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Home -- German -- 04. Sira -- 4 Emergence of Muhammads new base of power in Medina

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04. DAS LEBEN MUHAMMADS NACH IBN HISCHAM

4 - Wachsender Widerstand Mekkas gegen Muhammad (616 bis 619 n.Chr.)

Die Loslösung Muhammads von Mekka -- Muhammads Auswanderung nach Medina -- Bildung eines Stadtstaates aus Moslems, Juden und Animisten



4.01 -- Entstehung der neuen Machtbasis Muhammads in Medina (619 bis 622 n.Chr.)

nach Muhammad Ibn Ishaq (gest. 767 n.Chr.) bearbeitet von Abd al-Malik Ibn Hischam (gest. 834 n.Chr.)

Aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil

Eine Auswahl mit Anmerkungen von Abd al-Masih und Salam Falaki

4.02 -- Die Loslösung Muhammads von Mekka (nach ca. 619 n.Chr.)

4.02.1 -- Wie Muhammad bei den Thaqifiten Beistand suchte

Nach dem Tode Abu Talibs häuften sich die Kränkungen, die Muhammad von den Quraisch ertragen mußte. Er ging daher nach Ta'if* und bat die Thaqifiten, ihm beizustehen und ihn gegen seine Stammesgenossen zu schützen. Auch hoffte er, sie würden es annehmen, was er von Allah empfangen hatte.

* Ta'if ist eine Stadt am großen Grabenbruch und liegt einem Adlernest gleich hoch über Mekka (etwa 2000 Meter über dem Meeresspiegel).

Als Muhammad nach Ta'if kam, begab er sich zu den Edelsten der Thaqifiten. Es waren drei Brüder: Abd Jalail, Mas’ud und Habib, Söhne des Amr ibn 'Umayr. Einer von ihnen hatte eine Frau von den Quraischiten, aus dem Geschlecht der Banu Djumah. Er setzte sich zu ihnen, forderte sie auf, an Allah zu glauben, dem Islam beizustehen und ihn gegen sein Volk zu beschützen. Da sagte der eine, der das Gewand der Ka'ba zerriß: “Wenn Allah dich gesandt hat?!” Der andere sagte: “Hat Allah keinen anderen Gesandten finden können als dich?” Der dritte sagte: “Bei Allah, ich spreche nicht mir dir, denn bist du, wie du behauptest, von Allah gesandt, so bist du zu gefährlich, als daß ich dir widersprechen könnte. Lügst du aber, so mag ich nicht mit dir reden.” Muhammad erhob sich hierauf, enttäuscht von den Thaqifiten. Wie mir berichtet worden ist, soll er ihnen gesagt haben: “Wenn ihr so unehrerbietig gegen mich verfahrt, so haltet es wenigstens geheim.” Er wünschte, daß seine Leute nichts davon erfuhren und dadurch nicht noch mehr gegen ihn aufgestachelt würden.

Die Thaqifiten entsprachen aber nicht dem Wunsche Muhammads, sondern hetzten ihre Toren und Sklaven gegen ihn. Diese schmähten ihn und schrien ihn an. Bald sammelte sich eine Menschenmenge um ihn. Muhammad war genötigt, in einen Garten zu fliehen, der 'Utba und Schaiba ibn Rabi'a gehörte. Beide befanden sich gerade dort. Seine Verfolger zogen sich deshalb zurück, und Muhammad setzte sich in den Schatten eines Weinstocks. Die Söhne Rabi'as blickten zu ihm hinüber und beobachteten ihn.

4.02.2 -- Der Christ Addas anerkennt Muhammad als Propheten

Als 'Utba und Schaiba, die Söhne Rabi'as, sahen, was Muhammad widerfahren war, regte sich ihr Mitleid. Sie riefen einen christlichen Diener namens Addas und gaben ihm folgenden Auftrag: “Schneide eine Traube von diesem Weinstock, lege sie auf eine Platte und bringe sie dem Mann dort und sage ihm, er möge sie essen.” Addas tat, was ihm befohlen worden war. Als Muhammad seine Hand danach ausstreckte, sprach er: “lm Namen Allahs,” dann erst aß er. Addas sah ihn an und sagte: “Bei Allah, solche Worte habe ich nie von den Bewohnern dieser Stadt gehört.” Muhammad fragte: “Woher bist du? Weichem Glauben gehörst du an?” Er antwortete: “Ich bin ein Christ aus Ninive.” Muhammad fragte weiter: “Aus der Stadt des frommen Yunus ibn Matta?”* Addas erwiderte: “Woher weißt du etwas von Yunus ibn Matta?” Muhammad antwortete: “Er war mein Bruder; denn er war ein Prophet, und ich bin auch ein Prophet.” Addas neigte sich zu Muhammad hinab und küßte ihm das Haupt, die Hände und die Füße. Die Söhne Rabi'as aber sagten einer zum anderen: “Diesen Jungen hat er verführt.” Als er wieder zu ihnen kam, riefen sie: “Wehe dir! Warum hast du diesem Mann das Haupt, die Hände und die Füße geküßt?” Er antwortete: “Mein Herr, es gibt auf der Welt keinen besseren Dienst oder nichts besseres als das, was ich eben getan habe. Er hat mir etwas gesagt, was nur ein Prophet wissen kann.” Sie entgegneten: “Wehe dir! Addas, laß dich durch ihn nicht von deiner Religion abtrünnig machen; sie ist besser als die seinige!”

* Yunus Ibn Matta ist der arabische Name für den Propheten Jona.

4.02.3 -- Von den Djinn, die gläubig wurden

Nachdem der Prophet an den Thaqifiten verzweifelt war, verließ er Ta'if, um wieder nach Mekka zurückzukehren. Auf seinem Rückweg kam er durch Nakhla und verrichtete dort mitten in der Nacht sein Gebet. Dabei kam eine Anzahl Geister (Djinn) an ihm vorüber und hörte ihm zu. (Dieses Ereignis wird zweimal im Qur’an erwähnt: Suren al-Ahqaf 46,29 und al-Djinn 72,1.) Es waren sieben Djinn aus Nasibin, die ihm zuhörten. Als Muhammad sein Gebet vollendet hatte, kehrten sie zu den Ihrigen zurück und predigten ihnen, denn sie waren gläubig geworden und hatten angenommen, was sie über den Islam gehört hatten.

Allah offenbarte Muhammad diese Begebenheit in folgendem Vers: “Wir haben dir eine Anzahl Djinn zugewandt”* ... Sprich: “Mir ist geoffenbart worden, eine Anzahl Djinn hat mir zugehört.”**

* Sure aI-Ahqaf 46,29-32. – Was ist das für ein Gott, der seinem Propheten Dämonen als Gehilfen zuleitet. Das war nicht der wahre Gott, der dies tat!
** Sure al-Djinn 72,1-15: Die Djinngeister bezeichnen sich im Qur’an als Moslems. Sie besaßen nicht das Recht, den Himmel zu betreten und mußten draußen bleiben. Sie versicherten jedoch Muhammad, daß sie ihm helfen würden, den Islam auszubreiten und die Menschen in ihren Einflußbereichen aufzufordern, den Islam anzunehmen. Moslems sind nach dem Qur’an nicht nur Menschen, sondern auch Geister, die mithelfen, den Islam auszubreiten. Die Öffnung der Stadt Yathrib (Medina) könnte als eine Folgewirkung für die Begegnung Muhammads mit den Djinn angesehen werden.

4.02.4 -- Muhammad verkündigt den Beduinenstämmen den Islam

Muhammad kehrte nach Mekka zurück. Seine Stammesgenossen widersprachen ihm noch mehr als früher, mit Ausnahme von einigen Schwächlingen, die an ihn glaubten. An den Festtagen aber zeigte sich Muhammad den Beduinen aus den Stämmen und forderte sie auf, an Allah zu glauben. Er verkündigte ihnen, daß er ein von Allah gesandter Prophet sei und verlangte, daß sie ihn für wahrhaftig hielten und beschützten, damit er ihnen erklären könne, wozu ihn Allah gesandt habe.

Husain ibn Abd Allah hat mir berichtet, er habe gehört, wie sein Vater dem Rabi'a ibn Ibad folgendes erzählt habe: “Ich war als Knabe mit meinem Vater in Mina*, als Muhammad vor den Lagerplätzen der arabischen Stämme stand und ihnen zurief: ‚O ihr Söhne so und so! Allah sendet mich zu euch und befiehlt euch, ihn anzubeten, ihm keine Genossen zur Seite zu stellen und abzuschaffen, was ihr außer ihm anbetet und ihm gleichstellt. Ihr sollt an mich glauben, mich für wahrhaftig halten und beschützen, damit ich euch Allahs Offenbarung erkläre.’ Hinter Muhammad stand ein sauber und listig aussehender Mann mit zwei Locken in einem Gewand aus Aden. Sobald Muhammad zu sprechen aufhörte, sagte er: ‚O ihr Söhne, dieser Mann fordert euch auf, Lat und Uzza und eure Verbündeten unter den Djinn von den Banu Malik ibn Ukaisch aufzugeben und euch von dem, was er erdichtet hat, irreführen zu lassen. Folgt ihm nicht und hört nicht auf ihn!’

* Tal im Osten von Mekka.

Ich fragte meinen Vater: ‚Wer ist der Mann, der Muhammad folgt und seiner Rede widerspricht?’ Er antwortete: ‚Das ist sein Onkel Abu Lahab.’”

4.02.5 -- Der Anfang des Islam in Yathrib* (ca. 620 n.Chr.)

Als Allah dem Islam zum Sieg verhelfen, seinen Propheten verherrlichen und sein Versprechen erfüllen wollte, ging Muhammad wie gewöhnlich zur Zeit des Pilgerfestes zu den Beduinenstämmen und stellte sich ihnen als Prophet vor. Auf der 'Aqaba** begegnete er einer Anzahl Khazradjiten, durch die Allah Gutes bezweckte. Asim ibn Umar ibn Qatada hat mir von Scheichs seines Volkes erzählt: “Muhammad fragte die Khazradj, denen er begegnete: ‚Wer seid ihr?’ Sie antworteten: ‚Wir sind Khazradjiten.’ Da fragte Muhammad weiter: ‚Seid ihr die Freunde der Juden?’ Sie sagten: ‚Ja.’ Er lud sie ein, sich zu ihm zu setzen, trug ihnen die Lehre des Islam vor und rezitierte vor ihnen Suren aus dem Qur’an. Es gehört zu Allahs Werken, daß die Juden, die Männer der Schrift und der Gesetzeswissenschaft, die unter den Khazradj, den Götzendienern, wohnten, und von ihnen unterdrückt wurden, oft bei Streitigkeiten darauf hinwiesen, daß die Zeit nahe sei, in der ein neuer Prophet aufstehen werde. Sie drohten ihnen: ‚Wir werden ihm folgen und mit seiner Hilfe euch Götzendiener wie 'Aad und Iram vertilgen.’ Als nun Muhammad diese Leute aufforderte, an Allah zu glauben, sagte einer zum andern: Vielleicht ist dies der neue Prophet, mit welchem die Juden uns bedroht haben. Darum laßt uns ihm zuvorkommen!’ So kam es, daß sie Muhammad Gehör schenkten, an ihn glaubten und sich zum Islam bekehrten. Sie sagten auch zu Muhammad: ‚Wir stammen aus einem Volk, unter dem viel Bosheit und Feindschaft herrscht. Vielleicht wird Allah uns durch dich einig machen. Wir werden unsere Stammesgenossen zu dem Glauben auffordern, zu dem wir uns nun bekennen, und wenn Allah uns alle um dich vereint, so gibt es keinen stärkeren Mann mehr als dich.’ Hierauf kehrten sie als Gläubige in ihre Heimat zurück. Wie mir erzählt worden ist, waren es sechs Khazradjiten. Als diese Männer nach Medina kamen, sprachen sie mit ihren Stammesgenossen über Muhammad und forderten sie zum Islam auf. Bald war in jedem Haus von dem Gesandten Allahs die Rede.”

* Yathrib wurde später Medina genannt, was “die Stadt” bedeutet, die Muhammad Zuflucht gewährte. Dort wurde der Islam zum erstenmal voll realisiert, weil Muhammad hier einen religiösen Stadtstaat aufbauen konnte.
** AI-'Aqaba ist der Name eines Hügels außerhalb Mekkas.

4.02.6 -- Von der ersten Zusammenkunft in al-'Aqaba (621 n.Chr.)

Im Jahr darauf kamen zwölf Ansar* zum Pilgerfest. Sie begegneten Muhammad auf der Anhöhe. Dies nennt man die erste Zusammenkunft auf al-'Aqaba. Sie huldigten Muhammad nach der Weise der Frauen;** denn der heilige Krieg war damals noch nicht vorgeschrieben.

* Ansar (wörtlich: “die Helfer”) sind gläubige Moslems aus Medina, die der Sache Allahs zum Sieg verhelfen. Sie stammten aus den Stämmen der Aus und Khazradj.
** Die Huldigung nach der Weise der Frauen bedeutet: Sie verpflichteten sich, Allah keinen Teilhaber zur Seite zu stellen, waren aber zu keinem Kriegsdienst verpflichtet.

Ubada ibn al-Samit hat mitgeteilt: “Ich zählte zu denen, die bei der ersten Zusammenkunft auf al-'Aqaba zugegen waren. Wir waren zwölf und huldigten Muhammad nach der Weise der Frauen, ehe der Krieg vorgeschrieben war. Wir verpflichteten uns, Allah keinen Genossen zu geben, nicht zu stehlen, keine Unzucht zu treiben, unsere Kinder nicht zu töten, nichts Falsches zu erdichten und Muhammad in allem Guten gehorsam zu sein. ,Erfüllt ihr dies,’ sagte er, ‚so kommt ihr ins Paradies. Übertretet ihr etwas davon, so ist es Allahs Sache, ob er euch straft oder verzeiht.‘“*

* Jesus hat von Gott die Vollmacht erhalten, den Menschen auf Erden die Sünden zu vergeben (Matthäus 9,6). Jesus gab seinen Jüngern diese Vollmacht weiter, geleitet vom Heiligen Geist Sünden zu vergeben (Johannes 20, 21-23).
Muhammad hatte keine Vollmacht, Sünden zu vergeben. Er hatte für sich selbst keine Gewißheit der Sündenvergebung. So hat auch kein Moslem eine Gewißheit, ob ihm seine Sünden vergeben worden sind.
Nur bei Jesus und durch das Wort seiner Jünger gibt es volle Vergebung aller Sünden. Wer ihm vertraut, wird gerettet.

Ubada ibn al-Samit erzählt, Muhammad habe des weiteren bei der Huldigung gesagt: “Wenn ihr etwas übertretet und in dieser Welt dafür bestraft werdet, so ist dadurch die Sünde gesühnt. Bleibt die Sünde aber bis zum Tage der Auferstehung verborgen, so ist es Allahs Sache, euch zu strafen oder zu begnadigen.”*

* Der Islam ist weitgehend auf Werkgerechtigkeit aufgebaut.

Als die Leute wieder abreisten, ließ Muhammad Mus’ab ibn 'Umayr mit ihnen ziehen, um sie den Qur’an und den Islam zu lehren und sie im Glauben zu unterrichten. Mus’ab wurde in Medina “Lesemeister”* genannt. Er wohnte bei Asad ibn Zurara. Mus’ab hat ihnen vorgebetet, weil die Aus und Khazradj** es ablehnten, daß einer von ihnen den andern vorbete.

* Er war von Muhammad beauftragt worden den neugewonnenen Moslems das Lesen, Auswendiglernen und Rezitieren des Qur’ans beizubringen.
** Die Stämme Aus und Khazradj waren zwei verfeindete, seßhaft gewordene Beduinenstämme, die von der jüdischen Oberschicht in der Stadt Yathrib beherrscht und gegeneinander ausgespielt wurden.

4.02.7 -- Die Bekehrung zweier Stammesfürsten in Yathrib

As’ad ibn Zurara begleitete Mus’ab ibn 'Umayr in das Lager der Banu Abd al-Aschhal und der Banu Zafar. So kamen sie auch in einen der Gärten der Banu Zafar und setzten sich an einen Brunnen, der Mark genannt wurde. Dort versammelten sich viele Gläubige um sie. Als Sa'd ibn Mu'adh und Usayd ibn Hudhair, welche die Herren ihres Volkes und noch Götzendiener waren, von den beiden hörten, sagte Sa'd zu Usayd: “Verflucht! Geh zu den beiden Männern, die zu uns gekommen sind, um unsere Schwachen zu betören. Weise sie ab und gestatte ihnen nicht, in unsere Wohnung zu kommen. Wäre As’ad nicht mit mir verwandt, wie du wohl weißt, ich würde dich mit diesem Auftrag verschonen. Aber er ist der Sohn meiner Tante, und ich kann ihm nicht entgegentreten.” Usayd nahm sein Schwert und ging auf die beiden zu.

Als As’ad ihn sah, flüsterte er zu Mus’ab: “Dieser Mann ist der Herr seines Stammes. Er kommt auf dich zu. Bleibe Allah treu!” Mus’ab erwiderte: “Wenn er sich setzt, werde ich mit ihm reden.” Usayd blieb vor ihnen stehen, schimpfte und rief: “Was bringt euch hierher, um unsere Schwachköpfe zu betören? Wenn euch euer Leben lieb ist, so verlaßt uns!” Mus’ab erwiderte: “Setze dich und höre mich an. Gefällt dir meine Rede, so nimm sie an, wenn nicht, so soll dir weiter nichts Unangenehmes zu Ohren kommen.” Usayd sagte: “Dein Vorschlag ist gut,” steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab sprach mit ihm vom Islam und las ihm aus dem Qur’an vor. Als Mus’ab geendet hatte, sagte Usayd: “Wie schön und lieblich sind diese Worte! Wie kann man dieser Religion beitreten?” Sie sagten: “Du mußt dich waschen* und dich und deine Kleider reinigen. Dann mußt du das Bekenntnis des Islam ablegen und beten.”

* Die Waschungen vor jedem Gebet zeigen immer wieder das tiefe Bedürfnis nach Reinigung im Islam. Aber Wasser reinigt nur das Äußere. Das Innere, Herz und Gewissen, bleibt im Islam unrein.

Usayd tat, wie ihm geheißen worden war. Dann sagte er: “Außer mir gibt es noch einen Mann, wenn dieser euch folgt, dann bleibt kein einziger von seinem Volk zurück. Ich will ihn euch sogleich schicken. Es ist Sa'd ibn Mu'adh.” Er nahm sein Schwert und ging zu Sa'd. Dieser saß unter den Räten seines Volkes. Sobald Sa'd ihn kommen sah, rief er: “Ach schwöre bei Allah, Usayd hat jetzt ein anderes Gesicht, als bei seinem Weggehen.” Als er schließlich herangekommen war, sagte Sa'd: “Was hast du getan?” Er antwortete: “Ich habe mich mit den beiden Männern unterhalten und, bei Allah, nichts Schlimmes an ihnen gefunden. Ich habe ihnen verboten, länger zu verweilen, und sie haben sich meinem Verbote gefügt. Aber ich habe gehört, daß die Banu Haritha ausgezogen sind, um As’ad ibn Zurara zu töten. Sie wissen, daß er dein Vetter ist und wollen ihren Schutzvertrag mit dir brechen.”

Sa'd geriet hierüber in Zorn, sprang auf, riß das Schwert aus der Hand Usayds und rief: “Bei Allah, du hast nichts Gutes gestiftet!” Als er aber zu den beiden Männern kam und sie in Ruhe und Sicherheit fand, merkte er, daß Usayd ihn nur veranlassen wollte, die beiden anzuhören. Er begann zu schimpfen und sagte zu As’ad: “Bei Allah, wären wir beide nicht verwandt, du hättest es nicht gewagt, von uns so etwas zu verlangen. Bringst du uns in unser eigenes Haus, was wir für abscheulich halten?”

Mus’ab, den As’ad bereits darauf hingewiesen hatte, wie wichtig es sei, diesen führenden Mann für den Islam zu gewinnen, sagte zu Sa'd: “Setze dich und höre mich an! Findest du Wohlgefallen an dem, was ich dir sage, so nimm es an, wenn nicht, so befreien wir dich von dem, was dir unangenehm ist.”

Sa'd sagte: “Du hast recht.” Er steckte sein Schwert in den Boden und setzte sich. Mus’ab machte ihn nun mit dem Islam bekannt und las ihm aus dem Qur’an vor. Beide erzählten, sie hätten ihm den Islam angesehen, noch ehe er sprach; denn sein Gesicht sei freundlich und leuchtend.* Er fragte dann, was man tun müsse, um diesem Glauben beizutreten. Sie ließen ihn dasselbe tun wie Usayd. Er nahm dann sein Schwert und ging mit Usayd wieder zu den Räten seines Volkes zurück. Sobald sie Sa'd kommen sahen, schworen sie bei Allah, er komme mit einem anderen Gesicht zurück als dem, mit dem er sie verlassen hatte. Als er vor seinen Räten stand, sagte er: “Ihr Söhne Abd al-Aschhals, welche Stellung nehme ich unter euch ein?” Sie antworteten: “Du bist unser Herr. Du bist der Zärtlichste, der Verständigste und der Beglückendste unter uns.” – “Nun,” sagte er, ich gelobe, kein Wort mehr mit euren Männern oder Frauen zu reden, bis ihr an Allah und seinen Gesandten glaubt!” So kam es, daß in dem Lager der Banu al-Aschhal kein Mann und keine Frau übrig blieb, die sich nicht dem Islam zugewandt hätten.

* Begeisterung und Eifer wirken auch im Islam ansteckend.

Mus’ab kehrte dann mit As’ad in dessen Wohnung zurück und blieb bei ihm. Er predigte den Islam, bis kein Haus der Ansar übrig blieb, in welchem nicht gläubige Männer und Frauen waren. Eine Ausnahme bildeten nur die Banu Umaiyya ibn Zaid, Khatma, Wa'il und Wakif, die von Aus ibn Haritha abstammen. Unter ihnen lebte nämlich der Dichter Abu Qays ibn al-Aslat, der Saifi hieß und als ihr Führer galt, dem alle gehorchten. Er hielt sie vom Islam zurück. Doch nach der Auswanderung Muhammads aus Mekka und nach den Treffen (Schlachten) von Badr (624 n.Chr.), Uhud (625 n.Chr.) und Khandaq (627 n.Chr.) bekehrten auch sie sich zum Islam.

4.02.8 -- Von der zweiten Zusammenkunft in al-'Aqaba (622 n.Chr.)

Mus’ab ibn 'Umayr kehrte dann mit andern Männern aus Yathrib, teils Moslems, teils Ungläubigen, zum Pilgerfest nach Mekka zurück. Als Allah in seiner Gnade dem Propheten beistehen, den Islam und seine Bekenner verherrlichen und den Götzendienst und seine Anhänger demütigen wollte, verabredeten sie eine weitere Zusammenkunft mit Muhammad am mittleren Tag der Taschrik (am zweiten nach dem Feste). Abd Allah ibn Ka’b, einer der gelehrtesten Ansar, erzählte, sein Vater Ka’b, der selbst bei dieser Zusammenkunft auf al-'Aqaba dabei war und Muhammad dort huldigte, habe ihm gesagt: “Wir zogen mit anderen ungläubigen Pilgern unseres Volkes aus, beteten und unterrichteten uns in Glaubensfragen. Mit uns war al-Bara ibn Marur, unser Herr und Vorgesetzter. Als wir Yathrib verließen, um die Reise anzutreten, sagte al-Bara: ‚Ich habe einen Plan entworfen, weiß aber nicht, ob ihr ihn gutheißen werdet.’ Als wir fragten, was es sei, fuhr er fort: ‚Meine Meinung ist, wir sollten uns diesem Gebäude’ – er meinte die Ka'ba – beim Gebet zuwenden.’ Wir sagten: ‚Bei Allah, wir haben gehört, Muhammad wende sich beim Gebet nach Syrien.* Wir werden ihm nicht zuwiderhandeln.’ Er entgegnete: ,Ich aber werde nach der Ka'ba hin beten.’ Wir beharrten jedoch bei unserer Ansicht und beteten nach Syrien gerichtet, während er, trotz unseres Tadels, bis zu unserer Ankunft in Mekka sich stets beim Gebet der Ka'ba zuwandte. Als wir nach Mekka kamen, sagte er zu mir: ‚Laß uns zu Muhammad gehen, um ihn zu fragen, denn durch euren Widerspruch sind mir einige Zweifel gekommen.‘ Wir fragten nun nach Muhammad, den wir zuvor nie gesehen hatten und darum auch nicht von Angesicht kannten. Ein Mekkaner, dem wir begegneten, fragte uns, ob wir 'Abbas kennen würden, und als wir diese Frage bejahten – 'Abbas war oft des Handels wegen nach Medina gekommen – antwortete er: ,Wenn ihr in die Anbetungsstätte kommt, so findet ihr Muhammad an der Seite seines Onkels 'Abbas sitzen.’

* Die Gebetsrichtung nach Syrien weist daraufhin, daß Muhammad zu Beginn seines Wirkens sich in Richtung Jerusalem niederwarf. Er leitete alle Moslems an, in derselben Richtung wie die Juden zu beten und hoffte durch diese Anpassung, die Juden in seiner Stadt für sich und den Islam zu gewinnen.

Wir gingen in das Heiligtum, setzten uns zu Muhammad und grüßten ihn. Er fragte 'Abbas, ob er diese beiden Männer kenne. Dieser antwortete: ‚Ja, der eine ist Bara ibn Marur, der Herr seines Volkes, und der andere ist Ka’b ibn Malik.’ – Bei Allah,’ erzählt Ka’b weiter, ich vergesse nie, wie Muhammad dann fragte: ‚Ist er der Dichter? Und 'Abbas antwortete: ‚Ja.’

AI-Bara trug nun Muhammad seinen Streit mit seinen Gefährten wegen der Gebetsrichtung vor und fragte ihn nach seiner Ansicht. Muhammad antwortete: “Du hattest früher die rechte Richtung, wärest du nur dabei geblieben!”

AI-Bara nahm hierauf die Richtung Muhammads an und betete mit uns mit dem Gesicht gegen Syrien gewendet. Seine Familie behauptet zwar, er habe bis zu seinem Tode sich nach der Ka'ba gewendet; das ist aber nicht so; wir wissen es besser. Ka’b erzählte dann weiter: “Wir gingen nun zum Pilgerfest und verabredeten mit Muhammad eine Zusammenkunft auf den zweiten Tag nach dem Fest. Abends vor dem zweiten Tag begaben wir uns zu unseren Leuten. Bei uns war auch Abd Allah ibn Amr, einer unserer Obersten. Diesem teilten wir uns mit, obgleich wir vor den anderen Ungläubigen unser Treffen geheimhielten: ‚Du bist einer unserer Herren und Edlen, o Abu Djabir! Wir möchten nicht, daß du so bleibst und dereinst Brennmaterial der Hölle werdest.’ Wir forderten ihn auf, zum Islam überzutreten und setzten ihn von unserer Zusammenkunft mit Muhammad in Kenntnis. Er nahm den Islam an, war mit uns auf al-'Aqaba und wurde einer unserer Vorgesetzten. Wir schliefen nun, bis ein Drittel der Nacht vorüber war. Dann verließen wir die Karawane und schlichen zur Schlucht bei al-'Aqaba. Wir waren 73 Männer und zwei Frauen, nämlich Nusayba, die Mutter Umaras, die Tochter Ka’bs, und Asma, die Mutter Manis. Als wir eine Weile in der Schlucht gewartet hatten, kam Muhammad mit seinem Onkel al-'Abbas, der zwar damals noch Heide war, aber doch dabei sein wollte, um für seinen Neffen ein rechtsgültiges Bündnis zu schließen. Als sich alle gesetzt hatten, ergriff 'Abbas das Wort. Er sagte: ‚Ihr Khazradjiten wißt, daß Muhammad zu uns gehört. Wir haben ihn gegen diejenigen im Volk geschützt, die meine Ansicht über ihn teilen. Er lebt in Kraft unter seinem Volke und in Schutz in seiner Heimat. Dessenungeachtet möchte er sich zu euch begeben* und sich euch anschließen. Glaubt ihr, daß ihr erfüllen könnt, was ihr ihm versprecht und daß ihr ihn gegen seine Feinde beschützen werdet, so übernehmt die Bürde, die ihr euch aufgeladen habt. Glaubt ihr aber, daß ihr ihn täuschen und ausliefern werdet, so laßt ihn hier; denn er ist in seiner Heimat stark und geschützt.’

* Nachdem Khadija und Abu Talib gestorben waren und Muhammad nirgendwoher einen zuverlässigen Schutz hatte, bereitete er seine Auswanderung systematisch vor. Er floh nicht ohne Sicherung, sondern plante und bereitete durch Verträge mit den verantwortlichen Moslems in Yathrib die Auswanderung der Moslems aus Mekka vor. Die Verträge sollten auf der Basis der rechtlichen Bindung einer Blutsbrüderschaft stattfinden.

Wir antworteten: ,Wir haben deine Worte vernommen. Muhammad mag sagen, wozu wir uns ihm und Allah gegenüber verpflichten sollen.’ Muhammad hielt eine Rede an uns, rief uns zu Allah auf, rezitierte Suren aus dem Qur’an und erweckte in uns die Liebe zum Islam. Dann sagte er: ‚Schwört mir, daß ihr mich vor allem bewahren werdet, wovor ihr auch eure Frauen und Kinder bewahrt!’ Al-Bara ibn Marur ergriff seine Hand und sagte: ‚Jawohl, bei dem, der dich als Propheten mit der Wahrheit gesandt hat, wir werden dich wie unsere eigenen Leiber beschützen. Empfange unsere Huldigung, o Gesandter Allahs! Bei Allah, wir sind Söhne des Krieges und Männer der Waffen, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben.’

Während al-Bara sprach, unterbrach ihn Abu al-Haitham ibn al-Tihan und sagte: ‚Gesandter Allahs, es bestehen Bande zwischen uns und anderen’ – er meinte damit die Juden – ,die wir nun zerreißen werden. Tun wir dies und Allah verschafft dir Sieg, wirst du uns dann verlassen und in deine Heimat zurückkehren?’ Muhammad antwortete: ,Euer Blut ist mein Blut. Was ihr vergießt, vergieße auch ich. Ihr gehört zu mir und ich zu euch. Ich bekriege, wen ihr bekriegt, und schließe Frieden, mit wem ihr Frieden schließt.‘“

Ka’b erzählt ferner: “Muhammad habe sie aufgefordert, ihm zwölf Vorgesetzte* zu benennen, die ihre Angelegenheiten leiten sollten. Sie wählten neun Khazradjiten und drei Ausiten.”

* Die Zahl 12 entsprach den zwölf Stämmen lsraels und den zwölf Jüngern Christi. Muhammad schloß seinen Bund nicht mit den Moslems zu Mekka, sondern nur mit den Helfern aus Medina. Seine Bünde waren Schutzbünde zwischen Menschen – ohne Gott als Bundespartner. Sie hatten keinen Versöhnungscharakter und keinen Ewigkeitswert.
Als Jesus den neuen Bund mit seinen 11 Aposteln schloß – der zwölfte war weggegangen, um ihn zu verraten – nahm er unter den Zeichen des Brotes und des Weines Wohnung in seinen Jüngern, reinigte und heiligte sie und machte sie zu königlichen Priestern, die seiner Gemeinde dienen sollten (Matthäus 26,26-29; 1. Petrus 2,9-10; Offenbarung 1,5-6). Der Neue Bund, den Jesus stiftete, hatte kein politisches Reich zum Ziel, das mit Steuern und Waffen erkämpft wurde. Jesus beabsichtigte ein geistliches Reich, das auf Wahrheit und Liebe, Freude und Friede, Selbstverleugnung und Opfer aufgebaut ist. Der Bund Muhammads mit den zwölf Führern von Medina lieferte die Basis für sein späteres politisches Wirken und für die kriegerische Ausbreitung des Islam.

Abd Allah ibn Abi Bakr hat mir erzählt, Muhammad habe zu den Häuptern gesagt: “Ihr seid die Sachwalter eures Volkes, wie es die Jünger Christi waren, und ich bin der Sachwalter meines Volkes.”*

* Muhammad bezeichnete die Moslems als sein Volk, nachdem die Bewohner Mekkas ihn verworfen hatten.

Als die Leute sich vereinigten, Muhammad zu huldigen, sagte al-'Abbas ibn Ubada ibn Nadhla al-Ansari: “Wißt ihr auch, ihr Khazradjiten, womit oder worauf ihr diesem Mann huldigt?” Sie antworteten: “Ja!” – “Ihr verpflichtet euch,” fuhr er fort, “alle Stämme zu bekriegen. Glaubt ihr, daß, wenn eure Güter zugrunde gehen und eure Edlen getötet werden, ihr ihn ausliefert, so ladet ihr euch Schmach in diesem und jenem Leben auf. Glaubt ihr aber, daß ihr bei dem, wozu er euch aufgerufen hat, beharren werdet, wenn auch euer Gut und das Leben eurer Edlen verlorengeht, so nehmt ihn auf, es wird euch in diesem und jenem Leben Glück bringen.” Sie sagten: “Wir nehmen ihn auf, mag auch unser Gut zugrunde gehen und mögen unsere besten Männer getötet werden!”* Sie fragten dann Muhammad, welchen Lohn sie für ihre Treue erhalten würden. Er antwortete: “Das Paradies.” Da riefen sie: “Strecke deine Hand aus!” Er streckte seine Hand aus, und sie huldigten ihm.

* Mit diesen Verordnungen war der Heilige Krieg und die Bereitschaft zum Martyrium vorprogrammiert. Muhammad versprach ihnen im Falle des Todes die Entrückung ins Paradies mit allen seinen materiellen Freuden. Nur die im Heiligen Krieg Gefallenen gelten im Islam als gerechtfertigt, während alle anderen Moslems in einem Zwischenzustand auf den Tag des Gerichtes warten.

Allen voran hatte al-Bara ibn Marur Muhammads Hand zur Huldigung ergriffen. Nach der Huldigung schrie der Teufel mit durchdringender Stimme vom Gipfel al-'Aqaba herunter: “O ihr Bewohner der Djabadjib (des Lagers) – diese Ortschaft liegt bei Mina – wollt ihr den Tadelnswerten und die Abtrünnigen mit ihm zusammen aufnehmen? Schon haben sie sich vereinigt, um euch zu bekriegen.” Da entgegnete Muhammad: “Dies ist der Satan der Anhöhe, es ist der Sohn des Azjabs. Hörst du, Feind Allahs? Aber bei Allah, ich werde mit dir fertig!” Muhammad forderte sie dann auf, wieder zu ihrer Karawane zurückzukehren. AI-'Abbas ibn Ubada sagte hierauf: “Bei Allah, der dich mit der Wahrheit gesandt hat: wenn du willst, so fallen wir morgen mit unseren Schwertern über die Leute in Mina her.” Muhammad antwortete: “Das ist uns nicht vorgeschrieben. Kehrt zu eurer Karawane zurück!” Sie kehrten zurück und schliefen in ihrem Lager bis zum Morgen.

4.02.9 -- Wie die Quraisch zu den Ansar kamen

Am folgenden Morgen, so erzählt Ka’b ibn Malik weiter, kamen die angesehensten Männer der Quraisch zu uns und sagten: “Wir haben gehört, ihr Khazradjiten seid zu dem Mann aus unserer Stadt gekommen, wollt ihn von uns wegnehmen und ihm schwören, uns zu bekriegen. Bei Allah, gegen keinen arabischen Stamm möchten wir weniger gern Krieg führen als gegen euch.” Da erhoben sich mehrere Ungläubige aus unserem Stamm und schworen bei Allah, daß dem nicht so sei, daß sie nichts davon wüßten. – Sie haben wahr gesprochen, denn sie wußten in der Tat nichts davon. – Wir aber sahen einer den andern an. Dann standen die Leute auf. Unter ihnen war al-Harith ibn Hischam, welcher ein Paar neue Sandalen trug. Ich sagte, als wollte ich den Leuten in dem, was sie behaupteten, beistimmen: “O Abu Djabir, du bist doch einer unserer Herren, warum trägst du nicht auch Sandalen, wie jener Quraischite?” AI-Harith hörte diese Worte, zog alsbald seine Sandalen aus, warf sie mir zu und sagte: “Bei Allah, du ziehst sie an.” Da sagte Abu Djabir: “Laß ab! Bei Allah, du hast den Mann beschämt, gib ihm seine Sandalen zurück.” Ich erwiderte: “Bei Allah, ich gebe sie ihm nicht zurück. Es ist, bei Allah, ein rechtes Omen; wenn das Omen wahr ist, so werde ich ihm einst sein Gut abnehmen.”

4.02.10 -- Wie Sa'd gefangen und befreit wurde

Die Pilger brachen von Mina auf, und die Leute forschten der Begebenheit nach und fanden, daß es so war. Sie zogen daher aus, um die Karawane aus Yathrib aufzusuchen und holten die beiden Häupter Sa'd ibn Ubada und Mundhir ibn Amr in Adsakhir* ein. Mundhir konnte allerdings nicht ergriffen werden, aber Sa'd wurde festgenommen. Man band ihm mit einem Kamelriemen die Hände auf den Rücken, führte ihn nach Mekka, schlug ihn und zerrte an seinem starken Haar. Während ich so in ihren Händen war,” erzählt Sa'd, “kam eine Anzahl Quraischiten herbei. Unter ihnen war ein weißer, schlanker, zierlicher und anmutiger Mann. Ich dachte, wenn von einem dieser Leute etwas Gutes zu erwarten ist, dann von diesem.

* Ein Vorort Mekkas.

Als er mir aber näher kam, erhob er seine Hand und versetzte mir einen heftigen Schlag. Ich dachte, bei Allah, nun ist nichts Gutes mehr von ihnen zu hoffen. Ich bin in ihrer Gewalt, sie werden mich mißhandeln. Einer der Männer hatte jedoch Mitleid mit mir und fragte: Besteht keine Schutzverpflichtung oder ein Bündnis zwischen dir und einem Quraischiten?’ Ich antwortete: ,Wohl habe ich einst in meiner Heimat die Leute, die für Djubair ibn Mut’im ibn Adi Handel trieben, beschützt und gegen diejenigen verteidigt, die ihnen Gewalt antun wollten; desgleichen die Leute des Harith ibn Harb ibn Umaiyya.‘ Da sagte er: ,So nenne diese beiden Männer und erzähle, was zwischen dir und ihnen vorgefallen ist.’ Ich tat dies, und der Mann ging alsbald zu den beiden Männern, welche im Heiligtum bei der Ka'ba saßen, und sagte: ,Ein Mann von den Khazradj wird im Tal geschlagen. Er hat euch angerufen und gesagt, es bestehe ein Schutzverhältnis zwischen euch und ihm.’ Sie fragten: ‚Wie heißt der Mann?’ Er antwortete: ‚Sa'd ibn Ubada.’ Sie sagten: ‚Er hat wahr gesprochen. Bei Allah, er hat unsere Kaufleute in seiner Heimat vor Gewalt beschützt.’ Sie kamen herbei und befreiten Sa'd, und er zog weiter. Der Mann, welcher Sa'd geschlagen hatte, war Suhail ibn Amr, einer der Banu Amir ibn Lu'ayy.”

4.02.11 -- Die Geschichte eines Götzen

Als sie nach Yathrib kamen, bekannten sie sich offen zum Islam. Doch waren unter ihren Stämmen noch einige Scheichs übrig, die in ihrer Abgötterei verharrten. Unter ihnen war 'Amr ibn al-Djamuh ibn Zaid ibn Haram, dessen Sohn Sa'd auf al-'Aqaba Muhammad gehuldigt hatte. Amr war einer der ersten und angesehensten unter den Banu Salama. Er hatte in seinem Haus einen Götzen aus Holz namens Manat,* den er, wie es andere vornehme Leute zu tun pflegten, als Gott verehrte und regelmäßig putzte und reinigte. Als nun mehrere junge Männer von den Banu Salama, darunter sein Sohn Mu'adh und Mu'adh ibn Djabal, sich zum Islam bekehrt hatten, schleppten sie in der Nacht Amrs Götzen fort und warfen ihn mit dem Kopf vornüber in eine Abfallgrube der Banu Salama. Als Amr des Morgens aufstand, rief er: “Wehe euch! Wer ist heute nacht über unsern Gott gekommen?” Er machte sich dann auf und suchte ihn. Als er ihn fand, wusch er ihn, reinigte ihn und rieb ihn mit wohlriechenden Salben ein. Dann sagte er: “Bei Allah, wenn ich wüßte, wer dies getan hat, ich würde ihn zuschanden machen.” In der folgenden Nacht wiederholten die Gläubigen dasselbe mit dem Götzen, und Amr reinigte ihn wieder. Als sich dieser Vorgang aber mehrmals wiederholte, nahm Amr ein Schwert und hing es dem Götzen um den Hals. Nachdem er ihn erneut gereinigt hatte, sagte er: “Bei Allah, ich weiß nicht, wer so übel mit dir verfährt. Bist du etwas wert, so verteidige dich selbst! Hier hast du ein Schwert!” Als Amr in der folgenden Nacht schlief, kamen die Gläubigen wieder, nahmen dem Götzen das Schwert vom Hals, banden ihm statt dessen einen toten Hund mit einem Strick um und warfen ihn in einen Brunnen der Banu Salama, in dem sich Unrat befand. Als Amr ihn am folgenden Morgen in solchem Zustand fand, ließ er sich von den Gläubigen seines Volkes bereden, den Islam anzunehmen, und er wurde durch Allahs Gnade ein guter Moslem.

* Al-Manat war der Name einer Göttin in einem Heiligtum der Aus und Khazradj. Es lag an der Küste in einer Ortschaft namens Qudaif nahe dem Berg Muschallal. Al-Manat war eines der drei wichtigsten Idole der vorislamischen Araber neben al-Lat und al-'Uzza, die zusammen in der Ka'ba verehrt wurden.

Nach seiner Bekehrung dichtete er folgende Verse:
Bei Allah, wärest du ein Gott, so lägest du nicht mit einem toten Hund am Hals mitten in einer Grube. Pfui über den, der dir wie einem Gott dient. Wir haben dich jetzt entlarvt und werden nicht länger mehr getäuscht. Preis dem erhabenen Herrn, dem Gnadenspender, dem Versorger, dem Richter des Glaubens. Er hat mich erlöst, ehe ich dem Dunkel des Grabes verpfändet wurde.

4.02.12 -- Der Schwur auf der Anhöhe

Als Allah Muhammad erlaubt hatte, gegen die Ungläubigen Krieg zu führen, verband er die letzte Huldigung mit der Verpflichtung, für ihn zu kämpfen. Das war bei der ersten Huldigung nicht der Fall gewesen, weil Allah damals den Krieg noch nicht erlaubt hatte. Bei der letzten Huldigung mußten sie schwören, die Schwarzen und die Roten* zu bekriegen und für ihn und den Herrn zu kämpfen. Als Lohn für ihre Treue wurde ihnen das Paradies verheißen. Ubada ibn al-Samit, einer der zwölf Häupter, sagte: “Wir haben Muhammad den Kriegseid geleistet.”

* “Die Schwarzen und die Roten” war ein Ausdruck (per merismum) für alle Arten von Menschen, womit Muhammad wahrscheinlich alle Beduinen und die seßhaften Stämme gemeint hat.

Ubada war einer der Zwölf gewesen, die sich bei der ersten Huldigung auf der Anhöhe eingefunden hatten. Diese geschah nach der Weise der Frauen. Die schworen Muhammad Gehorsam und Verehrung in Not und Wohlstand, in Freud und Leid; niemandem streitig zu machen, was ihm gehört; überall die Wahrheit im Namen Allahs zu sagen und keinen Tadel zu fürchten.

4.02.13 -- Muhammad erhält den Befehl, Krieg zu führen

Vor der zweiten Huldigung auf al-'Aqaba hatte Muhammad von Allah keine Erlaubnis erhalten, Krieg zu führen und Blut zu vergießen. Er sollte nur zu Allah aufrufen, alle Beleidigungen mit Geduld ertragen und den Unwissenden verzeihen. Die Quraischiten mißhandelten seine Anhänger, um sie von ihrem Glauben abzubringen, und verbannten sie aus ihrer Heimat. Sie wurden entweder vom Glauben abtrünnig oder von ihnen gepeinigt und genötigt, nach Abessinien, nach Yathrib oder in andere Länder zu fliehen. Als nun die Quraischiten sich von Allah abwandten, also die von Allah ihnen zugedachte Gnade zurückwiesen, den Propheten einen Lügner nannten und die, welche Allah allein anbeteten und an Muhammad glaubten, peinigten und verbannten, da erlaubte Allah Muhammad Krieg zu führen* und sich gegen die, welche den Seinigen Gewalt antaten, zu verteidigen. Wie mir von 'Urwa ibn Zubair und anderen berichtet worden ist, waren folgende Verse die ersten, in denen ihm der Krieg gegen die, welche gegen die Gläubigen Gewalt gebrauchten, erlaubt wurde: “Es ist denen, welchen Gewalt angetan wird, erlaubt zu kämpfen. Allah hat die Macht, ihnen Sieg zu verschaffen” (Sure al-Hajj 22,39), das heißt, ich habe ihnen erlaubt, Krieg zu führen, weil ihnen Unrecht** angetan worden ist und sie nichts anderes getan haben, als Allah anzubeten, das Gebet zu verrichten, Almosen zu geben, Gutes zu empfehlen und vom Schlechten abzuhalten. Nachher wurde geoffenbart: “Bekämpft sie, bis keine Verführung (zum Abfall vom Islam) mehr stattfindet ...”*** (Sure al-Baqara 2,193), das heißt, bis die Moslems nicht mehr von ihrem Glauben abtrünnig gemacht werden “... und der Glaube allein Allah dargebracht wird” (Sure al-Anfal 8,39).

* Mit der Übersiedlung Muhammads nach Medina begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Islam. Der Religionsstaat war geschaffen worden. Er fußte auf dem Gesetz des Heiligen Krieges, der verschiedene Entwicklungsstufen aufweist:
Stufe 1: Das öffentliche Gebet und das oft wiederholte Glaubensbekenntnis des Islam.
Stufe 2: Geduldiges Ertragen des Spotts und der Verhöhnung.
Stufe 3: Verbale Verteidigung des Glaubens und vehemente Wortkriege bei zahlenmäßigem Erstarken der Moslems.
Stufe 4: Die Auswanderung und Flucht verfolgter Gläubiger ist so lange denkbar, bis der Islam die Macht und Mehrheit gewonnen hat.
Stufe 5: Bei zahlenmäßiger Überlegenheit wird Kriegsbereitschaft, Opfersinn und Rüstung erwartet.
Stufe 6: Der Heilige Krieg bedeutet Verteidigung bei Angriffen.
Stufe 7: Der Verteidigung kann der Überfall aus dem Hinterhalt auf feindliche Karawanen und schwächere Gruppen folgen.
Stufe 8: Zum Heiligen Krieg gehört die Geiselnahme von Feinden und ihre Auslieferung erst nach der Zahlung von hohen Lösegeldern.
Stufe 9: Der strategisch geplante Angriff zur Unterwerfung der näheren Umgebung.
Stufe 10: Die weltweite Kriegserklärung gegen alle Ungläubigen. Die Erde wurde dazu in ein Haus des Islam und in ein Haus des Krieges aufgeteilt. “Bekämpft sie, bis keine Versuchung (zum Aufruhr und Abfall vom Islam) mehr existiert und die Religion Allahs (der Islam) alle umfaßt” (Sure al-Baqara 2,193).
** Khomeyni sagte: “Es ist besser Unrecht zu tun, als Unrecht zu leiden. “ Jesus aber zog es vor, Unrecht zu leiden, statt Unrecht zu tun (Lukas 23,34).
*** Der Heilige Krieg wird so lange andauern, wie noch Ungläubige auf dieser Welt leben. Der Kampf mit der Waffe ist Teil der islamischen Mission. Islam heißt Unterwerfung unter Allah und seinen Gesandten – freiwillig oder gezwungen!

Als Muhammad die Erlaubnis erhielt, Krieg zu führen und der Stamm der Hilfsgenossen ihm schwor, den Islam anzunehmen und ihm und seinen gläubigen Anhängern beizustehen, befahl er seinen Gefährten, sowohl denen, die schon ausgewandert waren als auch denen, die bei ihm in Mekka geblieben waren, sich nach Yathrib zu begeben und sich dort ihren Brüdern von den Ansar anzuschließen. Er sagte: “Allah hat euch Brüder* und einen sicheren Aufenthaltsort gegeben.” Sie zogen nun truppenweise ab. Muhammad selbst blieb aber noch in Mekka und wartete, bis ihm Allah erlauben werde, auch nach Yathrib auszuwandern.

* Der Islam versteht sich als Bruderschaft, die besonders dann zum Tragen kommt, wenn ein Moslem von einem Nichtmoslem bedrängt oder angegriffen wird. Dann eilen alle Moslems ihm zu Hilfe.

4.02.14 -- Die Auswanderung der letzten Gefährten (622 n.Chr.)

Mit den letzten wanderte auch Umar ibn al-Khattab aus und Aijasch ibn Abi Rabi'a, der Makhzumite. Abd Allah ibn Umar berichtet, sein Vater habe ihm erzählt:

“Als wir auswandern wollten, verabredeten wir – Aijasch ibn Abi Rabi'a, Hischam ibn al-'As und ich – uns in Tanadhib an einem der Teiche der Banu Ghifar, oberhalb Sarif, zu treffen. Für den Fall, daß einer von uns ausbleiben sollte, machten wir untereinander aus, ohne ihn die Reise anzutreten. Aijasch und ich trafen in Tanadhib ein, Hischam wurde zurückgehalten und zum Abfall vom Islam gebracht. Als wir nach Yathrib kamen, stiegen wir bei den Banu Amr ibn Auf in Kuba ab.

Abu Djahl ibn Hischam und al-Harith ibn Hischam, die Vettern und Brüder Aijaschs mütterlicherseits, kamen dann, als Muhammad noch in Mekka war, nach Yathrib und sagten zu Aijasch, seine Mutter habe ein Gelübde getan, keinen Kamm auf ihren Kopf zu bringen und keinen Schutz gegen die Sonne zu suchen, bis sie ihn wiedersehe. Er möge daher Mitleid mit ihr haben. Ich sagte ihm: ‚O Aijasch, bei Allah, die Leute wollen dich nur von deinem Glauben abtrünnig machen. Sei auf der Hut! Wenn deine Mutter von Ungeziefer geplagt wird, so wird sie sich schon kämmen, und wenn die Hitze Mekkas sie plagt, wird sie Schatten aufsuchen.’ Aijasch sagte: ‚Ich will nur verhüten, daß meine Mutter ihren Eid bricht und auch das Geld mitnimmt, das ich noch in Mekka habe.’ Ich erwiderte: ,Du weißt, daß ich einer der reichsten Quraischiten bin. Ich gebe dir die Hälfte meines Vermögens, geh nicht mit ihnen!’ Als aber Aijasch darauf bestand, nach Mekka zurückzukehren, sagte ich: ‚Wenn du schon dich nicht abhalten läßt, so nimm wenigstens mein Kamel und setze dich darauf, es ist ein edles, folgsames Tier. Schöpfst du Verdacht gegen die Leute, so rette dich auf ihm!’ Aijasch reiste mit ihnen auf Umars Kamel ab. Unterwegs sagte Abu Djahl: ,Bei Allah, mein Vetter, ich finde, daß mein Kamel einen so schweren Gang hat, daß ich gern hinter dir auf dem deinigen sitzen würde.’ Aijasch gestattete es ihm und ließ sein Kamel niederknien. Die anderen taten das gleiche, um Abu Djahl auf Umars Kamel zu bringen. Als sie aber abgestiegen waren, fielen sie über Aijasch her, fesselten ihn, führten ihn nach Mekka und nötigten ihn, vom Islam abzufallen. Sie brachten ihn bei hellem Tage gefesselt nach Mekka und sagten: ‚O ihr Bewohner Mekkas, verfahrt mit euren Toren, wie wir mit dem unsrigen hier verfahren sind!‘“

Umar soll später folgendes erzählt haben: “Allah nimmt von dem, der vom Islam abfällt, keine Gegenleistung, keine Sühne und keine Buße an, auch nicht von solchen, die Allah erkannt haben und wegen eines Unglücks, das sie getroffen hat, wieder zum Unglauben zurückkehren.”* Die Abtrünnigen mußten sich dies selbst auch sagen.

* Die gnadenlose Härte des Islam gegen alle abgefallenen Moslems wurde immer deutlicher sichtbar. Sie haben keine Möglichkeit zur Buße, außer wenn sie wieder Moslems werden. Wenn sie in ihrem Abfall vom Islam beharren, sollen sie in dieser Welt gepeinigt und getötet werden und in der anderen im Feuer schmoren. Abfall vom Islam kann von Allah und den Moslems nie vergeben werden (Suren al-Baqara 2,217; al-Ma'ida 5,54 und Muhammad 47,25). Der Islam kennt keine Religionsfreiheit und widerstrebt den allgemeinen Menschenrechten.

Als Umar mit seiner Familie und seinen Stammesgenossen nach Medina kam, stieg er bei Rifa’a ibn Abd al-Mundhsir in Kuba ab.

Mit ihm waren: sein Bruder Zaid, ferner Amr und Abd Allah, die Söhne des Suraqa und Khunais ibn Khudhafa, der Sahmite, der Gatte seiner Tochter Hafsa, die später Muhammad heiratete, Sa'id ibn Zaid ibn Amr, Waqid ibn Abd Allah, der Tamimite, ein Schutzgenosse, Khawla und Malik, die Söhne des Abi Khawla, auch Schutzgenossen, und die vier Söhne des Bukair: ljas, 'Aqil, Amir und Khalid, ihre Schutzgenossen, von den Banu Sa'd ibn Laith. Auch Aijasch war mit Umar bei Rifa abgestiegen, als er nach Yathrib kam.

Ihnen folgten weitere Auswanderer: Talha ibn 'Ubaid Allah ibn Uthman und Suhaib ibn Sinan stiegen bei Khubaib ibn ‘Isaf, einem Bruder der Banu al-Harith ibn Khazradj, in Sunh ab. Nach anderen stieg Talha bei As’ad ibn Zurara, einem Bruder der Banu al-Nadjdjar, ab.

Als Suhaib auswandern wollte, sagten ihm die Ungläubigen Mekkas: “Du bist als armer Bettler zu uns gekommen und bei uns reich geworden und hast mancherlei erworben. Und jetzt willst du mit deinem Vermögen von uns wegziehen? Bei Allah, das darf nicht sein!”

Da sagte Suhaib: “Wollt ihr mich ziehen lassen, wenn ich euch mein Vermögen überlasse?” Sie sagten: “Ja.” Da schenkte er ihnen, was er besaß. Als Muhammad dies hörte, sagte er: “Suhaib hat einen guten Handel gemacht! Suhaib hat gewonnen!”

Muhammad blieb in Mekka, nachdem seine Gefährten schon ausgewandert waren, bis Allah ihm die Erlaubnis zur Auswanderung gab. Außer denen, welche mit Gewalt zurückgehalten wurden oder wieder abtrünnig gemacht worden waren, blieben nur Ali und Abu Bakr bei ihm in Mekka. Dieser bat häufig um die Erlaubnis auszuwandern. Muhammad sagte ihm aber: “Eile nicht, vielleicht gibt dir Allah einen Gefährten.” Und jener hoffte, Muhammad werde dieser Gefährte sein.

4.02.15 -- Die Häupter der Quraisch beschließen den Tod Muhammads

Die Quraisch erkannten bald, daß Muhammad Anhänger außerhalb ihres Stammes in fremdem Gebiet gewonnen hatte. Bei diesen fanden seine Freunde, die ausgewandert waren, Schutz und Zuflucht. Nun fürchteten sie, Muhammad könnte sich zu ihnen begeben und Krieg gegen sie führen. Sie kamen daher im Rathaus, im Hause des Qusai ibn Kilab, zusammen, in dem alle Beschlüsse gefaßt wurden, und berieten, was zu tun sei; denn sie begannen sich nun vor Muhammad zu fürchten.*

* Muhammad war kein Mann des Friedens. Er heilte niemand und versöhnte seine Nachfolger nicht mit Gott. Er drohte seinen Feinden mit Vernichtung (Halsschnitt, Schächten), verfluchte sie im Namen Allahs und schadete ihnen mit Hilfe seines Racheengels, der sich Gabriel nannte, aber nicht Gabriel war.

Die Quraisch kamen am festgesetzten Tag zur Beratung über Muhammad zusammen. Dieser Tag hieß Tag der Zahma (Beschwerlichkeit). Da kam lblis (der Teufel) in der Gestalt eines alten Mannes in einem abgetragenen Oberkleid herbei und stellte sich an die Tür des Rathauses. Als die Quraisch fragten, wer er sei, antwortete er: “Ein alter Mann aus Nadjd, der erfahren hat, was ihr verabreden wollt und jetzt hier erschienen ist, um eure Worte zu vernehmen und euch vielleicht wohlgemeinten Rat erteilen kann.” Sie sagten “gut” und ließen ihn eintreten.

Hier waren die edelsten Quraisch vereinigt. Einer sagte zum anderen: “Ihr habt gesehen, wohin die Sache dieses Mannes gelangt ist. Bei Allah, wir sind nicht sicher, daß er nicht mit seinen Anhängern aus fremden Stämmen uns überfallen wird. Darum einigt euch auf eine Maßnahme gegen ihn!” Nach einiger Beratung sagte einer: “Werft ihn in Ketten und sperrt ihn ein. Dann wartet, bis es ihm ergeht wie andern (vorislamischen) Dichtern vor ihm, Nabigha, Zuhair und anderen, die in ähnlicher Weise umgekommen sind.” Darauf sagte der Greis aus Nadjd: “Das ist kein guter Rat. Bei Allah, wenn ihr ihn einsperrt, so wird die Sache durch die Tür, hinter weicher ihr ihn eingeschlossen habt, zu seinen Gefährten gelangen. Sie könnten euch leicht überfallen und ihn aus euren Händen befreien, dann durch ihn an Zahl zunehmen und euch überwinden. Darum schafft einen besseren Rat!”

Nach abermaliger Beratung sagte einer: “Wir wollen ihn aus unserer Mitte verstoßen* und aus unserem Lande verbannen. Ist er ferne von uns, so mag er hingehen, wo er will, wir aber haben Ruhe vor ihm und ordnen unsere Angelegenheiten und stellen die Eintracht wieder her.” Der Alte aus Nadjd aber entgegnete: “Auch dieser Rat taugt nichts. Habt ihr nicht seine schönen Reden und seine süße Sprache vernommen und gesehen, wie er damit die Herzen der Männer gewinnt? Bei Allah, tut ihr dies, so stehe ich nicht dafür, daß er nicht bei einem Beduinenstamm sich niederläßt und ihn durch seine Reden gewinnt, bis er ihm folgt. Dann zieht er gegen euch und bezwingt euch, nimmt euch die Herrschaft ab und verfährt mit euch, wie es ihm gut dünkt. Drum schafft einen anderen Rat!”

* Jesus war vom Hohen Rat aus der Volksgemeinschaft des Alten Bundes ausgeschlossen worden. Die Juden verdächtigten ihn, ein Volksverführer und Lästerer zu sein, der den sofortigen Tod verdiene. Bei Jesus hatte jedoch nie die Gefahr eines bewaffneten Aufruhrs bestanden. Er war der Friedefürst und der wahre Friedensstifter.

Da sagte Abu Djahl: “Bei Allah, mir fällt etwas ein, auf das noch keiner von euch gekommen ist.” Als sie fragten, was es wäre, sagte er: “Meine Ansicht ist, daß wir aus jedem Stamm einen jungen, kräftigen, angesehenen Mann von guter Familie wählen und jedem ein scharfes Schwert übergeben. Sie sollen wie ein Mann über ihn herfallen und ihn erschlagen.* Dann haben wir Ruhe vor ihm. Tun sie dies, so ist sein Blut auf sämtliche Stämme verteilt. Die Söhne Abd al-Dars können nicht ihr ganzes Volk bekriegen. Sie werden sich mit einem Sühnegeld zufriedengeben, das wir ihnen bezahlen wollen.” Da sagte der Greis aus Nadjd: “Der Rat dieses Mannes ist der einzige gute Rat.” Die Versammlung war damit einverstanden und ging auseinander.

* Die Juden beschlossen ebenfalls, Jesus zu töten, sobald sich eine Möglichkeit dazu ergab. Er wurde beobachtet und bespitzelt. Sie hoben Steine auf, um ihn zu steinigen. Er aber ging mitten durch sie hindurch. Seine Stunde war noch nicht gekommen (Johannes 8,59; 10,39).

4.02.16 -- Muhammad verläßt seine Wohnung (622 n.Chr.)

Da kam Gabriel zu Muhammad und sagte: “Bringe diese Nacht nicht in dem Bett zu, in dem du gewöhnlich schläfst.” Als ein Drittel der Nacht vorüber war, sammelten sich die Quraisch vor seiner Tür und warteten, bis er eingeschlafen wäre, um über ihn herzufallen.

Als Muhammad dies bemerkte, sagte er zu Ali: “Schlafe auf meinem Bett und hülle dich in meinen grünen Obermantel aus Hadramaut*” – in diesem pflegte Muhammad zu schlafen – “sie werden dir nichts zuleide tun.”**

* Eine Landschaft in Südarabien.
** Muhammad veranlaßte seinen Neffen und Adoptivsohn Ali, seine Feinde zu täuschen. Er setzte ihn – in der Nacht und ohne Beleuchtung – der Lebensgefahr aus, um sich selbst zu retten.
Jesus dagegen stellte sich in der Nacht seinen Feinden und sagte: “Wenn ihr mich sucht, so laßt diese gehen!” (Johannes 18,8). Er war bereit, selbst zu leiden und zu sterben, um seine Nachfolger nicht in Gefahr zu bringen.

Jazid ibn Ziyad hat mir von Muhammad ibn Ka’b aus dem Stamme Quraiza berichtet: “Als die Quraisch vor Muhammads Tür standen, sagte Abu Djahl, der sich auch unter ihnen befand: ,Muhammad glaubt, daß, wenn ihr ihm folgt, ihr Herren der Araber und der anderen – der “übrigen” Welt* – werdet, daß ihr nach dem Tode wieder aufersteht und Gärten bekommt, wie die am Jordanfluß. Wenn ihr ihm aber nicht folgt, so wird er euch niedermachen. Nach eurem Tode werdet ihr aber auferweckt und in der Hölle verbrannt.’ Da trat Muhammad heraus, nahm eine Handvoll Erde, streute sie über ihr Haupt und sagte zu Abu Djahl: ‚Ja, dies habe ich gesagt, und du bist einer der Letzteren.‘ Allah nahm ihnen allen die Sehkraft, so daß sie Muhammad nicht erkannten (Sure Ya-sin 36,9).

* Damit hat Abu Djahl sicher nur die übrigen Stämme Arabiens gemeint.

Schließlich kam jemand, der nicht zu ihnen gehörte und fragte sie, auf wen sie warteten. Sie antworteten: ‚Auf Muhammad.’ Da sagte jener: Allah möge euch enttäuschen! Muhammad ist längst zu euch herausgekommen, hat euch allen Erde auf das Haupt gestreut und ist seines Weges gegangen. Seht ihr nicht, was auf euch liegt?’ Da griff jeder nach seinem Haupt und fand Erde darauf. Sie betraten dann das Haus, fanden Ali auf dem Bett in Muhammads Mantel gehüllt und sagten: ‚Bei Allah, hier schläft Muhammad in seinen Mantel gehüllt,’ und sie blieben in dieser Meinung bis zum Morgen. Als Ali endlich vom Bett aufstand, sagten sie: ‚Der Mann, der uns ansprach, hat doch die Wahrheit gesagt!’

Hierauf erlaubte Allah Muhammad die Auswanderung.* Abu Bakr, der ein reicher Mann war, hatte sich zwei Kamele gekauft, die er in seinem Hause fütterte, um sie für diesen Ernstfall bereitzuhalten.

* Allah ermöglichte es Muhammad zu fliehen, um sein politisches Reich in Medina aufzubauen. Im Islam gibt es keinen Mittler zwischen Gott und Menschen, kein stellvertretendes Opfer, keine Versöhnung und keine Ausgießung des Heiligen Geistes als Folge dieses Opfers. Das Ziel der Religion Muhammads bleibt der islamische Staat, nicht die geistliche Erneuerung der Menschen. Deshalb starb Muhammad auch nicht für seine Nachfolger. Jesus aber opferte sich selbst auf Golgatha, damit wir ewiges Leben empfangen konnten.

Teil III - Der Herrscher in Medina

4.03 -- Muhammads Auswanderung nach Medina* (622 n.Chr.)

Aischa, die Mutter der Gläubigen, berichtete: “Muhammad versäumte es nie, des Morgens oder des Abends in die Wohnung Abu Bakrs zu kommen. An jenem Tage jedoch, als ihm Allah die Erlaubnis zur Auswanderung gab, kam er zur Mittagsstunde. Als Abu Bakr ihn sah, rief er: ‘Es muß etwas vorgefallen sein, daß Muhammad zu dieser Stunde kommt.' Als er eintrat, erhob sich Abu Bakr von der Sitzbank, und Muhammad setzte sich. Bei Abu Bakr war damals niemand außer mir und meiner Schwester Asma. Muhammad sagte: ‚Laß diese Personen aus dem Zimmer gehen!' Abu Bakr erwiderte: ‘Du stehst mir so nahe wie mein Vater und meine Mutter. Diese beiden sind meine Töchter!' Da sagte Muhammad: ,Allah hat mir die Auswanderung erlaubt!' Abu Bakr fragte: ,Reisen wir zusammen?' Als Muhammad diese Frage bejahte, weinte er vor Freude.” Aischa sagte: “Ich habe noch nie gesehen, daß jemand vor Freude weint!” Dann sagte Abu Bakr: “O Prophet Allahs! Ich halte schon zwei Kamele für diesen Fall bereit.” Sie dingten dann Abd Allah ibn Arkat – einen Mann von den Banu** Dual ibn Bakr – als Führer und übergaben ihm die Kamele, die er bis zur verabredeten Zeit weiden ließ. Kein Mensch wußte etwas von der Abreise Muhammads außer Ali, Abu Bakr und dessen Familie. Muhammad benachrichtigte Ali von seiner Abreise und befahl ihm in Mekka zu bleiben, bis er den Leuten alles zurückgegeben habe, was sie Muhammad zur Aufbewahrung übergeben hatten.

* Die Auswanderung Muhammads und seiner Gemeinde von Mekka brachte eine grundlegende Veränderung für den Islam mit sich. Muhammad lebte in Mekka 12 Jahre lang als verfolgter Prophet mit erstaunlicher Durchhaltekraft. Die Urgemeinde bewährte sich als bedrängte Beterschar.
In Medina entwickelte Muhammad sich zu einem zielstrebigen, skrupellosen Staatsmann, der vor keiner noch so harten Entscheidung zurückschreckte. Er formte aus einer passiven, auf das Gericht Allahs wartenden Gemeinde durch systematische Gehirnwäsche eine fanatische, draufgängerische Kämpferschar.
Die mekkanischen Suren besitzen noch einen mitreißenden prophetischen Schwung; die medinesischen Suren dagegen muten wie ein undurchdringliches juristisches Gestrüpp an. In Mekka glich Muhammad einem sprühenden Vulkan, in Medina erstarrte die Lava seiner Offenbarungen in Vorschriften und Gesetzen.
Die Moslems erkannten frühzeitig den entscheidenden Unterschied zwischen der Zeit in Mekka und dem neuen Zeitalter in Medina und ließen den islamischen Kalender mit dem Datum der Auswanderung Muhammads beginnen (622 n.Chr.). Diese Festlegung zeigt, daß weder die Geburt des Propheten noch der Beginn der sogenannten Offenbarungen noch die Entstehung seiner Gemeinde als “Vollislam” angesehen werden. Erst als der Islam ein Staat (Stadtstaat) wurde, galt er als gegründet. Der Islam versteht sich nicht als eine Religion im Sinne der europäischen Aufklärung, welche die Trennung von Religion und Staat voraussetzt, sondern als eine Staatsreligion, die die Einheit von Religion und Politik verlangt. Alles, was die Moslems in Mekka erlebten, galt lediglich als Vorbereitung zur Machtergreifung und zum Hervortreten des Vollislam.
** Banu, Bana, Bani heißt die Söhne oder Nachkommen eines Stammvaters.

4.03.1 -- Vom Aufenthalt Muhammads und Abu Bakrs in der Höhle

Muhammad und Abu Bakr verließen Abu Bakrs Haus gemeinsam durch eine Hintertür. Sie begaben sich in eine Höhle des Berges Thaur, die unterhalb der Stadt lag. Abu Bakr hatte seinen Sohn Abd Allah beauftragt, den Tag über zu horchen, was die Leute von ihnen sagten, und es ihnen abends zu hinterbringen. Abu Bakrs Freigelassener Amir ibn Fuhaira sollte am Tage seine Schafe auf die Weide führen und abends in die Höhle treiben, während seine Tochter Asma' ihnen des Nachts die nötigen Speisen bringen sollte. Drei Tage blieb Muhammad mit Abu Bakr in der Höhle. Die Quraisch hatten, sobald sie ihn vermißten, hundert Kamele als Preis für den ausgesetzt, der ihn zurückbringen würde. Abd Allah brachte den Tag bei den Quraisch zu, um zu hören, was sie über Muhammad und seinen Vater sagten. Das erzählte er ihnen abends. Amir ibn Fuhaira mischte sich unter die anderen Hirten Mekkas und führte abends die Schafe Abu Bakrs zur Höhle, damit sie sie melken und eines davon schlachten konnten. Wenn Abd Allah des Morgens die Höhle verließ, folgte ihm Amir mit den Schafen, um ihn zu verbergen. Als drei Tage vorüber waren und die Leute sich nicht mehr mit ihnen beschäftigten, ließen sie den Mann, den sie gemietet hatten, mit ihren beiden Kamelen kommen. Er führte auch ein drittes Kamel für sich selbst mit.

Asma brachte die Lebensmittel, hatte aber den Strick vergessen, an den der Schlauch gehängt werden sollte. Sie nahm daher ihren Gürtel vom Leib und benützte ihn als Strick. Abu Bakr führte das bessere Kamel Muhammad vor und sagte: “Besteige es! Ich gebe meine Eltern für dich hin.” Muhammad entgegnete: “Ich reite auf keinem Kamel, das mir nicht gehört.” Abu Bakr erwiderte: “Es gehört dir, du bist mir wie mein Vater und meine Mutter.” Muhammad sagte: “Nein. Um wieviel hast du es gekauft?” Als Abu Bakr den Preis nannte, sagte er: “Ich kaufe es um diesen Preis,” und Abu Bakr verkaufte es ihm.* Sie stiegen dann auf, und Abu Bakr ließ Amir hinter sich sitzen. Er sollte sie auf dem Wege bedienen. Dann reisten sie ab.

* Jesus besaß kein eigenes Reittier. Er befahl seinen Jüngern zwei Esel auszuleihen und ihrem Besitzer zu sagen, der Herr benötige sie. Jesus blieb auf die Hilfe Gottes, seines Vaters, und die Güte seiner Freunde angewiesen, bevor er als König unter Hosianna-Rufen in Jerusalem einzog. Er floh nicht vor der ihm feindlich gesinnten Stadt, sondern bestieg einen Esel und ritt auf ihm bewußt dem Tod am Kreuz entgegen. Jesus war sanftmütig und von Herzen demütig. Er besaß den Mut zur Wehrlosigkeit und starb als Sühneopfer für alle.

Muhammad jedoch trieb der Wille zur Macht und sein Selbsterhaltungstrieb zur (seit langem vorbereiteten) Auswanderung. Er dachte nicht daran, für Freunde oder Feinde zu sterben; er wollte leben, herrschen und siegen.

Asma hat gesagt: “Als Muhammad und Abu Bakr abgereist waren, kam Abu Djahl mit einigen anderen Quraischiten auf unser Haus zu und blieb vor der Tür stehen. Ich trat zu ihnen hinaus. Sie fragten, wo mein Vater sei. Ich antwortete: ‘Bei Allah, ich weiß nicht, wo mein Vater ist.' Da erhob Abu Djahl, der ein roher, grober Mann war, seine Hand und versetzte mir einen so derben Schlag auf die Wange, daß mein Ohrring herausfiel.”

4.03.2 -- Wie Abu Quhafa zu Asma' kam

Yahya ibn Abbad ibn Abd Allah ibn Zubair hat mir berichtet, sein Vater Abbad habe ihm erzählt, seine Großmutter Asma' habe gesagt: “Als Muhammad zusammen mit Abu Bakr abreiste, nahm jener all sein Geld mit, fünf- oder sechstausend Dirham. Da kam mein Großvater Abu Quhafa, der blind war, und sagte: ,Ich glaube, er hat euch um seine Person und um sein Gut gebracht.' Ich erwiderte: ,Keineswegs, mein Großvater, er hat viel Gut zurückgelassen.' Ich nahm dann Steine und legte sie in eine Vertiefung im Haus, in welche er sein Geld zu legen pflegte, deckte sie mit einem Tuch zu, ergriff seine Hand und sagte: ,Lege einmal deine Hand auf dieses Geld!' Er tat es und sagte: ,Nun hat es keine Not, wenn er euch soviel Geld zurückgelassen hat. So hat er wohlgetan, das genügt euch.' Aber, bei Allah, er hatte uns gar nichts zurückgelassen. Ich sagte es nur, um den Alten zu beruhigen.”*

* Die List ist ein anerkanntes, legales “Mittel zum Zweck” im Islam. Vergleiche dazu Sure Al 'Imran 3,54.

4.03.3 -- Stationen Muhammads bei seiner Auswanderung

Abd Allah ibn Arkat führte sie zunächst von den unteren Stadtteilen Mekkas an das Ufer unterhalb 'Usfans (etwa 60 km nordwestlich von Mekka), dann in die Niederung von Amadj (ca. 30 km weiter). Als er an Qudaid (12 km weiter, am Roten Meer gelegen) vorüber war, überquerte er mit ihnen die Straße nach Kharrar, kam dann nach Thaniyat al-Mara und schließlich nach Laqif. Dann führte er sie an den Zisternen von Laqif und von Madjadj vorüber, oder, wie Ibn Hischam glaubt, an der Zisterne von Madja. Dann kamen sie durch den Dattelwald von Madjadj und den von Dhu al-Ghudwain. Von hier führte er sie durch das Tal von Dhu Kischd nach Djadadjid, Adjrad, Dhu Salam, durch das Tal Aada, nach der Zisterne von Tahin und dann nach Ababid.

Dann lenkte er sie an al-Fadja vorüber und stieg mit ihnen nach al-'Ardj (ca. 250 km nördlich von Mekka) hinunter. Da hier eines ihrer Kamele vermutlich lahmte oder krank wurde, gab Aus ibn Hudjr, ein Mann vom Stamme Aslam, Muhammad eines seiner Kamele, das ibn al-Rida hieß und ihn nach Yathrib brachte. Auch gab er ihm einen seiner Diener mit, der Mas'ud ibn Hunaida hieß. Von al-'Ardj brachte ihr Führer sie nach Thaniyat al-Air, das rechter Hand von Rakuba liegt, nach dem Tal Rim hinunter und von hier nach Quba (Vorort von Medina, ca. 350 nördlich von Mekka), dem Wohnort des Banu Amr ibn Auf. Nach zwölf Nächten im Monat Rabi'a al-Awwal (3. Monat), an einem Montag während der Mittagshitze, als die Sonne nahezu den Zenit erreicht hatte, kamen sie in Yathrib* an (ca. 6 km östlich von Quba').

* Seit der Ankunft Muhammads in Yathrib wurde die Stadt “Medina” genannt, was soviel wie “die Stadt” heißt, die Muhammad und seinen Anhängern Zuflucht gewährte. Nach einer anderen umstrittenen These soll der Name al-Medina ursprünglich die Bedeutung “Ort des Gerichtes” oder “Amtssitz der Richter” gehabt haben.

4.03.4 -- Muhammads Ankunft in Quba', einem Vorort von Medina (September 622 n.Chr.)

Einige Gefährten Muhammads aus meinem Stamm haben erzählt: “Als wir hörten, Muhammad habe Mekka verlassen, sahen wir seiner Ankunft entgegen und gingen nach dem Morgengebet zum steinigen Feld, um auf ihn zu warten. Wir blieben, bis wir keinen Schatten mehr fanden. Dann kehrten wir um, denn es waren heiße Tage. Dasselbe taten wir am Tage seiner Ankunft. Wir waren bereits wieder nach Hause zurückgekehrt, als er ankam. Ein Jude* erblickte ihn zuerst, und da er gesehen hatte, wie wir ihn erwarteten, rief er laut: ,O ihr Söhne Qailahs, euer Glück ist angekommen!'

* Ausgerechnet ein Jude aus Yathrib (Medina) erkannte Muhammad zuerst. Die Juden bildeten die Oberschicht in dieser Stadt. Sie besaßen die Thora als Rechtsquelle, hatten handwerkliche Fertigkeiten entwickelt und waren wohlhabend.

Wir gingen hinaus und fanden Muhammad im Schatten einer Dattelpalme. Bei ihm befand sich Abu Bakr, der ihm an Jahren gleich war. Da die meisten von uns Muhammad früher nie gesehen hatten, wußten sie nicht, welcher von beiden er war. Als jedoch der Schatten von Muhammad wich und Abu Bakr ihm mit seinem Oberkleid Schatten spendete, erkannten wir ihn.”

Muhammad stieg, wie man erzählt, bei Kulthum ibn Hidm ab, der zu den Banu 'Ubaid gehörte. Nach anderen Berichten stieg er bei Sa'd ibn Khaithama ab. Diejenigen, welche ihn bei Kulthum wohnen lassen, behaupten aber, er habe sich nur zu öffentlichen Sitzungen in das Haus Sa'ds begeben, weil dieser unverheiratet war und die ledigen Gefährten Muhammads bei ihm wohnten. Deshalb hieß sein Haus auch das Haus der Ledigen. Allah allein weiß, was richtig ist.

4.03.5 -- Wie Muhammad seine Bleibe in Medina auswählte

Ali* blieb noch drei Tage und drei Nächte in Mekka, um den Leuten zurückzugeben, was sie Muhammad anvertraut hatten. Dann folgte er Muhammad nach und stieg mit ihm bei Kulthum ab.

* Ali, der Vetter und Adoptivsohn Muhammads, fungierte als sein Vermögensverwalter, weil die Sippe seines Vaters Abu Talib ihn schützte und er noch nicht 20 Jahre alt war.

Muhammad blieb von Montag bis Donnerstag in Quba' und legte dort den Grundstein zu einer Moschee. Am Freitag führte ihn Allah weiter. Die Banu Auf hatten jedoch gedacht, er werde länger bei ihnen verweilen.

Zur Zeit des Freitagsgebets befand sich Muhammad bei den Banu Salim ibn Auf, und er betete dort, wo jetzt die Moschee inmitten des Tales Ranuna steht. Es war das erste Freitagsgebet, das er in Medina verrichtete. Itban ibn Malik und 'Abbas ibn Ubada mit anderen Männern von den Banu Salim forderten ihn auf, bei ihnen zu bleiben, da sie zahlreich und wohlgerüstet wären, um ihn zu beschützen. Er aber entgegnete: “Laßt das Kamel seines Weges gehen. Es hat von Allah Befehl, da zu ruhen, wo ich bleiben soll.” Da ließen sie es weiterziehen. Als es bei der Wohnung der Banu Bayada war, kam Ziyada ibn Labid und Farwa ibn Amr mit andern heraus und luden Muhammad in gleicher Weise ein, bei ihnen zu bleiben. Er aber gab ihnen dieselbe Antwort. Dasselbe wiederholte sich vor der Wohnung der Banu Sa'ida, der Banu al-Harith, der Banu 'Adi, welche seine entfernten Onkel waren, denn Salama, die Tochter 'Amrs, eine ihrer Frauen, war die Mutter Abd al-Muttalibs (dem Großvater Muhammads).

Das Kamel* ging immer weiter bis zur Wohnung der Banu Malik ibn al-Nadjdjar. Dort kniete es vor der Tür der jetzigen Moschee nieder, wo sich zu jener Zeit ein Trockenplatz befand, der zwei Waisen gehörte, nämlich Sahl und Suhail, den Söhnen 'Amrs, von den Banu Malik ibn al-Nadjdjar. Als es niederkniete und Muhammad nicht abstieg, erhob es sich wieder und machte ein paar Schritte vorwärts – Muhammad hatte ihm nämlich die Zügel freigegeben und es nicht geführt, dann wendete es sich wieder um und kniete an derselben Stelle nieder, wo es sich zum erstenmal niedergelassen hatte. Dort blieb es, röhrte und legte den Hals auf den Boden. Muhammad stieg ab. Abu Ayyub Khalid ibn Zaid nahm das Gepäck ab und trug es in sein Haus, und Muhammad kehrte bei ihm ein. Er fragte dann, wem dieser Platz gehöre. Mu'adh ibn Afra antwortete: “Den zwei Waisen, Sahl und Suhail, die bei mir wohnen. Ich werde ihn zum Bau einer Moschee verwenden und sie dafür entschädigen.”

* Jesus hatte es nicht nötig, sich einem Tier als seinem Lotsen anzuvertrauen. Er sandte Petrus und Johannes und sagte ihnen im voraus, wie und wo sie den geheimen Ort seines letzten Abendmahls finden würden (Lukas 22,8-13).

4.03.6 -- Vom Bau der ersten Moschee

Allah befahl Muhammad, eine Moschee* zu bauen. Er blieb bei Abu Ayyub, bis seine Wohnungen und die Moschee gebaut waren. Er legte selbst mit Hand an, um die Gläubigen anzuspornen. Sowohl die Auswanderer wie auch die Hilfsgenossen arbeiteten voll Eifer daran. Ein Moslem hat folgenden Vers gedichtet:

Wenn wir müßig blieben, während der Prophet arbeitete,
so wäre es von uns ein verkehrtes Handeln.

Während des Baues sagten die Moslems folgenden Vers:

Nur das Jenseits ist das wahre Leben.
Allah! Erbarme dich der Hilfsgenossen
und der Ausgewanderten.

Muhammad wiederholte dieselben Worte, nannte aber die Auswanderer zuerst.**

* Das arabische Wort “Djami' ” heißt “der Sammelnde, der Vereinigende, der Umfassende,” was in Deutsch mit Moschee wiedergegeben wird.
Jesus baute keine kirchlichen Gebäude oder Synagogen für seine Nachfolger, obwohl er von Beruf Zimmermann war. Statt dessen schenkte er seinen Jüngern seinen Geist, damit ihre Leiber Tempel Gottes werden konnten. Nicht die Errichtung von Häusern aus toten Steinen zur Sammlung von Gläubigen war das Ziel Jesu Christi. Er wollte vielmehr, daß Gott selbst in den Gläubigen wohne. Heute ist die Gemeinde Jesu der geheiligte Tempel Gottes.
** Muhammad bevorzugte gelegentlich die Auswanderer aus Mekka. Das führte zu erheblichen Spannungen zwischen den Moslems aus Mekka und aus Medina. Diese Spannungen traten später bei der Wahl seines Nachfolgers offen zutage.

Ammar trat mit Ziegelsteinen beladen heran und sagte zu Muhammad: “O Gesandter Allahs! Sie bringen mich um. Sie bürden mir mehr auf, als ich tragen kann.” Umm Salama, die Gattin Muhammads, erzählt: “Ich sah, wie Muhammad mit der Hand durch sein krauses Haar fuhr und sagte: ,Weh dir, Sohn Sumaiyyas! Diese Männer hier bringen dich nicht um, aber eine Schar Abtrünniger wird dich töten.'”

Muhammad blieb im Hause des Abu Ayyub, bis die Moschee und die Wohnungen gebaut waren. Dann zog er aus. Abu Ayyub hat erzählt: “Als Muhammad bei mir abstieg, wohnte er im unteren Stock und ich und die Mutter Ayyubs im oberen. Ich sagte ihm: ,O Prophet Allahs, du bist mir teurer als mein Vater und meine Mutter. Ich liebe es nicht und halte es für eine Sünde, daß du unten wohnst und ich über dir. Ziehe du hinauf und laß uns unten wohnen!' Er antwortete: ,O Abu Ayyub! Es ist für uns und die, welche uns besuchen, bequemer, wenn wir unten wohnen.' So blieb Muhammad unten wohnen und wir oben.”

“Einst zerbrach ein Gefäß, in dem wir Wasser aufbewahrten. Wir nahmen eine Decke, die einzige, die wir hatten, um den Boden aufzutrocknen, damit das Wasser nicht auf Muhammad hinuntertropfe und ihm schade.” Derselbe erzählte auch: “Wir bereiteten ihm das Abendessen und schickten es ihm. Wenn er uns das Übriggelassene zurückschickte, griffen wir, meine Frau und ich, nach der Stelle, die er mit seiner Hand berührt hatte und erwarteten einen Segen davon. Eines Abends schickten wir ihm ein Essen, das mit Zwiebeln und Knoblauch zubereitet war. Da schickte er es zurück, und wir sahen nirgends eine Spur von seiner Hand. Ich ging erschrocken zu ihm und sagte ihm: ,Ich habe keine Spur von deiner Hand am Essen gefunden,' und sagte ihm auch, daß wir stets von der Stelle, die seine Hand berührt hatte, gegessen haben, um dadurch gesegnet zu werden. Er antwortete: ,Ich habe den Geruch von Knoblauch darin gefunden, und ich bin ein Mann, an dem manche nebenher schnüffeln, um herauszufinden, wie er riecht. Ihr aber könnt es essen!' So aßen wir es denn, bereiteten ihm aber nichts mehr von solchen Pflanzen zu.”

4.03.7 -- Wie die Auswanderer Muhammad nach Medina folgten

Die Auswanderer folgten Muhammad nach Medina, und es blieb keiner in Mekka, der nicht zum Abfall vom Islam gebracht oder mit Gewalt zurückgehalten worden wäre. Die Auswanderer flüchteten jedoch nicht mit ihrer ganzen Familie und mit all ihrer Habe aus Mekka zu Allah und seinem Gesandten. Eine Ausnahme bildeten die Hausbesitzer vom Stamme Djumah, der Banu Djahsch ibn Riab. Sie waren Schutzgenossen der Banu Umaiyya und der Banu al-Bukair, und diese wiederum Schutzgenossen der Banu 'Adi ibn Ka'b. Ihre Wohnungen wurden verschlossen, als sie auswanderten, und es blieb niemand darin zurück.

Als die Banu Djahsch auswanderten, verkaufte Abu Sufyan ihr Haus an Amr ibn 'Alqama. Als die Söhne Djahschs dies hörten, sagte es Abd Allah ibn Djahsch dem Propheten. Dieser entgegnete: “Bist du nicht zufrieden, wenn dir Allah dafür ein besseres Haus im Paradies gibt?” Er antwortete: “Gewiß!” – “Nun,” versetzte Muhammad, “du sollst es bekommen.” Als Muhammad Mekka eroberte, sprach Abu Ahmad mit ihm wegen ihres Hauses. Muhammad zögerte mit der Antwort, und die Leute sagten zu Abu Ahmad: “Muhammad hat es nicht gern, wenn man auf Geldverluste zurückkommt, die man zu Ehren Allahs erlitten hat. Sprich daher nicht mehr mit ihm darüber!”

Muhammad blieb vom Monat Rabi'a al-Awwal (3. Monat) bis zum Safar (2. Monat) des folgenden Jahres in Medina. In dieser Zeit wurde der Bau seiner Moschee und seiner Wohnungen vollendet.

4.03.8 -- Muhammads erste Kanzelrede

Wie mir von Abu Salama ibn Abd al-Rahman berichtet worden ist, hat Muhammad in seiner ersten Kanzelrede (Allah bewahre uns davor, ihm etwas in den Mund zu legen, was er nicht gesagt hat!), nachdem er Allah gelobt und gepriesen hatte, folgendes gesagt: “O ihr Leute! Schickt gute Werke für euch voraus!* Bei Allah, wenn einem von euch wegen Angst vor dem Jüngsten Tag das Bewußtsein geraubt wird, dann wird seine Herde ohne Hirte sein. Dann wird ihm Allah ohne Dolmetscher und Kämmerer sagen: ,Ist dir nicht mein Gesandter begegnet und hat dir meine Botschaft überbracht? Ich habe dir Güter geschenkt und Wohltaten erzeigt. Was hast du für deine Seele vorausgeschickt?' Er wird dann nach rechts und nach links schauen und nichts finden, und er wird vorwärts blicken und nichts als die Hölle sehen. Wer (sein Gesicht) sich selbst vor der Hölle bewahren kann – und wäre es nur mit einem Stück von einer Dattel -, mag es tun. Wer nichts findet, mag es durch ein gutes Wort tun. Jede gute Tat wird zehn- bis siebenhundertfach vergolten. Friede sei mit euch und Allahs Segen und Barmherzigkeit!”

* Der Islam ist eine Religion, die auf Werkgerechtigkeit aufgebaut ist. Die Gerechtigkeit aus Glauben ist von zweitrangiger Bedeutung, denn der Glaube und seine Bezeugung werden als “gute Werke” verstanden. Eine Rechtfertigung aus Gnaden aufgrund eines stellvertretenden Opfers ist dem Islam fremd. Jeder muß sein eigenes Heil schaffen. Die Angst vor dem Gericht Allahs und der Hölle ist die Triebkraft im Benehmen eines Moslems, nicht die Liebe oder der Wille zum Dienen. Paulus offenbarte jedoch, daß kein Mensch durch das Tun des Gesetzes oder durch gute Werke gerecht werden kann. Hier liegt der grundlegende Irrtum Muhammads und des Islam.

4.03.9 -- Muhammads zweite Kanzelrede

Ein andermal hielt Muhammad folgende Kanzelrede: “Preis dem Herrn! Ich lobe ihn und flehe ihn um Beistand an. Allah ist unsere Zuflucht vor unseren eigenen Bosheiten und unseren sündigen Taten. “Wen Allah leitet, der wird von niemand verführt. Wen aber Allah in die Irre führt, den kann niemand mehr recht leiten” (Sure al-Kahf 18,17)”*.

“Ich bekenne: Es gibt keinen Gott außer Allah. Er hat keinen Teilhaber neben sich. Die beste Rede der Welt ist das Wort Allahs. Gesegnet ist der, dem Allah sein Wort in sein Herz gesenkt hat, den er vom Unglauben zum Islam führte und der den Qur’an allen anderen Erzählungen vorzieht. Er ist die beste und eindringlichste Rede der Welt. Liebt, was Allah liebt! Liebt Allah von ganzem Herzen! Werdet Allahs Wort nie überdrüssig und hört nicht auf, es zu wiederholen!** Verstockt euer Herz nicht gegenüber Allahs Wort, denn es ist das Beste und Erlesenste, was Allah geschaffen hat. Er nannte den Qur’an das Auserwählteste und das Vorzüglichste von allen Reden und allem, was dem Menschen gegeben worden ist, sowohl Erlaubtes wie Verbotenes. Betet Allah ohne Teilhaber an! Fürchtet ihn in echter Gottesfurcht! Seid aufrichtig gegen Allah in allem, was ihr mit dem Munde sprecht! Liebt euch untereinander im Geiste Allahs, denn Allah zürnt, wenn das Schutzbündnis mit ihm gebrochen wird. Friede sei mit euch und Allahs Barmherzigkeit!”

* Die verkürzte Form dieser Einleitung (hervorgehobener Text) dient bis heute als obligatorische Einleitung einer Freitagsansprache in der Moschee.
Der Islam lehrt eine doppelte Prädestination: Allah bestimmt die einen zum Heil, die anderen zum Verderben (Suren Ibrahim 14,4; al-Nahl 16,93 u.a.). Die Freiheit des Menschen ist im Islam sehr begrenzt. Trotzdem ist ein Moslem für seine guten und bösen Taten am Tage des Gerichts verantwortlich. Der Moslem soll deshalb Allah fürchten und anbeten, in der Hoffnung, daß Allah ihn später aus dem Feuer der Hölle wegen seiner guten Werke erretten werde (Sure Maryam 19,72).
** Das arabische Wort “Qur’an” heißt wörtlich: “Die Lesung, der Rezitationstext” und wird im Islam ausschließlich für die Suren Muhammads verwendet.
Der Qur’an gilt als das abschließende, fehlerlose Wort Allahs, das Muhammad durch den Engel Gabriel bei seinen epileptischen Anfällen diktiert worden sein soll. Dieses Wort soll nicht bloß in die Köpfe, sondern vor allem in die Herzen gesenkt werden. Jeder Moslem soll den Qur’an auswendig lernen. Das wird als ein rechtfertigendes Werk verstanden. Die Unterwerfung unter Allah zeigt sich unter anderem im Auswendiglernen des Qur’ans, das am Tage des Gerichts seinen Lohn finden werde.

4.04 -- Die Bildung eines Stadtstaates aus Moslems, Juden und Animisten (ab 622 n.Chr.)

4.04.1 -- Muhammad erläßt ein Grundgesetz

Muhammad setzte eine Urkunde auf. Es sollte ein Vertrag sein für die Auswanderer und Hilfsgenossen und für die Juden, denen ihr Glaube und ihr Vermögen unter gewissen Bedingungen gelassen werden sollte. Er lautete: Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers. Dies ist der Vertrag, den Muhammad, der Prophet, zwischen den Gläubigen von Quraisch und Medina und denen, die ihnen folgen, sich ihnen anschließen und mit ihnen zusammen kämpfen, abschließt. Sie bilden zusammen eine Gemeinschaft*, die von allen anderen Menschen abgesondert ist.

* Am Anfang seiner Herrschaft in Medina versuchte Muhammad alle, Moslems, Juden und Animisten, die in dieser Stadt wohnten, durch ein Vertragswerk zusammenzubinden. Er betrachtete alle miteinander als seine Untergebenen, die zusammengehörten und von denen jeder für jeden einstehen sollte.

Die Auswanderer von Mekka, die Quraischiten, sollen im Notfall entsprechend ihren Wohnplätzen die Sühne für ihre Gefangenen bezahlen, um sie auszulösen, wie es unter Gläubigen recht und üblich ist. Die Banu Auf sollen nach ihren Wohnplätzen wie früher ihr Sühnegeld bezahlen und so jede Abteilung ihre Gefangenen nach Recht und Gewohnheit auslösen. Dasselbe gilt für die Banu Harith, die Banu Sa'ida, die Banu Djuscham, die Banu al-Nadjdjar, die Banu Amr ibn Auf, die Banu al-Nabit und die Banu al-Aus.* Die Gläubigen sollen keinen mit großen Schulden Belasteten unter sich haben, den sie nicht unterstützen, selbst wenn ein Sühne- oder Lösegeld für ihn zu bezahlen ist.

* Dieser unislamische Kompromiß war ein Versuch Muhammads, die nichtmoslemischen Bewohner Medinas allmählich für den Islam zu gewinnen. Er bot ihnen die Gleichberechtigung an, also die gleichen Pflichten und Rechte, wie sie für die Moslems gelten. Dieser Vertrag steht im Gegensatz zum späteren Verständnis der islamischen Umma, in der nur Moslems vollberechtigte Bürger sein können. Wer dieses erste Grundgesetz in Medina nicht akzeptierte, wurde schutzlos.

Kein Gläubiger soll die Verbündeten eines anderen (Gläubigen) anfeinden. Die Gläubigen sollen wachen über die, welche Gewalt üben oder Sühnegeld* begehren oder Feindschaft und Korruption unter den Gläubigen anzetteln. Alle sollen ihre Hand gegen den Betreffenden erheben, und wäre es der eigene Sohn. Niemand soll einen Gläubigen als Rache für einen Ungläubigen töten. Niemand soll einem Ungläubigen gegen einen Gläubigen beistehen.** Allahs Schutz ist einer und gilt allen Moslems gleichermaßen. Auch der Geringste unter den Moslems kann den Ungläubigen diesen Schutz gewähren! Die Gläubigen sollen sich gegenseitig gegen alle anderen Menschen schützen.***

* Das Sühnegeld ist das Geld für den Loskauf oder zur Freilassung von Ungläubigen oder nichtmoslemischen Kriegsgefangenen, das der Führer der Moslems bestimmt.
** Dieser Satz gilt als Rechtfertigung für das spätere Massaker an den Juden der Banu Qaynuqa'. Die Verbündeten der Juden unter den einstigen Animisten Medinas hatten kein Recht, ihnen gegen die Moslems beizustehen, als diese die Juden in großer Zahl umbrachten.
*** Die uneingeschränkte gegenseitige Beistandspflicht aller Moslems gegen berechtigte oder unberechtigte Angriffe von Nichtmoslems ist ansatzweise bereits in diesem ersten Grundgesetz Medinas enthalten. Sie wurde später zur Selbstverständlichkeit für alle Moslems. In Wirklichkeit aber – bei Familienzwisten und in Kriegen zwischen islamischen Völkern – wurde dieses Gesetz unzählige Male gebrochen.

Juden, die uns folgen, erhalten Beistand und gleiches Recht. Es soll ihnen kein Unrecht angetan und ihren Feinden kein Beistand gegen sie geleistet werden.

Der Friede der Gläubigen ist unteilbar. Es soll nicht mit einem Gläubigen ein Friede geschlossen werden und mit dem andern nicht. Im Kampf für Allah soll alles mit Gleichheit und Gerechtigkeit geschehen. Bei jedem Kriegszug sollen die Reiter einander abwechseln. Keiner soll sich an einem Gläubigen rächen, wenn im heiligen Kampf Blut vergossen worden ist. Die Gläubigen, die Allah fürchten, stehen unter der besten und kräftigsten Leitung.

Ferner soll kein Götzendiener (aus Medina) das Gut oder die Person eines Quraischiten unter seinen Schutz nehmen noch sich in einen Streit einmischen, der zwischen einem Quraischiten und einem anderen Gläubigen entstanden ist. Wer erwiesenermaßen einen Gläubigen tötet, soll dafür auch getötet werden, es sei denn, der nächste Verwandte des Getöteten ließe sich in anderer Weise zufriedenstellen. Die Moslems sollen sich wie ein Mann gegen den Mörder erheben.*

* Die Blutrache nach dem Prinzip “Auge um Auge, Zahn um Zahn” bzw. die Möglichkeit zur Annahme eines Blutgeldes durch die Angehörigen wurde mit dieser Anordnung vorbereitet und legalisiert. Der Islam kennt keine uneingeschränkte Vergebungspflicht, wie Jesus sie von seinen Jüngern fordert (Matthäus 6,14-15).

Auch ist es einem Gläubigen, der dem Inhalt dieses Dokuments zugestimmt hat und an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, nicht gestattet, einem Verbrecher zu helfen oder ihm Zuflucht zu gewähren. Wer es dennoch tut, den trifft Allahs Fluch und Zorn am Tage der Auferstehung. Durch nichts kann er sich von dieser Schuld reinigen.* In jeder Frage, in der ihr unter euch uneins seid, wendet euch an Allah und Muhammad.**

* Der Islam warnt seine Anhänger vor mehreren Arten von unvergebbarer Schuld: Vor dem Abfall vom Islam, vor dem Glauben an angeblich mehrere Gottheiten wie Vater, Sohn und Heiliger Geist und vor der vorsätzlichen Ermordung eines anderen Moslems.
** Muhammad inthronisierte sich mit diesem Gesetz zum Schlichter, Richter und absoluten Herrscher in Medina. Jesus dagegen hat es abgelehnt, sich zum König machen zu lassen oder irgendein weltliches Amt zu übernehmen, weil er ein geistliches Reich aufbauen wollte (Johannes 6,15; Lukas 12,13-15).

Führen Juden gemeinsam mit Gläubigen einen Krieg, so sollen sie auch die gleichen Kosten tragen. Die Juden der Banu Auf bilden eine Gemeinschaft mit den Gläubigen. Die Juden behalten ihren Glauben und die Moslems den ihrigen.* Ebenso ist ihre Person und die ihrer Freigelassenen oder Schutzgenossen unantastbar. Nur Verbrecher oder Gewalttäter genießen keinen Schutz, wodurch sie sich selbst und ihre Familie ins Verderben stürzen.

* Diese Anordnung verfügte (vorübergehend) außer der zivilrechtlichen Gleichberechtigung von Juden und Moslems in Medina auch die Gleichwertigkeit von islamischem und jüdischem Glauben.

Die Regelung für die Juden der Banu Auf gilt auch für die Juden der Banu al-Nadjdjar, der Banu al-Harith, der Banu Sa'ida, der Banu Djuscham, der Banu al-Aus, der Banu Tha'laba und Djafna, die einen Zweig der Djafna bilden, ebenso für die Juden der Banu Schutaiba, die Reinen, nicht die Verbrecher. Die Freigelassenen der Tha'laba gelten wie die Tha'laba selbst als Nebenzweige der jüdischen Stämme. Keiner von ihnen kann ohne Erlaubnis Muhammads Medina verlassen.*

* Muhammad regierte wie ein absoluter Herrscher über seine Untertanen. Der Islam gewährt nur begrenzte Freiheiten.

Niemand darf gehindert werden, wegen einer Wunde Rache zu nehmen. Wer ein Unrecht begeht, schadet sich selbst und seiner Familie, es sei denn, daß ihm zuvor Gewalt angetan worden ist. Allah will, daß diese Anordnungen genau befolgt werden.

Die Juden sollen für ihre Verpflegung und die Gläubigen für die ihrige sorgen. Beistand ist gegenseitige Pflicht, wenn jemand gegen die in diesem Dokument Genannten Krieg führt. Die gegenseitige Beratung soll in allen Fällen aufrichtig sein. Niemand soll seinem Verbündeten ein Unrecht zufügen, und dem, welchem Gewalt angetan wird, ist man Beistand schuldig. Die Juden sollen mit den Gläubigen die Kriegskosten tragen, solange sie zusammen Krieg führen.*

* Die Juden unterlagen im Kriegsfall der Beistandspflicht und mußten sich an der Finanzierung der Heiligen Kriege beteiligen.

Das Stadtgebiet Medinas soll ein unantastbarer Bezirk für alle sein, die diesem Vertrag zustimmen. Ein Schutzbefohlener gilt wie die Person dessen, der ihm Schutz verleiht, sofern er kein Verbrecher ist. Eine Frau kann ohne Erlaubnis ihrer Familie nicht in Schutz genommen werden. Sollte ein unvorhergesehenes Ereignis zwischen den in diesem Vertrag Genannten eintreten oder ein Streit ausbrechen, wodurch die Aufhebung der Abmachungen zu befürchten wäre, so wende man sich an Allah oder Muhammad. Allah sorgt am besten für die genaue Einhaltung dieses Vertrags. Den Quraisch in Mekka und ihren Hilfsgenossen darf kein Schutz gewährt werden.* Wer Medina angreift, soll von allen zurückgeschlagen werden. Werden die Ungläubigen aufgefordert, Frieden zu schließen und im Frieden zu leben, so sollen sie der Aufforderung Folge leisten.

* Die Kaufleute in Mekka bildeten die größte Gefahr für Muhammad. Wer mit ihnen paktierte, wurde Muhammads Feind.

Fordern sie zum Frieden auf, so sollen ihnen auch die Gläubigen folgen, außer wenn sie einen Glaubenskrieg führen. Jeder soll seinen Anteil an der Beute erhalten, die sie gemacht haben (Sure al-Anfal 8,1ff). Den Juden vom Stamme Aus und ihren Schutzgenossen werden die gleichen Rechte zugesichert wie denen, die diesem Vertrag zugestimmt haben.

Allah verlangt, daß der Inhalt dieses Vertrags* genau eingehalten wird, ohne daß dadurch Verbrecher und Übeltäter geschützt werden. Wer Medina betritt oder die Stadt verläßt, soll sicher sein außer den Verbrechern und Übeltätern. Allah und Muhammad, sein Gesandter, beschützen den Reinen und Gottesfürchtigen.**

* Dieser Vertrag wurde zum Vorbild, zur Grundlage und Legitimation für viele spätere Verträge, die zwischen Moslems und anderen unterworfenen Schutzberechtigten abgeschlossen wurden.
** Dieser Vertrag zwischen Moslems, Juden und Animisten in Medina ist ein Beispiel für die Führungskunst Muhammads. Er war eine Zeitlang – entgegen seinen religiösen Prinzipien – zu Kompromissen bereit, aber nur so lange, wie er auf die Hilfe der Andersgläubigen angewiesen war. Muhammad wollte zuerst die grundverschiedenen Partner seiner Stadt einigen, um eine Machtbasis zu schaffen, auf der der Islam gedeihen konnte.

4.04.2 -- Die Verbrüderung der Auswanderer und Hilfsgenossen

Muhammad verbrüderte die mit ihm ausgewanderten Gefährten mit den Hilfsgenossen. Wie ich vernommen habe, sagte er (Allah bewahre uns davor, ihm etwas zu unterschieben, was er nicht gesagt hat!): “Werdet in Allahs Namen (je zwei miteinander) Brüder!” Er ergriff dann die Hand Alis und sagte: “Dies ist mein Bruder.”* So wurde Muhammad**, der Herr der Gesandten, der Imam der Gottesfürchtigen, der Gesandte des Herrn der Welten, dem niemand gleich ist, mit Ali verbrüdert. Hamza, der Löwe Allahs und der Onkel Muhammads, wurde ein Bruder des Zaid ibn Haritha, des Freigelassenen Muhammads. Er war es, dem Hamza seinen letzten Willen auftrug für den Fall, daß er in der Schlacht von Uhud umkommen sollte. Dja'far, der Sohn Abu Talibs, der im Paradies mit zwei Flügeln umherschwebt,*** wurde der Bruder des Mu'adh ibn Djabal, eines Bruders der Banu Salama. Abu Bakr wurde mit Kharidja ibn Zaid verbrüdert, Umar ibn al-Khattab mit Itban ibn Malik. Am Schluß wird Bilal genannt. Dieser Freigelassene Abu Bakrs und Gebetsausrufer Muhammads wurde mit Abu Ruwaiha Abd Allah ibn Abd al-Rahman, dem Khathamiten, der dann zu den Banu Fura zählte, verbrüdert.

* Diese Aussage Muhammads wird von den Schiiten so ausgelegt, daß Ali der Muhammad “am nächsten Stehende” und damit ranghöchste Moslem sei.
** Muhammad gilt im Islam als Herr und Siegel aller Gesandten Allahs. Er erscheint den Moslems größer als Mose und Jesus. Der “Herr der Welten” ist jedoch einer der Namen Allahs, als dessen wichtigster Gesandter Muhammad angesehen wird. Er verbrüderte sich mit Ali, seinem Neffen, Adoptivsohn und späterem Schwiegersohn. Damit aber hat sich Muhammad erneut an seine Sippe gebunden.
*** Muhammad hatte behauptet, Dja'far, seinem Vetter, dem bei einem Kampf beide Arme abgeschlagen worden waren, seien an ihrer Stelle zwei Flügel gewachsen.

Diese Namen wurden uns von jenen genannt, zwischen denen Muhammad eine Verbrüderung gestiftet hatte. Als Umar in Syrien die Bücher einführte, in welche alle Krieger eingetragen wurden, fragte er Bilal, der auch dort Krieg führte, wo er eingetragen zu werden wünschte. Er antwortete: “Bei Abu Ruwaiha, von dem ich mich nie trennen werde, weil uns Muhammad miteinander verbrüdert hat.” So wurde er dem Abu Ruwaiha angeschlossen und die übrigen Abessinier dem Stamme Khatham, weil Bilal diesem angehörte.*

* Die Verbrüderung der Moslems untereinander stellte den Versuch Muhammads dar, den Flüchtlingen, die aus ihrem Sippenschutz herausgelöst worden waren, in der Religionsgemeinschaft des Islam eine neue Heimat mit einem neuen Wir-Bewußtsein zu verschaffen. Die Blutsbande sollten durch religiöse Bande ersetzt werden. Dieser Versuch ist allerdings nur teilweise gelungen. Die Geschichte des Islam zeigt eine endlose Kette von Kriegen aus familienpolitischen und sippenrechtlichen Gründen.

4.04.3 -- Abu Umamas Tod

In jenen Monaten, als die Moschee gebaut wurde, starb Abu Umama Sa'd ibn Zurara an einem Halsleiden oder an Atembeschwerden. Muhammad sagte: “Der Tod Abu Umamas sieht für die Juden und für die Heuchler unter den Arabern wie ein Unglück für die Moslems aus. Sie werden sagen, wenn ich ein Prophet wäre, so wäre mein Gefährte nicht gestorben.* Sie sind nun davon überzeugt, ich könne bei Allah weder für mich noch für meine Gefährten etwas erreichen.” Nachdem Abu Umama gestorben war, versammelten sich die Banu Nadjdjar, deren Vorsteher er war, bei Muhammad und baten ihn, einen Nachfolger zu bestimmen, der ihre Angelegenheiten wie sein Vorgänger ordne. Da antwortete Muhammad: “Ihr seid meine Onkel mütterlicherseits. Ich gehöre zu euch und will euer Vorsteher sein.” Muhammad wollte nämlich keinen über den anderen setzen. Die Banu Nadjdjar rechneten es als Verdienst ihres Geschlechts an, daß Muhammad ihr Vorsteher wurde.

* Jesus wurde von Maria, der Schwester des Lazarus, mit einer ähnlichen Frage konfrontiert. Er besaß jedoch die Vollmacht, den Verstorbenen aus dem Grab ins Leben zu rufen. Muhammad hatte diese Fähigkeit nicht. Statt dessen hat er die Situation der Trauernden ausgenützt und sich selbst als Haupt der verwaisten Sippe eingesetzt.

4.04.4 -- Der Beginn des Gebetsrufes

Als Muhammad in Medina einen sicheren Aufenthalt* gefunden hatte und seine Freunde, die Auswanderer, bei ihm sein konnten und auch die Angelegenheiten der Hilfsgenossen geordnet waren, wurde der Islam zu einer festen Einrichtung. Das Gebet wurde regelmäßig verrichtet, die Fastenzeiten eingehalten, die Armensteuer erhoben, das Strafgesetz angewandt und das Erlaubte und Verbotene** vorgeschrieben.***

* Jesus sagte von sich, als einer ihm die Nachfolge anbot: “Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege” (Matthäus 8,20). Und Paulus schrieb über Jesus in 2. Korinther 8,9: “Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen.”
** “Das Erlaubte und das Verbotene” sind die äußersten Grenzen der Wertskala im islamischen Recht, zwischen denen es viele Abstufungen wie indifferent, unerwünscht, verabscheuungswürdig und andere gibt.
*** Der Islam war damit zum alleinigen Gesetz, zur Kultur und Lebensordnung in Medina geworden.

Als Muhammad nach Medina kam, versammelten sich die Leute zur bestimmten Zeit bei ihm zum Gebet, ohne daß sie dazu aufgerufen worden wären. Muhammad trug sich mit dem Gedanken, die Gläubigen wie die Juden durch eine Trompete zum Gebet rufen zu lassen, doch kam er wieder davon ab. Später wollte er eine “Glocke” einführen. Er ließ tatsächlich eine “Glocke” anfertigen, um sie zur Gebetszeit läuten zu lassen.*

* Bei den ersten islamischen Versammlungen wurden zwei Hölzer verschiedener Länge rhythmisch aufeinander geschlagen. Das war der Ersatz für eine Trompete, Trommel oder Glocke, die damals noch nicht zur Verfügung standen.

Inzwischen hatte Abd Allah ibn Zaid ein Gesicht. Darin war er belehrt worden, wie er zum Gebet aufrufen sollte. Er kam zum Propheten und sagte: “In der vergangenen Nacht ging ein wandernder Geist in Gestalt eines Mannes, der in einen grünen Umhang gekleidet war und eine Glocke in der Hand hatte, an mir vorüber. Ich bat ihn: ‘Diener Allahs! Willst du mir diese Glocke verkaufen?' Er fragte: ,Was willst du damit tun?' Ich antwortete: ,Wir wollen damit Menschen zum Gebet rufen.' Da sagte er: ,Ich will dir eine bessere Methode zeigen!' Als ich ihn nach dieser Methode fragte, antwortete er: ,Rufe viermal: Allah ist größer, und dann: Ich bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah. Ich bekenne, daß Muhammad ein Gesandter Allahs ist. Herbei zum Gebet! Herbei zum Gebet! Herbei zum Erfolg! Herbei zum Erfolg! Allah ist größer! Allah ist größer. Es gibt keinen Gott außer ihm!'”* Als Muhammad diese Worte hörte, sagte er: “Das ist ein wahres Gesicht. So Allah will, geh und lehre es Bilal! Er soll damit zum Gebet rufen, denn er hat eine bessere Stimme als du.” Als Bilal zum Gebet rief, hörte es Umar in seinem Hause. Er eilte zu Muhammad, schleppte sein Oberkleid nach und sagte: “O Prophet Allahs, bei dem, der dich mit Wahrheit gesandt hat, ich habe dasselbe Gesicht gehabt wie er!” Muhammad sagte: “Allah sei gelobt.”

[-''* Im Zusammenleben mit Juden und Christen entwickelte Muhammad den Islam zu einer selbständigen Religion mit eigener Gesetzgebung, Liturgie und Sitte. Der Gebetsruf der Moslems enthält eine Zusammenfassung der Grundlehren des Islam:

1. “Allahu akbar” heißt, daß Allah der große, ferne und unbekannte Gott ist, dem niemand und nichts gleicht. Er kann nicht gedacht, noch erreicht oder verstanden werden. Er ist der ganz andere, große und unbekannte Gott, den jeder nur fürchten und anbeten kann.
2. Muhammad wird der “Gesandte Allahs” genannt. Er gilt nicht nur als sein Prophet, sondern auch als sein politischer Statthalter, der die Durchführung des Gesetzes zu überwachen hat. Deshalb kann der Islam letztlich nichts anderes als eine Staatsreligion in einem Religionsstaat sein.
3. Wer sich der vorgeschriebenen Gebetsordnung unterwirft, soll Erfolg im Leben und in der Ewigkeit haben. Diese Gebete sollen Vorrechte bei Allah schaffen und gelten als verdienstvolle Werke, die in dieser und in der jenseitigen Welt Segen schaffen. Das Gebet im Islam ist also ein Mittel zum Zweck und bedeutet keinen Dank für zuvor von Gott empfangene Segnungen und Gnadenerweise. Hier zeigt sich aufs neue die Werkgerechtigkeit des Islam im Gegensatz zur Gnadengerechtigkeit Christi.''-]

'Ubaid ibn 'Umayr al-Laithi hat erzählt: “Muhammad und seine Gefährten hatten beschlossen, eine Glocke anzuschaffen, um die Leute zum Gebet zusammenzurufen. Als Umar zwei Balken für die Glocke kaufen wollte, hatte er ein Gesicht, in welchem ihm befohlen wurde, keine Glocke einzuführen, sondern zum Gebet aufzurufen. Umar ging zu Muhammad, um ihm Kunde von seinem Gesicht zu bringen. Muhammad hatte jedoch durch Offenbarung dasselbe bereits erkannt. Er sagte zu Umar: ‘Diese Offenbarung ist dir bereits zuvorgekommen!' Umar war kaum zurückgekehrt, als Bilal auch schon zum Gebet rief.”

Eine Frau der Banu Nadjdjar erzählte: “Mein Haus war das höchste in der Nähe der Moschee. Bilal rief von hier jeden Morgen zum Gebet. Er kam sehr früh, setzte sich oben auf das Flachdach und wartete auf den Morgenstern. Dann ging er (auf dem Dach) umher und rief: ,Allah, ich lobe dich und flehe deine Hilfe an für die Quraisch, damit sie deinen Glauben annehmen.' Dann rief er zum Gebet, und, bei Allah, ich wüßte nicht, daß er es eine Nacht unterlassen hätte.”

4.04.5 -- Namen der Gegner unter den Juden

Mit der Zeit, als sich der Islam festigte, wurden die Rabbiner Muhammads Feinde. Sie waren von Neid und Groll darüber erfüllt, daß Allah seinen Gesandten aus den Arabern erwählt hatte.* Ihnen schlossen sich auch Ausiten und Khazradjiten an, von denen etliche fest am Heidentum hingen und Götzendiener waren wie ihre Väter und wie jene, die nicht an die Auferstehung glaubten. Sie waren aber genötigt, sich scheinbar zum Islam zu bekennen – den ihre übrige Sippe angenommen hatte - um sich dadurch vor dem Tod zu retten. Sie waren jedoch Heuchler und standen innerlich auf der Seite der Juden, die den Islam verworfen hatten und Muhammad einen Lügner nannten.

* Die Juden verspotteten Muhammad, weil er für sich in Anspruch nahm, ein Prophet des wahren Gottes zu sein. Sie waren weder neidisch, noch grollten sie ihm. Sie verlachten ihn jedoch, was Muhammad zutiefst verletzte.

Die Rabbiner stellten Muhammad Fragen, kränkten ihn und trugen ihm verfängliche Probleme vor, um Wahrheit mit Trug zu mischen, mit Ausnahme weniger Fragen über Erlaubtes und Verbotenes, welche Gläubige an ihn richteten.*

* An dieser Stelle folgt im arabischen Original eine lange Liste mit Namen von Einzelpersonen aus den Banu Nadir, den Banu Qaynuqa' und den Banu Quraiza. Damit werden die Feinde Muhammads beim Namen genannt. Hinzu kamen die Namen einzelner Juden aus den Banu Zuraiq, den Banu Haritha und den Banu Amr.

Diese Rabbiner waren voller Bosheit und erbitterte Feinde Muhammads und seiner Gefährten. Sie warfen Fragen auf und polemisierten gegen den Islam, um ihn zu vernichten. Es gab nur zwei Rabbiner, die Moslems wurden.*

* Die Juden haben die Unstimmigkeiten zwischen den Offenbarungen Muhammads und den Texten der Thora und der Propheten schnell erkannt und Muhammad die Wahrheit spöttisch vor Augen gehalten. Der Prophet der Araber aber konnte nicht zugeben, daß er lediglich mündliche jüdische Überlieferungen in arabische Gedichtverse umsetzte und dabei oft ungenaue Informationen, Mißverständnisse und absichtliche Änderungen zusammenfaßte. Das Bekenntnis eines Irrtums hätte eine Infragestellung seiner prophetischen Autorität bedeutet. Muhammad war der Wahrheit um seiner Ehre willen nicht gehorsam. Der Geist des Islam ist kein Geist der Wahrheit und der Demut, sondern benützt unzählige Tricks und Lügen, um die eigene Ehre und Macht zu retten.
Weil der Angriff der Rabbiner Muhammads innerste Autorität in Frage stellte, nannte er sie seine größten und gefährlichsten Feinde. Die Kritik, Klugheit und Überlegenheit der Juden samt ihrem beißenden Spott schufen einen bis heute nicht nachlassenden Haß in Muhammad und seinen Anhängern.
Jesus wurde ebenfalls von seinem eigenen Volk versucht und verspottet, war jedoch weiser als seine Gegner und überwand ihre List und Tücke mit geistlicher Logik und treffenden Worten aus dem Alten Testament. Jesus war die Wahrheit in Person; er verdrehte das Gesetz nicht, sondern erfüllte es mit Wort und Tat.

4.04.6 -- Die Bekehrung des jüdischen Rabbiners Abdallah ibn Salam

Wie mir einer aus seiner Familie berichtet hat, hat Abd Allah ibn Salam, ein gelehrter Rabbiner, die Geschichte seiner Bekehrung folgendermaßen geschildert: “Als ich von dem Gesandten Allahs erzählen hörte, erkannte ich ihn an seinen Eigenschaften, seinem Namen und an der Zeit, in der wir ihn erwarteten.* Ich freute mich, schwieg aber, bis er nach Medina kam.

* Die Moslems sehen in Muhammad den verheißenen Propheten des Alten Testaments (5. Mose 18,15), der aber nach dem Verständnis des Neuen Testaments Christus ist. Groteskerweise verstehen die Moslems Muhammad auch als Erfüllung des von Jesus verheißenen Parakleten (Johannes 14-16), der in Wirklichkeit der Heilige Geist ist, der an Pfingsten die betenden Jünger erfüllte.

Als er (Muhammad) sich in Quba bei den Banu Amr ibn Auf niederließ, kam ein Mann und benachrichtigte uns von seiner Ankunft. Ich befand mich gerade in der Krone einer Dattelpalme, unter der meine Tante Khalida, die Tochter Hariths, saß. Als ich die Nachricht vernahm, rief ich: ,Allah ist allmächtig.' Meine Tante erwiderte: ‘Gott beschäme dich! Du hättest nicht mehr sagen können, wenn Mose, der Sohn Imrans, gekommen wäre.' Ich erwiderte: ‘Bei Allah, er ist ein Bruder Moses, von seiner Religion und wurde mit dem gesandt, womit Gott Mose gesandt hatte.' Sie fragte: ,Ist er der Prophet, von dem uns prophezeit worden ist, daß er um diese Zeit kommen werde?' Ich sagte: ,Ja.' Sie entgegnete: ‘Dann ist er es also!' Ich begab mich dann zu Muhammad, bekehrte mich zum Islam, ging wieder in mein Haus und befahl meiner ganzen Familie, sich dem Islam hinzugeben, und sie haben es getan. Ich hielt aber unsere Bekehrung vor den Juden geheim. Ich ging dann wieder zu Muhammad und sagte: ‘Die Juden sind verleumderische Leute. Verbirg mich in einem deiner Räume und befrage sie über mich, ehe sie wissen, daß ich Moslem geworden bin, denn sobald sie es erfahren, werden sie mich verleumden und herabsetzen.' Muhammad verbarg ihn in einem seiner Räume, und als die Juden kamen und sich mit ihm eine Weile unterhalten und ihn ausgefragt hatten, fragte er: ,Welche Stellung nimmt al-Husain ibn Salam unter euch ein?' Sie antworteten: ‘Er ist unser Herr und der Sohn unseres Herrn und unser Rabbiner und Gelehrter.' Als sie dies gesagt hatten, trat ich zu ihnen heraus und sagte: ,O ihr Juden! Fürchtet Allah und empfangt, was er euch sendet. Bei Allah, ihr wißt, daß Muhammad ein Gesandter Allahs ist. Ihr findet ihn in der Thora verzeichnet, mit seinem Namen und seinen Eigenschaften.* Ich meinerseits bekenne, daß er ein Gesandter Allahs ist. Ich glaube an ihn und erkenne ihn als wahrhaftig an.' Sie riefen: ‘Du lügst,’ und fingen an, mich zu schmähen. Da sagte ich zu Muhammad: ‘Habe ich dir nicht gesagt, o Prophet Allahs, die Juden seien ein verleumderisches Volk, bei dem Verrat, Lüge und Unzucht (Hurerei) zu Hause sind?'

* Die Moslems legen die Verheißung im 5. Mose 18,15 im Blick auf Muhammad aus, übersehen jedoch dabei, daß der verheißene Prophet ein Glied des Alten Bundes sein mußte, was Muhammad nie war und auch nicht sein konnte.

Hierauf veröffentlichte ich meine Bekehrung und die meiner Familie. Auch meine Tante Khalida wurde eine gute Gläubige.”

4.04.7 -- Die Bekehrung des jüdischen Rabbiners Mukhairiq

Von Mukhairiq wird erzählt: “Er war ein gelehrter Rabbiner, der sehr reich an Dattelpalmen war. Er erkannte Muhammad an seinen Eigenschaften und aus dem, was er in seiner Wissenschaft gelernt hatte, und gewann den Islam lieb. Seine Vertrautheit mit dieser Religion hat ihn überwunden. So lebte er bis zur Schlacht von Uhud, die an einem Sabbat stattfand. Da sagte er zu den Juden: ‘Bei Allah, ihr wißt, daß es eure Pflicht ist, Muhammad beizustehen.' Sie erwiderten: ‘Heute ist Ruhetag.' Er rief: ,Mögt ihr nie zur Ruhe kommen!' Er griff dann zu seinen Waffen und ging nach Uhud zu Muhammad und dessen Gefährten. Vorher hatte er bestimmt, daß, wenn er getötet werde, seine Güter Muhammad zufallen sollten, der damit verfahren könne, wie es ihm Allah eingebe. Er kämpfte dann unter den Gläubigen, bis er getötet wurde. Wie ich gehört habe, soll Muhammad gesagt haben: ,Mukhairiq war der Beste unter den Juden.' Muhammad nahm dann Mukhairiqs Güter in Besitz. Alle von Muhammad verteilten Almosen in Medina stammten aus Mukhairiqs Besitz.”*

* Durch den Übertritt von Rabbinern und anderen Juden zum Islam bekam Muhammad genauere Kenntnisse vom Gesetz, vom Talmud und den Erzählungen der jüdischen Frommen. So kommt es, daß bis zu 70 Prozent der Qur'antexte und der Hadith jüdischen Quellen entstammen, die jedoch in Reime umgeformt und islamisch verdreht wurden.

4.05 -- TEST

Lieber Leser,
wenn Sie dieses Heft aufmerksam studiert haben, können Sie die folgenden Fragen leicht beantworten. Wer 90 Prozent der Fragen in den elf Heften dieser Reihe richtig beantwortet, kann von unserem Zentrum ein Zeugnis bekommen über:

Fortgeschrittene Studien
zum Leben Muhammads aus der Sicht des Evangeliums

als eine Ermutigung für seine zukünftigen Dienste für Christus.

  1. Wie kam der Christ Addas dazu, Muhammad als Propheten anzuerkennen?
  2. Was geschah in der Geschichte der Abordnung der Djinn?
  3. Medina wurde in zehn Schritten zum Religionsstaat eingerichtet. Nennen Sie diese Schritte.
  4. Wie hat der Islam in Yathrib begonnen?
  5. Welcher Inhalt hatte der Vertrag, den Muhammad mit den Bewohnern von Yathrib in al-'Aqaba aushandelte?
  6. Welchen Befehl erhielt Muhammad nachdem er sich mit den Vertretern aus Yathrib geeinigt hatte?
  7. Warum haben die Häupter der Quraisch beschlossen, Muhammad zu töten?
  8. Warum hat Muhammad seine Wohnung in Mekka verlassen? Was tat er dabei?
  9. Wie hat Muhammad seinen Aufenthaltsort in Medina bestimmt?
  10. Vergleichen Sie den Bau der ersten Moschee mit dem Bau der Gemeinde Jesu.
  11. Wie begann der islamischen Gebetsruf?
  12. Wie haben sich die jüdischen Rabbiner Abdallah ibn Salam und Mukhairiq zum Islam bekehrt?

Jeder Teilnehmer an diesem Test darf zur Beantwortung dieser Fragen jedes beliebige Buch, das ihm zur Verfügung steht, benutzen und jede ihm bekannte vertrauenswürdige Person fragen. Wir warten auf Ihre schriftlichen Antworten, inklusive Ihrer vollständigen Adresse auf Papier oder per e-mail. Wir beten für Sie zu Jesus, dem lebendigen Herrn, daß er Sie berufe, sende, leite, stärke, bewahre und mit Ihnen sei an jedem Tag Ihres Lebens!

Im Dienst Jesu verbunden
Abd al-Masih und Salam Falaki

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