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a) Willkürlichkeit

Willkürlichkeit: Wahrheit beanspruchen, ohne irgendeinen Beweis dafür zu bieten.

Das Oxford Wörterbuch definiert Willkürlichkeit (Engl. arbitrariness) als etwas, das “auf einer beliebigen Auswahl oder einer persönlichen Laune basiert, statt auf irgendeinem Grund oder System”. Warum ist das schlecht? Weil sie keine Notwendigkeit sieht, einen Anspruch durch ein Beweismittel oder einen Indiz zu stützen, weshalb jeder beliebige Anspruch, den jemand erhebt, einfach mit einem weiteren beliebigen Anspruch von jemand anderem gekontert werden kann. Nimm beispielsweise den Anspruch Buddhas der “Erleuchtete” zu sein. Er bietet überhaupt keinen Beweis für seine Ansprüche, und ihnen kann man leicht den Gegen-Anspruch des Konfuzius entgegen stellen und auch eigentlich denjenigen von irgendjemand anders.

Willkürlichkeit hat Unterkategorien:

(i) Bloße Meinung: Ein Meinung sagt uns etwas über die Person, die sie geäußert hat, nicht aber über das Thema, das diskutiert wird. Nimm beispielsweise die Meinung Bertrand Russels über Christus, wie sie in seinem Aufsatz “Why I Am Not a Christian” (Deutsch: “Warum ich kein Christ bin”) behauptet wird: “Ich denke nicht, dass Christus der beste und weiseste Mann war.” Soweit so gut, aber welchen Maßstab hat Russel verwendet um die Weisheit oder den Charakter Christi zu messen? Er bietet uns seine Meinung, die Null Gewicht hat.

(ii) Relativismus: Grob gesagt ist dies die Position, dass Wahrheitsansprüche nicht wahr oder falsch sind, sondern bezogen sind auf kulturelle Normen, individuelle Standards und persönliche Entscheidungen. Allgemein formuliert: “das mag für dich wahr sein, aber nicht für mich,” oder in jüngerer Zeit durch der Ausdruck “das ist meine Wahrheit.” Der Relativismus widerlegt sich selbst, weil er in und aus sich selbst etwas beansprucht, was er nicht ist, nämlich die absolute Wahrheit. Es ist so, wie wenn man sagt: “Ich bin absolut sicher, dass es nichts Absolutes (keine Absoluta) gibt”.

(iii) Voreingenommene Mutmaßung: Das ist eine Meinung oder ein Schluss auf der Grundlage unvollständiger Information. Leute werden oft auf der Grundlage dessen argumentieren, was ihnen “wahrscheinlich erscheint”, ohne irgendeine Information zu haben, um die Wahrscheinlichkeit ihrer Aussagen begründen zu können.

(iv) Unkundige Mutmaßung: Dies scheint eine anspruchsvollere Art zu sein, eine Meinung zu äußern, die auf den ersten Blick so aussieht, als wenn sie die Fakten darlegt, aber es stellt sich -- absichtlich oder nicht absichtlich -- heraus, dass es lediglich eine Meinung ist, welche den Gegenbeweis für die Eigene Behauptung außer Acht lässt. Zum Beispiel sagt uns ein Autor in seinem Buch, das angeblich das Christentum widerlegt: “Die Jesus-Geschichte hat Elemente aus Erzählungen anderer Gottheiten aufgenommen, welche in diesem großen Gebiet der antiken Welt aufgezeichnet wurde.” (Siehe S. Achayra: The Christ Conspiracy -- Deutsch: Das Christus-Komplott). Im Verlauf dieses Buches werden uns einige dieser Elemente vorgestellt, die angeblich vom Christentum aufgenommen worden sind:
a) “Mithra wurde am 25. Dezember in einer Höhle von einer Jungfrau geboren”;
b) “Horus wurde von der Jungfrau Isis-Meri geboren am 25. Dezember”; und so weiter. Ein unkundiger Leser eines solchen Buches könnte denken, der Autor sagt etwas zum Thema, aber wenn wir uns die Quellen des Autors ansehen, entdecken wir eine deutlich andere Geschichte. Mithra wurde aus einem Felsen geboren (Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Mithraism#Birth_from_a_rock); ich nehme an, dass ein Felsen technisch eine Jungfrau sein könnte. Die Geschichte von der Geburt des Horus ist etwas interessanter; “Seth zerhackte den Körper seines Bruders Osiris in Stücke, die er nah und fern verstreute. Indem sie sich in einen Vogel verwandelte, konnte Isis mit Hilfe ihrer Schwester Nephthys die Teile des Körpers dieses getöteten Gottes entdecken und wieder zusammenbringen. Nur sein Penis fehlte, weshalb sie unter Verwendung ihrer magischen Kräfte dem Osiris einen ganz neuen aus Gold machen konnte; in Bandagen gewickelt, weder lebend noch tot, wurde Osiris zur Mumie. Neun Monate später gebar Isis ihm einen Sohn.” (Siehe: https://www.britannica.com/topic/Isis-Egyptian-goddess) Wie du sehen kannst, wurde Horus von einem Zombie geboren. Solche Unkenntnis seitens ungläubiger Menschen kann oft nicht leicht aufgedeckt werden, weil ihre Argumente so aufgebaut sind, dass ihre Einwände sich glaubhafter, ja sogar wissenschaftlicher, anhören. (Nimm das Jesus Seminar oder Bart Ehrman als Beispiele.)

(v) Unbegründete philosophische Voreingenommenheit: Oft haben Ungläubige einen unbegründeten Teil in egal welchem Thema ihr gerade besprecht. Zum Beispiel kannst du von einem Atheisten hören: “Die Frage nach der Existenz Gottes, eine für die Beweise nicht geprüft werden können, könnte außerhalb der Reichweite moderner Wissenschaft liegen”. Es gibt mehrere unbegründete Voreingenommenheiten in diesem Satz: Erstens, die Prüfbarkeit von Beweisen, zweitens die Endgültigkeit der Wissenschaft, drittens das Wesen des Beweises, und schließlich die Bedeutung von Existenz. All diese Voreingenommenheiten werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Oder nimm, was Muslime fragen: “Zeige mir, wo in der Bibel Jesus sagt: ‘Ich bin Gott, bete mich an.’ ” Die unbegründete Voreingenommenheit hier ist, dass Jesus gekommen sei, um eine Offenbarung zu erhalten, die dem Koran ähnelt; das ist etwas, was ein Muslim als selbstverständlich annimmt und das er meint, nicht begründen zu müssen.