4.12 - Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus
Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat. (2. Mose 20,17)
4.12.1 - Die moderne Verführung
Wer Fernsehprogramme anschaut, wird mit flotten, zugkräftigen Werbespots umgarnt und mit eingängigen Slogans berieselt. Der Zuschauer wird unterschwellig beeinflußt und dahingehend manipuliert, bestimmte Waren zu kaufen, Versicherungen abzuschließen, die neueste Mode zu tragen oder bestimmte Duftstoffe zu verwenden. Von der Zahnpasta bis zum Sportauto, vom Reisen in ferne Länder bis zum Lutschbonbon – alles wird als das Beste, unumgänglich Notwendige und Preiswerteste angeboten. Man kann den Inhalt solcher Werbesendungen, Anzeigen und Plakate in der schlichten Aufforderung „Begehre alles, was du noch nicht hast“ zusammenfassen. Hier wird nicht zur Selbstverleugnung, zum Verzicht oder zum Opfer für andere aufgerufen. Eine genußsüchtige Gesellschaft wird vielmehr aufgestachelt, noch mehr besitzen und noch mehr genießen zu wollen, als sie ohnedies schon hat und tut.
Dieser Tage ging eine Karikatur durch die Presse. Ein Kind ertrank in einem Meer von Spielwaren. Bälle, Kugeln, Autos, Kranen, Bären, Puppen und Rollschuhe gingen ihm bereits bis an den Hals. Es hatte alles, was es wollte. Es kannte keine Wünsche mehr. Es war gelangweilt, übersättigt und lustlos. Die Wohlstandsgesellschaft hatte es zum steten Fordern und seine Verwandten zum ununterbrochenen Schenken verleitet. Ein armes Kind! Es ertrank im Reichtum seiner Welt.
Die Konsumgesellschaft in den Industriestaaten hat Stellung gegen das zehnte Gebot bezogen. Es ist verständlich, wenn Mann und Frau jahrelang schwer arbeiten, um endlich zu dem ersehnten Eigenheim zu kommen. Aber das sarkastische Sprichwort „Schaffa, schaffa, Häusle baue – verrecka“ zeigt, wie der übermäßige Arbeitseinsatz oft über die Kräfte vieler Familien geht. Die Frau muß mitarbeiten. Die Kinder werden vernachlässigt, die Nerven strapaziert. Bohnenkaffee soll über die Müdigkeit hinweghelfen. Das Ergebnis ist eine innere Leere, hohe Schulden und Krach im Haus, weil man mehr ausgibt, als man einnimmt, und über die Verhältnisse lebt.
4.12.2 - Die Relativierung des Besitzes
Jesus sagt dazu: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele“ (Mt. 16,26). „Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren, wer es aber verliert um meinetwillen und des Evangeliums willen, der wird's finden“ (Mk. 8,35). Wer im Krieg erlebt hat, wie eine einzige Bombe mehrere Häuser samt Hausrat in einer Sekunde vernichtete, begreift, daß Häuser, Möbel und Wohlstand letztlich Staub sind. Millionen Flüchtlinge haben alles verloren. Wer in einem kommunistischen Land noch ein Haus oder ein Grundstück besitzt, wird über die Maßen besteuert, so daß der Besitzlose besser gestellt ist als der Wohlhabende. Gott will uns durch eine Umwertung aller Werte zu sich zurückführen und uns einen Blick für das Wesentliche schenken.
Diese neue Schau sollten auch jene besitzen, die irgendeine Hinterlassenschaft unter sich aufteilen müssen. Es lohnt sich nicht, wegen Geld oder Gut in Feindschaft auseinanderzugehen. Jesus sagt: „Wer deinen Rock nehmen will, dem laß auch deinen Mantel“ (Mt. 5,40). Geben und nicht Raffen ist die Gesinnung in der zukünftigen Welt. Noch trügerischer ist es, wenn jemand mit List und Betrug fremden Besitz an sich reißt. Wer Dokumente fälscht oder die Unwissenheit von anderen ausnützt, wird sein Urteil tragen müssen. Der Zorn Gottes wird diese Leute treffen. Er hat sich nicht umsonst als ein Vater der Witwen, Waisen und Unmündigen bezeichnet.
4.12.3 - Die Abwerbung und Verführung von Menschen
Das zehnte Gebot bezieht sich jedoch nicht nur auf den Erwerb und den Gewinn von Liegenschaften und unbeweglichen Gütern. Es verbietet auch die rücksichtslose Abwerbung von Mitarbeitern, Haushaltshilfen oder Freunden. Wir sollten nicht ihren Ärger mit dem Chef, eine Krisensituation im Betrieb oder in der Familie ausnützen, um sie auf unsere Seite zu ziehen. Wir sollten sie zum Bleiben ermuntern, so daß sie ihrem bisherigen Arbeitgeber die Treue halten, auch wenn private Vorteile für den Betreffenden oder für uns bei einer Veränderung herausspringen würden. Auch im Bereich von Kirchen, christlichen Vereinen, Schulen oder Organisationen sollte das zehnte Gebot genauer beachtet werden. Auf Abwerbung liegt kein Segen.
Besonders verhängnisvoll wirkt sich das Eindringen in eine Familie aus, wenn Mann oder Frau dazu verführt werden, aus der von Gott geschenkten Ehegemeinschaft auszubrechen. Kein Verlangen nach Abwechslung, keine tiefgreifenden Mißverständnisse und kein Streit rechtfertigen einen solchen Schritt. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden! Wer aber im bloßen Zweckverband oder im genußvollen Beieinander lebte, der soll zu Gott zurückkehren, sich bekehren und Verantwortung mit Liebe, als Verzicht und Dienst, im Namen Gottes üben lernen. Dann bekommt sein Leben Sinn und Ziel, und er wird nicht mehr aus Langeweile und im Müßiggang jede Form von Sünde treiben. Partnertausch für eine Nacht, Eheurlaub auf Zeit und Seitensprünge werden dann aufhören und Zucht, Liebe und Selbstbegrenzung einziehen.
4.12.4 - Die Ursache unserer Begierde
Das zehnte Gebot redet von Gütern und Menschen, aber auch von Tieren und beweglicher Habe. Heute kann man Autos, Traktoren, Hifi-Anlagen, Waschmaschinen, Kühltruhen und teure Kleidung dazu nennen. Was der andere hat, meint man auch haben zu müssen. Der wachsende Lebensstandard treibt die Ansprüche immer höher. Viele Entwicklungsländer sind wegen hoher Ausgaben und ehrgeiziger Projekte so verschuldet, daß sie nicht mehr die Zinsen für ihre Schulden bezahlen können. Der Ehrgeiz, gleichberechtigt und ebenbürtig mit dem anderen zu sein, bringt viele ins Elend und in den schnellen Ruin. Unzählige moderne, teure Maschinen stehen in der Dritten Welt unbenützt herum, weil Ersatzteile fehlen oder niemand da ist, der die empfindlichen Geräte richtig bedienen kann. Die Apostel Christi wußten, warum sie der Gemeinde einschärften, sich mit dem zu begnügen, was man besitzt, und sich von Geldgier, Neid und Geiz freizuhalten. Jesus sagte außerdem: „Wer der erste sein will, sei euer Sklave, und wer der Größte unter euch sein will, werde aller Diener“ (Mt. 20,27).
Die Gemeinde Jesu kennt eine Umwertung aller Werte. Was in der Welt groß ist, ist bei Gott ein Greuel. Jesus betete: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen ... Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt. 11,25-30).
Paulus schreibt, daß Gott alles Selbstgefällige und Aufgeblasene zunichte machen wird und nur wenige Große, Reiche und Angesehene zu der Gemeinde in Korinth gehörten. Eine Umpolung aller Lebensziele und eine Erneuerung des Herzens hatte den ersten Christen einen neuen Sinn für ihr Dasein gegeben.
Das zehnte Gebot verbietet nicht nur böse und gemeine Taten; es richtet besonders unsere geheimsten Absichten. Taten können von einem Gericht bis zu einem gewissen Grade erfaßt und bestraft werden. Das Herz des Menschen aber kennt nur Gott allein. Nicht einmal wir selbst verstehen uns und unsere Mitmenschen ganz. Wir sind uns oft selbst ein Rätsel. Die Bibel sagt: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 6,5). Gemessen an Jesus sind wir unrein, unheilig und verdorben. Alle Menschen sind Sünder und ermangeln der Herrlichkeit Gottes (Röm. 3,23). Das gilt selbst für das Kleinkind, das mit Gebrüll seinen Willen durchsetzen will. Wer selbst Kinder hat, muß feststellen, wie sie sich gegenseitig ausnützen, übervorteilen und hinterlistig ausspielen. Er zweifelt nicht mehr an der Realität der Erbsünde und verwirft die Idealvorstellung von den „unschuldigen Kindern.“ Begehren, Eigensinn und rücksichtsloses Durchsetzen kennt schon das heranwachsende Kind. Natürlich gibt es Gradunterschiede zwischen einem bösen Gedanken, einer konkreten Absicht und einem begangenen Unrecht. Kein Mensch kann sich vor der Versuchung bewahren, doch wir haben als Eigentum Jesu die Willenskraft, ihr zu widerstehen! Es war Luther, der sagte: „Ich kann nicht verhindern, daß mir die Vögel um mein Haupt fliegen, aber ich kann verhindern, daß sie auf meinem Kopf ein Nest bauen.“ Das Erkennen der Versuchung von Anfang an und ihre sofortige Verurteilung und Unterbrechung ist entscheidend. Paulus schrieb oft: „Das sei ferne von mir,“ als wollte er sagen: „Möge dieser Gedanke nie in mir geboren werden.“ Jakobus hat das Wesen der Versuchung analysiert. Er schreibt im ersten Kapitel seines Briefes, Vers 13: „Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemanden. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irrt euch nicht, liebe Brüder. Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner neuen Schöpfung seien.“
Der Gläubige steht vor der Aufgabe, seine täglichen Wünsche, Ziele, Absichten und Hoffnungen durch das Wort Gottes richten und korrigieren zu lassen. Er wird Jesus bitten, ihm seine bösen Ideen zu vergeben und ihm zu helfen, seinen Eigenwillen ganz zu überwinden. Es geht bei diesem Kampf um die Überwindung der unreinen oder lieblosen Gedanken, auf daß wir vor ihrer Durchführung bewahrt bleiben. Jesus hat uns nicht ohne Grund gelehrt zu beten: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Christen haben die Vergebung aller ihrer Sünden durch den Glauben an Christi Blut und Gerechtigkeit empfangen. Nun sollen sie nicht mehr gleichgültig weitersündigen und die Gnade Gottes mißbrauchen. Der Heilige Geist treibt uns zur Heiligung aller unserer Gedanken, Motive und Triebe. Christus will Herr und Sieger in unserem Leben werden. Das bedeutet einen Kampf auf Leben und Tod. Es ist kein Kampf gegen unsere Mitmenschen, sondern ein steter Kampf gegen die Sünde in uns selbst und gegen die von außen an uns herantretende Versuchung. Wir beten: „Herr, laß uns nicht in diese Sünde laufen, sondern rette und bewahre uns von dem Bösen in uns und um uns, koste es, was es wolle!“
4.12.5 - Das neue Herz und der neue Geist
Wer in diesen Kampf gegen sein böses Ich hineingeführt worden ist, begreift die Worte Jesu in besonderer Weise: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken.“ Es geht also nicht nur um die Bewahrung vor einzelnen bösen Taten und um den Kampf gegen bestimmte Sünden. Es geht um mehr. Wir brauchen ein neues Herz, eine neue Gesinnung und ein gereinigtes Unterbewußtsein. Wir müssen darum bitten, daß der Heilige Geist alle Bereiche unseres Leibes, unserer Seele und unseres Geistes durchdringt. Die Erfüllung des zehnten Gebotes zielt auf die geistliche Geburt des Menschen und auf die Erneuerung aller seiner Gedanken, Motive und Handlungen. Jeremia hat in dieser Frage viel gelitten und von Gott die Zusage erhalten: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein. Und es wird keiner den anderen noch ein Bruder den anderen lehren und sagen: „Erkenne den Herrn,“ sondern sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünden nimmermehr gedenken“ (Jer. 31,33-34).
Gott hat dem Propheten Hesekiel in anderen Worten dieselbe Verheißung gegeben: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun“ (Hes. 36,26-27).
Der König und Prophet David hatte 300 Jahre vor diesen Weissagungen schon mit großem Ernst gebetet: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan ... Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen ... Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem freudigen Geist rüste mich aus“ (Ps. 51,1-14).
Jesus von Nazareth hat diese Verheißung erfüllt. Er sprach: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh. 8,12). Und weiter: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15,5).
Jesus hatte am Anfang seines Wirkens zu dem gelehrten und frommen Ratsherrn und Abgeordneten Nikodemus gesagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh. 3,3). Diese Geburt aus dem Wasser der Bußtaufe bei Johannes dem Täufer und den Empfang des Heiligen Geistes hat Petrus am Pfingstfest bestätigt und erläutert, als er den 3000 im Herzen Getroffenen zurief: „Tut Buße und lasset euch taufen auf den Namen Jesu, so werdet ihr die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg. 2,38).
4.12.6 - Der geistliche Kampf
Der Empfang des Heiligen Geistes bedeutet nicht, daß wir aus allen Versuchungen herausgenommen werden. Im Gegenteil! Den Geist gelüstet wider das Fleisch und das Fleisch wider den Geist. Da entbrennt ein unerbittlicher Kampf, den Paulus so beschreibt: „Daß wir durch den Geist des Fleisches Geschäfte töten“ (Röm. 8,13). In Eph. 4,22-24 schärft er den Gläubigen ein: „So leget nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste im Irrtum sich verderbt; erneuert euch aber im Geist eures Gemüts und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist, in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Das Anziehen des neuen Menschen bedeutet Jesus anziehen, mit IHM bekleidet zu werden, nachdem er uns zuvor geholfen hat, das alte Ich auszuziehen und abzulegen.
Der Kampf aber geht weiter. Wir lesen in Römer 6,12-13: „So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten, auch begebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern begebet euch selbst Gott als die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit.“
Es gibt manche Niederlagen in diesem Kampf um ein geheiligtes Leben. Immer wieder aufstehen, zu Jesus fliehen und alle Sünden bekennen, ist der einzige Weg zur Überwindung des Bösen in uns und zu geistlicher Reife. Nicht umsonst heißt es: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ In dieser Glaubenserfahrung können wir sagen: „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Jesus Christus, hat mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm. 8,1-2). Während im Alten Testament unsere bösen Absichten und Taten unter Strafandrohung verboten werden, schenkt uns das Neue Testament eine tiefere Erkenntnis unserer völligen Sündhaftigkeit, zugleich aber auch die Gnade, die Vergebung im Glauben an Jesus anzunehmen und die Kraft des Heiligen Geistes zur Erneuerung unseres Unterbewußtseins und unseres Willens zu empfangen. Wo Mose nur Gebote und Leitplanken setzte, gab Jesus Rechtfertigung und Kraft zur Erfüllung der Gebote. Während das Alte Testament eine Infragestellung unseres Lebens aufgrund unserer Taten und Absichten brachte, schenkt uns der Sohn Gottes eine Befreiung von Schuld und Strafe und läßt uns Anteil haben an seiner Überwinderkraft. Er führt uns aus der Schuld zur Rechtfertigung und aus dem Versagen zum Leben unter seiner Herrschaft.
4.12.7 - Der Islam und die Begierde
Der Islam kennt eine Weiterführung vom Gesetz zur Rechtfertigung aus Glauben und von der Schwachheit im Fleisch zum Leben im Geist nicht. Mohammed schrieb: „Der Mann wurde schwach geschaffen“ (Sure 4,28), und hat damit Gott einen Teil der Schuld zugeschoben, die aus dem Versagen der Männer erwuchs. Allah hat deshalb den Männern erlaubt, ihre Sklavinnen zu sich zu nehmen, damit sie nicht in Versuchung fallen (Sure 4,25). Mohammed selbst hat die Gattin seines Adoptivsohnes Zaid, die er beim Bad in ihrer Wohnung überraschte, geheiratet und dazu eine spezielle „Offenbarung von Allah“ erhalten, er dürfe alle Frauen, die sich ihm schenken wollten, zu sich nehmen (Sure 33,37 und 50-51).
Darüber hinaus steht im Qur’an, daß Gott verdammt, wen er will, und rettet, wen er will. Er verführt, wen er verführen will, und leitet, die ihm gefallen (Sure 14,4; 35,8). Da bleibt nicht mehr viel an ethischer Verantwortung für den Einzelnen übrig.
Auch im Heiligen Krieg waren Raub und Beute-Machen eine einkalkulierte Motivation. Einige Schlachten gingen deshalb verloren, weil die Krieger vorzeitig mit dem Wegführen der Beute beschäftigt waren. Auch gab es nach einem Sieg nicht selten Streit um die Aufteilung der Beute. Materieller Gewinn und Ausleben der Begierde stehen oft im Mittelpunkt der Gedanken von Muslims. Bis heute gelten weltliche Macht und Ehre als ein besonderer Segen Allahs. Seine Herrlichkeit und Majestät waren das Vorbild für die Khalifen und sind es bei islamischen Herrschern bis heute noch. Die Demut und Erniedrigung Christi ist dem Islam fremd.
Die Blutrache ist dem Muslim nicht verboten, wenn keine Blutgeldregelung gefunden wurde. Mohammed hat persönliche Feinde durch Boten meuchlings umbringen lassen. Im Islam wird die Gesinnung des Menschen nicht gebessert. Er bleibt weitgehend der, der er ist, wird allerdings immun gegen das Heil in Christus. Zu glauben, Gott sei ein Vater, gilt als unvergebbare Sünde. Deshalb muß der Muslim sein Heil durch gute Werke selbst aufbauen. Sie setzen sich jedoch nicht in erster Linie aus guten Taten oder reinen Gedanken zusammen, sondern bestehen in der Erfüllung liturgischer Pflichten wie den Glauben bekennen, regelmäßig beten, einen Monat lang tagsüber fasten, Opfer geben, die Wallfahrt nach Mekka durchführen, den Qur’an auswendiglernen und für die Ausbreitung der islamischen Herrschaft kämpfen. Von einer Erneuerung der Gesinnung oder einer Änderung des Herzens weiß der Muslim wenig. Wie sollte dies auch möglich sein, nachdem in dieser Religion die Realität des Heiligen Geistes unbekannt ist (Sure 17,85). Der Heilige Geist wird als der Engel Gabriel mißverstanden und als ein geschaffener Geist aufgefaßt. Er gilt nicht als Gottes eigener Geist. Deshalb ist die Kultur des Islam aus Früchten des Fleisches zusammengesetzt. Die Früchte des Geistes sind im Islam unbekannt, da die Voraussetzung dazu, die Vergebung aus der Gnade Christi, abgelehnt wird.
Es ist einfach und leicht, ein Muslim zu werden. Er kann weiterleben wie zuvor. Er braucht nur die liturgischen Gesetze des Islam zu erfüllen. Ein Neugewonnener kann auch nach seinem Übertritt zum Islam die Polygamie beibehalten, falls er zuvor nach den Landessitten in Afrika oder Asien schon mehrere Frauen besaß. Bis in das Paradies hinein wird sein materialistisches Wünschen und Hoffen projiziert. Essen, Trinken, Wohlgenüsse, sexuelle Lust, jede Form von Bequemlichkeit und Wohlstand werden dem Muslim als ewige Zukunft vor Augen gestellt (Sure 56,15-37). Allah selbst allerdings ist im Paradies nicht mit Sicherheit anwesend. Es geht im Islam also nicht zuerst um die Gemeinschaft mit Gott, auch um keine geistliche Erneuerung oder um einen Kampf gegen das eigene Ich, wie es im Evangelium beschrieben ist. In dieser Frage befindet sich der Islam weit unter dem Niveau des Alten Testaments und erreicht auch von Ferne nicht die Lebensweise und die Prinzipien des Evangeliums Christi.
4.12.8 - Jesus - unsere Hoffnung
Wir müssen uns allerdings davor hüten, einen Muslim oder Juden zu verachten. Kein Christ ist aus sich selbst besser als ein anderer Mensch. Allein durch den Glauben an Christus und unser Bleiben in ihm empfangen wir Gerechtigkeit und Kraft für ein geheiligtes Leben. Jesus ist der Weinstock. Wir sind nur die Reben. Diese Erkenntnis bewahrt vor Hochmut und zeigt uns, wer wir sind. Ohne Jesus können wir nichts tun. Er ist unser Maßstab und verwirklicht sein Heil aus Gnade in uns. Das Gesetz macht aus uns verlorene und verdammte Menschen, aber Christus rettet uns und erhält uns in seinem neuen Leben.