: “Jeder schreibe seinen Namen auf einen Pfeil und gebe ihn mir.” Mit diesen Pfeilen ging er zum Götzen Hubal, der auf dem Brunnen im Innern der Ka'ba aufgestellt war. Dort brachte man die Opfer für das Heiligtum dar. Hubal hatte sieben Pfeile. Jeder war mit einer Inschrift versehen. Auf einem Pfeil stand “Sühne”. War man uneinig, wer Sühne zu bezahlen hatte, so mußte derjenige es tun, für den dieser Pfeil gezogen wurde. Auf dem zweiten Pfeil stand “ja” und auf dem dritten “nein”. War man im Zweifel, ob man etwas tun oder unterlassen sollte, so entschied der mit “ja” oder “nein” gewählte Pfeil. Es gab auch einen Pfeil, auf dem “Wasser” vermerkt war. Wurde er gezogen, so sollte man nach einer Quelle graben. Schließlich gab es da noch drei weitere Pfeile. Auf dem einen stand “von euch”, auf dem anderen “verbleibend” und auf dem dritten “nicht von euch”. Wollten die Beduinen (Araber) eine Beschneidung vornehmen, eine Ehe schließen, einen Toten beerdigen oder zweifelten sie an der Herkunft eines Mannes, so führten sie ihn zu Hubal und brachten dem, der die Lose zog, hundert Dirham und ein Opferkamel. Sie sagten dann – wobei sie den Mann vor Hubal stellten – “Du, unser Gott, hier steht der Unbekannte, über den wir dies und jenes wissen möchten. Tue uns die Wahrheit über ihn kund!”

Nun ließen sie das Los ziehen. Kam dabei der Pfeil heraus, auf weichem “von euch” stand, so wurde der Unbekannte als einer der Ihrigen betrachtet. Kam der Pfeil mit “nicht von euch” heraus, so wurde er als Bundesgenosse angesehen. Kam aber der Pfeil mit dem Wort “verbleibend” heraus, so hatte der Betreffende in seinem bisherigen Zustand, ohne Anspruch auf Verwandtschaft oder Bundesgenossenschaft, zu bleiben. In anderen Fällen, in denen eine Antwort mit “ja” oder “nein” erwartet wurde, pflegten sie, wenn sie gern so gehandelt hätten, der Pfeil aber mit “nein” entschied, bis zum nächsten Jahr zu warten und dann die Pfeile aufs Neue ziehen zu lassen, um endlich in Übereinstimmung mit dem Los handeln zu können.

Abd al-Muttalib ging nun zu dem Wahrsager, der die Pfeile zog, und teilte ihm sein Gelübde mit. Jeder seiner Söhne hatte ihm einen Pfeil mit dem eigenen Namen darauf gegeben. Der Vater forderte nun den Mann auf, einen der Pfeile zu ziehen. Das Los traf Abd Allah, den Vater des Gesandten Allahs. Er war der Lieblingssohn Abd al-Muttalibs und obendrein der Jüngste. Als nun das Los Abd Allah getroffen hatte, nahm Abd al-Muttalib sein Schwert und ging mit Abd Allah zu den Götzen ‘Isaf und Naila, um ihn dort zu opfern. Da stürzten die Quraischiten aus dem Rathaus und riefen: ,Was willst du tun, Abd al-Muttalib?” – “Ich will ihn mit dem Halsschnitt schlachten!”*

* Vergleiche 1. Mose 22,1-19 Auch Isaak sollte geopfert werden.

Da antworteten seine Söhne und die übrigen Quraischiten: “Bei Allah, du schlachtest ihn nicht ohne Grund. Tust du es dennoch, so wird jeder seinen Sohn bringen, um ihn zu opfern. Wie aber sollen dann die Menschen bestehen?” Auch al-Mughira ibn Abd Allah, ein Onkel Abd Allahs sagte: “Bei Allah, du opferst ihn nicht, bis du uns einen ausreichenden Grund angibst. Lieber wollen wir ihn mit unserem Gut auslösen.”

Dann fuhren seine Söhne und die übrigen Quraischiten fort: “Tu es nicht! Geh mit ihm nach Hidjaz. Dort lebt eine Wahrsagerin, die einen ihr gehorsamen Geist hat. Befrage sie, dann wird deine Angelegenheit recht entschieden werden. Befiehlt sie dir, ihn zu opfern, so tu es. Sagt sie dir etwas anderes, wodurch dir und ihm geholfen wird, so folge ihr!”

Sie reisten also nach Medina und fanden die Wahrsagerin in Khaybar. Abd al-Muttalib teilte ihr sein Gelübde mit, die Entscheidung des Loses und seine Absicht, seinen Sohn zu opfern. Da befahl sie: “Verlaßt mich jetzt, bis mein Geist mich besucht und ich ihn fragen kann.” Sie verließen sie, und Abd al-Muttalib betete zu Allah. Als sie am folgenden Morgen wieder zu ihr kamen, sagte sie: “Es ist mir Kunde geworden. Was ist bei euch die Sühne für einen Menschen?” Sie antworteten: “Zehn Kamele.” Sie erwiderte: “Geht in eure Heimat zurück, stellt Abd Allah auf die eine und zehn Kamele auf die andere Seite und lost zwischen ihnen. Kommt der Pfeil mit den Kamelen heraus, so opfert sie statt seiner. Er ist dann gerettet und euer Herr befriedigt. Kommt aber der Pfeil mit Abd Allah heraus, so bringt noch zehn weitere Kamele und so fort, bis der Pfeil mit den Kamelen gezogen wird.”

Sie kehrten hierauf nach Mekka zurück und beschlossen, dieser Weisung zu folgen. Abd al-Muttalib betete wieder zu Allah vor Hubal, dann brachten sie Abd Allah und zehn Kamele herbei und losten. Als das Los Abd Allah traf, brachten sie zehn weitere Kamele. Aber das Los fiel immer auf Abd Allah, bis schließlich hundert Kamele auf der anderen Seite standen. Da kam der Pfeil mit den Kamelen heraus. Die Quraischiten und die übrigen Anwesenden stellten fest: “Nun ist die Sache entschieden, Abd al-Muttalib! Dein Herr ist befriedigt!” Abd al-Muttalib soll aber, wie man hört, geschworen haben, nicht zu ruhen, bis noch dreimal gelost werde. Erst als das Los noch dreimal auf die Kamele fiel, wurden sie geschlachtet, und es stand jedem frei, davon zu nehmen, soviel er wollte.

1.04 -- Die Geburt Muhammads und seine Kindheit (ca. 570 n.Chr.)

1.04.1 -- Wie Muhammads Vater, Abdallah, heiratete

Abd al-Muttalib nahm die Hand Abd Allahs und kam mit ihm in der Nähe des Heiligtums an einer Frau von den Banu Asad ibn Abd al-'Uzza vorbei. Sie war die Schwester des Waraqa ibn Nawfal. Sie sah ihn an und fragte: “Wo willst du hin, Abd Allah?” – “Ich gehe mit meinem Vater.” – “Ich gebe dir so viele Kamele wie statt deiner geschlachtet worden sind, wenn du sogleich mit mir zusammenliegst.” – “Ich kann meinen Vater jetzt nicht verlassen, noch etwas gegen seinen Willen tun.” – Abd al-Muttalib ging dann mit seinem Sohn zu Wahb ibn Abd Manaf, der damals sowohl wegen seines Ansehens als auch wegen seiner Abstammung der Herr der Banu Zuhra war. Dieser gab ihm seine Tochter Amina zur Frau. Sie war damals die vorzüglichste Frau unter den Quraisch infolge ihres Ranges und ihrer Abstammung. Ihre Mutter hieß Barra und war die Tochter des Abd al-'Uzza. Barras Mutter hieß Umm Habib und war die Tochter des Asad ibn Abd al-'Uzza. Abd Allah heiratete sie alsbald, und sie wurde mit dem Gesandten Allahs schwanger. Dann verließ er sie, kehrte zu der Frau zurück, die sich ihm angeboten hatte und fragte sie: “Warum machst du mir heute nicht wieder den Vorschlag, den du mir gestern gemacht hast?” Sie erwiderte: “Das Licht, das gestern an dir war, hat dich verlassen. Ich habe nichts mehr mit dir zu tun.”

Sie hatte nämlich von ihrem Bruder Waraqa ibn Nawfal gehört dieser – war Christ geworden und hatte die Schriften gelesen – daß aus diesem Geschlecht* ein Prophet aufstehen werde.

* Nirgendwo in den 66 Schriften der Bibel ist davon die Rede, daß ein Prophet arabischer Abstammung aufstehen werde.

Abu Ishaq ibn Yasar berichtet ähnliches. Abd Allah sei zu der Frau gekommen, welche er neben Amina hatte und habe sie liebkosen wollen. Er hatte aber zuvor Erdarbeiten verrichtet und war noch beschmiert davon. Deshalb hatte sie ihn abgewiesen. Er verließ sie, wusch sich und wollte zu Amina gehen. Als er wieder an jener Frau vorüberkam, rief sie ihn zu sich. Er schenkte ihr jedoch kein Gehör, sondern begab sich zu Amina und schlief mit ihr. Da wurde sie mit Muhammad schwanger. Später suchte er jene Frau nochmals auf und fragte sie: “Hast du Lust?”* Sie erwiderte: “Nein; als du an mir vorüberkamst, war ein glänzender Punkt zwischen deinen Augen. Deshalb forderte ich dich auf, zu mir zu kommen. Du weigertest dich aber und gingst zu Amina. Nun ist der Glanz auf sie übergegangen.”

* Vergleiche 2. Mose 20,14 (Das Verbot des Ehebruchs).

Andere behaupten, die Frau habe gesagt: “Als er vorüberging, war zwischen seinen Augen so etwas wie der weiße Stirnfleck einer Stute. Da lud ich ihn ein in der Hoffnung, dieses Zeichen werde auf mich übergehen. Er weigerte sich aber und schlief mit Amina, und sie wurde schwanger mit dem Gesandten Allahs. Dieser war der Beste seines Volkes in bezug auf Abstammung und Adel, sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits.”*

* Muhammad war von Geburt ein normaler Mensch. Sein Vater hieß Abd Allah und seine Mutter Amina. Beide waren in Mekka bekannt. Der Islam nimmt nicht für sich in Anspruch, Muhammad sei auf übernatürliche Weise gezeugt worden. Er war ein Mensch wie wir alle, ohne göttliche Natur.
Die Bibel aber bezeugt vielfach, daß Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist (vgl. Matthäus 1,20-21: die Erfüllung der Prophetie aus Jesaja 7,14).
Der Qur’an bezeugt ebenfalls, daß Jesus von der Jungfrau Maria ohne Zutun eines Mannes geboren wurde (Suren Al 'Imran 3,46-48; Maryam 19,17-34). Der Engel Gabriel habe den Heiligen Geist in die Jungfrau Maria geblasen (Suren al-Anbiya' 21,91; al-Tahrim 66,12). Deshalb wird Christus im Qur’an “das Wort Gottes” genannt (Suren Al 'Imran 3,45; al-Nisa' 4,171; Maryam 19,34).
Jesus wurde durch den Heiligen Geist in der Jungfrau Maria gezeugt. Der Unterschied zwischen der Person Muhammads und der Person Jesu entspricht dem Unterschied zwischen der Geburt Muhammads und der Geburt Jesu.

1.04.2 -- Ereignisse während der Schwangerschaft Aminas, der Mutter Muhammads

Es wird berichtet – nur Allah ist allwissend* – Amina, die Tochter Wahbs, habe erzählt: “Als ich mit dem Gesandten Allahs schwanger war, ist mir ein Geist erschienen, der mir gesagt hat: ,Du bist mit dem Herrn dieses Volkes schwanger. Sage bei seiner Geburt: Ich stelle ihn unter den Schutz des Einzigen, daß er ihn vor der Bosheit seiner Neider bewahre, und nenne ihn Muhammad!”’**

* Diese Redensart deutet an, daß der Verfasser sich über die Wahrheit oder Echtheit des von ihm überlieferten Textes nicht sicher ist.
** Vergleiche dazu Matthäus 1,18-25 (Die Ankündigung der Geburt Jesu und Bestimmung seines Namens durch den Engel Gabriel). Siehe auch Lukas 1,26-38.

Die Bedeutung des Namens Muhammad im Arabischen ist: der Hochgelobte oder: der Gepriesene. Sie soll auch während ihrer Schwangerschaft ein aus ihr strahlendes Licht bemerkt haben, bei welchem man (in 1000 Kilometern Entfernung) die Schlösser von Bosra in Syrien (einer römische Provinzstadt 1400 km nördlich von Mekka) sehen konnte.*

* Vergleiche Jesaja 60,1-3.

Noch während der Schwangerschaft Aminas starb Abd Allah, der Sohn Abd al-Muttalibs, der Vater des Gesandten Allahs.*

* Muhammad war bereits bei seiner Geburt Halbwaise.

1.04.3 -- Die Geburt und Ernährung des Gesandten Allahs (ca. 570 n.Chr.)

Der Gesandte Allahs wurde an einem Montag im “Jahr des Elefanten”* geboren, als zwölf Nächte des Monats Rabi'a al-Awwal (3. Monat) verflossen waren. Hassan ibn Thabit berichtet: “Ich war ein Knabe von sieben oder acht Jahren und verstand recht gut, was ich hörte, als ein Jude von einem Gebäude in Yathrib (Medina) aus seine Volksgenossen zusammenrief. Als sie sich bei ihm versammelten, sagte er: ‚Heute Nacht ist der Stern** aufgegangen, an dem Ahmad*** geboren worden ist.’ Ich fragte Sa'id ibn Abd al-Rahman, wie alt Hassan gewesen sei, als Muhammad nach Medina kam. Er antwortete: ‚Sechzig Jahre alt”’. Da Muhammad damals dreiundfünfzig Jahre alt war, muß Hassan, als er diese Worte vernahm, ein siebenjähriger Knabe gewesen sein.

* Die Abessinier versuchten im Jahr 571 Mekka zu erobern. Da sie in ihrem Heer einige Elefanten mitführten, wurde dieses Jahr später bei den Arabern “das Jahr des Elefanten” genannt. Die Bezeichnung der Jahre nach dem jeweils wichtigsten Ereignis, das in ihnen stattgefunden hat, war eine Art primitiver Kalender.
** Vergleiche Matthäus 2,1-12 Die Weisen aus dem Morgenland und der Stern, der sie nach Bethlehem führte).
*** Ahmad heißt Hochgelobter und stellt eine andere Form des Namens Muhammad dar. Ahmad, der Hochgelobte, wird auf Grund von Sure al-Saff 61,6 als der Name des im Evangelium verhießenen Parakleten (Tröster) verstanden.

Nachdem Muhammad geboren worden war, schickte seine Mutter zu Abd al-Muttalib und ließ ihn bitten, den Knaben anzusehen. Er kam und sie erzählte ihm, was sie zur Zeit der Schwangerschaft gesehen hatte, was ihr über ihn gesagt worden war und wie sie ihn nennen sollte. Man nimmt an, Abd al-Muttalib habe ihn gleich mitgenommen, zur Ka'ba getragen, zu Allah gebetet und ihm für diese Gabe gedankt.*

* Vergleiche Lukas 2,21-39 (Die Darstellung Jesu im Tempel).

Dann brachte er ihn wieder zu seiner Mutter zurück und suchte eine Amme für ihn. Die Amme war eine Frau von den Banu Sa'd ibn Bakr. Sie hieß Halima und war die Tochter des Abu Dhu'aib. Muhammads Milchgeschwister waren Abd Allah ibn al-Harith, Unaisa und Djudhama, die stets 'al-Schayma' genannt wurde. Sie alle waren leibliche Kinder der Halima.

Djahm ibn Abi Djahm, ein Freigelassener des Harith ibn Hatib al-Djumahi, hat berichtet, Halima, die Tochter Abu Dhu'aibs von den Banu Sa'd, die Amme des Gesandten Allahs, habe erzählt: “Ich verließ meine Heimat mit meinem Gatten, einem Säugling und anderen Frauen von den Banu Sa'd, die auch Säuglinge suchten, in einem Hungerjahre, das uns nichts übrigließ. Ich ritt auf einer scheckigen Eselin, und wir hatten eine Kamelstute bei uns, die keinen Tropfen Milch gab. Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen, denn der Kleine weinte vor Hunger. Weder ich noch unsere Kamelstute hatten Milch genug, um ihn zu stillen. Wir hofften aber auf irgendeine Hilfe. Ich ritt auf meiner Eselin und hielt die Karawane oft auf, weil die Eselin so schwach und elend war. Schließlich erreichten wir Mekka, um dort nach Säuglingen zu suchen. Der Gesandte Allahs wurde allen Frauen angeboten, doch keine wollte ihn nehmen, weil er ein Waisenkind war. Man erwartete Geschenke vom Vater des jeweiligen Säuglings und dachte, was würde wohl eine Mutter und ein Großvater geben können. Als aber bereits alle anderen Frauen Säuglinge gefunden hatten und wir wieder abreisen wollten, sagte ich zu meinem Gatten: ‚Bei Allah, ich gehe nicht gern ohne einen Säugling mit meinen Gefährtinnen zurück. Ich werde dieses Waisenkind annehmen.’ Er erwiderte: ‚Es wird dir nichts schaden, wenn du ihn nimmst. Vielleicht wird uns Allah durch ihn segnen.’ Ich nahm ihn also nur, weil ich keinen anderen Säugling gefunden hatte und brachte ihn zu meinem Reittier. Als ich ihn an meinen Busen legte, fand er soviel Milch, daß er satt wurde. Auch sein Milchbruder trank, bis er genug hatte. Dann schliefen beide ein. Zuvor hatten wir nie wegen des schreienden Säuglings schlafen können. Dann ging mein Gatte zur Kamelstute. Sie war von Milch angeschwollen, und er molk so viel, daß er und ich vollständig satt wurden und wir die angenehmste Nacht hatten. Am folgenden Morgen sagte mein Gatte zu mir: ‘Wisse, Halima, bei Allah, du hast ein gesegnetes Geschöpf mitgenommen.’ Ich erwiderte: ‘Bei Allah, ich hoffe es!’ Dann reisten wir ab. Ich nahm ihn zu mir auf meine Eselin, die jetzt so schnell sprang, daß die Mitreisenden auf ihren Eseln nicht mehr Schritt halten konnten. Sie baten mich, auf sie zu warten und fragten mich, ob es nicht dieselbe Eselin sei, auf der ich gekommen sei. Als ich ihre Frage bejahte, antworteten sie: ‘Bei Allah, mit ihr hat es eine besondere Bewandtnis.’ Als wir in unsere Heimat im Lande der Banu Sa'd kamen, welches das unfruchtbarste aller Länder war, da kam mir doch des Abends mein Vieh wohlgenährt und Milch verheißend entgegen. Tatsächlich hatten wir Milch im Überfluß, während andere Leute keinen Tropfen melken konnten. Schließlich sagten einige zu ihren Hirten: ‘Wehe euch! Laßt euer Vieh dort weiden, wo der Hirte der Tochter Abu Dhu'aibs weiden läßt!’ Aber dessen ungeachtet kehrte das meinige gesättigt und mit Milch gefüllt zurück, während das ihrige hungrig blieb und keinen Tropfen Milch gab. So fanden wir in allem Allahs Segen und Überfluß, bis zwei Jahre vorüber waren. Da entwöhnte ich den Knaben. Er war so kräftig herangewachsen wie kein anderer. Wir brachten ihn dann seiner Mutter, wünschten aber, daß er noch bei uns bleiben möchte wegen des Segens, der durch ihn zuteil geworden war. Ich sagte daher zu seiner Mutter: ‘Möchtest du noch dein Söhnchen bei uns lassen, bis er noch stärker wird; denn ich fürchte, die schlechte Luft Mekkas könnte ihm schaden.’ Wir drangen dann so lange in sie, bis sie ihn uns wieder gab.

Einige Monate nach unserer Rückkehr – Muhammad war eben hinter unserem Hause mit seinem Bruder beim Vieh – kam der Bruder eilig zu uns und sagte: ‚Zwei weißgekleidete Männer haben meinen Bruder, den Quraischiten, ergriffen und zu Boden gestreckt, ihm den Leib aufgeschnitten und darin herumgewühlt.’ Ich lief mit seinem Vater zu ihm. Da wir ihn ganz entstellt fanden, nahten wir uns ihm und fragten, was ihm widerfahren sei.

Er antwortete: ‚Zwei weißgekleidete Männer sind auf mich zugekommen, haben mich hingestreckt, meine Brust gespalten und etwas darin gesucht; ich weiß nicht was.’*

* Vgl. Sure al-Inschirah 94,1-3 (Die Reinigung Muhammads durch zwei Engel).

Wir brachten ihn in unser Zelt, und sein Vater sagte zu mir: ,Ich fürchte, dieser Knabe ist von bösen Geistern geplagt. Bringe ihn zu seiner Familie zurück, ehe es bekannt wird. Wir reisten mit ihm zu seiner Mutter, und sie fragte: ,O Amme, was führt dich hierher? Du wünschtest doch so sehr, den Säugling länger zu behalten!’ Ich antwortete: ,Allah hat meinen Sohn heranwachsen lassen. Ich habe das Meinige getan und fürchte, es möchte ihm ein Unglück widerfahren. Darum bringe ich ihn dir deinem Wunsche gemäß zurück.‘ Amina entgegnete: ‚So verhält es sich nicht! Sage mir die Wahrheit!‘ Sie drang so lange in mich, bis ich ihr alles erzählt hatte. Da fragte sie: ‚Fürchtest du, er sei von einem bösen Geist besessen?’ Als ich nickte, erwiderte sie: ,Niemals, bei Allah! Satan findet keinen Zugang zu ihm; denn mein Söhnchen wird einst eine hohe Stellung einnehmen. Soll ich dir von ihm erzählen?’ Als ich bejahte, fuhr sie fort: ‚Als ich schwanger wurde, sah ich ein Licht von mir ausstrahlen, so hell, daß es die fernen Schlösser von Bosra In Syrien beleuchtete. Meine Schwangerschaft war so leicht und angenehm, wie ich noch nie eine hatte. Als ich ihn gebar, streckte er die Hände auf den Boden und hob den Kopf gen Himmel. Doch laß ihn jetzt bei mir. Komm gut heim!...‘“

Einige Gefährten des Gesandten Allahs hatten ihn einst gebeten, ihnen Auskunft über sich selbst zu geben. Daraufhin habe er gesagt: “Ich bin der, dem zu glauben mein Vater Ibrahim (Abraham) geboten hat, und derjenige, der von ‘Isa (Jesus) vorhergesagt worden ist.* Meine Mutter hat, als sie schwanger wurde, ein Licht gesehen, das von ihr ausstrahlte und selbst die fernen Schlösser Syriens beleuchtete. Ich bin unter den Banu Sa'd ibn Bakr gesäugt worden. Als ich einmal mit meinem Bruder hinter unserem Haus das Vieh hütete, kamen zwei weißgekleidete Männer auf uns zu. Sie hatten eine goldene Waschschüssel bei sich, die mit Schnee gefüllt war. Sie ergriffen mich und spalteten meine Brust. Dann nahmen sie das Herz heraus, spalteten es ebenfalls und entnahmen ihm einen schwarzen Klumpen. Diesen warfen sie weg.** Dann wuschen sie mein Herz und meinen Leib mit Schnee, bis sie rein waren. Schließlich sagte einer zum andern: ,Wiege ihn gegen zehn von seinem Volke auf!’ Er tat so, aber ich wog sie auf. Nun sagte er: Wiege ihn gegen hundert von seinem Volke’; aber ich wog auch die hundert auf. Zuletzt sagte er: ,Wiege ihn gegen tausend von seinem Volke auf,’ und als ich auch diese aufwog, sagte er: ,Laß ihn! Selbst dann, wenn du sein ganzes Volk in die eine Waagschale legst, wird er sie doch aufwiegen!”

* Jesus hat viele falsche Propheten, vgl. Matthäus 24,14-24, und falsche Messiasse vorausgesagt. Die Moslems nehmen irrtümlicherweise für sich in Anspruch, daß in der Bibel mehrere Voraussagen über das Kommen Muhammads stehen (5. Mose 18,15).
** Diese Geschichte beschreibt die Berufung und Reinigung Muhammads zum Propheten. Seither heißt er Mustafa, der Gereinigte. Er war nicht rein in sich selbst. Sein Herz mußte gereinigt werden. Er empfing jedoch kein neues, geistliches Herz, wie Gott es in Hesekiel 36,26-27 verhieß. Das Herz Muhammads blieb das alte.
Indirekt soll diese Geschichte die Reinigung Muhammads von der Erbsünde bezeugen. Der Islam glaubt jedoch nicht an die Existenz einer Erbsünde (vgl. jedoch Römer 5,12-21). Nichtsdestotrotz hat Muhammad sich als Sünder verstanden. Dreimal steht im Qur’an, daß er Allah um Vergebung seiner Sünden bitten mußte (Suren al-Ahzab 33,38; Ghafir 40,55 und Muhammad 47,19).
Jesus aber lebte ohne Sünde. Er war heilig wie Gott und frei von der Erbsünde. Er war durch den Heiligen Geist gezeugt worden. Sogar der Qur’an behauptet an keiner Stelle, daß Jesus gesündigt habe, während bei allen bedeutenden Propheten Sünden genannt werden. Der Qur’an und die islamische Tradition bestätigen vielmehr Jesu Sündlosigkeit auf verschiedene Weise (Sure Maryam 19,19).

Der Gesandte Allahs hat gesagt: “Es gibt keinen Propheten, der nicht zuvor ein Hirte gewesen ist.” Und als man ihn fragte: “Und du?” antwortete er: “Auch ich war einer.” Ferner hat der Gesandte Allahs zu seinen Gefährten gesagt: “Ich bin der reinrassigste Araber unter euch.* Ich bin ein Quraischite und habe als Säugling unter den Banu Sa'd gelebt.”

* Araber: al-'Arab, bezeichnete in der Arabischen Halbinsel die Nomaden, die Beduinenstämme, im Gegensatz zu den seßhaft gewordenen Stadt- und Dorfbewohnern. Diese verstanden sich nicht als Araber, sondern bezeichneten sich mit den Namen der konkurrierenden Sippen oder Stämme.
Muhammad verstand sich als Beduine. Er hat in seiner Jugend in der dürren Steppe Herden gehütet.

Manche behaupten – Allah allein weiß es – Halima habe den Gesandten Allahs auf dem Weg zu seiner Mutter auf der Höhe von Mekka im Menschengewühl verloren, und sie konnte ihn nicht wiederfinden. Sie ging zu Abd al-Muttalib und klagte es ihm. Dieser suchte das Heiligtum auf und betete zu Allah, er möge ihn ihm wieder zurückgeben. Es wird berichtet, Waraqa ibn Nawfal und ein anderer Quraischite hätten ihn auf der Höhe von Mekka gefunden und zu Abd al-Muttalib gebracht. Dieser nahm ihn auf die Schulter und umkreiste mit ihm das Heiligtum, indem er ihn Allahs Schutz empfahl und für ihn betete. Dann ließ er ihn wieder zu seiner Mutter bringen.

Ein Gelehrter (Traditionsträger) hat mir erzählt: “Halima wurde noch aus einem anderen Grunde, den sie seiner Mutter nicht angegeben hatte, bewogen, Muhammad zu ihr zurückzubringen. Als sie nämlich nach seiner Entwöhnung auf der Heimkehr von Mekka war, begegneten ihr einige Abessinier, die Christen waren. Sie betrachteten ihn von allen Seiten und fragten sie aus. Dann sagten sie: ‚Wir wollen diesen Knaben mit uns nehmen und unserem König bringen. Wir kennen die Zukunft dieses Knaben und wissen, daß er einst einen hohen Rang einnehmen wird.‘“ Derjenige, der mir dies erzählt hat, setzte hinzu, sie hätten den Abessiniern nur mit großer Mühe entrinnen können.

1.04.4 -- Der Tod der Mutter Muhammads, Amina, und seines Großvaters, Abd al-Muttalib (ca. 576 und 578 n.Chr.)

Der Gesandte Allahs lebte unter Allahs Beistand und Schutz bei seiner Mutter und seinem Großvater, und Allah ließ ihn als eine schöne Pflanze aufwachsen, bis er durch seine Gnade das vorgesteckte Ziel erreichte. Als er sechs Jahre alt war, starb seine Mutter.

Abd Allah ibn Abi Bakr erzählt: “Die Mutter des Gesandten Allahs starb in Abwa'* zwischen Mekka und Medina, als er sechs Jahre alt war. Sie hatte mit ihm seine Verwandten, die Banu 'Adi ibn al-Nadjdjar, besucht und starb auf der Rückkehr nach Mekka.”**

* Abwa' liegt ca. 200 km nördlich von Mekka nahe am Roten Meer auf dem Weg nach Medina.
** Muhammad war bereits bei seiner Geburt Halbwaise und ab dem sechsten Lebensjahr Vollwaise. Niemand sorgte für ihn, wie eine Mutter für ihr Kind zu sorgen pflegt. Schon in den ersten Monaten seines Lebens wurde er zu einem Beduinenstamm gegeben, wo eine Amme ihn anstelle seiner Mutter stillte. Im Herzen Muhammads blieb ständig eine Leere und ein Hunger nach Liebe.
Für Jesus hatte Gott, sein Vater, in Josef einen treuen Adoptivvater berufen, der für ihn sorgte. Seine Mutter blieb ihm auch in der Verfolgung treu und stand unter seinem Kreuz, als er starb.

Der Gesandte Allahs lebte dann bei seinem Großvater Abd al-Muttalib. Dieser hatte sein Bett in der Nähe der Ka'ba aufgestellt. Seine Söhne saßen um das Bett herum und warteten, bis er kam; aber keiner setzte sich aus Ehrfurcht vor ihm auf das Bett. Einst kam auch der Gesandte Allahs – er war damals noch ein kleiner Knabe – und setzte sich auf das Bett. Da wollte ihn sein Onkel wegschieben, aber Abd al-Muttalib sagte: “Laßt meinen Sohn! Bei Allah, er wird einst einen hohen Rang einnehmen.” Er ließ ihn dann bei sich sitzen und sich von ihm den Rücken streicheln. Was er auch tat, erfreute ihn. Als der Gesandte Allahs acht Jahre alt war, starb auch Abd al-Muttalib.

Als Abd al-Muttalib seinen Tod herannahen fühlte, ließ er seine sechs Töchter, Safiyya, Barra, Atiqa, Umm Hakim al-Baida, Umaima und Arwa, zusammenrufen und sagte zu ihnen: “Beweint mich, damit ich vor meinem Tode höre, was ihr über mich sagen wollt.” Da dichtete seine Tochter Safiyya:

Als des Nachts eine klagende Stimme schweres Unheil wegen eines Mannes verkündete, vergoß ich Tränen, die wie Perlen über meine Wangen herabrollten, über einen wahrhaft edlen Mann, der allen Sklaven entschieden überlegen ist; über den Freigiebigen, den mit hohen Tugenden Begabten; über einen vortrefflichen Vater, den Erben aller Güte; über den Treuen in seiner Heimat, der keine Anstrengung scheute, der fest stand und keiner Stütze bedurfte; der mächtig war, wohlgestaltet, von hoher Natur, der bei seinem Geschlechte Lob und Gehorsam fand, aus erhabenem, glänzendem, tugendhaftem Geschlecht; der den Menschen wie ein Regen in Hungerjahren Segen spendete, von edlen Ahnen, ohne Scharte; der dem Herrn und dem Sklaven teuer war; er war äußerst mild, Abkömmling gnädiger, freigebiger, edler Männer, stark wie Löwen.

Könnte ein Mann wegen alten Adels ewig leben – aber Fortdauer ist keines Menschen Los – so würde er bis zur letzten Nacht unvergänglich bleiben durch seinen hohen Ruhm und adlige Abstammung.”

Auch die übrigen Töchter beweinten ihren Vater noch zu Lobzeiten und dichteten über ihn ruhmreiche Verse, wobei jede versuchte, die andere zu überbieten. Auch Freunde des Sterbenden kamen herein, um ihn zu loben und zu rühmen.

Abd al-Muttalib, der schon nicht mehr sprechen konnte, gab durch Kopfnicken zu verstehen, daß er so betrauert werden wollte.

Nach dem Tode Abd al-Muttalibs wurde sein Sohn al-'Abbas Herr der Zamzamquelle. Er war es, der die Pilger von der Quelle trinken ließ, obgleich er damals noch ältere Brüder hatte. Er wurde vom Gesandten Allahs in seinen Rechten bestätigt. Sie sind seinem Geschlecht bis zu diesem Tage verblieben.

1.04.5 -- Muhammad bei seinem Onkel Abu Talib (ab ca. 578 n.Chr.)

Nach dem Tode Abd al-Muttalibs kam der Gesandte Allahs zu seinem Onkel Abu Talib. So hatte es Abd al-Muttalib empfohlen. Sein Vater Abd Allah war nämlich ein Doppelbruder Abu Talibs. Ihre Mutter hieß Fatima. Sie war eine Tochter des Amr ibn Aids. Abu Talib sorgte nach dem Tode seines Großvaters für den Gesandten Allahs und behielt ihn stets bei sich. Ein Wahrsager, der oft nach Mekka kam, prophezeite dem Jungen einen hohen Rang. Und zwar geschah dies so: Als Abu Talib mit einigen Jünglingen unterwegs war, erblickte der Wahrsager den Gesandten Allahs. Doch wurde seine Aufmerksamkeit durch etwas anderes von ihm abgezogen. Als er das erledigt hatte, fragte er wieder nach ihm und wollte, daß man ihn herbeihole. Da Abu Talib merkte, wie gierig der Wahrsager sich nach dem Jungen umsah, verbarg er ihn. Da sagte dieser: “Wehe euch! Bringt mir den Jungen wieder, den ich vorher gesehen habe, bei Allah, er wird einen hohen Stand einnehmen.” Abu Talib ging aber mit ihm weg.

Später wollte Abu Talib mit einer Karawane zu einer Handelsreise nach Syrien aufbrechen. Er war eben im Begriff abzureisen, da schmiegte sich der Gesandte Allahs so zärtlich an ihn, daß er weich wurde und sagte: “Bei Allah, ich nehme ihn mit und trenne mich nie mehr von ihm!” So oder ähnlich sprach er. Er reiste also mit ihm ab. Wie gewöhnlich stiegen sie in der Nähe einer Mönchsklause ab. Der Mönch hieß Buhaira (oder Bahira). Er kannte die Schriften und die Religion der Christen und wohnte seit eh und je in dieser Zelle. In ihr wurde ein Buch aufbewahrt, aus dem sich die Mönche belehren ließen. Es vererbte sich vom einen auf den andern. Sooft Abu Talib auch früher hier vorbeigekommen war, so hatte sie der Mönch doch nie angesprochen noch sich ihnen vorgestellt. Diesmal jedoch ließ er eine Mahlzeit bereiten, weil – wie es heißt – er von seiner Zelle aus sah, wie eine Wolke den Gesandten Allahs inmitten der Karawane beschattete und wie sie auch dem Baum Schatten spendete, unter dem er sich mit der Karawane niedergelassen hatte. Selbst die Zweige des Baumes neigten sich zum Gesandten Allahs herab, um ihn besser schützen zu können. Als die Mahlzeit zubereitet war, sandte Buhaira zur Karawane und ließ alle, jung und alt, Sklaven und Freie, zum Essen einladen.

Da sagte einer der Quraischiten: “Es ist auffallend, daß du uns zuvor nie solche Gastfreundschaft erwiesen hast. Weshalb gerade heute?” Buhaira entgegnete: “Es ist so, wie du sagst, doch ihr seid heute meine Gäste. Ich will euch mit einem Mahle ehren, zu dem ihr alle eingeladen seid.” Alle kamen auch zu ihm, nur der Gesandte Allahs blieb seiner Jugend wegen unter dem Baum im Lager zurück. Als Buhaira den, an welchem er gewisse Merkmale erkannt hatte, nicht unter den Gästen fand, sagte er: “Ihr Quraischiten, es darf keiner von euch im Lager zurückbleiben, der hier noch einen Platz hätte.” Sie erwiderten: “Nur ein Knabe, der Jüngste der ganzen Karawane, ist im Lager zurückgeblieben.” Er versetzte hierauf: “Rufet ihn. Er soll auch mit euch essen!”

Da rief einer der Quraischiten: “Bei Lat* und Uzza** es ist nicht recht von uns, daß wir den Sohn Abd Allahs im Lager zurückgelassen haben!” Er begab sich daher zu ihm, umarmte ihn und brachte ihn zu den anderen. Buhaira musterte ihn und suchte nach den Merkmalen, die er an seinem Körper zu finden hoffte. Als die Mahlzeit beendet war und die Gäste sich zerstreut hatten, stellte sich Buhaira vor ihn hin und beschwor ihn bei Lat und Uzza, ihm seine Fragen zu beantworten. Er beschwor ihn deshalb bei Lat und Uzza, weil die Quraischiten so zu tun pflegten.

* Al-Lat, die Frau Allahs, war die Stammesgöttin der Banu Thaqif, die auch al-Rabba, die Herrin, genannt wurde.
** AI-'Uzza, die Tochter al-Lats, war die Stammesgöttin der Quraisch und der Kinana und stand außerhalb Mekkas. Die Statuen der beiden Göttinen wurden nach der Eroberung Mekkas zerstört.

Es heißt, Muhammad habe ihm gesagt: “Frage mich nicht bei Lat und Uzza, denn, bei Allah, nichts ist mir verhaßter als diese Götzen.” Da sagte Buhaira: “Nun, so beschwöre ich dich bei Allah, mir meine Fragen zu beantworten.” Muhammad erwiderte: “Frage, was dir gut dünkt!” Da befragte er ihn über seinen Zustand im Schlaf, über seine äußere Beschaffenheit und andere Dinge. Der Gesandte Allahs gab ihm über alles Auskunft, und es stimmte mit dem überein, was Buhaira von ihm wußte. Dann betrachtete er seinen Rücken und fand zwischen seinen Schultern, an der Stelle, wo es beschrieben war, das Siegel des Prophetentums. Es sah wie das Mal von einem Schröpfkopfe aus. Sodann ging er zu Abu Talib und fragte ihn: “Wie ist dieser Knabe mit dir verwandt?” Er entgegnete: “Er ist mein Sohn.” – “Er ist nicht dein Sohn, dieser Knabe braucht keinen Vater mehr.” – “Nun, er ist mein Neffe.” – “Und sein Vater?” – “Er ist während der Schwangerschaft seiner Mutter gestorben.” – “Du hast die Wahrheit gesagt. Geh jetzt mit dem Knaben nach Hause und verbirg ihn vor den Juden, denn, bei Allah, wenn sie ihn sehen und ihn erkennen wie ich, so werden sie ihm Böses antun. Dein Neffe wird einst einen hohen Rang einnehmen. Darum eile mit ihm in die Heimat zurück!”*

* Die Begegnung zwischen Buhaira und Muhammad wird von mehreren Islamisten als christliche Apologetik verworfen, die von den Moslems zur Erklärung des biblischen Wissens Muhammads benützt wurde.

Abu Talib tat also, sobald er seine Geschäfte in Syrien abgewickelt hatte.

Der Gesandte Allahs wuchs heran, und Allah beschirmte und bewahrte ihn vor den Irrtümern des Heidentums, weil er ihn zu seinem Gesandten bestimmt hatte. So wurde er der hervorragendste Mann seines Volkes: an Ritterlichkeit, gutem Benehmen und edler Abstammung übertraf ihn keiner. Er war der angenehmste Nachbar, der Sanfteste, Wahrhaftigste und Treueste und hielt sich fern von allen häßlichen Eigenschaften, die den Mann erniedrigen. Er war erhaben darüber und vereinigte in sich so viele Tugenden, daß er unter seinem Volke “der Treue” genannt wurde.

Als “der Krieg des Frevels” ausbrach, war Muhammad zwanzig Jahre alt. Der Krieg führte diesen Namen, weil dabei von den Kinana und Qays Ailan manches heilige Gebot übertreten wurde. Der Führer von Quraisch und Kinana war Harb ibn Umaiyya ibn Abd Schams. Am Anfang des Tages siegten die Qays, von Mittag an aber die Kinana.

1.05 -- Muhammads Hochzeit mit Khadija (ca. 595 n.Chr.)

1.05.1 -- Die Vorgeschichte

Als Muhammad fünfundzwanzig Jahre alt war, heiratete er Khadija, die Tochter des Khuwailid ibn Asad. Khadija war eine angesehene Unternehmerin. Sie ließ Männer mit ihrem Gut Handel treiben und gab ihnen einen Anteil am Gewinn. Als sie von der Treue, Wahrhaftigkeit und den guten Sitten Muhammads hörte, sandte sie zu ihm und schlug ihm vor, in ihrem Auftrag nach Syrien zu reisen und dort mit ihrem Gut Handel zu treiben. Sie versprach, ihm mehr Waren als den anderen Kaufleuten zu geben. Muhammad ging auf ihren Vorschlag ein und reiste mit ihrem Gut in Begleitung eines Dieners von Khadija, der Maysara hieß, nach Syrien.

Als er sich unter dem Schatten eines Baumes in der Nähe der Klause eines Priesters niedergelassen hatte, fragte jener Maysara, wer der Mann unter dem Baum sei. Maysara erwiderte: “Es ist ein Quraischite, ein Bewohner des heiligen Gebietes.” Da sagte der Priester: “Derjenige, der zur Zeit unter diesem Baum sitzt, ist nichts als ein Prophet!” Als Muhammad die mitgebrachten Waren verkauft und andere eingekauft hatte, kehrte er mit Maysara nach Mekka zurück. Maysara sah, so wird berichtet, während der Mittagshitze zwei Engel, die Muhammad, der auf seinem Kamel saß, Schatten spendeten. Als sie in Mekka angelangt waren, verkaufte Khadija die Waren, die er mitgebracht hatte und fand ihr Gut verdoppelt. Auch erzählte ihr Maysara, was der Priester gesagt und wie er die schattenspendenden Engel gesehen hatte. Als Khadija, eine verständige, edle und gute Frau, die Allah zu hoher Gnade bestimmt hatte, dies hörte, ließ sie – wie es behauptet wird – Muhammad rufen und sagte zu ihm: “Mein Vetter, ich möchte dich für mich haben wegen deiner Verwandtschaft mit mir, wegen deines Ansehens unter deinem Volke sowie wegen deiner Treue, Wahrhaftigkeit und guten Sitten.” Zuletzt trug sie sich ihm als Gattin an.*

* Khadija war etwa vierzig, Muhammad fünfundzwanzig Jahre alt, als sie heirateten. Khadija war zuvor mit zwei anderen Männern verheiratet und hatte von beiden Männern Kinder, die sie mit in die Ehe brachte. Ihr erster Mann war verstorben; den zweiten hatte sie entlassen. Sie war eine starke Persönlichkeit und eine erfolgreiche Kauffrau und Unternehmerin.
An Khadija wird deutlich, daß die Frau vor dem Islam in der Arabischen Halbinsel eine viel höhere Stellung inne hatte als die islamischen Gelehrten zugeben. Diese behaupten, daß erst der Islam der Frau ihre Würde gegeben habe. Das Gegenteil ist der Fall.
Solange Muhammad mit ihr verheiratet war, ging er keine weitere Ehe ein. Vielleicht sah und suchte Muhammad in Khadija einen Ersatz für seine früh verlorene Mutter, da er als Vollwaise wenig Mutterliebe erfahren hatte. Muhammad hatte es fertiggebracht, seine Chefin zu heiraten. Dadurch wurde er reich, angesehen und wohnte im Zentrum Mekkas.
Jesus zog vor, nicht zu heiraten. Er wußte, daß er 30jährig als Lamm Gottes für die Sünde der Welt sterben würde. Er wollte keine unversorgte Familie zurücklassen und seine Kraft ganz der Erlösung der Menschen widmen.

1.05.2 -- Muhammads Ehe und Kinder mit Khadija (nach ca. 595 n.Chr.)

Khadija war damals die Angesehenste unter den Frauen Quraischs, sowohl durch ihre Abstammung als auch wegen ihres großen Reichtums. Jeder aus ihrem Volke begehrte sie. Sie war die Tochter des Khuwailid ibn Asad, und ihre Mutter war Fatima, die Tochter des Zaid ibn al-Assam.

Muhammad teilte Khadijas Antrag seinen Onkeln mit. Sein Onkel Hamza ibn Abd al-Muttalib ging mit ihm zu Khuwailid ibn Asad und hielt für ihn um dessen Tochter an, und die Ehe wurde geschlossen. Als Morgengabe gab ihr Muhammad zwanzig junge Kamele. Sie war die erste Frau, die Muhammad heiratete. Bis zu ihrem Tode heiratete er keine zweite Frau. Sie war die Mutter aller seiner Kinder mit Ausnahme Ibrahims.* Sie gebar ihm al-Qasim, weshalb er selbst Abu al-Qasim genannt wurde, al-Tayyib, Zainab, Ruqayya, Umm Kulthum und Fatima. AI-Qasim war der älteste seiner Söhne, dann kam al-Tayyib, dann al-Tahir. Die älteste der Töchter war Ruqayya, dann Zainab, dann Umm Kulthum, dann Fatima. Die drei Söhne starben noch im Heidentum, die Töchter aber erreichten alle den Islam, bekannten sich zu ihm und wanderten mit ihrem Vater aus.**

* Ibrahims Mutter war Maria, die Koptin. Abd Allah ibn Wahb hat von Ibn Lahia erzählt, Maria, die Mutter Ibrahims, die Sklavin des Gesandten Allahs, welche ihm al-Muqawqas geschenkt hatte, stamme aus Hafr im Bezirk Ansina.
** Der Tod seiner drei Söhne war für Muhammad eine bittere Tragik. Er hatte keinen Erben. Im Orient werden solche Schicksalsschläge auf den Zorn Gottes zurückgeführt oder als Folge schwarzer Magie angesehen. Muhammad war reich und angesehen, innerlich aber haltlos und fragend.

Khadija, die Tochter Khuwailids, hatte ihrem Vetter Waraqa ibn Nawfal* erzählt, was ihr Maysara von den Worten des Priesters und von den Muhammad beschattenden Engeln mitgeteilt hatte. Waraqa, ein Christ, der die Schriften eingehend studiert hatte, antwortete ihr: “Wenn das wahr ist, so ist Muhammad der Prophet unseres Volkes; denn ich weiß, daß ein Prophet erwartet wird und daß jetzt die Zeit dazu gekommen ist.” Er hatte schon lange darauf gewartet und stets gefragt: “Wie lange wird es noch dauern?”

* Waraqa ibn Nawfal war der Vorsteher einer kleinen christlichen Gemeinde in Mekka und hat wahrscheinlich an der Hochzeit Muhammads mit Khadija teilgenommen. Die islamischen Traditionen bestätigen, daß es vor dem Islam in Mekka eine christliche Gemeinde gab.

1.06 -- TEST

Lieber Leser,
wenn Sie dieses Heft aufmerksam studiert haben, können Sie die folgenden Fragen leicht beantworten. Wer 90 Prozent der Fragen in den elf Heften dieser Reihe richtig beantwortet, kann von unserem Zentrum ein Zeugnis bekommen über:

Fortgeschrittene Studien
zum Leben Muhammads aus der Sicht des Evangeliums

als eine Ermutigung für seine zukünftigen Dienste für Christus.

  1. Warum ist es für einen Christen wichtig, sich mit der Biographie Muhammads zu beschäftigen?
  2. Was berichtet Ibn Hischam über den Großvater Muhammads, Abd al-Muttalib?
  3. Warum wurde über den Brunnen Zamzam in Mekka gestritten? Wir wurde der Streit gelöst?
  4. Warum wollte Abd al-Muttalib seinen Sohn Abdallah töten? Wie entkam Abdallah dieser Opferung?
  5. Warum hat die Schwester Waraqa ibn Nawfals dem Abdallah das verwehrt, was sie ihm zuvor versprochen hatte? Welchen Grund nennt Ibn Hischam? Sehen Sie einen anderen Grund? Wie beurteilen Sie die ganze Geschichte?
  6. Welche Segnungen wurden Halima bint Dhu'aib zuteil, als sie den Säugling Muhammad stillte?
  7. Warum ist Muhammads Gesicht ganz entstellt gewesen als zwei Männer seine Brust aufschnitten? Entstellt sich das Gesicht eines Menschen, dessen Sünden weggenommen werden? Warum wollte Halima ihn seiner Mutter zurückbringen?
  8. Was tat Muhammad, als er bei seinem Onkel Abu Talib war? Wie hat das seine spätere Wirksamkeit vorbereitet?
  9. Was ist das Siegel des Prophetentums, das Buhaira zwischen den Schultern Muhammads sah?
  10. Der Mönch Maysara sagte: "Nur Propheten treten unter diesen Baum." Wieviele Menschen, glauben Sie, sind unter diesen Baum getreten? Was bedeutet das?
  11. Wie kam Muhammad dazu, die wohlhabende Khadija zu heiraten?
  12. Wer ist Waraqa ibn Nawfal?
  13. Die drei Söhne Muhammads von der Khadidja (al-Qasim, al-Tayyib und al-Tahir) sind in vor-islamischer Zeit gestorben. Was glauben Sie, war ihr Schicksal: Das Paradies oder die Hölle?

Jeder Teilnehmer an diesem Test darf zur Beantwortung dieser Fragen jedes beliebige Buch, das ihm zur Verfügung steht, benutzen und jede ihm bekannte vertrauenswürdige Person fragen. Wir warten auf Ihre schriftlichen Antworten, inklusive Ihrer vollständigen Adresse auf Papier oder per e-mail. Wir beten für Sie zu Jesus, dem lebendigen Herrn, daß er Sie berufe, sende, leite, stärke, bewahre und mit Ihnen sei an jedem Tag Ihres Lebens!

Im Dienst Jesu verbunden
Abd al-Masih und Salam Falaki

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